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Gutsarchiv von Bülow, Beyernaumburg (Bestand)
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Form und Inhalt: 1. Geschichte von Ort und Rittergut Beyernaumburg
Beyernaumburg wird erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis Ende des 9. Jahrhunderts als "urbs Niuuenburg" erwähnt.
Es war ursprünglich eine als Rückhalt im Kampf gegen die Ungarn und zum Schutze der Bevölkerung erbaute "Reichsburg".
1113 schenkte Kaiser Heinrich V. die Naumburg den aus Bayern stammenden Grafen von Gleuss-Seeburg. Man vermutet, daß der spätere, 1266 erstmals belegte Name "Beyernaumburg" darauf zurückzuführen ist. 1182 fiel die Herrschaft Beyernaumburg als Erbschaft an Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der sie 1184 an das Erzbistum Magdeburg weitergab.
Nach vielen Verpfändungen und Besitzveränderungen gelangte Beyernaumburg 1391 in den Besitz der Landgrafen von Thüringen.
Aber schon 1430 verkaufte es Landgraf Friedrich der Friedfertige (oder der Einfältige) an die Brüder Berndt und Busso von der Asseburg. Bei dieser Familie verblieb das Gut, bis ihr Beyernaumburgr Zweig im Mannesstamm ausstarb. Durch Heirat gelangte das Rittergut Beyernaumburg 1653, endgültig 1695 in den Besitz der Familie von Bülow, Linie Potremse (s. u.). Bereits seit 1369 unter wettinischer Oberhoheit, gehörte das Dorf und Gut Beyernaumburg bis 1815 zum Thüringer Kreis des Kurfürstentums, späteren (1697-1763 und ab 1806) Königsreichs Sachsen.
Auf dem Wiener Kongreß mußte das Amt Sangerhausen, zu dem Beyernaumburg zählte, von Kursachsen an Preußen abgetreten werden und gehörte seitdem zur preußischen Provinz Sachsen (Regierungsbezirk Merseburg, Oberpräsidium in Magdeburg).
Die mit eigener Patrimonialgerichtsbarkeit ausgestattete Gutsherrschaft Beyernaumburg wurde 1725 in Ober- und Unterschloß Beyernaumburg aufgeteilt, 1831 jedoch wieder vereinigt. Zwischen den Mitgliedern der Familie von Bülow kam es zu häufigen Erbteilungen und Erbstreitigkeiten. 1904 wurde in Beyernaumburg ein Familienfideikommiß eingerichtet.
Der Einmarsch der Russen nach dem 2. Weltkrieg bedeutete das Ende des Ritterguts Beyernaumburg. Am 01.09.1945 wurde Beyernaumburg restlos enteignet, am 13.01.1946 Hans von Bülow als letzter Besitzer des Ritterguts mit seiner Familie vertrieben. Heute gehört Beyernaumburg zum Bezirk Halle der DDR, Kreis Sangerhausen. Das Unterschloß ist jetzt Landwirtschaftsschule, während das Oberschloß als Altersheim dient.
2. Die Familie von Bülow
Der Name Bülow wird erstmals in einer 1154 ausgestellten Urkunde Heinrichs des Löwen genannt, in der ein Bülowius Godofridus im Kirchspiel Rhena vorkommt. Als eigentlicher Stammvater des Geschlechts gilt aber der mit dem vorher Genannten nicht identische Ritter Gottfried von Bülow, der um das Jahr 1231 lebte.
Die Familie, die wahrscheinlich von Westen her in das damals von slawischen Obotriten bewohnte Mecklenburg (als Kolonisatoren?) eingewandert war, nannte sich nach ihrem Stammsitz, dem wendischen Dorf Bülow.
Im 13. und 14. Jahrhundert spaltete sich das rasch wachsende Geschlecht in acht Linien auf, die bis heute die Grundlage der Genealogie der von Bülow bilden:
Die Familie verbreitete sich in der Folgezeit über Mecklenburg, Kurbrandenburg, Preußen, Hannover und Sachsen bis nach Dänemark und Schweden. Viele Familienmitglieder erlangten hohe Positionen in Verwaltung und Militär und erwarben sich Landgüter.
Im 19. und 20. Jahrhundert kam das Offiziersgeschlecht von Bülow auch im auswärtigen und diplomatischen Dienst zu Ruhm und Ansehen. Bedeutendstes Mitglied der Familie war der Reichskanzler Fürst Bernhard von Bülow (1845-1929).
Der in Beyernaumburg ansässige freiherrliche Zweig der Familie gehörte zur Linie Potremse (IV), benannt nach den Gütern Groß- und Klein-Potrems bei Güstrow in Mecklenburg, Kreis Schwerin.
Außer in Sachsen war sie im heutigen Niedersachsen begütert, wo ihr die Güter Essenrode (1637-1837), Brunsrode (beide bei Gifhorn), Kaltenmoor und Wülschenbrook (bei Lüneburg), alle im Bereich des welfischen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg gelegen, gehörten.
Nachdem Julius von Bülow 1627 mit dem Kauf von Essenrode der Sprung nach Niedersachsen gelungen war, erwarb Viktor von Bülow 1653 von den Asseburgern die Rechte an Beyernaumburg, das seit 1695 (Belehnung durch König August den Starken von Sachsen-Polen) endgültig in den Besitz der Familie von Bülow (Linie Potremse) gelangte und dort bis zur restlosen Enteignung im Jahre 1945 verblieb (Näheres dazu im Abschitt 1).
Letzter Herr auf Beyernaumburg war Hans Frhr. von Bülow (1905-1979), der sich nach der Vertreibung auf dem Landsitz der Familie seiner Ehefrau, dem Gut der Freiherrn von Reden in Wendling-hausen/Lippe, niederließ.
Zum Bestand
Das Familienarchiv der von Bülow mit Beständen aus allen Linien der Familie befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg in Beyernaumburg.
Zuletzt wurde es von Hans Freiherrn von Bülow-Beyernaumburg (1905-1979) geleitet.
Es umfasste 21 Urkunden, 188 Akten und Stammtafeln, 46 Werke über das Geschlecht, 233 von Mitgliedern verfasste Werke und 86 Bildwerke. Durch die Enteignung und Vertreibung ging fast das gesamte Familienarchiv verloren. Nur ein kleiner Teil der Archivalien, der die auf Beyernaumburg ansässigen Familienangehörigen und ihre Verwandten aus der Linie Potremse-Essenrode (IV) betraf, konnte von Hans von Bülow und seiner Ehefrau Lurlei, geb. von Reden, in den Westen gerettet werden. Zunächst lagerten die Archivalien auf dem Familiensitz der von Reden, dem Schloß Wendlinghausen. Nach dem Tode des Hans von Bülow gelangte das Familienarchiv der Freiherrn von Bülow-Beyernaumburg als Depositum in das Staatsarchiv Detmold, wo es die Zugangsnummer 29/81 erhielt. Der Hinterlegungsvertrag wurde am 3. Juni 1981 zwischen dem Staatsarchiv und Lurlei Freifrau von Bülow abgeschlossen.
Die Archivalien, die von Freifrau von Bülow bereits vorläufig geordnet worden waren, wurden im September und Oktober 1983 vom Unterzeichneten neu geordnet und verzeichnet. Die Karten wurden herausgenommen und zu einem eigenen Bestand "D 73 von Bülow" vereinigt.
Der Bestand "L 114 von Bülow" enthält Urkunden und Akten aus dem 16. - 20. Jahrhundert (in späteren Abschriften sind auch Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts überliefert). Bei der Neuordnung und -verzeichnung wurde die von Freifrau von Bülow vorgenommene Formierung der Akten, die sich meist als sinnvoll und durchdacht erwies, weitmöglichst beibehalten. Die einzelnen Akten wurden jedoch von den Urkunden getrennt und nach sachlichen Gesichtspunkten völlig neu gruppiert. Hierbei überwiegen die Familienangelegenheiten eindeutig die Akten, die in Zusammenhang mit der Verwaltung des Guts stehen. Besonders auffällig sind die vielen Briefsammlungen, die in den meisten Fällen nur chronologisch geordnet werden konnten. Die dem Bestand beigegebenen Bücher und ms. Manuskripte wurden herausgenommen und am Schluss als eigene Abteilung angeschlossen. Die bis dahin in Aktenordnern (mit römischen Ziffern) aufbewahrten Archivalien wurden umgebettet und nach dem Numerus-Currens-Verfahren neu signiert.
Literatur:
Bülow, Lurlei Freifrau von:
Wilhelm Freiherr von Bülow (1867-1935) und seine Vorfahren.
1. Teil o. 0. 1979
Dies.: Friedrich Ernst von Bülow (1736-1802), seine Vorfahren und Nachkommen. 2. Teil o. O. 1979
Schwineköper, Berent (Hg.):
Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 11:
Provinz Sachsen-Anhalt. Stuttgart 1975.
Gringmuth-Dallmer, Hans; Berent
Schwineköper und Manfred Kobuch (Hgg.):
Gesamtübersicht über die Bestände des Landeshauptarchivs Magdeburg.
4 Bde. Halle 1954-1961.
Flügge, Kurt: Bülows in der deutschen Geschichte o. 0. o. J. (MS)
Bülow, Frhr. v.: Die Bülows in der deutschen Geschichte. Celle 1964