Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
König Mammon
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Poly Henrion, d. i. Leonhard Kohl von Kohlenegg.
Weimarische Zeitung, Nr. 107, 08.05.1870, S. 2: „[…] Trotz der inneren Unwahrheit seiner Charaktere, trotz der Unwahrscheinlichkeit vieler seiner Situationen und der Trivialität seines ungemein flachen Dialogs hat es einzelne Scenen, denen man eine spannende und wenigstens momentan packende Wirkung durchaus nicht absprechen kann. Die höchst geschmackvolle und für die hiesigen Verhältnisse glänzende Mise-en-scène, sowie die sorgfältig einstudirte und in allen Theilen vortreffliche Darstellung that mit Erfolg, was sie konnte, die gelungenen Momente des Drama’s in das hellste Licht, seine vielen und großen Schwächen dagegen in einen wohlthätigen Schatten zu stellen.“ Die Deutsche Schaubühne, Bd. 11 (1870), Heft 3, S. 141f.: „Der Titel ließ uns ein Tendenzstück im höheren Sinne erwarten, das nach dem Muster Molière’s in seiner Handlung, seinen Figuren und Situationen eines der charakteristischen Wahrzeichen unserer Gegenwart: die fieberhafte Jagd nach Reichthum, das Bücken und Beugen vor demselben, gebührend geißeln werde. Das Tendenziöse beschränkt sich indessen auf einige landläufige Perorationen über die Allmacht „König Mammons“, die mit aufdringlicher Ostentation und in Wiederholungen bis zum Ueberdruß dieser und jener Person des Stücks in den Mund gelegt werden, jedoch ohne sittliche Wirkung bleiben, denn „man merkt die Absicht und ist verstimmt“. Aber auch in künstlerischer Beziehung ist das Stück ohne höhere Bedeutung. Die beiden ersten Akte sind weiter nichts als ganz allgemein gehaltene Tableaux aus dem modernen Gesellschaftsleben und könnten nebst einem halben Dutzend in ihnen sich bewegender, für die Handlung des Stücks durchaus überflüssiger Personen ohne besondere Gefahr für das Verständniß des Ganzen abgelöst werden. Erst mit dem dritten Akt beginnt die eigentliche Handlung. Der Kern derselben, die Sühne eines längst verjährten Betrugs an dem mit dem reichgewordenen Betrüger in Verbindung kommenden Sohne des längst verstorbenen Betrogenen, vermag an und für sich wenig zu fesseln. Wesentliches Interesse erhält sie erst durch Nebenumstände, die im vierten und fünften Akt eine Reihe theatralisch effektvoller Situationen zwischen dem Betrüger, dem Commerzienrath von Arnheim, seiner Gattin Waldine und seinem mit dieser in unerlaubten [sic] Verhältniß geglaubten jungen Buchhalter Hubert, dem Sohne des einst von ihm Betrogenen, herbeiführen. Einzig und allein diese Effektsscenen, die überdies von Hrn. Barnay (Arnheim) und Frl. Charles (Waldine) mit außerordentlicher Lebenswahrheit und künstlerischer Kraft, in zweiter Linie auch von Hrn. Reinhardt (Hubert) recht verdienstlich, gespielt wurden, verdankte das Stück seinen günstigen äußeren Erfolg, der sich nach den beiden letzten Akten im Hervorruf nicht nur der ebengenannten Darsteller bekundete, sondern auch in dem des Verfassers, des gegenwärtig im benachbarten Gotha lebenden Ritters Kohl von Kohlenegg (unter dem Pseudonym Poly Henrion der Theaterwelt durch zahlreiche Bluetten bekannt), von dessen persönlicher Anwesenheit bei der ersten Aufführung das Publikum übrigens schon im Voraus durch die Lokal-Presse unterrichtet war. Von den Darstellern der hervortretenden Nebenrollen machten sich noch die Herren Schmidt (Trödler Ephraim) und Knopp (Schriftsteller Mosing), sowie die Damen Lüdt (Doris) und Holk (Leontine) um die Novität verdient.“ Beilage zur Allgemeinen Zeitung (gemeint ist hier die „Allgemeine Zeitung München“) Nr. 92, vom 02.04. 1870, S. 1433 (betitelt ist die Rezension mit „Kunstleben in Weimar“): „Mehr Glück [als „Liebe im Haß“] hatte eine andere Novität, König Mammon“ von Poly Herion, eines jener Zeitgemälde der modernen Gesellschaft in denen speculative Köpfe die Vorbilder Sardou’s, Augier’s und Dumas‘ Sohn auf deutschen Boden hinüberpflanzen zu sollen meinen. Gegen das Streben an sich wäre nichts einzuwenden, und ich glaube auch daß die mancherlei socialen Tuberkeln und Auwüchse unserer Zeit, Börsenschwindel und Großmannssucht, Heuchelei u. s. w., einen modernen Molière erzeugen könnten, aber das Silber der bloßen Photographie ersetzt noch lange nicht das mangelnde Salz des Geistes. […] so wenig die deutsche Gesellschaft bloß eine schlechte Copie der französischen ist, und noch eigenartige Elemente genug enthält, so wenig genügt eine Bande von Bankerotteurs, coketten Damen, Spielern und sonstigen Abenteurern, um das ein Spiegelbild deutscher Zustände zu nennen. Für Henrions oder Kohleneggs Stück ist seit zwei Jahren mancherlei Reclame gemacht worden. Wenn es Kunst ist, Motive nur anzudeuten, aber keines auszuführen und rasch zu wechseln, so ist König Mammon allerdings kunstvoll und reich an pikanten Bildern […]. […] Die Darstellung entfaltete einen Reichthum von künstlerischen Kräften, wie denn überhaupt unsere Bühne über ein verhältnißmäßig sehr großes Personal verfügt.“