In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Eberhard Karls Universität Tübingen, UB - Universitätsarchiv
Archival holding
UAT 243/
Universitätsarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> B Akademische Zentralorgane >> Bd Gerichts- und Disziplinarorgane >> Bd 4 Justitiariat >> Justitiariat (1811-1829)
(1665-) 1809-1829
Bestandsbeschreibung: Übernommen: 1968.
Einleitung
1. Zur Geschichte des Justitiariats an der Universität Tübingen
a) Der Justitiar als Beauftragter des Universitätskurators
Die Reorganisation der Universität Tübingen zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte im Verwaltungsbereich zu einschneidenden Veränderungen. Das Organische Gesetz vom 17. September 1811 ordnete dem Kurator der Universität neben einem Sekretär erstmals einen Justitiar zu. Dessen Aufgabenbereich beschränkte sich zunächst auf die Regelung der Schuldensachen der nicht studierenden Universitätsangehörigen sowie auf das Inventur-, Teilungs- und Pupillenwesen (Nachlass- und Vormundschaftsangelegeneheiten) aller Universitätsangehörigen. Gleichzeitig wirkte er aber auch als Untersuchungsführer im Auftrag des Kurators bei den Disziplinarverfahren mit.
b) Der Justitiar als Universitätsbeamter
Auch der Verfassungsentwurf von 1817 hielt an der Einrichtung eines Justitiars fest, doch war er nun dem Rektor unterstellt und wurde auf Vorschlag des Akademischen Senats vom König ernannt. Seine Aufgaben umfassten zum einen die Durchführung der Untersuchungen in Disziplinar- und Schuldensachen der Studierenden bis zur Spruchreife und die Weiterleitung der Strafanträge an die zuständige Instanz, zum andern - unter der Leitung einer aus dem Rektor, Kanzler und Dekan der Juristischen Fakultät bestehenden Deputation - die Abwicklung der Freiwilligen Gerichtsbarkeit. Daneben wirkte er auch bei der Ausstellung der studentischen Sitten- und Aufenthaltszeugnissen mit. Diese Aufgabe wurde ihm im März 1825 auf Antrag des Akademischen Senats als Alleinverantwortlichem übertragen.
Die Einsetzung eines Außerordentlichen Regierungskommissars 1825 im Zusammenhang mit der Durchführung der Karlsbader Beschlüsse von 1819 auch an der Universität Tübingen führten zunächst zu einer Einschränkung seiner Befugnisse. Lediglich das Schuldenwesen unterstand ihm unter Leitung des Rektors weiterhin. Jedoch konnte er vom Außerordentlichen Regierungskommissar zu "Geschäften, welche Studierende betreffen" herangezogen werden. Die Neuordnung der Universität durch das Organische Statut vom 18. Januar 1829 verzichtete dann ganz auf das Amt des Justitiars. Der letzte Amtsverweser wurde dem Stadt-Direktor, der nunmehr für das Disziplinarwesen der Studierenden zuständig war, zur Unterstützung beigeordnet.
c) Die Amtsinhaber
1811-1818 Daniel Friedrich Gottlieb Faber, Obertribunalrat
1818-1821 Ehregott August Willibald Feuerlein, Oberjustizprokurator
1821-1824 Prof. Christian Heinrich Gmelin
1824-1829 Privatdozent Johann Jacob Lang
2. Bestand
a) Überlieferungsgeschichte
1968 gab das Staatsarchiv Sigmaringen dem Universitätsarchiv Akten zurück, die 1955 das Tübinger Universitätsrentamt in Unkenntnis archivischer Zuständigkeiten nach Sigmaringen abgeliefert hatte. Neben Dokumenten zur Wirtschaftsverwaltung umfasste dieser Bestand unter anderem auch Akten und Protokolle zu Straf- und Disziplinarsachen.
Unter Anwendung des Provenienzprinzips wurden daraus jene Amtsbücher und Akten ausgegliedert, die dem Justitiariat zuzuordnen waren. Ergänzt durch schon im Universitätsarchiv befindliche Archivalien einschlägiger Provenienz, bilden sie heute den Bestand UAT 243.
b) Umfang und Zeitraum
Dieser neu zusammengetragene Bestand umfasst 234 Archivalieneinheiten mit insgesamt 2,90 lfd.m (Stand: Januar 2021). Seine Laufzeit wird in erster Linie durch die Existenzdauer des Justitiariats bestimmt. Doch wurden bei der Ausgliederung auch Schriftstücke mit übernommen, die dem Justitiar als Vorakten gedient haben dürften. Dadurch reicht die Laufzeit bis ins 17. Jahrhundert zurück. Das älteste Schriftstück stammt aus dem Jahr 1665.
c) Bestandsstruktur
Die ausgegliederten Akten waren sowohl nach systematischen Gesichtspunkten wie auch chronologisch abgelegt gewesen. Da keine Hinweise auf die Art der zeitgenössischen Aktenführung zu ermitteln waren, wurde eine eigene Bestandsgliederung entwickelt, die sich an den drei Hauptaufgabengebieten des Justitiars - Disziplinaruntersuchungen, Freiwillige Gerichtsbarkeit, Zeugniswesen - orientierte. An Hand von alten Faszikelbeschriftungen konnte die Gruppe der Disziplinaruntersuchungen weiter untergliedert werden. Innerhalb der jeweiligen Gruppen wurden die Akten chronologisch geordnet.
3. Weitere Findmittel
Bei den Verzeichnungsarbeiten wurden auch alle in den Akten genannten natürlichen Personen in einer eigenen alphabetischen Kartei erfasst, die ca. 2700 Eigennamen nachweist. Die Studierenden wurden soweit als möglich an Hand der gedruckten Matrikel bzw. der hier vorhandenen Matrikelkartei identifiziert und die vorgefundenen Angaben gegebenenfalls ergänzt. Wesentlichstes Hilfsmittel für die Ergänzungen bei den anderen Personen war Ferdinand Friedrich Faber "Die Württembergischen Familien-Stiftungen".
Die biographische Kartei zum Teilbestand UAT 243/215-232 wurde provisorisch für das Dateirepertorium zu UAT 40-42 ausgewertet. Nach dem Import des Bestandes UAT 243 nach ACTApro sind jetzt diese natürlichen Personen in der Klassifikation 5. Verweise auf die in den Akten vorkommenden Personen zu finden (siehe bei den Vorgängen im Enthält-Feld die Verweise auf die entsprechende Akten- bzw. Bestellsignatur).
4. Verweise auf andere Bestände
Das Fehlen einer zeitgenössischen Justitiariats-Registratur hatte zur Folge, dass Vorgänge des Justitiars auch in den einschlägigen Sachakten der Universitäts-Registratur abgelegt wurden. Es lassen sich daher heute entsprechende Schriftstücke in folgenden Beständen des Universitätsarchivs nachweisen: Ältere Vermischte Sachakten" (z.B. UAT 9/6, UAT 44), "Disziplinarkommission" (UAT 166) sowie "Außerordentlicher Regierungskommissar" (UAT 165). Einzelne Schriftstücke der Provenienz "Justitiar" weist auch die geschlossene Registratur des Kurators (UAT 44/151) auf.
Neben dem Universitätsarchiv Tübingen verwahrten Dokumenten besitzen sowohl das Stadtarchiv Tübingen wie auch das Hauptstaatsarchiv Stuttgart einzelne Unterlagen des Justitiars. Dabei handelt es sich um Akten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, die im Zusammenhang mit der Neuregelung des akademischen Bürgerrechts von der Universität Tübingen 1831 an drei staatliche Nachfolgebehörden abgegeben worden waren. Repertorien der einschlägigen Bestände "Inventur und Teilungen von Universitätsverwandten (1525-1827)", "Beilagen zu den Inventuren und Teilungen (1750-1827)" und "Inventuren und Exemten (1829-1866)" veröffentlichte das Stadtarchiv Tübingen 1988. 1989 folgte das Repertorium der Inventuren, Teilungen, Pflegschafts- und Testamentsakten Tübinger Universitätsangehöriger (1472-1831) des Hauptstaatsarchivs in Stuttgart. 1992 schloss das Stadtarchiv Tübingen die Publikation dieser Findmittel mit dem Repertorium "Pflegrechungen von Universitätsverwandten (1691-1803)" ab.
5. Literatur
Bestand A 275. Inventuren, Teilungen, Pflegschafts- und Testamentsakten Tübinger Universitätsangehöriger 1472-1831. Bearb. von Sibylle Spengler, Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1989
Karl-Eugen Hohl: Die akademische Gerichtsbarkeit in Württemberg. die Geschichte einer 400jährigen Entwicklung 1477-1879. Diss. Tübingen 1944.
Thomas Oelschlägel: Hochschulpolitik in Württemberg 1819-1825. Die Auswirkungen der Karlsbader Beschlüsse auf die Universität Tübingen. Contubernium Bd. 43. Sigmaringen 1995.
Repertorium zum Bestand A 84. Beilagen zu den gebundenen Inventuren und Teilungen (1750-1827). Bearb. von Gerhard Faix, Stadtarchiv Tübingen 1988.
Repertorium zum Bestand A 86. Inventur von Exemten (1829-1866). Bearb. von Gerhard Faix, Stadtarchiv Tübingen 1988.
Repertorium zum Bestand A 105. Städtische Pflegrechnungen des 18. Jahrhunderts. Bearb. von Erich Sommer, Stadtarchiv Tübingen 1992.
Repertorium des zum Bestand E 101. Inventur und Teilungen von Universitätsverwandten (1525-1827). Bearb. von Gerhard Faix, Stadtarchiv Tübingen 1988.
Repertorium zum Bestand E 105. Pflegrechnungen von Universitätsverwandten. Bearb. von Erich Sommer, Stadtarchiv Tübingen 1992.
Thematisches Repertorium: Die Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit an der Universität Tübingen 1520-1800. Bearb. von Heinz Alfred Gemeinhardt. Werkschriften des Universitätsarchivs Tübingen, Reihe 2, Heft 14, Tübingen 1988.
Vollständige, historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der württembergischen Gesetze. Hrsg. von A[ugust] L]udwig] Reyscher. Bd. 11, Abt. 3: Universitätsgesetze. Tübingen 1843.
Uwe Ziegler: Zur Geschichte des Disziplinarrechts. In: Attempto 33/34, Tübingen 1969.
Tübingen, Oktober 1998
Irmela Bauer-Klöden
Inhalt:
Amtbücher (2 Nrn, 1821-1825).
Untersuchungsakten (116 Nrn, 1810-1828).
Freiwillige Gerichtsbarkeit (94 Nrn, 1811-1828).
Sittenzeugnisse, Studienzeugnisse (18 Nrn, (1793-)1811-1829).
Verweise auf die in den Akten vorkommenden natürlichen Personen (1718-1914)