Record

GerKer, 1197

GerKer Schöffengericht Kerpen

Schöffengericht Kerpen >> 4 Kriminalfälle der Niedergerichtsbarkeit >> 4.2 Körperverletzung

1744 August 7

Enthält: Das Gericht mit dem Schultheiß Joseph Schreiber und den Schöffen Wolters, Werris, Krafft und Sieger tritt zusammen, weil ihm zu Ohren gekommen war, dass in der vergangenen Nacht Johann Adam Graitz und seine Frau im Feld durch einen Schuss getroffen wurden und besonders Johann Adam so schwer verwundet wurde, dass er jetzt zu Hause zu Bett lag. Weil niemand bisher Anzeige erstattet hatte, wurde das Bericht veranlasst, von Amts wegen zu ermitteln. Um die zweite Nachmittagsstunde verfügten sie sich zu ihm, um ihn über das Geschehene zu befragen. Er berichtet, dass er abends, zwischen neun und zehn Uhr mit seiner Flinte auf die Lauer gehen wollte. Dabei fiel der Schuss. Nach Hause gekommen sei er, von seiner Flinte ablassend ("abstrahendo a bombardo"), auf einen Stock und auf die Schulter seiner Frau gestützt. Im Verlauf des Verhörs ergibt sich, dass Graitz nicht unbescholten war, und mehreren Personen Anlass gehabt hätten, gegen ihn vorzugehen. So waren ihm - angeblich von Herrn Rat ("Curiale") Fabritius [gemeint vielleicht der langjährige Appellationskommissar Fabritius] - 2 Goldpistolen [Tlrmünze] angeboten worden, wenn er im Winter bei Tagesanbruch den ehemaligen Stationarius Pater Matharius (?) auf dem Gang zur Kirche, um die Messe zu lesen, angreifen würde ("die Armen zu entzweyen"). Außerdem soll er - seiner Aussage im Auftrag von Johann Henrich Kurffgen - aufgetragen worden sein, die Kanzel in der Kirche anzuschneiden ("zu stumpffelen"), dass, wenn "derselb" [gemeint ist wohl der genannte Stationarius] sie besteigen würde, er zu Boden falle. Darüber hinaus hatte er auch die Juden des Ortes schon mehrfach des Nachts belästigt. Er sagt, dass einige Juden selbst, namentlich Israel Isaac, ihn schon mehr als 10 Mal bedrängt hätten, den Juden Moses Benedikt anzugreifen ("bey Nachtszeith Thorthen zu thuen"). Nachher hätte dieser Jude ihm, unter anderen nächtlichen Unverschämtheiten, Geld abgepresst [oder abpressen wollen]. Da sei er aber schon verheiratet und kein Mal anwesend gewesen. Dass er auch an den "Affronten" gegen den Scholasticus Thielen geteiligt gewesen sei, streitet Graitz jedoch ab. Gefragt, wer sein Wundarzt sei, nennt er Wilhelm Mat(hias) Gyßen. Die Schöffen stellen geringe Verletzungen an der linken Hand und erhebliche an beiden Beinen, bei seiner Frau am linken Fuß fest. Da es sich aber um eine fiskalische Sache handelt, soll von Amts wegen der fiskalische Chirurg Dreser hinzugezogen werden.

Schriftstücke: 1

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24.06.2025, 1:33 PM CEST