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Antonius und Cleopatra
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Die Deutsche Schaubühne, Bd. 11 (1870), Heft 1/2, S. 152f.: „Der Bearbeiter hat es sich angelegen sein lassen, die gänzliche Rücksichtslosigkeit des Dichters in Verbindung und Zusammenhang der Scenen, die wohl das Haupthinderniß der Aufführung des auf der deutschen Bühne bisher nur ganz vereinzelt gegebenen Stückes bildete, auf ein möglichst geringes Maaß zurückzuführen, ohne doch der Dichtung selbst zu sehr Gewalt anzuthun. […] Die Umsicht der Bearbeitung hatte an dem verhältnißmäßig günstigen Erfolge, den das Stück in zwei Aufführungen (am 15. Und 21. Januar) fand, sicherlich auch mit einen Antheil. Die Darstellung, unterstützt durch eine treffliche, dem kulturhistorischen Charakter der Zeit entsprechende scenische Ausstattung, war im Allgemeinen recht sorgfältig und exakt. Was die Einzelheiten betrifft, so ließen am meisten die der beiden Hauptdarsteller zu wünschen übrig. Fr. Hettstedt, ihrer ganzen Persönlichkeit nach für die Rolle der üppigen orientalischen Schönheit wenig geeignet, gab die Kleopatra allerdings mit anerkennungswerthem Fleiß des Studiums, aber in der ersten Hälfte des Stückes zu sehr im kleinlichen Genrestyl, um die vom Dichter beabsichtigte tragische Wirkung voll erzielen zu können. Die Launen und Unarten, die Ränke und Tücken, die Kleopatra in den ersten drei Akten gegen Antonius zeigt, dürfen nicht, wie es bei der Darstellerin geschah, als bewußtvolles, schlau berechnetes Spiel raffinirter Koketterie einer gewöhnlichen Buhlerin erscheinen, durch das sich ein Mann von dem hohen Geiste des Antonius am wenigsten hätte täuschen und gängeln lassen – sie müssen im Gegentheil der unfreiwillige, wild dämonische Ausbruch einen [sic] maaßlosen und großen, wenn auch stark sinnlich gefärbten Leidenschaft sein, deren bestrickende Allgewalt am ehesten einen bedeutenden Mann zu fesseln, seiner Selbstständigkeit zu berauben und zu ruiniren vermochte. Hr. Barnay, dessen imponirende Persönlichkeit vollkommen das äußerliche Bild des Dichters von seinem Helden deckte, spielte den Marcus Antonius zu sehr nach der allgemeinen Heldenschablone und ließ den psychologischen Hauptzug seiner Entnervung in den bestrickenden Liebesbanden der üppigen Orientalin und seiner daraus in immer gesteigerten Graden sich entwickelnden, schließlich zur Verzweiflung und zum Untergange führenden Reizbarkeit des Gemüths bei weitem nicht charakteristisch, nicht seelisch genug hervortreten. Ungleich mehr entsprach den [sic] Vorwurf des Dichters Hr. Reinhardt, der die verhältnißmäßig undankbare Rolle des immer verständigen, immer klug berechnenden und kühl reservirten Octavius Cäsar mit eingehendem Verständniß und mit würdevoller äußerer Haltung gab. Alle übrigen Personen des Stücks halten sich im Hintergrunde, aus dem nur stellenweise der verschlagene ägyptische Wahrsager (Hr. Cabus), der alte derbe Kriegsmann Domitius Enobarbus (Hr. Schmidt), der edelgesinnte jugendliche Waffenträger des Antonius (Hr. Trotz […], recht gut in der kleinen, aber ebenso wichtigen und schwierigen wie wunderbar schönen Scene mit Antonius unmittelbar vor dessen Selbstmord) und die freilich sehr passionable Octavia (Frl. Lüdt) hervortreten, die sich sämmtlich einer befriedigenden Darstellung zu erfreuen hatten. Nicht unerwähnt lassen können wir übrigens noch das sorgsame eingehende Zusammenspiel der Damen Frl. Schulz und Frl. Stör als Charmion und Iras, die für die Unterstützung der Kleopatra so wichtigen steten Begleiterinnen derselben.“ weitere Rezension: Weimarische Zeitung, Nr. 37, 13.02.1870, S. 3