Archivale

Gebhard [von Henneberg], Bischof von Würzburg (Wirciburgensis), bekundet: Das Münster zu Hall (monasterium Halle), das von den Einwohnern dieses Ortes (ab incolis illius loci) mit Erlaubnis des ¿ Adalbert (Adilbert), Abt des Klosters Comburg (Kamberg), und seines Konvents auf Klostergrund (in eorum fundo) erbaut worden ist und dem nun Abt Gernot mit Zustimmung seines Konvents (fratrum suorum) durch seinen Vogt Herzog Friedrich [IV. von Schwaben genannt von Rothenburg] Ausstattung, bestehend in Eigenleuten und Gütern (mancipiis et prediis), übergibt (tradente), ist durch den Aussteller geweiht worden zur Ehre Christi, Mariens, des Hl. Kreuzes, des Erzengels Michael, aller Himmlischen, der Apostel, Märtyrer, Bekenner und Jungfrauen, deren Namen unten verzeichnet sind. Bau und Weihe sind unter der Bedingung (ea institutione et condicione) vorgenommen worden, daß das Münster als Filial unter dem jeweiligen Pfarrer (parrochiani) von Steinbach (Steinwac) (utpote filia in matris cura et potestate) bleibt. Er spricht (confirmamus) dem Münster, dem ihm im Umkreis zugewiesenen Platz (atrio per circuitum eius designato) und dessen jetzigem und zukünftigem Besitz an Gütern und Eigenleuten ewigen Frieden zu. Außerdem wird bekannt gemacht, daß der Aussteller als Bischof und Herzog (tam episcopatus quam ducatus nostri potestate) mit Genehmigung des Kaisers Friedrich [I.] einen Markt zum Fest des Hl. Michael sieben Tage vor und nach dem Fest festgelegt und für Zu- und Abgang 14 Tage vor und nach dem Fest Frieden zugesichert hat. Reliquien im Altar des Hl. Michael: vom Kreuz (de ligno) des Herrn, vom Kleid Mariens, von Johannes dem Täufer, von den Aposteln Petrus und Bartholomäus, vom Evangelisten Lukas, vom ersten Märtyrer Stephan, von den Märtyrern Dionysius, Bonifacius, Januarius, Kilian, Johannes, Paulus, Christophorus, Sigismund, Florian, Veit (Vithus), Swigbert, Gangolf, von den Bekennern Nikolaus, Arnolf, Godehard, Egidius, Gallus, von Cäcilie, Margarethe, Ursula, Scolastia, Walburga (Walpurg), den Elftausend [Jungfrauen] u.a.

Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 186 U 1

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 186 Schwäbisch Hall, Reichsstadt: Urkunden, Akten und Amtsbücher

Schwäbisch Hall, Reichsstadt: Urkunden, Akten und Amtsbücher >> Urkunden >> bis 1200

1156 Februar 10 (quarta idus Februarii)

Urkunden

Zeugen: Bobbo, Abt von Sankt Burkard (Burchard); Heinrich, Abt von Murrhardt (Murrehart); Gernot, Abt zu Comburg (Kamberg); Burchard, Prior zu Comburg (Kamberg); Reginhard, Archidiakon des Hl. Kilian; die Kapläne Heinrich und Adalbert (Adilbertus); die Pfarrer (parrochiani) Heinrich, Rupert, Herold; die Freien: Herzog Friedrich [IV. von Schwaben genannt von Rothenburg], Friedrich von Bielriet (Bilrieth), Heinrich von Trimberg, Hartmann von Schillingsfürst, Beringer von Binsfeld (Binizvelt), Arnold von Tierbach

Siegler: Gebhard [von Henneberg], Bischof von Würzburg

Überlieferungsart: Abschrift

Druck: WUB II Nr. 354 mit Nachweis früherer Drucke. - Deutsche Übersetzung: Crusius: Schwäbische Chronik. 1733. I S. 604. - WFr 49 (1965) S. 70 f. - Foto: Schwäb. Heimat 1956 S. 81

Anmerkungen: Abschr. um 1495; Falsifikat. Dazu vgl. Decker-Hauff, Kirchweih-Urkunde; Gerd Wunder, Urkunde S. 55 ff. Hinzuzufügen ist zu den inneren Merkmalen der Umstand, daß man in der bischöflichen Kanzlei natürlich wußte, daß die Dokumentierung der Jahrmarktsverleihung nicht in die Hände des Kirchenpatrons, sondern in die des Ortsherrn bzw. seiner örtlichen Beamten gehört. Auffällig ist, daß in der Zeugenreihe kein Vertreter des Orts, der doch organisiert gewesen sein muß, erscheint. - Zu den äußeren Merkmalen: Die angebliche Ausf. ist auf ein bis an den unteren Rand radiertes Perg. abgeschrieben, dessen früherer Text noch zwischen den Zeilen stellenweise aufschimmert, da der zweite Beschreiber einen größeren Zeilenabstand wählte. Deutlich lesbar ist auf dem von der Lichtbildstelle des Klosters Beuron hergestellten UV-Foto zwischen der 14. und 15. Zeile nur "ecclesie". Die Schrift des zweiten Beschreibers zeigt keine Verwandtschaft mit der echten U des Bischofs Gebhard von 1157 für Kloster Schöntal (HStASt B 503 U 1), bei der das große Bischofs-S. aufgedrückt ist. Dem Schreiber machen an ungewöhnlich viel Stellen die langen Ober- und Unterlängen Schwierigkeiten, so daß er mehrmals ansetzen muß oder zittrig wird. Ganz missglückt ist ihm das "M" in der drittletzten Zeile. Die U macht den Eindruck, daß sie nach einer Schriftvorlage, die der 1. Hälfte des 13. Jh. angehören mag, in späterer Zeit gezeichnet worden ist. - Zur Überlieferung: Auffällig ist, daß weder in dem um 1462 abgefaßten Kopialbuch des Konvents (BHStAM. Abt. I Kloster-Lit. Komburg I), noch in dem um 1481 verfaßten Kopialbuch der Abtei (HStASt H 14 Nr. 43 a) eine Abschr. der U erscheint. In dem durch Kriegseinwirkung verbrannten Kopialbuch der Abtei HStASt H 14 Nr. 28 von 1457 ist freilich eine Abschr. vermerkt (Repertorium B 375 S. 1185), doch lässt sich nicht mehr feststellen, ob es sich dort um einen Nachtrag handelte. Damit muß die Vermutung offen bleiben, daß die Verfälschung nach guten vorhandenen Notizen erst im 15. Jh. entstanden ist und durch die Bestrebungen der Stadt Hall veranlasst wurde, das Patronatsverhältnis abzulösen.

https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1916530-1

Namensnennung 3.0 Deutschland

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27.11.2025, 15:34 MEZ