Fritz Kalischer (Bestand)
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Bestand
FK
Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Personen (Handakten und Nachlässen)
1950-1963
Der Nachlaß spiegelt die Tätigkeit von Fritz Kalischer als Anwalt und Vorstandsmitglied der Hilfsstelle für ehemals Rassenverfolgte wider.
Vorwort: 1. Zur Person
Fritz Kalischer (* 14.12.1881, + 6.8.1964) war jüdischen Glaubens und wurde nach einem juristischen Studium und Promotion Rechtsanwalt in Berlin. Er betrieb in den zwanziger Jahren eine größere Anwaltspraxis, in der auch zahlreiche jüdische Geschäftsleute anwaltlich beraten wurden.
Nach der Scheidung seiner ersten Ehe, aus der vier Söhne hervorgingen, konvertierte er 1930 zum christlichen Glauben und heiratete eine Christin. Diesem Umstand verdankte er es wohl, daß er die folgende Zeit des Nationalsozialismus – geschützt durch die „privilegierte Mischehe“ – überleben konnte.
Dennoch kam es zu Anfeindungen. Viele jüdische Klienten hatten Deutschland frühzeitig verlassen, ohne allerdings Vermögen und Besitz mitnehmen zu können. Kalischer versuchte nun, diesen Besitz zu veräußern und die Klienten in den Genuß des Ertrages kommen zu lassen. Da die Anwaltspraxis bei diesen Transaktionen beobachtet wurde, mußte sie 1936 geschlossen werden; alle Mitarbeiter wurden verhaftet. Kalischer selbst wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Da ihm keine unmittelbare Beteiligung an den Vorgängen nachgewiesen werden konnte, mußte er 1937 wieder freigelassen werden.
Angesichts der Verschärfung der Verfolgung tauchte er 1942 unter und blieb bis zum Kriegsende in seinem Sommerhaus in Flinsberg/ Bad Schwarzbach nahe der tschechischen Grenze. Zuvor hatte er noch seinen vier Söhnen zur Ausreise nach England verhelfen können; für seine erste Frau kam die Hilfe zu spät; sie wurde deportiert.
Nach Kriegsende setzte ihn die russische Besatzungsmacht zum Bürgermeister von Flinsberg ein. 1947 ging er zurück nach Berlin und eröffnete wieder eine Anwaltspraxis.
2. Zum Inhalt der Akten
Die hier gesammelten Akten entstammen dem persönlichen Nachlaß Kalischers. Sie wurden dem Archiv des Diakonischen Werkes der EKD durch dessen Tochter, Frau Astrid Wattenberg, übereignet.
Die Akten entstammen sämtlich der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Einerseits spiegeln die Akten einen Teil der anwaltlichen Tätigkeit Kalischers (6-10). Er vertrat die „Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte“ in Grundstücksangelegenheiten (6-8) sowie deren Vorsitzenden in Privatsachen (9). (Über die Hilfsstelle vgl. ADW, ZBB 224 und „50 Jahre `Büro Grüber´“, hg. von der Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte, 1988 - Bibliothekssignatur C I 6634). Anderseits dokumentieren die Akten das persönliche Engagement Kalischers für die „Hilfsstelle“ als deren Vorstandsmitglied sowie insbesondere die konstruktieve Auseinandersetzung in Fragen der Wiedergutmachung (4-5).
3. Ordnung und Verzeichnung
Die Akten konnten in ihrer bisherigen Ordnung belassen werden. Es wurde keine Kassation durchgeführt. Die Aktentitel wurden bei den Ordnungsarbeiten sortiert.
Der „Enthält“-Vermerk gibt den hauptsächlichen Akteninhalt an. Der „Darin“-Vermerk kennzeichnet wichtige Einzelschriftstücke.
Ordnung und Verzeichnung wurden im April und Mai 1989 von Sigurd Rink durchgeführt.
Vorwort: 1. Zur Person
Fritz Kalischer (* 14.12.1881, + 6.8.1964) war jüdischen Glaubens und wurde nach einem juristischen Studium und Promotion Rechtsanwalt in Berlin. Er betrieb in den zwanziger Jahren eine größere Anwaltspraxis, in der auch zahlreiche jüdische Geschäftsleute anwaltlich beraten wurden.
Nach der Scheidung seiner ersten Ehe, aus der vier Söhne hervorgingen, konvertierte er 1930 zum christlichen Glauben und heiratete eine Christin. Diesem Umstand verdankte er es wohl, daß er die folgende Zeit des Nationalsozialismus – geschützt durch die „privilegierte Mischehe“ – überleben konnte.
Dennoch kam es zu Anfeindungen. Viele jüdische Klienten hatten Deutschland frühzeitig verlassen, ohne allerdings Vermögen und Besitz mitnehmen zu können. Kalischer versuchte nun, diesen Besitz zu veräußern und die Klienten in den Genuß des Ertrages kommen zu lassen. Da die Anwaltspraxis bei diesen Transaktionen beobachtet wurde, mußte sie 1936 geschlossen werden; alle Mitarbeiter wurden verhaftet. Kalischer selbst wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Da ihm keine unmittelbare Beteiligung an den Vorgängen nachgewiesen werden konnte, mußte er 1937 wieder freigelassen werden.
Angesichts der Verschärfung der Verfolgung tauchte er 1942 unter und blieb bis zum Kriegsende in seinem Sommerhaus in Flinsberg/ Bad Schwarzbach nahe der tschechischen Grenze. Zuvor hatte er noch seinen vier Söhnen zur Ausreise nach England verhelfen können; für seine erste Frau kam die Hilfe zu spät; sie wurde deportiert.
Nach Kriegsende setzte ihn die russische Besatzungsmacht zum Bürgermeister von Flinsberg ein. 1947 ging er zurück nach Berlin und eröffnete wieder eine Anwaltspraxis.
2. Zum Inhalt der Akten
Die hier gesammelten Akten entstammen dem persönlichen Nachlaß Kalischers. Sie wurden dem Archiv des Diakonischen Werkes der EKD durch dessen Tochter, Frau Astrid Wattenberg, übereignet.
Die Akten entstammen sämtlich der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Einerseits spiegeln die Akten einen Teil der anwaltlichen Tätigkeit Kalischers (6-10). Er vertrat die „Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte“ in Grundstücksangelegenheiten (6-8) sowie deren Vorsitzenden in Privatsachen (9). (Über die Hilfsstelle vgl. ADW, ZBB 224 und „50 Jahre `Büro Grüber´“, hg. von der Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte, 1988 - Bibliothekssignatur C I 6634). Anderseits dokumentieren die Akten das persönliche Engagement Kalischers für die „Hilfsstelle“ als deren Vorstandsmitglied sowie insbesondere die konstruktieve Auseinandersetzung in Fragen der Wiedergutmachung (4-5).
3. Ordnung und Verzeichnung
Die Akten konnten in ihrer bisherigen Ordnung belassen werden. Es wurde keine Kassation durchgeführt. Die Aktentitel wurden bei den Ordnungsarbeiten sortiert.
Der „Enthält“-Vermerk gibt den hauptsächlichen Akteninhalt an. Der „Darin“-Vermerk kennzeichnet wichtige Einzelschriftstücke.
Ordnung und Verzeichnung wurden im April und Mai 1989 von Sigurd Rink durchgeführt.
Bestand
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.
22.04.2025, 11:01 MESZ