In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Vorwort: Abt. 228 Wormser Zeitungen
Umfang: 557 Verzeichnungseinheiten (stehende und liegende Aufbewahrung, dazu 215 Archivkartons, 55 lfm, Stand 10/2023)
Laufzeit: seit 1776/81
1. Verzeichnung und Erschließung
Die Eingabe der Daten zu den Wormser Zeitungen in die Archivdatenbank ‚Augias' (Jan./Febr. 2007) beruht auf Vorarbeiten seit der Zeit um 1998/2000 und dabei u.a. einer Excel-Datenbank mit dem Nachweis von Einzelexemplaren vorhandener Zeitungen. Bis 2007 bestand ein mehrteiliges Findbuch mit einem Verzeichnis der vorhandenen Bände und ungebundenen Einzelnummern, das 1997/98 nach der Zusammenführung der Bestände von Stadtbibliothek und Archiv (s.u.) neu angelegt worden war, sowie einer Kartei.
Das vorliegende Findbuch bietet über den Nachweis der in Abt. 228 vorhandenen Zeitungen hinaus auch teilweise einen Nachweis der Einzelstücke der Wormser Zeitungen, die in anderen Beständen gefunden wurden.
Bei der Dateneingabe wurden die gesondert gelagerten Sonderbeilagen chronologisch nachgewiesen und grundsätzlich ein jahrweiser - in Fällen sehr spärlicher Überlieferung auch ein mehrere Jahre zusammenfassender - Nachweis der vorhandenen Zeitungen vorgenommen. Es finden sich:
- eine chronologische Zusammenstellung (zur Frage: welche Zeitungen gibt es für das Jahr xyz?) und
- ein alphabetischer Ausdruck nach dem Titel der Zeitungen (zur Frage: welche Bände hat das Archiv von der Zeitung abc?).
Die Sonderbeilagen (weitere befinden sich in Abt. 204) wurden chronologisch einsortiert und sind geschlossen gelagert (Magazin Rollregal 8, Abschnitt 3, Fach 5).
Durch die systematische Nachverzeichnung der vorhandenen Einzelstücksammlungen, durch weitere Zugänge und die Erfassung auch der Dublettenserien sowie geänderte Signaturvergaben für letztgenannte Teile des Bestandes (vorgenommen zwischen November 2015 und Juli 2016) wurde die Erarbeitung einer Klassifikation nötig.
Im genannten Zeitraum wurden gegenüber der bisherigen Verzeichnung folgende weitere Veränderungen vorgenommen:
a) Auflösung der Kartei der Einzelstücke
Bis 2015 waren die in Abt. 228 vorhandenen sowie bei Verzeichnungsarbeiten in anderen Bestände gefundenen Einzelstücke von Wormser Zeitungen in einer Kartei nachgewiesen. Bei ihrer Auflösung wurden
- die Daten zu Einzelstücken in anderen Beständen in Abt. 228 übertragen; bei Dubletten wurde darauf verzichtet;
- die Daten zu Einzelstücken in anderen Beständen einschließlich Dubletten, die nur in der Kartei, nicht aber bei ihrem jeweiligen Bestand verzeichnet waren, auch dort nachgetragen.
Die anderen Einzelstücke sind (wie vorgefunden) in Abt. 228 nachgewiesen, indem im Feld ‚Einzelstücke' hinter dem Datum in Klammern die Signatur der Fundstelle steht. Vollständigkeit ist hier allerdings nicht garantiert, da die Verzeichnung von Abt. 228 vor allem das in diesem Bestand Vorhandene nachweisen soll. Das Auffinden der Zeitung eines bestimmten Datums geschieht in der "Blitzrecherche" durch Eingabe der Variationen (z.B.) "01.01.1911" oder "1.1.1911" oder "01. Jan. 1911" oder "01. Januar 1911". Die Bereinigung der gewachsenen Vielfalt der Datierung, zu der noch die Variation des Zeitungsnamens (Kürzel oder ausgeschrieben) kommt, wäre leider sehr aufwendig und macht somit die Ermittlung bei dieser seltenen Fragestellung etwas umständlich.
b) Neuverzeichnung
Beibehalten wurde das System der Signaturen nach Zeitungskürzel und Jahr. Daneben bestehen zwei Numerus-currens-Serien: die aus dem Wormser Domarchiv stammenden Stücke wurden, da Dauerleihgabe, als Einheit betrachtet und getrennt verzeichnet; hinzu kommt eine Serie von Dubletten.
c) Neuverpackung und -lagerung
Neben ordnungsgemäßen Archivkartons fanden bisher auch ältere von der Stadtbibliothek übernommene Schuber Verwendung. Als unvorteilhaft und Platz raubend wurde auch die liegende Aufbewahrung der (überwiegend) verfilmten Einzelstücke zwischen ungefalteten Archivkartons empfunden (in RR 8 Abschnitt 4, Fach 1 und 2, wo dafür die Zwischenwand zu RR 9 teilweise entfernt worden war.) Sofern Überformate nichts anderes erzwangen, sind die Einzelstücke wie auch Bände in regulären Archivkartons verpackt worden. Die hier als Depositum verwahrten Einzelstücke des Domarchivs (Numerus currens 17 - 23) wurden in ihrer Mappe belassen.
Räumlich neugeordnet wurde der Bestand in Anlehnung an die im April 2016 erarbeitete Klassifikation. Da die Signaturen (Zeitungskürzel und Jahr) keine Gesamtreihenfolge vorgeben, wurde auf eine detaillierte Beschriftung der Regalaußenseiten nach Abschnitt und Fach (von oben) wie auch den Vermerk des Lagerungsorts bei Verzeichnung und Regalbeschriftung besonderer Wert gelegt.
d) Verzeichnung und räumliche Trennung der Dubletten.
Unter Dubletten sind Einzelstücke zu verstehen, die auch im Rahmen von Bänden, manchmal auch als Einzelstücke vorhanden sind. Sie wurden im Allgemeinen nur summarisch verzeichnet (Numerus currens Nr. 98 - 179). Gelagert waren sie bis dahin teils im Raschi-Haus, teils im Ämterhaus Adenauerring, Oberer Keller, wo sie jetzt vollständig gelagert werden.
2. Geschichte und Struktur des Bestandes
Im Stadtarchiv Worms und vor allem in der Stadtbibliothek bestand vor dem 2. Weltkrieg offenkundig eine reiche Sammlung von Jahrgängen der Wormser Zeitungen seit 1776, deren genauer Umfang nicht mehr zu ermitteln ist und die durch die Kriegsfolgen 1945 erheblich dezimiert wurde.
Nach dem Krieg wurde im Archiv die 'Wormser Zeitung' (bzw. ihre Vorgängertitel) ab 1947 bis 1962 vollständig, seit 1989 nur noch der Lokalteil gesammelt. Die Stadtbibliothek sammelt und bindet die vollständigen Papierausgaben nach wie vor (Stand Febr. 2016).
Monatsweise gebundene Bände für die Jahre 1968 bis 1988 wurden Anfang der 1990er Jahre von der Redaktion der 'Wormser Zeitung' an das Archiv abgegeben. Archiviert werden auch die seit 1983/84 erscheinenden Anzeigenblätter 'Nibelungenkurier' und 'Wormser Wochenblatt'.
Hinzu kommen (im Zuge der Nachbearbeitung 2015/16) die teils am Bestand vorgefundenen, teils bei Verzeichnungsarbeiten in anderen Beständen aufgefundenen Einzelstücke von Wormser Zeitung, Wormser Volkszeitung und Wormser Tageszeitung, die zwecks Verfilmung entnommen wurden und bei den Einzelstücken in Abt. 228 belassen wurden. Einzelstücke anderer Zeitungen wurden in ihren Beständen belassen. Für sie wurden teilweise in den entsprechenden Verzeichnungseinheiten von Abt. 228 Hinweise auf die Fundstellen in anderen Beständen vorgefunden; weitere Stücke sind in der Verzeichnung der jeweiligen Bestände zu suchen.
Der schwerwiegende, insbesondere für die 1920er und 30er Jahre schmerzliche Verlust des Jahres 1945 konnte teilweise ersetzt werden durch die Schenkung einer Sammlung zahlreicher Bände der ‚Wormser Zeitung' durch den Verleger Dr. Gunter Cnyrim, wobei jedoch die französische Besatzungsmacht - vermutlich schon vor der Übereignung an die Stadt - Zeitungsbände aus der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt hatte. Außerdem erhielt die Stadtbibliothek durch einen Aufruf an die Bevölkerung im Jahre 1946 eine größere Anzahl von Einzelnummern älterer Wormser Zeitungen. Auch Bände der Wormser Volkszeitung und der Wormser Tageszeitung kamen wahrscheinlich auf diesem Wege an die Stadtbibliothek (und von dort 1996/97 ins Stadtarchiv).
In den Jahren 1996/97 wurden in Abstimmung mit der Stadtbibliothek alle bis dahin ohne Systematik und Bestandsnachweis auf Archiv und Bibliothek aufgeteilten Zeitungen im Stadtarchiv vereinigt. Reine Amtsblätter wurden in die Dienstbibliothek eingegliedert, der Bestand von anderen Abteilungen abgegrenzt.
Die Sichtung und Vereinigung der Zeitungen 1996/97 diente zum einen der Erarbeitung eines zentralen Nachweises noch vorhandener Bände und Einzelstücke und damit den Interessen der Benutzerschaft, zum anderen der Vorbereitung der bis dahin nur sehr punktuell durchgeführten Mikrofverfilmung der Bände und mithin der Bestandserhaltung. Bis 1997 waren lediglich die ältesten Jahrgänge der Wormser Zeitungen bis Anfang 1814 (und die Bände von 1848/49) mikroverfilmt worden.
Der lückenhafte Bestand der Wormser Zeitung für die 1960er Jahre wurde 2008 durch eine schenkungsweise Überlassung von Bänden der Jahrgänge 1963, 1964 und 1965 ergänzt, so dass nur noch die Lücke 1966 bis 1967 und einige Monate 1968 und 1969 besteht; dazu sei ergänzend auf die Serie in der Stadtbibliothek verwiesen.
Die Abteilung 228 umfasst so gut wie ausschließlich Wormser Zeitungen. Als einzige auswärtige Zeitung wurde die lediglich digital vorhandene ‚Osthofener Zeitung' wegen ihrer nachbarschaftlichen Bedeutung für Worms und ihres Umfangs gesondert verzeichnet.
3. Benutzung und Fortführung
Die Abt. 228 besteht aus gebundenen Bänden (für Jahre, Halbjahre, Vierteljahre oder Monate), ungebundenen Einzelnummern (teilweise lückenhaft oder nur fragmentarisch erhalten) und dem seit 1989 gesammelten Lokalteil der 'Wormser Zeitung'. Der Erhaltungszustand der Zeitungen ist für die Zeit vor 1945 durchweg bedenklich; teilweise sind die Bände kaum bis gar nicht benutzbar. Dort, wo die Bände und Exemplare verfilmt, verficht oder digitalisiert sind, wird nur die Reproduktion vorgelegt.
Alle Zeitungen, die bei Verzeichnungsarbeiten in anderen Beständen aufgefunden werden, sollen in der betreffenden Verzeichnungseinheit dieses Bestandes gemäß folgendem Beispiel im "Darin"-Feld vermerkt werden: "Wormser Zeitung vom 13.09.1900 (Abendblatt, Nr. 214)".
In Abt. 228 werden neu aufgefundene Stücke entgegen der bisherigen Handhabung nicht eingetragen. Neuerwerbungen, die nicht Teil eines Bestandes sind, werden in Abt. 228 aufgenommen und entsprechend verzeichnet.
Die insbesondere für die recherchierenden Nutzer ungünstige Verwendung von Abkürzungen soll bei der Fortführung der Verzeichnung von Abt. 228 nicht mehr verwendet werden. Es finden sich folgende: (A) = Abendblatt, (M) = Morgenblatt, (L) = Luginsland (Beilage der Wormser Zeitung), RR (Rollregal im Magazin), (U) = unvollständig. Ob es sich um Abendblatt oder Morgenblatt handelt, wurde bisher oft nicht vermerkt. Die für die Zeitungen benutzten Kürzel werden unten bei 8. aufgelöst.
Grundsätzlich besteht für alle Zeitungen der Abt. 228 ein KOPIERVERBOT.
Zu zitieren sind die Bände in folgender Weise: Stadtarchiv Worms, Abt. 228 Kürzel der Zeitung - Jahrgang - Tag (z.b. Stadtarchiv Worms, Abt. 228 WVZ 1928 (17.5); ggf. zu ergänzen um den Hinweis Morgenausgabe bzw. Abendausgabe
Ergänzend befindet sich in der Stadtbibliothek eine vollständige Serie der Wormser Zeitungen ab 1945 in gebundener Form. Bei der Redaktion der Wormser Zeitung (Verlagsgruppe Rhein-Main, Adenauerring/Obermarkt) liegen die Ausgaben ab 1947 verfilmt vor. Für die älteren Zeiträume wichtig sind vor allem die Bestände der Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt.
4. Mikroverfilmung und -verfichung (seit 1996), Restaurierung und Bestandserhaltung; Digitalisierung (seit 2010)
Bis 1996 bestand lediglich eine Mikroverfilmung der Wormser Zeitungen unterschiedlichen Titels aus der Zeit von 1781 bis Anfang 1814. Seit der Vereinigung der vor 1945 datierenden Zeitungsbestände im Archiv haben intensive Bemühungen um Verfilmung und Verfichung sowie die aufwendige Restaurierung gefährdeter Bände eingesetzt, die noch einige Jahre fort-gesetzt werden müssen, bis möglichst das gesamte Zeitungsmaterial dupliziert und somit im Bestand gesichert ist.
Zwischen 1997 und 2003 hat die Fa. Mikroformat Döring Mainz die Verfilmung der Jahre 1948 bis 1907 durchgeführt, seit 2005 arbeitet das Stadtarchiv mit der Fa. Microformat Systems in Lisse (NL) zusammen. Für die Verfilmungen und Verfichungen bestehen detaillierte Protokolle, aus denen der Fortgang der Arbeiten im genannten Zeitraum ersichtlich ist.
Inzwischen (Stand Febr. 2007) sind alle vorhandenen Bände und Einzelstücke der Wormser Tageszeitung (1924-45) und der Wormser Volkszeitung (1898-1936) verfilmt, dazu die Wormser Zeitung aus dem Zeitraum 1898 bis 1941 (zum kleinen Teil Fiches).
Zudem liegen verfilmt vor die Jahrgänge 1776 bis 1814 (ältere Verfilmung), die ‚Neue Zeit' (1848/49), für die Wormser Zeitung die Jahre 1848/49 und (seit 2006) die Verfichung der Jahre 1832 bis 1834, als nächstes werden die Bände des Vormärz bearbeitet. Besonders aufwendig gestaltete sich die 2006 begonnene Restaurierung und Verfichung der WZ-Jahrgänge der Zeit um 1830, die 2008 abgeschlossen wurde. Da es sich bei den Zeitungen der Jahre 1814 bis 1839 um Unikate handelt, werden diese bevorzugt bearbeitet.
Für die Jahre 1838 bis 1876 (ohne Jg. 1852) sei verwiesen auf die in der ULB Darmstadt vorhandene Serie, die im Jahre 2010 in Kooperation mit dem Stadtarchiv Worms digitalisiert worden ist und vollständig online steht, auch über die Homepage des Stadtarchivs erreichbar (vgl. http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/sml?sammlung=33). Seit 2011 wurden nach und nach verfilmte bzw. verfichte Bestände digitalisiert; zum Teil sind diese Ausgaben bereits jetzt (2/2016) über die Archivhomepage nutzbar (vgl. unter http://www.worms.de/de/kultur/stadtarchiv/bestaende_und_recherche.php ).
Weitere Zeitungsbände und -serien wurden seit 2010 digitalisiert, diese Arbeit wird noch fortgesetzt werden. Stand Ende 2015:
Wormser Zeitung (mit unterschiedlichen Titeln), 1781 - 1835, 1838 - 1877, 1882 - 1886, 1914 - 1918; Wormser Tageblatt, 1893 - 1907; Wormser Blätter, 1839 - 1840; Die Neue Zeit. Organ zur Entwicklung unserer öffentlichen Verhältnisse am Rhein, 1848 - 1849; Wormser Anzeige- und Unterhaltungsblatt, 1852 - 1855; Rheinischer Herold, 1857 - 1876 (fehlt 1865); Zeitspiegel. Belletristische Beilage zum Rheinischen Herold, 1862 und 1874; Osthofener Zeitung. Anzeigeblatt für den Amtsbezirk Osthofen, 1872 - 1919.
Neben den Benutzungsfilmen und -fiches werden im Magazin als Dubletten die Originalfilme verwahrt, die der Sicherung dienen. Für die vorliegende Bearbeitung des Datenmaterials in ‚Augias' wurde der Bestand aller verfilmten Einzelstücke (wo vollständige Jahrgänge fehlen) im März 2007 durch Herrn Geyer autoptisch überprüft und unter ‚Einzelstücke' detailliert nachgewiesen.
5. Zur Geschichte des Wormser Zeitungswesens
Die Pressegeschichte der Stadt im 19. und frühen 20. Jahrhundert ist bislang nur sehr mangelhaft untersucht. Wichtig für das 19. Jahrhundert ist immer noch die 1913 erschienene Arbeit von Friedrich Illert, dem noch fast das ganze Material zugänglich war, das heute zu einem nicht geringen Teil verloren ist. Im Rahmen der 2005 erschienenen ‚Geschichte der Stadt Worms' haben Manfred Köhler die für die Revolutionsjahre 1848/49 sehr wichtige ‚Neue Zeit' und Fritz Reuter die Zeitungslandschaft im späten 19. Jahrhundert generell in einem Überblick behandelt, zur Entwicklung von 1914 bis 1945 vgl. den Beitrag von Gerold Bönnen, jeweils mit weiteren Hinweisen . Für die Zeit ab 1945 vgl. die materialreiche Studie von Pieroth über die Presseentwicklung, auch mit wichtigen Beobachtungen zur Zeit vor 1945 (siehe unten).
Als erste und für lange Zeit einzige Zeitung in der Stadt Worms wurde im Jahre 1776 das 'Reichsstadt Wormsisch privilegirte Intelligenzblatt' herausgegeben, das in den folgenden Jahrzehnten unter wechselndem Titel erschien. Seit 1814 firmiert das Blatt als 'Wormser Zeitung' und verkörpert die Kontinuität des Wormser Pressewesens bis heute, bei allerdings un-terschiedlichen Herausgebern (zunächst Kranzbühler, dann Cnyrim). Von ihren verschiedenen Beilagen ist vor allem die ab 1881 zunächst kurzzeitig eigenständig erscheinende Zeitung 'Luginsland', die von 1887 bis 1936 als Beilage zur WZ erschien, wegen ihrer Bedeutung als faktisch nationalliberales Parteiblatt im folgenden gesondert ausgewiesen. Von einer kurzen Phase 1848/49 abgesehen, vertrat die WZ stets eine konservative, ab ca. 1870 eine stark nationalliberal geprägte Haltung, teilweise in sehr enger Anlehnung an die Familie von Heyl. Die Zeitung brachte es in den 1920er Jahren auf 13 Ausgaben wöchentlich. Im Jahre 1936 erfolgte die Zusammenlegung der WZ mit der Wormser Volkszeitung (vgl. unten), das Erscheinen wurde Ende März 1941 eingestellt.
Nur kurzzeitig erschienen nach 1815 drei weitere Zeitungen: 'Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizey-Fama', die im Jahre 1817 von Würzburg nach Worms übersiedelte und bis (nach?) 1827 hier erschien. Das Blatt hatte allerdings keinen lokalen Bezug, sondern diente der Verbreitung polizeilicher und juristischer Mitteilungen für ganz Deutschland.
Zweitens bestand das 'Privilegirte Wormser Anzeigeblatt' (1818-1819, keine Exemplare im Archiv erhalten), drittens die mehr feuilletonistischen 'Wormser Blätter' (1839-1840).
Vom Revolutionsjahr 1848 (6.3.1848 Aufhebung der Zensur im Großherzogtum Hessen) bis 1851 erschien als Organ des demokratischen Lagers 'Die Neue Zeit', Redakteur war v.a. der Arzt Ferdinand von Löhr. Fortgesetzt wurde das Blatt ab 1852 als 'Wormser Anzeige- und Unterhaltungsblatt'; die Zeitung firmierte zwischen 1858 und 1880 als 'Rheinischer Herold'. Zuletzt verlor die Zeitung ihre politische Ausrichtung und wurde zu einem Unterhaltungsblatt.
Den gleichen Weg ging die seit 1872 bestehende 'Neue Wormser Zeitung' (ab 1890: ‚Wormser Tageblatt'). Im Jahre 1907 ging sie an die seit 1899 erscheinenden 'Kleinen Rheinischen Volksblätter' (seit 1909: 'Rheinische Volksblätter').
Der 'Wormser Herold' ist nur in wenigen Exemplaren aus der Zeit von 1879 bis 1880 überliefert; über ihn ist sonst wenig bekannt. Politisch nicht festgelegt war der 'Generalanzeiger der Stadt Worms' (spätestens seit 1891: 'Wormser Generalanzeiger'), der von 1880 bis 1903 erschien.
Als betont katholisch-konfessionelle, dem Zentrum nahestehende Zeitung verstanden sich die ab 1901 erscheinenden 'Wormser Nachrichten', die von Anfang 1933 bis März 1936 als 'Wormser Echo' firmierten. Die nur in wenigen Exemplaren erhaltene 'Wormser Kriegszeitung' (1914-1915) diente ausschließlich Propagandazwecken.
Als sozialdemokratische Zeitung erschien von 1920 bis zum Verbot im Mai 1933 die 'Volks-wacht', die in Mainz bei der 'Mainzer Volkszeitung' gedruckt wurde und neben einem allge-meinen auch mit einem lokalen Wormser Teil herausgebracht wurde.
Gegenspieler der nationalliberal ausgerichteten, in der Zeit der Weimarer Republik der Deut-schen Volkspartei und damit der Familie von Heyl sehr nahestehenden 'Wormser Zeitung' wurde ab 1898 die 'Wormser Volkszeitung', die eine freisinnig-demokratische Richtung vertrat. Sie war in der Zeit von 1900 bis zu Beginn der 30er Jahre zusammen mit der WZ das meistgelesene Wormser Blatt. Ihre Auflagenhöhe betrug ca. 8-10.000 Stück täglich, die Zeitung erschien in den 20er Jahren sieben mal wöchentlich. Ihre hohe Auflage hing auch mit ihrer attraktiven Sportbeilage ('Mittelrheinische Sportzeitung') zusammen. Die Zeitung fungierte bis Anfang 1933 auch als Amtsblatt des Kreisamts Worms und Organ für die Bekannt-machungen der Stadt Worms. Zum 1.4.1936 erfolgte der Zusammenschluss mit der Wormser Zeitung ('Wormser Zeitung vereinigt mit Wormser Volkszeitung'). Zum 1.4.1941 wurde die Zeitung eingestellt.
Die 1924 gegründete, in den ersten Jahren ihres Erscheinens fast bedeutungslose 'Wormser Tageszeitung' vertrat die Linie der Deutschnationalen Volkspartei bzw. der NSDAP und wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 zum amtlichen Verkündigungsblatt. Dadurch stieg ihr Stellenwert rasch an. In diesem Jahr erschienen wöchentlich sieben Ausgaben. Zuerst als Darmstädter Zeitung mit einem Wormser Lokalteil herausgege-ben, erhielt sie seit 1935 den Charakter einer lokalen Wormser Zeitung; sie bestand bis 1945 (zuletzt mit dem Untertitel 'Amtsblatt des Gaues Hessen-Nassau und der Kreisleitung der NSDAP, Amtsblatt des Landrates der Stadt Worms') und war seit der Einstellung der mit der Wormser Volkszeitung verbundenen Wormser Zeitung 1941 bis Kriegsende (letzte Ausgabe 19.3.1945) die einzige Tageszeitung in Worms.
Einen tiefen Einschnitt in das Wormser Zeitungswesen markiert das Ende des Krieges 1945. Von April bis Mai 1945 erschien die Wormser Zeitung kleinformatig mit dem Untertitel 'Amtsverkündigungsblatt aller Behörden der Stadt und des Kreises Worms'. Ein 'Mitteilungsblatt für den Stadtkreis und den Landkreis Worms' (August/September 1945) sowie eine 'Gazette Military Government. Stadtkreis Worms Landkreis' sind für das Jahr 1945 erhalten.
Im Jahre 1947 begann mit der 'Allgemeinen Zeitung - Ausgabe Worms - Neuer Mainzer Anzeiger' ein neuer Abschnitt der Wormser Pressegeschichte. Als 'Allgemeine Zeitung - Wormser Anzeiger' ab 1948, 'Wormser Anzeiger' von 1949 bis 1956 und seither wieder als 'Wormser Zeitung' ist sie heute die einzige lokale Tageszeitung in Worms, zugehörig zur Verlagsgruppe Rhein-Main. Neben ihr erschien von 1947 bis 1966 lediglich noch die in Mainz redigierte sozialdemokratische Zeitung 'Die Freiheit' (vorhanden sind zahlreiche Einzelexemplare, Schenkung an die Stadt ca. 2009, übernommen Anfang 2011).
Seit 1983 bzw. 1984 erscheinen zusätzlich die Anzeigenzeitungen 'Nibelungenkurier' und das 'Wormser Wochenblatt' (zur Zeit zweimal wöchentlich).
Lagerung: Alle Dubletten des Bestandes Abt. 228 lagern im Oberen Keller Dienstgebäude Adenauerring (= Abt. 228 Nr. 98-177) = 5 lfm (30 Archivkartons und 18 geb. Zeitungsbände), dazu ein lfm. unverz. auswärtige und überregionale Zeitungen (Stand 10.5.2016).
6. Ergänzende Archivbestände
Zum Presse- und Zeitungswesen der Stadt Worms finden sich Hinweise in Abt. 1 B (vgl. Sach- und Personenindex der Ratsprotokolle), Abt. 2 (Nr. 21-23: Amtsblatt der k.k. österreichischen und k. baierischen gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Commission 1814-1816; Speyerer Wöchentliches Anzeig-Blatt 1814; Intelligenz-Blatt der Unterpräfektur des Speyerer Bezirks 1804-1811), Abt. 5 (Abt. XX, Presse und Buchhandel), Abt. 13 (Abt. XX, Presse und Buchhandel) und Abt. 204.
Ein älterer, im Einzelnen allerdings überholter Bestandsnachweis für die Wormser Zeitungen bis zum Jahre 1950 findet sich in: Adelheid SCHÄFER (Bearb.), Hessische Zeitungen, S. 157-166.
Vgl. zur Zeitungslandschaft im Kaiserreich auch die Archivalien in Abt. 186 zum erheblichen Einfluss der Familie von Heyl auf das Pressewesen.
Auf ergänzende Bestände in der Stadtbibliothek Worms (ab 1945) und in anderen Bibliotheken wurde bereits aufmerksam gemacht.
7. Literatur
Friedrich M. ILLERT, Die Geschichte der Wormser Presse, mit kulturhistorischen Fragmenten, Worms 1913; 150 Jahre Wormser Zeitung, Worms 1926 (Festschrift), S. 9-16 (F. ILLERT). Zu den politischen Tendenzen im Zeitungswesen der Zeit um 1870 bis 1900: Fritz REUTER, Karl Hofmann und ‚das neue Worms'. Stadtentwicklung und Kommunalbau 1882-1918, Marburg/Darmstadt 1993, S. 59-61
Zu Ferdinand von Löhr, dem Herausgeber der ‚Neuen Zeit' siehe Manfred KÖHLER, "So sehr ich die Demokratie liebe, so satt bin ich die Demokraten". Briefe des Wormser Achtundvierzigers Ferdinand von Loehr aus der Schweiz und Frankreich von Juli bis Oktober 1849, Darmstadt/Marburg 2001: zur 1848er Revolution in den Zeitungen auch: Ursula REUTER, Die Revolution von 1848 und ihre Auswirkungen in Worms: März bis Juni 1848 im Spiegel der beiden Wormser Zeitungen, Facharbeit Geschichte masch. (Dienstbibl. WF 010).
Zur Nachkriegspresse: Stephan PIEROTH, Parteien und Presse in Rheinland-Pfalz 1945-1971. Ein Beitrag zur Mediengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Mainzer SPD-Zeitung "Die Freiheit", Mainz 1994 (Veröffentlichungen der Kommission des Landtags Rheinland-Pfalz 18) [sehr materialreich, auch zu Zeitungen der Zeit vor 1933]
8. Alphabetische Liste der Zeitungen (nach verwendeten Abkürzungen)
AJKPF Allgemeine dt. Justiz-, Kameral- u. Polizey-Fama (1817-1827) ILLERT, Presse, S. 71ff.
AZ Allgemeine Zeitung - Ausgabe Worms
BW Bote aus dem Wonnegau (ab 1890) ILLERT, Presse, S. 118, 122
IU Illustriertes Unterhaltungsblatt (Beilage z. NWZ)
LBWZ Literarische Beilage zur Wormser Zeitung
NK Nibelungenkurier (seit 1983)
NMA Neuer Mainzer Anzeiger
NWZ Neue Wormser Zeitung (1872-1890, dann: WTBl.) ILLERT, Presse, S. 121f.
NZ Die Neue Zeit (1848-1850) ILLERT, Presse, S. 92-107
RH Rheinischer Herold (1858-1880) ILLERT, Presse, S. 108ff.
RV Rheinische Volksblätter
RWIZ Reichsstadt Wormsisches Intelligenz- und Zeitungs-Manual
RWpI Reichsstadt Wormsisches privilegirtes Intelligenzblatt ILLERT, Presse, S. 6ff.
RWW Reichsstadt Wormsisches Wochen-Blatt ILLERT, Presse, S. 8ff.
SB Sonderbeilage/Sonderausgabe
VW Volkswacht
WAU Wormser Anzeige- und Unterhaltungsblatt (1852-1858) ILLERT, Presse, S. 107f.
WBll Wormser Blätter (1839-1840) ILLERT, Presse, S. 80
WWS Wormser Wochenschau - Verkehrsnachrichtenblatt für Worms und Umgebung
WE Wormser Echo (1933-1935), vorher: WN
WGA Wormser General-Anzeiger/General-Anzeiger d. Stadt Wo (1888-1903) ILLERT, Presse, S. 123ff.
WH Wormser Herold
WKZ Wormser Kriegszeitung (1914-1915)
WN Wormser Nachrichten (1901-1933, dann u.d.T. WE) ILLERT, Presse, S. 129f.
WNIB Wormser National-Zeitung und Intelligenzblatt ILLERT, Presse, S. 33ff.
WTBl Wormser Tageblatt (1890-1907, vorher u.d.T. NWZ) ILLERT, Presse, S. 122f.
WTZ Wormser Tageszeitung (1924-1945)
WVZ Wormser Volkszeitung (1898-1936/41)
WWIB Wöchentliches Wormsisches Intelligenzblatt
WWBl Wormser Wochenblatt (seit 1984)
WZ Wormser Zeitung (1814-1941, erneut mit anderem Verleger seit 1956)
WZAV Wormser Zeitung - Amtsverkündigungsblatt
WZIM Wormsisches Zeitungs- und Intelligenz-Manual ILLERT, Presse, S. 21f.
ZSp Der Zeitspiegel (Belletristische Beilage zum Rheinischen Herold)
Worms, im März 2007/Juli 2016
Martin Geyer, Gerold Bönnen
Zitierhinweis: Abt. 228
Erschließungszustand, Umfang: Augias 2/3 2007 (Basis: akt. u. geprüfte Excel-/Word-Liste, ca. 2000)
kpl. Nachbearbeitung Nov. 2015 bis Juli 2016