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Der Kaufmann von Venedig
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Die Deutsche Schaubühne, Bd. 10 (1869), Heft 4, S. 108f.: „Der hervorragendste Moment dieses Monats war das denselben eröffnende viermalige Gastspiel [gemeint sind vier Abende] des Königl. Preußischen Hofschauspielers Herrn Theodor Döring aus Berlin. Der berühmte Künstler trat zuerst als „Shylock“ im […] „Kaufmann von Venedig“ auf; eine Rolle, in welcher er dem hiesigen Publikum noch neu war. Seinem von Natur vorzugsweise auf die genreartige Darstellung angewiesenen Talente entsprechend, legte er den Schwerpunkt auf die gemeine Hab- und Geldgier des jüdischen Wucherers und ließ dagegen den religiös-nationalen Fanatismus des Christenhassers, der doch eigentlich Shylocks ganze Handlungsweise bestimmt, mehr in den Hintergrund treten. Vom Standpunkte dieser Auffassung aus, bot uns Hr. Döring ein bis in die kleinsten Details meisterhaft gezeichnetes und in künstlerischer Vollendung ausgeführtes Charakterbild; daß es nicht jene großartige und vollbefriedigende Wirkung hervorzubringen vermochte, die auf der Basis der mehr entgegengesetzten Auffassung selbst von manchen minder bedeutenden Darstellern erzielt wird, liegt in der Natur der Sache. So erschien Döring’s „Shylock“ namentlich in der Gerichtsscene, die sonst den natürlichen Culminationspunkt der Rolle bildet, weil in ihr der religiös-nationale Fanatismus zum vollsten Ausbruch kommt, verhältnißmäßig matt, während er seinen Glanzpunkt in der früheren Scene mit „Tubal“ erreicht, wo die Leidenschaft des Geizes und der Habsucht ihren intensivsten Ausdruck findet. [...] Döring’s weitere Gastrollen […] waren uns bereits aus des Künstlers letztem hiesigen Gastspiel vor sieben Jahren bekannt und erneuerten uns im Wesentlichen den Eindruck unübertroffener Meisterleistungen, in korrektester Auffassung sowohl wie in virtuosester Darstellung. Schien uns hin und wieder das Kolorit der letzteren an Frische und Glanz gegen damals verloren zu haben, so dürfen wir nicht vergessen, daß Theodor Döring jetzt bereits zu den Veteranen der Kunst zählt und den Siebzigen nahe steht, also ein Alter erreicht hat, in welchem die meisten seiner Kunstgenossen längst das Bedürfnis fühlen, auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Das Verschmähen dieser Ruhe dürfte wohl das beste Zeugniß sein, für des hochbejahrten Künstlers verhältnißmäßig noch immer bedeutende körperliche und geistige Spannkraft. Auch bei diesem Gastspiel bewährte […] unser Publikum dem berühmten Altmeister vollste Anerkennung durch gefüllte Häuser, jedesmaligen Empfangsapplaus, steten Beifall und vielfachen Hervorruf.“ weitere Rezension: Weimarische Zeitung, Nr. 56, 07.03.1869, S. 2f.: "[…] Im Ganzen war die Vorstellung etwas matt, ohne besonderes Lob, jedoch auch ohne eigentlichen Tadel zu verdienen. Wohl aber müssen wir uns gegen die beliebte Art, Shakespeare’sche Dramen zu kürzen, aussprechen, welche wichtige verbindende und erläuternde Szenen streicht, unwichtige stehen läßt. […]“