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Unterlagen der Familie Rampacher (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe
1837-1945, 1957
Überlieferungsgeschichte
Abgabe an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart am 25.01.2012 von Elisabeth Zorer, Villastraße 56, 72770 Reutlingen und von Dr. Hermann Rampacher, Überlingen im Jahr 2015
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält vor allem Briefe und Unterlagen von Hermann von Rampacher (geb. 2.1.1817 auf dem Hohenasperg; gest. 2.10.1871 in Stuttgart). Hermann v. Rampacher war von 1866 bis 1868 Festungskommandant auf dem Hohenasperg und vom 27.3. bis 12.6.1868 nach Berlin abkommandiert, um das preußische Heerwesen kennenzulernen. In dieser Zeit schrieb er fast täglich an seine Frau auf dem Hohenasperg und sie an ihn.
Die Briefe insgesamt erstrecken sich auf einen Zeitraum von 1863 bis 1871. Darunter finden sich auch Feldpostbriefe aus dem Krieg gegen Preußen im Jahr 1866 aus dem Feldlager Tauberbischofsheim.
Daneben werden im Bestand auch Unterlagen zur militärischen Laufbahn von Hermann von Rampacher, ein Tagebuch aus der Zeit seiner Abkommandierung nach Berlin und eine Beschreibung des Hohenaspergs seiner Tochter Anny Zorer geb. von Rampacher verwahrt. Dazu kommen noch Kopien von Fotos und ein Stammbaum der Familie.
1. Hermann von Rampacher (*2.1.1817, +2.10.1871), Oberst, und seine Familie: Hermann von Rampacher, mit vollständigem Vornamen Karl August Hermann, wurde am 2. Januar 1817 auf dem Hohenasperg als Sohn des Oberst Johann Christoph Rampacher (1789-1844) geboren. Dieser war Teilnehmer an den Feldzügen von 1809, 1813, 1814 und 1815 gewesen. Wie sein Vater strebte Hermann Rampacher eine militärische Laufbahn an. Diese war zielstrebig und äußerst erfolgreich. Seit 1832 besuchte Hermann Rampacher die Offiziersbildungsanstalt in Ludwigsburg. 1835 wurde er zum Unterleutnant ernannt, 1842 dann zum Oberleutnant. Von 1836 an gehörte er zum 5. Infanterieregiment, wo er September 1843 Regimentsadjudant wurde. 1849 ging er als Hauptmann zum 3. Infanterieregiment, ein Jahr später wurde er zum 5. Infanterieregiment versetzt. Zum Divisionsadjudant stieg er Oktober 1853 auf, 1863 wurde er Major und Bataillonskommandant des 5. Infanterieregimentes in Ulm und 1865 Kommandant des Jägerbataillons in Wiblingen. Rampacher wurde April 1866 Kommandant des ersten Jägerbataillons und Festungskommandant in Hohenasperg, womit er auch Vorstand der dortigen Zivilfestungs- und Strafanstalt war. 1867 erlangte er den Rang eines Oberstleutnants. 1868 wurde er nach Mergentheim versetzt. Die Stellung eines Oberst und Kommandanten des 5. Infanterieregimentes erlangte er September 1869 und nur wenig später die des 7. Infanterieregimentes in Stuttgart. 1848 nahm Rampacher an der Expedition gegen die Revolution in Baden teil. 1866 kämpfte er im Preußisch-Österreichischen Krieg, bei dem das Königreich Württemberg auf Seiten des Deutschen Bundes und Österreichs stand. Als sich wenig später Württemberg außenpolitisch Preußen annäherte, gehörte Rampacher zu den führenden württembergischen Militärs, die 1868 für ein Vierteljahr Berlin besuchten, um das preußische Militärwesen kennen zu lernen. Die Teilnahme am deutsch-französischen Krieg 1870-1871 war das letzte große militärische Ereignis, an dem Rampacher beteiligt war. Am 2.10. 1871 verstarb er in Stuttgart. Rampacher erhielt zahlreiche Ehrungen. 1856 erlangte er das Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens, 1859 das Militärdienst-Ehrenzeichen I. Klasse, 1866 das Ritterkreuz des Militärverdienstordens, 1867 die Kriegsdenkmünze und 1868 das Ritterkreuz des Kronordens. Mit dem letztgenannten Orden war der persönliche Adelstitel verbunden, seither nannte Rampacher sich "von Rampacher". 1870 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse und 1871 schließlich das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Hermann Rampacher war dreimal verheiratet: 1. 1851-1858 mit Pauline Katharina, geb. Kornbeck (1827-1858), 2. 1859 mit Sophie Amalie, geb. Kornbeck und 3. seit 1861 mit Anna, geb. von Braun (1839 -1902), Tochter des fürstlich-hohenlohischen Archivars Adolf Karl Georg Edler von Braun in Öhringen. Er hatte drei Kinder, Julia und Hermann aus der ersten Ehe und Anne aus der dritten. Rampachers Sohn (Paul Friedrich) Hermann Rampacher (1854-1933) wurde ebenfalls Militär. Schon 1870/71 hatte er am deutsch-französischen Krieg teilgenommen, stets in der Nähe des Vaters, der sein Fortkommen protegierte. Zuletzt stand er im Rang eines Generals der Infanterie. Der Enkel, (Alexander) Hermann Rampacher (1884-1959), diente seit 1902 als Offizier im Grenadierregiment Königin Olga Nro. 119 und hatte im Zweiten Weltkrieg den Rang eines Oberst. Über vier Generationen hinweg stand also die Familie Rampacher an vorderster Front im württembergischen Militärdienst.
2. Zum Bestand: Im Januar 2012 übergab Elisabeth Zorer, die Urenkelin Hermanns von Rampacher und Enkelin seiner jüngsten Tochter Anne, die vorliegenden Unterlagen dem Hauptstaatsarchiv zur Verwahrung. Sie enthalten hauptsächlich Briefe. 510 stammen von Hermann Rampacher, 262 von seiner Frau Anna. Weiterhin sind 44 Briefe der Schwester Annas, Emilie Fischer, geb. von Braun, an Anna bzw. später deren Tochter Anne enthalten. Einige wenige Briefe stammen vom Vater Hermanns (5 Stück) und von seinen Kinder an die Geschwister bzw. Eltern (5 Stück). Insgesamt sind es fast 830 Briefe. Daneben enthält der Bestand einige aktenmäßige Unterlagen über die Laufbahn Rampachers, ein Tagebuch aus seiner Berliner Zeit sowie Zusammenstellungen zur Genealogie der Familie. Im Mittelpunkt der Überlieferung steht die Zeit der dritten Ehe Hermann Rampachers (mit Anna von Braun seit 1861). Die Tradierung der Unterlagen erfolgte durch seine jüngste Tochter Anne, die dieser Eheverbindung entspross. Andere Korrespondenzen, auch die seiner Kinder an die Geschwister und Eltern, sind nur rudimentär vorhanden, dürften aber - wie Andeutungen in den Briefen belegen - umfangreicher ausgefallen sein. Möglicherweise ist diese Korrespondenz noch im Besitz der Familie, der es in erster Linie um die Abgabe historisch relevanter Unterlagen an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart ging. Und das sind die Briefe des Ehepaares während der Kriege 1866 und 1870/71 sowie während der Abordnung Rampachers nach Berlin 1868. Ein Ehepaar korrespondiert normalerweise wenig, da die Wohngemeinschaft eine mündliche Kommunikation ermöglicht. Wenn diese tägliche Nähe aber aufgehoben wird, können sehr dichte Briefserien entstehen. So im vorliegenden Fall: die beiden Kriege 1866 und 1870/71, die Abordnung Rampachers 1868 nach Berlin wie auch vorgezogene Wohnungswechsel (bei Versetzungen Rampachers zog seine Frau mit den Kinder erst später nach) bewirkten eine räumliche Trennung, die durch intensiven Briefwechsel kompensiert wurde. Durch Briefe wurden nicht nur wichtige Informationen für das Funktionieren der Familie ausgetauscht (das Telefon stand noch nicht zur Verfügung), die Beziehung wurde regelrecht durch intensive Korrespondenz "aufrecht erhalten". Daher so häufige Liebesbekundungen, immer wieder beteuerte Hoffnung auf das Kriegsende und auf baldiges Wiedersehen und das Beklagen von Heimweh. Hermann Rampacher selbst bezeichnet das Briefeschreiben mehrfach als "Unterhaltung" mit seiner Frau. Bei Besuchen in der Verwandtschaft nahm Anna Rampacher die Briefe ihres Mannes mit, las sie vor oder stellte sie zum Lesen zur Verfügung. So wurde auch der Kontakt zur Verwandtschaft über diese Briefe aufrechterhalten. In solchen Zeiten war tägliches Schreiben für Hermann und Anna Rampacher eine Pflicht. Manchmal wurden am selben Tag gleich zwei Briefe (morgens und abends) geschrieben. Besonders bei Hermann Rampacher fällt auf, dass er jede Gelegenheit zum Schreiben nutzte und einen Brief in Etappen fertigstellte, also öfters zum Schreiben ansetzte (die Uhrzeiten sind dann im Brief angegeben) . Er hatte übrigens neben seiner Frau weitere Korrespondenzpartner, denen er mehr oder weniger regelmäßig schrieb. Während der beiden Kriege 1866 und 1870/71 hatte die Korrespondenz die Funktion des Tagebuchersatzes. Hermann Rampacher schrieb am 21.06.1866 an seine Frau: " ... meine Briefe schreibe ich so oft ich dazu komme tagbuchförmig. Hebe sie auf, sie müssen mit die Stelle eines Tagebuchs vertreten". Ähnlich heißt es im Brief vom 27.09.1870: "Ich habe dir heute wieder ein Paket meiner lieben Briefe von deiner Hand vom 6. bis 17. September zurückgesendet. Hebe sie mir gut auf, sie bilden - im Verein mit den Briefen, die du von mir erhalten hast - ein Feldtagebuch." Im Brief vom 12.10.1870 beschreibt er den praktischen Nutzen der Korrespondenz so: "Unsere beiderseitigen Briefe aus dieser Kriegsepoche, die sich gegenseitig ergänzen, werden uns seiner Zeit, wenn wir am Winterabend am warmen Ofen um die Lampe herumsitzen, oder aber an einem Frühjahrsabend auf der Veranda uns sonnen, im ausgedehnten Tagebuch Material liefern, an dem wir die ganze große Zeit noch einmal an unseren Blicken und Gedanken vorüberziehen lassen können." Diese Intention lässt die herausragende Bedeutung der Briefe erkennen. Sie bergen viele wertvolle Hinweise auf wichtige militärische Ereignisse und Sachverhalte, aber auch Bewertungen und das Erleben des Kriegsgeschehens. In ihnen zeigen sich die Mentalität einer württembergischen Offiziersfamilie und ihr Alltagsleben im 3. Viertel des 19. Jh. Inhaltlich sind die Briefe für eine historische Auswertung auf den ersten Blick eher etwas banal. Sicherlich werden wichtige Kriegsereignisse und historische Fakten erwähnt und kommentiert, sie stehen aber nicht im Vordergrund. Manches wollte Hermann von Rampacher nicht den Briefen anvertrauen, wie die häufiger vorkommende Bemerkung "Darüber mündlich" erkennen lässt. Der Krieg machte sich aber auch im Alltag bemerkbar. Aus der Ferne sandte Anna ihrem Mann Wäsche, Kleidung und Lebensmittel (z.B. haltbare Wurst, Wein und Gebackenes). Bedürfnisse und deren Zufriedenstellung sind Thema der wechselseitigen Briefe. Probleme des Alltags, die Erziehung und das Aufwachsen der Kinder, finanzielle Fragen sowie allgemeine Angelegenheiten der Familien und der Verwandten werden in den Briefen angesprochen und nötigenfalls geregelt.
3. Bearbeitung des Bestandes: Wegen des besonderen Gehalts der Briefe wurden die Briefserien vergleichsweise tief erschlossen. Nicht nur Entstehungszeit, Korrespondenzpartner und Umfang sind als Grundgerüst der Erschließung von Korrespondenz angegeben, sondern es werden auch Hinweise auf besondere Inhalte gegeben. Im Enthält-Vermerk sind inhaltliche Besonderheiten aufgeführt. Zum Auffinden ist das Datum des jeweiligen Briefes angegeben. Dieses Datum ist nicht identisch mit dem Datum des Ereignisses und sollte damit nicht verwechselt werden. Da die Briefe von Anna und Hermann Rampacher eng verzahnt sind und thematisch aufeinander eingehen, ist eine parallele Lektüre und Auswertung empfehlenswert. Ergänzende Unterlagen vor allem zu den Laufbahnen der Rampachers befinden sich in den Militärbeständen. Den Sohn Hermann Rampacher betreffen M 430/2 Bü 1659, M 707 Nr. 1190 und 1191, den Enkel M 430/2 Bü 1660. Wichtige Personaldaten der drei Rampachers aus dem 19. Jh. enthält E 40/33 Bü 559, der Antrag auf Gewährung des erblichen Adelsstandes für Hermann Rampacher von 1913. Der Bestand enthält 48 Büschel in ca. 0,5 lfd. m, die Laufzeit reicht von 1827 bis 1902 mit einem Nachtrag von 1934. Stuttgart im November 2012 Dr. Peter Schiffer
4. Nachtrag: 2015 übergab der Sohn des Oberst Hermann Rampacher (1884-1959) weitere Unterlagen zur Familie Rampacher, vor allem Ernennungsurkunden zu den militärischen Ämter und zu Ordensverleihungen, dem Hauptstaatsarchiv zur Archivierung. Diese wurden als Bü 49 - 61 dem Bestand Q 2/39 hinzugefügt. Mit diesen 13 Büscheln änderte sich die Bestandsstruktur der von Anne Zorer stammenden Unterlagen der ersten Ablieferung von 2012 grundlegend. Daher war eine Überarbeitung des Findbuches erforderlich, die Bestandgliederung musste angepasst werden: nicht mehr die Person des Hermann von Rampacher (1817-1871) stand jetzt im Mittelpunkt der Unterlagen, sondern diese bezogen sich nun auf die drei Generationen mit dem Vater, dem Sohn und dem Enkel. Auch konnten mit neuen Erkenntnissen einige Titelaufnahmen korrigiert oder aktualisiert werden. Weiterhin wurden Unterlagen zu einer Familie Schöllkopf zum Scannen überlassen, die Originale aber wie zurückverlangt. Stuttgart, im April 2016 Dr. Peter Schiffer
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.