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AmZ 44 (Nr. 8, 23.2.1842), Sp. 160–162. „Endlich hörten wir auch Herrn Liszt. Er spielte im kleinen Kreise bei Hofe, dann in einem grossen Hofkonzerte, und bei erhöhten Preisen in einem besondern Concerte im Theater. Die zu seiner Verfügung gestellte bedeutende Einnahme überliess er ganz dem Frauenverein, so wie er auch in seinem, in Jena gegebenen Concerte die volle Einnahme einer milden Anstalt bestimmte. Von der Frau Grossherzogin erhielt er einen kostbaren Ring und von dem Grossherzog den grossh. Sächs. Orden. Die Erwartungen waren auf's Höchste gespannt, wurden aber vollkommen erfüllt, zum Theil übertroffen. Es wäre sehr überflüssig, über das Spiel dieses höchst ausgezeichneten Künstlers noch viele Worte zu machen; nur einige Bemerkungen will sich Referent erlauben. Wenn, wie bekannt, Herr Liszt an einigen Orten die Erwartung nicht befriedigte, so lag das wohl weniger daran, dass sie zu hoch gespannt war, denn er leistet mehr, als man nur immer verlangen kann, als vielmehr an der Stimmung des Künstlers, die bei seiner grossen Reizbarkeit nicht immer dieselbe glückliche sein kann. Ist er nun nicht ganz günstig gestimmt, so wird er zwar immer Staunen und Bewunderung erregen, aber nicht hinreissen zum Enthusiasmus, was ihm in glücklichen Stunden selbst mit den ruhigsten, fast möchte ich sagen kältesten Zuhörern gelingt, und was ihm bei uns, ganz besonders in den beiden Hofkonzerten, in sehr hohem Grade gelang. Vergleichen lässt sich übrigens sein Spiel nicht füglich mit dem anderer ausgezeichneten Virtuosen, z. B. Thalberg's, Klara Schumann oder Henselt's – und ist das auch nicht nöthig; es können ja wohl mehrere trefflich sein, jeder auf besondere Weise. Liszt's Kompositionen stehen mit seiner originellen, eminenten Virtuosität nicht auf derselben Stufe, aber von ihm vorgetragen, scheinen sie sehr hoch zu stehen. Wir verdanken Herrn Liszt einen hohen Genuss und haben die Hoffnung, ihn bald wieder zu hören.“ (Ebd., Sp. 161f.) NZfM 15 (Nr. 48, 14.12.1841), S. 191. „Liszt war am 25. Nov. hier angekommen, und gab am 29sten, nachdem er zweimal am Hofe gespielt, Concert im Theater. Was können wir sagen, das nicht schon hundertfällig über diesen Künstler gesagt wäre? Ueber ihn, den sie bald einen Gott, bald einen Dämon nennen, der hier als der anziehendste, geistig-tiefste, dort als der abstoßendste, manierirteste aller Clavierspieler geschildert wird. In der That wird man für Alles dieses in Liszt's Erscheinung Grund und Belege finden, darüber aber einig sein, daß er eines der größsten Virtuosengenie's ist, die jemals die Kunst hervorgebracht. Was uns betrifft, — wir sind erstaunt über diese riesenhafte Technik, diese Kraft und gewaltige Beherrschung des Instruments, wir haben bewundert das Geistreiche seiner Combinationen, wir waren entzückt von seinem gleich Elfengeflüster säuselnden piano. Aber — wir haben nicht gefühlt. Es ist mehr Geist als Herz in Liszt's Schöpfungen. Das Feuer seiner Leidenschaft ist kein erwärmendes, belebendes, sondern ein vulkanisches, prachtvoll glänzend, aber zerstörend. Seine Poesie ist durchaus die moderne Zerrissenheitspoesie. Für Liszt giebt es keine Schranke mehr. Selbst Tact und Rhythmus wirft er hinweg, wenn sie dem glühenden Lavastrom seiner Leidenschaft im Wege sind. Und er kann es wagen mit seinem imponirenden Geiste. Aber auch Er allein. Wehe denen, die sich davon zu einer Nachahmung verführen lassen. Ihr Referent kann, mit vielen Gleichgesinnten, dieses häufige Zerreißen alles rhythmischen Ebenmaßes nie schön finden, und hat ihm in dieser Hinsicht der Vortrag von Weber's Aufforderung zum Tanze und des Erlkönigs am wenigsten, am meisten der des Hexameron gefallen. Liszt spielte außerdem eine Phantasie über Themen aus Don Juan, den Galopp chromatique, und endlich auf stürmisches Verlangen die Phantasie über Robert le diable (Valse infernale). Erstere Phantasie auf einem Streicher'schen Instrumente, das für seine Art zu spielen, und für den Raum des Theaters wenig genug ausgab; alles Uebrige auf einem Flügel nach englischer Bauart aus der Härtel'schen Officin, der feinen Intentionen vortrefflich zu entsprechen schien, und sich sehr effektvoll ausnahm. Uebrigens hatte Liszt die Vorsicht gebraucht, durch einen Ueberbau über das Orchester das Instrument dem Auditorium näher zu rücken, was allen Pianisten, die in Theatern spielen, deren Proscenium nicht ziemlich weit über die Soffiten hinausgeht, zu empfehlen fein dürfte. Der Enthusiasmus des Publikums war der größste, den seit Paganini ein Virtuos erregt hat. Von unserm Hofe wurde ihm die seltene Auszeichnung der Verleihung des Falkenordens zu Theil.“ (Ebd.)