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A Rep. 250-02-00 Much AG (Bestand)
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 6 Unternehmen der Wirtschaft >> A 6.2 Unternehmen der privaten Wirtschaft
1918 - 1960
Vorwort: A Rep. 250-02-00 Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG, chemisch-pharmazeutische Fabrik
1. Betriebsgeschichte
Die Professor Dr. med. Much’sche Präparate Aktiengesellschaft chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse wurde durch Gesellschaftsvertrag am 16.03.1934 gegründet. Die Eintragung der vorstehenden Gesellschaft erfolgte am 22. Juni 1934 in Berlin unter Nummer 49092 in das Handelsregister, Abteilung B. Die Geschäftsstelle der Gesellschaft befand sich in Berlin-Pankow, Arkonastraße 3. Die Gesellschaft war in ihrer Dauer unbeschränkt.
Gegenstand des Unternehmens war in der Hauptsache der Vertrieb der von Professor Dr. med. Hans Much erfundenen Präparate, sowie die Übernahme und Auswertung der von der Firma Professor Dr. med. Much’sche Präparate GmbH gewonnenen geschäftlichen Beziehungen und Vermögensstücke, ferner auch ergänzend der Vertrieb anderer medizinischer, pharmazeutischer und ähnlicher Erzeugnisse.
Das Grundkapital der Gesellschaft betrug zum Gründungszeitraum 50.000,00 RM. Es wurde in 50 Aktien zu je 1.000,00 RM zerlegt. Jede Aktie hatte 1 Stimme. Die Aktien waren Inhaberaktien.
Gründer der Gesellschaft waren der Geheime Kommissionsrat Fabrikbesitzer Leo Max Baginski, der Direktor Viktor Taussig, der Kaufmann Herbert Müller, der Propagandist Hans Stanke und der Rentier Leo Stanke.
Die Professor Dr. med. Much’sche Präparate GmbH (gegründet am 27. März 1931), deren Anteile bei der Gründung der Aktiengesellschaft eingebracht worden sind, beteiligte sich zu 100 Prozent. Zweck war der Vertrieb medizinischer, diätischer, kosmetischer und pharmazeutischer Präparate und Genussmittel, insbesondere der von Herrn Dr. med. Hans Much erfundenen Präparate.
Ende September 1934 wurde die Firmenbezeichnung in Prof. Dr. med. Much’sche Präparate Aktiengesellschaft chemisch-pharmazeutische Fabrik geändert. Die amtliche Mitteilung des Registergerichts erfolgte am 12. Januar 1935.
Im Jahre 1934/1935 hat sich die Aktiengesellschaft wesentlich dadurch erweitert, dass sie den Vertrieb und die Herstellung einiger Präparate ihrer Gesellschaften - Dr. Ballowitz & Co. Chemisch-Pharmazeutische Fabrik GmbH, „Titus“ Chemisch-Pharmazeutische Fabrik GmbH und „Eta“ Chemisch-Technische Fabrik GmbH - am 01. Oktober 1934 übernahm.
Eine Kapitalerhöhung war nicht erforderlich, weil diese Gesellschaften der Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik ihre diesbezüglichen Bestände zur Verfügung stellten.
Die Aktiengesellschaft war insgesamt mit fünf Einzelfirmen bzw. Gesellschaften zu einer wirtschaftlichen Einheit zusammengeschlossen. Es handelte sich um die Dr. Ballowitz & Co. Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH, um die „Titus“ Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH, um die „Eta“ Chemisch-technische Fabrik GmbH, um die L.M. Baginski Fabrik orthopädische Apparate GmbH und um die Brunnenverwaltung Bad Soden GmbH.
Das Stammkapital der Dr. Ballowitz & Co. Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH, die im Jahre 1926 gegründet worden ist, befand sich voll im Besitz des Herrn Dr. Leo Max Baginski und dessen Frau. Ab 23.06.1932 wurde der Direktor Viktor Taussig zum Geschäftsführer bestellt.
Das Stammkapital der „Titus“ Chemisch-pharmazeutischen Fabrik GmbH, die erst im Jahre 1929 gegründet worden ist, befand sich ebenfalls voll im Besitz des Herrn Dr. Leo Max Baginski, während das Stammkapital der „Eta“ Chemisch-technischen Fabrik GmbH, die bereits im Jahre 1922 gegründet worden ist (früher: Kosmetisches Laboratorium GmbH), zu 9/10 dem Herrn Dr. Leo Max Baginski und zu 1/10 Frau Anna Segner geb. Baginski gehörten.
Geschäftsführer der „Eta“ Chemisch-technischen Fabrik GmbH waren Herr Dr. Leo Max Baginski und Frau Anna Segner und Geschäftsführer der „Titus“ chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH war Herr Direktor Viktor Taussig. Das Stammkapital der Firma L.M. Baginski Fabrik orthopädische Apparate GmbH, die auch im Jahre 1926 gegründet worden ist, befand sich ebenfalls im Besitz ihres Geschäftsführers, Dr. Leo Max Baginski und im Besitz seiner Ehefrau, Frau Käthe Baginski geb. Stanke.
Zum Kriegsende, im April 1945, haben die Gesellschaften aufgehört zu arbeiten. Alle Geschäfte, die dann anliefen, vollzogen sich im Namen der Professor Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik. Der gesamte Betrieb wurde mit dem Zusammenbruch dann im Mai 1945 eingestellt.
Das Gewerbe wurde durch das Bezirksamt Pankow der Stadt Berlin, Treuhandstelle für Betriebe, am 07. Mai 1945 neu erteilt.
Der Verwaltungsbezirk Berlin-Pankow und der Kommandant der russischen Besatzungsmacht setzten Herrn Viktor Taussig als kommissarischen Leiter der Aktiengesellschaft ein.
Herr Viktor Taussig war von 1926 bis 1939 alleiniges Vorstandsmitglied der Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik, der dann, da er der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte, auf Druck der Naziregierung abgesetzt werden musste. (Akte A Rep. 250-02-00, Nr. 580).
Zum Zeitpunkt der Treuhandübernahme befanden sich alle Aktien des Unternehmens in der Familie Baginski. Das Grundkapital der Gesellschaft betrug inzwischen 150.000,00 RM und wurde in 150 Aktien zu je 1.000,00 RM zerlegt.
Die geschätzten Kriegsschäden beliefen sich an Gebäuden und Anlagen auf ca. 30.000,00 RM (je ca. 15.000,00 RM). Bei Kriegsende hat die Gesellschaft Verluste an Waren, Forderungen, Bankguthaben usw. von insgesamt 1.226.966,98 RM erlitten.
Auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone wurden alle pharmazeutischen Betriebe zu den „Vereinigten Volkseigenen Betrieben Pharma“ (VVB Pharma) zusammengefasst. Der Sitz der Hauptdirektion befand sich in Halle (VVB Pharma Halle). Die Außenstelle Berlin war die VVB Pharma Schering (1949), später VEB Pharmazeutisches Werk Pankow (1952), zu denen dann die ehemaligen Gesellschaften der Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik in Berlin-Pankow („Eta“ Chemisch-technische Fabrik GmbH und Dr. Ballowitz & Co., Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH) gehörten.
Die heutige Whitehall-Much GmbH, Sitz in Münster, ist Teil von Wyeth, einem der weltweit führenden pharmazeutischen Konzerne.
Professor Dr. med. Hans Much war ein Hamburger Forscher und Direktor des Institutes für Serologie. Nach ihm wurde die Aktiengesellschaft benannt. Direktor der Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik in Berlin war der Geheime Kommissionsrat Fabrikbesitzer Leo Max Baginski.
Das Unternehmen fertigte u.a. „Spalt-Tabletten“, „Dragees Neunzehn“, „Balsam Acht“, „Antineuralgica-Tabletten“, „Antasthmatica-Tabletten“ und „Bronchoform-Tabletten“. Im Rennen um die Marktführerschaft entschied sich schon früh die Werbestrategie - zum Beispiel die „Spalt-Tablette“. Der Berliner Geheimrat Leo Max Baginski wollte eine unverwechselbare Pille und beauftragte seinen Tablettenmeister: „Wat man im Dunkeln fühlen kann, wat et is!“
Eine Kerbe in der Tablette – das war die Idee. Hinter dem Warenzeichen steckte die Vorstellung, dass das Kombinationspräparat aus mehreren Wirkstoffen den Schmerz sozusagen zerlegt oder aufspaltet. Damit begann die Karriere der legendären Spalt-Tablette.
Das Unternehmen „Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik“ – erst in Berlin, dann in Bad Soden – startete Anfang der dreißiger Jahre eine groß angelegte Werbekampagne: Jede Apotheke erhielt als Erstausstattung kostenlos zehn Zehner- und zehn Zwanziger-Packungen, die schnell vergriffen und nachbestellt wurden. In diesen Jahren gab die Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik 60 Prozent des Umsatzes für die Spalt-Werbung aus. Das rechnete sich: 1938 war Spalt zum Beispiel neben Aspirin und Togal eine der bekanntesten Schmerzmittelmarken.
2. Bestandsgeschichte
Das Archivgut der Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik gelangte 1968 aus dem Verwaltungsarchiv des Magistrats von Groß-Berlin an das Stadtarchiv Berlin.
Insgesamt umfasst der Bestand A Rep. 250-02-00, Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik, 691 AE (17,85 lfm). Seine Laufzeit reicht von 1924 bis 1955, wobei der Schwerpunkt in den Jahren 1934 bis 1948 liegt. Einzelne Unterlagen reichen darüber hinaus bis in die Jahre 1956 bis 1960.
Einzelne Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Der Bestand der ist wie folgt zu zitieren:
Landesarchiv Berlin, A Rep. 250-02-00 Prof. Dr. med. Much’sche Präparate AG chemisch-pharmazeutische Fabrik, Nr. ...
3. Korrespondierende Bestände
LAB B Rep. 042 Amtsgericht Charlottenburg, Nr. 39145
LAB C Rep. 106-01 Magistrat von Berlin, Abteilung Örtliche Industrie und Handwerk , Nr. 771
LAB C Rep. 304 Bezirksvertragsgericht Berlin, Nr. 55064
LAB C Rep. 375-01-08 C Rep. 375-01-08 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung – Teil Berlin: NSDAP, SA, SS, Nr. BARCH ZA I 08403, A. 20/1-4
LAB C Rep. 420 VEB Berlin-Chemie
4. Literatur- und uellenverzeichnis
Klara van Eyll (Hrsg.), Beate Brüninghaus (Hrsg.), Sibylle Grube-Bannasch (Hrsg.).- Deutsche Wirtschaftsarchive. Nachweis historischer Quellen in Unternehmen, Körperschaften des Öffentlichen Rechts (Kammern) und Verbänden der Bundesrepublik Deutschland.- 3. Auflage 1994. - Kartoniert.- ISBN 978-3-515-06211-4
Christoph Friedrich: Spalt. Festschrift zum 75. Jubiläum, Whitehall-Much GmbH, Münster 2007
Rudolf von Nolting: Geheimrat L.M. Baginski und sein Werk. Nach privaten Aufzeichnungen und Dokumenten, Bad Soden a. Ts. 1993
Joachim Kromer: Chronik der katholischen Pfarrgemeinde St. Katharina Bad Soden a. Ts., Materialien zur Bad Sodener Geschichte / 20, Bad Soden 1996
5. Quellen Internet
http://ansichtskarten-pankow.de/pankowgewerbe2.htm (Stand 22.02.2013)
http://www.kugener.com/abfrage.php?id=0680 (Stand 22.02.2013)
http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Maximilian_Baginski (Stand 22.02.2013)
Berlin, Oktober 2004 Christina Groß
Bestand
Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB B Rep. 042 Amtsgericht Charlottenburg, Nr. 39145
LAB C Rep. 106-01 Magistrat von Berlin, Abteilung Örtliche Industrie und Handwerk , Nr. 771
LAB C Rep. 304 Bezirksvertragsgericht Berlin, Nr. 55064
LAB C Rep. 375-01-08 - Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Abteilung IX/11, NS-Sondersammlung – Teil Berlin: NSDAP, SA, SS, Nr. BARCH ZA I 08403, A. 20/1-4
Zugangsbestimmungen: Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesar
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
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