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Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 4. Staatliche Stellen und Eigenbetriebe des Landes und der Stadtgemeinde Bremen >> 4.1. Zentrale Angelegenheiten und Inneres >> 4.1.1. Zentrale Angelegenheiten, Senat
1907 - 1908
Geschichte des Bestandsbildners: Bremer Passagierlisten
Die Inspektion der Schiffsmäkler und in ihrer Nachfolge seit 1854 die Behörde für das Auswanderungswesen sammelten seit 1832 die Verzeichnisse der für die Seeschiffe angenommenen Auswanderer und sandten diese am Jahresende an das Archiv, das sich damals im Rathaus befand. 1875 wurden die Listen von 1832 - 1872 auf Beschluss der Behörde für das Auswanderungswesen vernichtet und eine Aufbewahrungsfrist von zwei Jahren künftig für ausreichend angesehen. Der Beschluss wurde erst 1907 dahin revidiert, dass die ab Oktober 1905 noch vorhandenen Listen beim Nachweisungsbureau für Auswanderer, einer Einrichtung der Handelskammer Bremen, auf Dauer aufbewahrt werden sollten. Doppelstücke der Listen von 1907 - 1911 erhielt das Staatsarchiv, das diese 1931 an das Statistische Landesamt abgab, das schon vorher eine Serie von Doppelstücken der Passagierlisten gesammelt hatte. Das Statistische Landesamt überließ seine Serie im Jahre 1938 dem Nachweisungsbureau für Auswanderer, das daraus die Verzeichnisse von 1907 - 1914 im Jahre 1941 dem Staatsarchiv zur Verfügung stellte.
Im Juni 1941 wurden diese Doppelstücke vom Staatsarchiv dem Deutschen Ausland-Institut in Stuttgart ausgeliehen, das sie durch Studenten in Marburg auswerten wollte. Die Kriegswirren verhinderten den Abschluss der Auswertung und die Rückgabe, die Listen galten seitdem als verschollen (1). Erst 1990 wurde bekannt, dass sich unter den von der Library of Congress in Washington kurz zuvor an das Bundesarchiv in Koblenz zurückgegebenen Archivalien auch Passagierlisten zur Auswanderung ab Bremen befanden, (2) bei denen es sich um Reste der 1941 vom Staatsarchiv an das Auslands-Institut ausgeliehenen Listen handelte. Mit Zustimmung des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart wurden diese 2007 an das Staatsarchiv zurückgegeben.
Geschichte des Bestandsbildners: Erhalten sind nur Listen aus den Monaten März und April des Jahres 1907 und Januar, April, Oktober und November des Jahres 1908, ungefähr 16 % der ursprünglich aus diesen Jahren vorhandenen Listen der Überseedampfer. Im allgemeinen sind nur die sog. Auswanderer-Verzeichnisse enthalten, in jeder vierten Akte allerdings auch einzelne Verzeichnisse sonstiger Reisender. (3) Da die Listen als Rest einer Serie, die ursprünglich das Bremische Statistische Amt erhalten hatte, identifiziert werden konnten, wurden sie dem Bestand 4,57 (Statistisches Landesamt) als Teilbestand zugeordnet. Von den Originalen sind auch vom Bundesarchiv in Auftrag gegebene Mikrofilmkopien vorhanden (FB 3843 - FB 3844).
Die Auswertungsergebnisse des Auslands-Instituts aus dem Jahre 1941, die auf heute z.T. verschollenen Listen der Jahre 1907 - 1908 und 1913 - 1914 beruhen, befinden sich im Bestand R 57 des Bundesarchivs, Mikrofilmaufnahmen davon liegen im Staatsarchiv Bremen im Bestand 16,7/4 vor.
Weitere Passagierlisten der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der Regel Einzelstücke, die sich in den Beständen des Staatsarchiv Bremen befinden, sind in dem Bremer Inventar zur Geschichte der Wanderungen von Peter Marschalck nachgewiesen. (4)
Geschichte des Bestandsbildners: Die Listen des Nachweisungsbureaus für Auswanderer, das 1942 aufgelöst wurde, müssen größtenteils als Kriegsverlust angesehen werden. Ein Teil von ihnen wurde im Kriege ausgelagert und galt zunächst ebenfalls als verschollen, bis bekannt wurde, dass sich Passagierlisten aus den Jahren 1920-1939 unter den 1952 von der Sowjetunion an die DDR übergebenen Bremer Archivalien befanden. Diese gelangten aufgrund eines Kulturabkommens 1987 an das Staatsarchiv Bremen, das sie an das Archiv der Handelskammer Bremen weiterreichte. Weitere Listen, die Lücken zwischen 1920 und 1939 ausfüllten, gelangten 1990 und später mit der Archivalienrücklieferung aus Moskau über das Staatsarchiv an die Handelskammer. Einige Lücken bestehen immer noch, besonders in den Jahrgängen 1929, 1936 und 1937; der Jahrgang 1924 fehlt sogar fast ganz. Die Passagierlisten der Handelskammer sind inzwischen durch die Gesellschaft für Familienforschung "Die Maus" erschlossen und die gewonnenen Daten im Internet unter www.passagierlisten.de abrufbar. (5)
Die Passagierlisten der Auswandererschiffe nach 1945 wurden beim Senator für Schiffahrt und Verkehr zusammen mit den Auswandererkarteien gesammelt. Diese Unterlagen wurden 1993 an das Staatsarchiv abgegeben und bilden hier einen Teil des Bestandes 4,35/4. Auch diese Listen aus den Jahren 1948 - 1972 sind nicht lückenlos erhalten.
(1) Adolf E. Hofmeister, Familiengeschichtliche Quellen zur Auswanderung in Bremer Archiven, in: Genealogie und Auswanderung. Grußworte und Vorträge. Hrsg.: Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen, 2002, S. 29-44.
(2) Thomas Trumpp, Genealogische Überlieferungen des ehemaligen Deutschen Ausland-Instituts im Institut für Auslandsbeziehungen (Stuttgart) und im Bundesarchiv (Koblenz), in: Der Herold, 1990, Heft 4, S. 126.
(3) Reisenden-Verzeichnisse sind z.B. in den Listen 10, 14, 16, 20, 27 enthalten.
Geschichte des Bestandsbildners: (4) Peter Marschalck (Bearb.), Inventar der Quellen zur Geschichte der Wanderungen, besonders der Auswanderung, in Bremer Archiven, 1986 (VStAB 53), siehe im Sachregister unter Namenslisten, Passagierlisten.
(5) Karl Wesling, Über Bremen in die Welt. Die Bremer Passagierlisten 1920 - 1939, in: Genealogie und Auswanderung. Grußworte und Vorträge. Hrsg.: Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen, 2002, S. 29-44. - Ein "Verzeichnis der Bremer Passagierlisten 1920-1939" befindet sich unter Ad 771 in der Bibliothek des StAB.
Adolf E. Hofmeister
Mai 2007