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Schwarz-Weiß-Fotografie, auf der Emma Carus vom Kopf bis knapp über die Knie vor einem dunklen Hintergrund zu sehen ist. Sie trägt einen Nadelstreifenanzug, ein helles Hemd mit Krawatte und einen Hut auf dem Kopf. Im oberen Knopfloch ihrer Jacke steckt eine Blume. In der einen Hand hält sie ein Paar Handschuhe, die andere steckt in der Tasche ihrer Jacke. Sie wurde fast frontal fotografiert und hat den Kopf leicht zur rechten Seite gedreht. Ihr Blick geht geradeaus, leicht nach oben.
Kontext:
Emma Carus (1879–1927), eine US-amerikanische Sängerin, ist auf diesem Foto vermutlich in einer Rolle im Musical „The Motor Girl“ abgebildet.
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld nutze es in seiner Publikation „Der erotische Verkleidungstrieb“ möglicherweise, weil sie durch ihre Kleidung als „männlich“ charakterisiert und damit als sog. „Zwischenstufe“ gelten konnte.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der von Hirschfeld entwickelten „Zwischenstufen“ die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Hirschfeld und andere, die sich für die Rechte (sexueller) Minderheiten einsetzen, griffen in ihren Schriften und weiteren aufklärerischen Arbeiten oft auf historische oder bekannte Persönlichkeiten zurück, die nicht in geschlechtliche Normvorstellungen passten. Damit verwiesen sie auf eine lange Traditionslinie von Identitätskonzepten, die jenseits der zweigeschlechtlichen, heterosexuellen Norm lagen.