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Registraturbildner: Die Landesregierung hat sich aus dem fürstlichen Rat des 16. Jahrhunderts entwickelt. Als Institution nahm sie sowohl administrative als auch jurisdiktionelle Funktionen wahr. Der Landesregierung waren alle Justizämter untergeordnet, vor ihr suchten die Eximierten (Schriftsässigen) ihr Recht in erster, die sonstigen Landesbewohner in zweiter Instanz.
Nach dem Aufhören der reichskammergerichtlichen Jurisdikton stellte sie die oberste Gerichtsinstanz dar, jedoch wurden weiterhin Appellationen und fiskalische Prozesse an auswärtige Gerichte zur Einholung eines Spruches versandt.
1817 erfolgte für die anhaltischen Herzogtümer sowie Schwarzburg-Rudolstadt und -Sondershausen die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts der obersten Instanz in Zerbst, das bis 1849 existierte.
Die Landesregierung nahm darüber hinaus die Aufsicht über die städtische Kommunalverwaltung, die katholische Kirche, jüdische Religions-, Schul- und Gemeindesachen, die Landesbrandkasse, den Erbschaftsstempel, alle Erbzins- und Innungssachen und die Bücherzensur wahr. In Personalunion bildete sie außerdem das Konsistorium.
Seit der anhaltischen Landesteilung von 1603/06 setzte sich das Regierungskollegium aus einem Geheimen Rat und Präsidenten, einem Kanzler, einem Kanzleidirektor und einigen Räten zusammen. Später gab es neben dem Präsidenten mehrere Hof- und Kanzleiräte.
Die einzelnen Räte waren für ein bestimmtes Ressort zuständig. "Hochwichtige Dinge" waren dem Fürsten vorzustellen.
Am 1. April 1793 wurde ein landesherrlich bestätigtes Reglement für die Regierung und das Konsistorium mit Bestimmungen des Geschäftskreises, Sanktionen und Verhaltensregeln veröffentlicht.
In Folge der Bürgerlichen Revolution von 1848 wurde als neue oberste Landesbehörde das Staatsministerium eingerichtet, das u.a. die bisher der Landesregierung zustehende Aufsicht über Angelegenheiten der katholischen Kirche und über jüdische Religions- und Schulsachen übernahm. An die Stelle der Landesregierung als oberster Justizbehörde trat das Oberlandesgericht, welchem die Ausübung der gesamten, bisher der Landesregierung und dem Konsistorium zuständig gewesenen Rechtspflege, die Verwaltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die Bearbeitung der Lehns- und Erbzinssachen, die Vormundschaftsangelegenheiten und die Oberaufsicht über die Justiz-, Deposital- und Sportelverwaltung sämtlicher Untergerichte übertragen wurde. Die von der Landesregierung wahrgenommen Verwaltungsaufgaben fielen nunmehr in das Ressort der Kammer.
Bestandsinformationen: Akten der Landesregierung Dessau gelangten aus dem Archiv des Fürsten-/Herzogtums Anhalt-Dessau 1872 in das neu gegründete Anhaltische Haus- und Staatsarchiv Zerbst und wurden dort unabhängig von ihrer Provenienz gemeinsam mit den Akten der anderen Anhalt-Dessauer Hof- und Staatsbehörden in den neu gebildeten Pertinenzbestand "Abteilung Dessau" integriert, der in dieser Ordnung im Wesentlichen noch heute unter der Bestandssignatur Z 44 vorliegt.
Weitere Akten der Landesregierung wurden in den 20er/30er Jahren des 20. Jahrhunderts von der Anhaltischen Regierung Dessau, der Anhaltischen Finanzdirektion Dessau und den anhaltischen Amtsgerichten an das Anhaltische Staatsarchiv Zerbst abgegeben, die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem Provenienzbestand formiert worden sind. Im Jahr 1997 erfogte im Rahmen des Praktikums eines Archivreferendars die Erschließung des Bestandes, der sich überwiegend aus Zivilprozessakten zusammensetzte. Die Einarbeitung eines Nachtrags und eine Überarbeitung der Klassifikation des Bestandes wurde ebenfalls als Praktikumsaufgabe im Jahr 2005 vorgenommen und 2007 ein Findbuch erstellt.
