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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 6 Unternehmen der Wirtschaft >> A 6.2 Unternehmen der privaten Wirtschaft
1874 - 1956
Vorwort: A Rep. 229 Schering AG
1. Unternehmensgeschichte [*1]
Im Jahre 1851 erwarb der aus Prenzlau stammende Apotheker Ernst Schering (1824 - 1889) die in der Berliner Chausseestraße gelegene Schmeissersche Apotheke, die unter dem von Schering gewählten Namen Grüne Apotheke zur Keimzelle des späteren Weltkonzerns werden sollte. Die hier entwickelten Präparate, die wegen ihrer Reinheit erstmals auf der Pariser Weltausstellung von 1855 ausgezeichnet wurden, fanden eine so große Nach-frage, dass Schering für ihre Produktion die Chemische Fabrik E. Schering im nahe gelegenen Wedding errichtete. Diese wurde 1871 in die "Chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering)" umgewandelt.
Ungeachtet wiederholter Rückschläge, etwa infolge der Gründerzeitkrise in den 1870er Jahren, expandierte das Unternehmen. Bereits 1880 konnte ein erstes Zweigwerk am Tegeler Weg in Charlottenburg in Betrieb genommen werden, in dem zunächst vor allem Äther hergestellt wurde. [*2] Schon bald aber erstreckte sich die Produktionspalette hier auf Chemikalien, die vorwiegend technischen Zwecken dienten. [*3] Das Weddinger Stammwerk hingegen war auf die Fertigung von pharmazeutischen Chemikalien festgelegt. Darunter befanden sich seit 1890 auch pharmazeutische Spezialitäten, also Medikamente in abgabefertigen Packungen.[*4] Ebenso war im Weddinger Werk die Hauptverwaltung des Unternehmens eingerichtet. Sie war seit 1890 in einem neuen Verwaltungsbau des Architekten Otto March untergebracht, das wegen der roten Ziegelfassade weithin als "Rotes Schloss" bekannt war.
Als um die Jahrhundertwende die chemische Produktion wegen eines Überangebots am Markt stagnierte, weitete Schering seine Tätigkeit auch auf andere Produktbereiche aus. So wurde 1894 im Werk Charlottenburg eine Photographische Abteilung zur Herstellung von photographischen Papieren, Platten und Filmen aufgebaut, ein Jahr nachdem dort bereits eine Bakteriologische Abteilung eingerichtet worden war. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach fotografischen Artikeln, namentlich des Fotopapiers "Satrap", durch die sich in jenen Jahren entwickelnde Fotografie baute Schering den Fertigungszweig kontinuierlich neben der Chemikalienproduktion aus. Er wurde im Rahmen der Zusammenfassung der Scheringschen Fotoaktivitäten 1931 an die Voigtländer & Sohn AG übergeben, die seit 1923 mehrheitlich zur Schering AG gehörte. [*5]
Im Jahre 1904 nahm Schering zusätzlich die synthetische Kampferherstellung im Werk Charlottenburg auf, wodurch ein elementarer Grundstoff für Zelluloid gewonnen wurde, das einen der wichtigsten Kunststoffe der Zeit darstellte. [*6] Ferner begann Schering mit der Fertigung von Trisalyten, die für den Galvanisierungsprozess benötigt wurden und bereitete damit den Boden für seine spätere Abteilung Galvano-Bedarf. In der Zwischenkriegszeit wurde die Geschäftstätigkeit darüber hinaus auf die Bereiche Pflanzenschutz, Röntgenbedarfsmittel und Rapidpolituren zur Holzoberflächenbehandlung ausgedehnt, so dass sich die Schering AG in den 1920er bis 1940er Jahren als ein diversifiziertes Unternehmen darstellte.
Hatte das Unternehmen schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs [*7] auch im Ausland Zweigwerke errichtet, so erweiterte es seine Forschungs- und Produktionsstätten in den 1920er Jahren durch mehrere Werke im Großraum Berlin. Als erstes wurde 1921 ein Werk im brandenburgischen Eberswalde eingerichtet. Ihm folgte ein Jahr später das Werk im Berliner Ortsteil Spindlersfeld, nachdem Schering die Aktienmehrheit an dem ursprünglich als Färberei und chemischer Reinigung tätigen Familienbetrieb W. Spindler übernommen hatte. Im Jahre 1927 fusionierte die Schering AG darüber hinaus mit der in Adlershof ansässigen C.A.F. Kahlbaum GmbH Chemische Fabrik, die seitdem als Werk Adlershof fungierte. Bis 1939 kamen noch die entfernteren Werke Aussig und Reichenbach hinzu.
Die C.A.F. Kahlbaum GmbH Chemische Fabrik war hervorgegangen aus der 1818 von Carl August Ferdinand Kahlbaum in Berlin gegründeten Spritreinigungsanstalt und Likörfabrik. Der Sohn des Gründers, August Wilhelm Kahlbaum, ergänzte die Produktionspalette um Laboratoriumspräparate, bei der das als Nebenprodukt der Spritfabrik anfallende Fuselöl sinnvoll verwandt werden konnte. Die Präparate erfreuten sich etwa bei Hochschulen und chemischen Forschungseinrichtungen starker Nachfrage. [*8] Infolge von Streitigkeiten inner-halb der Eigentümerfamilie wurde das Unternehmen 1912 verkauft und 1913 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Zuvor war bereits die Likörproduktion als eigenständige Fabrik abgetrennt worden. Nach kurzer Zugehörigkeit zu den Unternehmern Isidor Stern und Felix Eisenmann sowie einem Zusammenschluss zu einer Interessengemeinschaft zunächst mit der Engelhardt-Brauerei AG und später mit den Ostwerken und der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei AG, gelangte die chemische Fabrik 1922 in den Besitz der in Berlin ansässigen Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen Fabriken AG.
Das seit Juni 1925 lediglich als Kokswerke und Chemischen Fabriken AG firmierende oder kurz Oberkoks genannte Unternehmen war es auch, das den Zusammenschluss mit der Chemischen Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering] zur Bildung effizienterer Organisationsstrukturen forcierte. [*9] Schließlich hatten die Kokswerke ebenfalls 1922 auch an Schering die Aktienmehrheit erworben. Aus der von den Kokswerken betriebenen Fusion ihrer Tochterfirmen ging 1927 die Schering-Kahlbaum AG hervor. Der Name wurde 1937 in Schering AG umgewandelt, nachdem die Kokswerke auch die restlichen Teile des chemischen Unternehmens erworben hatten. Die 1890 gegründeten Kokswerke selbst hatten ihren Ursprung in oberschlesischen Kokereien, waren aber im Laufe der Zeit durch zahlreiche Beteiligungen zu einem stark verflochtenen Großkonzern mit einem Grundkapital von 275 Millionen Reichsmark (1924) aufgestiegen.
Mit der Gewinnung der Werke in Adlershof und Spindlersfeld wurde die Produktion durch Schering dort kontinuierlich ausgeweitet. Dazu wurden Teile der Produktion anderer Standorte dorthin verlagert. Namentlich das Werk Adlershof, dem zunächst der bisherige Leiter Fritz Wilcke und später der Chemiker B. Serini vorstand, wurde auf diese Weise zu einem der bedeutendsten Werke für die Schering AG in Deutschland. So wurde hier schon seit 1924 die Ätherfabrikation des Werks Charlottenburg fortgeführt. [*10] Hinzu kam der Ausbau der Labore für die wissenschaftliche Forschung. Daneben blieb die Fertigung der Kahlbaum-Laboratoriumspräparate ein wesentlicher Produktionszweig des Werks.
Von besonderer Bedeutung für Adlershof wurde allerdings die Erforschung und Entwicklung von synthetischen Hormonen. Das betraf namentlich Sexualhormone, an denen seit 1923 bei Schering, etwa unter Beteiligung des späteren Nobelpreisträgers für Chemie Adolf Butenandt, geforscht wurde. Im Jahre 1928 konnte als ein erstes Hormonpräparat "Progynon" vorgestellt werden. [*11] Ihm folgten 1933 "Proluton", 1937 "Testoviron" und 1939 "Cortiron". Neben der hierzu eingerichteten Abteilung Hormonsynthese beschäftigte sich mit der Abteilung Insulin im Werk Adlershof darüber hinaus eine weitere Organisationseinheit eingehend mit der Erforschung und Entwicklung von Hormonen, in diesem Fall das für den Stoffwechsel wichtige Insulin. Um die für die Hormonsynthese und die Insulinforschung notwendigen Grundstoffe, wie innere Organe und Tierharn, zu erlangen, baute die Schering AG eine um-fangreiche Sammelorganisation auf. Sie umfasste neben Zwischenhändlern u. a. zahlreiche Vieh- und Schlachthöfe und reichte bis nach Osteuropa. Ebenso erwarb Schering in diesem Zusammenhang 1936 die Degewop [Deutsche] Gesellschaft wissenschaftlicher Organ- und Hormonpräparate mbH von der niederländischen Firma Organon, mit der das Unternehmen bereits seit langem zusammengearbeitet hatte. Zum 01. Januar 1938 wurde die in Spandau ansässige Degewop unter der Leitung von Theodor Dorfmüller als Betriebsabteilung Spandau in die Schering AG eingegliedert und später vermutlich in das Werk Adlershof verlagert. [*12]
Im Werk Spindlersfeld brachte Schering dagegen zunächst seine Photographische Abteilung unter. In den 1930er Jahren wurden hier überdies ein Kabelseidebetrieb (KS) sowie eine Filmgießerei eingerichtet. Sie verarbeiteten das im Werk Eberswalde produzierte Triacetat weiter, das einen nicht entflammbaren Kunststoff aus Zellulosetriacetat darstellte. [*13] Das Material, dem besonders die Wehrmacht zur Isolierung von Kabeln großes Interesse entgegenbrachte, war zuvor in einer Arbeitsgemeinschaft mit der C.F. Boehringer & Söhne GmbH, Mannheim, entwickelt worden. [*14] Aus kriegswichtigen Gründen wurde zumindest das Kabelwerk seit 1943 in das sächsische Erdmannsdorf verlagert. [*15]
Während des Zweiten Weltkriegs erfuhr die Schering AG teilweise schwere Verluste, die seit 1944 auch zu einem Rückgang des Geschäftsergebnisses führten. Hierfür war unter anderem der Abzug von den zur Wehrmacht einberufenen Mitarbeitern verantwortlich. Teile der Belegschaft wurden allerdings sowohl durch offensichtlich freiwillige ausländische Arbeitskräfte als auch durch Zwangsarbeiter ersetzt. Hinzu kamen Zerstörungen in den Werken. So vernichtete der Luftangriff auf Berlin am 22./23. November 1943 mit dem Weddinger "Roten Schloss" neben zentralen Forschungsarbeiten die Hauptverwaltung des Unternehmens mit ihren zahlreichen Unterlagen. Daraufhin wurden Teile der Korrespondenz über das Werk Spindlersfeld geführt. [*16] Ebenso wurden bei Luftangriffen 1944 die Werke Adlershof und Spindlersfeld so sehr beschädigt, dass die Beschäftigten teilweise nicht mehr arbeiten konnten. [*17]
In der Folge des Kriegsendes hatte Schering weiterhin den Verlust seiner in der sowjetischen Besatzungszone und im Ostsektor Berlins gelegenen Werke hinzunehmen. So wurde 1946 das Werk Reichenbach, ein Jahr später das Werk Eberswalde enteignet. Im Jahre 1949 folgte die Enteignung der Werke Adlershof, das erheblich demontiert worden war, und Spindlersfeld. Zuvor waren sie 1946 sequestriert und unter Treuhandverwaltung gestellt worden. Während das Spindlersfelder Werk schon bald wieder in seiner ursprünglichen Form als chemische Reinigung unter den Bezeichnungen VEB Blütenweiß, VEB Rewatex und schließlich VEB Kombinat "Rewatex" Berlin arbeitete, setzte das Werk Adlershof die Tradition als chemische Fabrik fort. So war es zunächst als VVB Pharma Schering Adlershof, seit 1952 als VEB Schering Adlershof vornehmlich in den Bereichen Pharmazie, Laborchemie und Pflanzenschutz tätig. Im Januar 1956 erlangte es seinen endgültigen Namen VEB Berlin-Chemie.
Das im Westteil Berlins gelegene Stammwerk im Wedding wurde dagegen mit Mitteln des European Recovery Programs (ERP/Marshallplan) wiederaufgebaut und zum Zentrum eines aufstrebenden Weltunternehmens. Es beschränkte sich dabei auf die Erforschung, Entwicklung und Herstellung pharmazeutischer Spezialitäten und Substanzen, Galvanochemikalien und Pflanzenschutzmittel. [*18]
2. Bestandsgeschichte
Die Unterlagen der Schering AG und der mit ihr fusionierten C.A.F. Kahlbaum GmbH Chemische Fabrik wurden im Jahre 1973 (Acc. 466/73) vom VEB Berlin-Chemie an das Stadtarchiv Berlin, jetzt: Landesarchiv Berlin, übergeben. Sie betreffen mit wenigen Ausnahmen nur die Werke Adlershof und Spindlersfeld.
Bis zur hier vorliegenden Neuerschließung existierte eine oberflächliche, teilweise sachlich falsche Verzeichnung des Bestands auf Karteikarte, die offensichtlich noch im Betriebsarchiv des VEB Berlin-Chemie angelegt worden war. Sie folgte einer groben Klassifikation, die die Akten ohne Unterscheidung ihrer werkseitigen Herkunft wenigen Klassifikationspunkten zu-ordnete. Die Missachtung der werksseitigen Provenienz hatte überdies teilweise zur Vermischung von Akten geführt, die zwar inhaltlich gleich, aber nachweislich an unterschiedlicher Stelle im Unternehmen angelegt worden waren. Das galt insbesondere für Schriftgut aus Organisationsbereichen, die, wie der Bereich Personalwesen, in mehreren Werken anzutreffen waren.
Im Jahre 2005 wurde der Bestand auf Grund seiner Bedeutung umfassend neu verzeichnet und mit der Archivsoftware Augias 7.4 erfasst. Im Rahmen der Erschließung ließen sich jedoch keinerlei aussagekräftige Unterlagen über die Organisationsstruktur der Schering AG bis 1945 und die Aktenführung jener Jahre ermitteln. Ein Grund hierfür dürfte in der Vernichtung der Hauptverwaltung 1943 zu sehen sein. So stellt eine im Scheringianum, dem Unternehmensarchiv der Schering AG, überlieferte Personalliste [*19] allenfalls eine Momentaufnahme aus der Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges dar. Gleiches gilt aus früherer Zeit für einige wenige Unterlagen [*20], die sich im vorliegenden Bestand erhalten haben. Zusammen mit den in den einzelnen Akten genannten Organisationseinheiten zeigte sich jedoch erschwerend, dass die Organisationsstruktur der Schering AG offenbar fortlaufend Veränderungen unterworfen war.
Diese Unterlagen und Daten, aus denen sich gleichwohl einige zentrale und dauerhafte Organisationseinheiten ablesen lassen, bildete die Grundlage für eine neu erarbeitete, dem Bestand angemessene Klassifikation. Sie nimmt dabei zunächst eine Gliederung in die verschiedene Werke vor, in denen das überlieferte Schriftgut angefallen ist. Nachfolgend wurden die Akten einzelnen Organisationseinheiten, wie sie im Laufe der Zeit dort tatsächlich bestanden haben, zugeordnet. Bei Unklarheiten in der Zuweisung, etwa im Falle von Unter-lagen der verschiedenen Labore, wurden die Akten dem jeweils übergeordneten Klassifikationspunkt beigefügt. Schriftgut, dessen werksseitige Herkunft nicht eindeutig geklärt werden konnte, wurde ausnahmslos den Unterlagen des Werks Adlershof als dem bedeutendsten Werk innerhalb des Bestands zugewiesen. Das wenigen Papiere der noch selbstständigen Degewop Gesellschaft wissenschaftlicher Organ- und Hormonpräparate mbH wurden in die Unterlagengruppe des Werks Adlershof/Abteilung Insulin eingegliedert, weil sie keineswegs mit der Umwandlung der Firma zur Betriebsstelle Spandau oder deren Verlagerung in die Adlershofer Abteilung Insulin abbrachen. In gleicher Weise wurde das Schriftgut der C.A.F. Kahlbaum GmbH Chemische Fabrik behandelt. Ungeachtet der Tatsache, dass die Firma bis 1927 nicht mit Schering verbunden war, wurden ihre Unterlagen in den Klassifikationsbereich des aus ihr hervorgegangenen Werks Adlershof eingefügt. Damit wurde zugleich darauf verzichtet, die Unterlagen der Firma Kahlbaum aus dem Bestand vollkommen herauszulösen. Ein solcher Schritt wurde aus Gründen der bereits erfolgten intensiven Benutzung des Bestands Schering AG und der sicher in der Literatur weit verbreiteten Zitierung als äußerst nachteilig angesehen. Um zitierte Archivalien weiterhin einfach ermitteln und überprüfen zu können, wurden auch die vermischten Akten nicht getrennt. Aus dem gleichen Grund unterblieb außerdem eine Neunummerierung. Lediglich das der Archivgutnummer ursprünglich voranstehende "S/" für Schering fiel im Interesse einer vereinheitlichten Nummernvergabe für die Bestände des Landesarchivs Berlin fort.
In Zusammenhang mit der Neuverzeichnung erfolgte zusätzlich eine technische Bearbeitung der Unterlagen nach konservatorischen Gesichtspunkten.
Insgesamt umfasst der Bestand A Rep. 229 Schering AG nunmehr 790 AE (20,55 lfm). Seine Laufzeit reicht von 1874 bis 1948, im Einzelfall bis 1956. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf dem Zeitraum 1920 bis 1945.
Vereinzelte Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Der Bestand der Schering AG ist wie folgt zu zitieren:
Landesarchiv Berlin, A Rep. 229 Schering AG, Nr. ...
Schwerpunkte des Bestandes
Der Bestand A Rep. 229 Schering AG erhält sein Gewicht allein schon auf Grund der Tatsache, dass die Hauptüberlieferung des Unternehmens mit der Zerstörung der Hauptverwaltung 1943 vollständig vernichtet worden ist. [*21] Es handelt sich bei dem vorliegenden Bestand daher offensichtlich um eine der wenigen umfangreicheren Zusammenfassungen von Unter-lagen der Firma aus der Zeit vor 1945.
Einen inhaltlichen Schwerpunkt darin bilden die zahllosen Forschungsberichte aus den Werken Adlershof und Spindlersfeld. Sie vermitteln einen Eindruck über Umfang und Tiefe der unternehmerischen Forschung und Entwicklung. Das gilt insbesondere auf dem Felde der Hormonsynthese, auf dem die Schering AG nach dem Zweiten Weltkrieg etwa mit Einführung der Anti-Baby-Pille weitreichende Erfolge feierte. Sie wären ohne die grundlegenden Forschungen in den vorangehenden Jahrzehnten kaum denkbar.
Darüber hinaus lassen sich anhand der Akten aus den Jahren zwischen 1939 und 1945 viel-fach die Kontakte des Unternehmens mit staatlichen Stellen sowie die Auswirkungen des Krieges, wie Kriegswirtschaft und Luftschutz, ablesen. Hierzu gehören auch die Unterlagen, die die Beschäftigung von Zwangsarbeitern in den Werken nachweisen. Es war jedoch nicht in allen Fällen klar zu ermitteln, ob es sich bei den in dem Schriftgut genannten Ausländern tatsächlich um Zwangsarbeiter handelt oder um ausländische Arbeitskräfte vornehmlich aus Westeuropa, die freiwillig bei der Schering AG arbeiteten.
Abschließend gestattet eine Fülle von Preislisten der Kahlbaum-Präparate neben einer Übersicht über die damaligen Werte einzelner Produkte einen umfassenden Einblick über die Vielfalt der Präparate.
3. Korrespondierende Bestände
LAB A Rep. 250-09-02 Voigtländer & Gevaert GmbH
LAB A Rep. 250-04-18 W. Spindler AG
LAB A Rep. 250-04-24 C.A.F. Kahlbaum AG
LAB C Rep. Rep. 420 VEB Berlin-Chemie
Scheringianum der Schering AG
4. Literatur- und Quellenverzeichnis
Aus einem Jahrhundert Schering-Forschung: Pharma, hrsg. v. der Schering AG - Scheringianum, Gert Wlasich u.a., Berlin 1991
Holländer, Hans: Geschichte der Schering Aktiengesellschaft, hrsg. von der Schering AG, Berlin 1955
Kobrak, Christopher: National Culture and International Competition. The Experience of Schering AG, 1851 - 1950, Cambrigde 2002
Mitarbeiter fragen nach der Geschichte des Unternehmens, in: Schering-Blätter, Berlin 1971, Heft 5
Von der Grünen Apotheke zum Weltunternehmen. Historischer Jahresstrang hrsg. v. der Schering AG - Scheringianum, Gert Wlasich u.a., Berlin 1986
Berlin, im November 2005 Michael Klein
*1 Maßgeblich für die Darstellung der Geschichte der Schering AG ist das Werk von Hans Holländer: Geschichte der Schering Aktiengesellschaft, hrsg. von der Schering AG, Berlin 1955. Im Folgenden: Holländer.
*2 Von der Grünen Apotheke zum Weltunternehmen. Historischer Jahresstrang hrsg. v. der Schering AG - Scheringianum, Gert Wlasich u.a., Berlin 1986, S.8.
*3 Holländer, S.20.
*4 Vgl. ed., S.28. Es handelte sich bei der ersten Spezialität um das Gichtmittel "Piperazin".
*5 Vgl. ebd., S.61-62.
*6 Vgl. ebd., S.33. Bereits 1903 nahm eine Versuchsanlage im Werk Charlottenburg die Kampferproduktion auf.
*7 Der Erste Weltkrieg war für Schering mit dem Verlust zahlreicher Patente und Warenzeichen namentlich auf dem wichtigen amerikanischen Markt verbunden.
*8 Vgl. Holländer, S.49. Vgl. ebenso Gunnar Lucke/Kerstin Bötticher: Findbuch zum Bestand LAB A Rep. 250-04-24 C.A.F. Kahlbaum AG, hrsg. v. Landesarchiv Berlin, Berlin 2002.
*9 Hierzu und zur vorangehenden Übernahme der Schering AG und der C.A.F. Kahlbaum GmbH Chemische Fabrik durch die Kokswerke ausführlich Christopher Kobrak: National Culture and International Competition. The Experience of Schering AG, 1851 - 1950, Cambrigde 2002, S.91-107. Im Folgenden: Kobrak.
*10 Vgl. Holländer, S.51
*11 Vgl. ebd., S.59, und Aus einem Jahrhundert Schering-Forschung: Pharma, hrsg. v. der Schering AG - Scheringianum, Gert Wlasich u.a., Berlin 1991, S.26-31.
*12 Vgl. Schreiben an das Bezirkszollamt Spandau, 30.12.1937, in: LAB A Rep. 229, Nr. 483.
*13 Vgl. Holländer, 57.
*14 Vgl. LAB A Rep. 229, Nr. 31 und 112. Vgl. auch Kobrak, S.302.
*15 Vgl. LAB A Rep. 229, Nr. 112, 114 - 115.
*16 Vgl. Schreiben an Fa. Lutz & Co, Nürnberg, vom 2. Dezember 1943, in: LAB A Rep. 229, Nr. 10.
*17 Vgl. Kobrak, S.304.
*18 Vgl. Schering-Blätter, hrsg. v. der Schering AG, Berlin 1971, Heft 5, S.33.
*19 Vgl. Scheringianum, Bestand 13, Nr. 433: Personallisten.
*20 Vgl. LAB A Rep. 229, Nr. 94 und 101.
*21 Der Verfasser verdankt den Hinweis Frau Dr. Berghausen, Scheringianum.
Bestand
Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 250-09-02 Voigtländer & Gevaert GmbH
LAB A Rep. 250-04-18 W. Spindler AG
LAB A Rep. 250-04-24 C.A.F. Kahlbaum AG
LAB C Rep. Rep. 420 VEB Berlin-Chemie
Scheringianum der Schering AG
Zugangsbestimmungen: Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesar
The Bundeszentralkartei (BZK) is the central register of the federal government and federal states for completed compensation proceedings. When a claim is entered into the BZK, a number is assigned for unique identification. This BZK number refers to a compensation claim, not to a person. If a person has made several claims (e.g. for themselves and for relatives), each claim generally has its own BZK number. Often, the file number of the respective compensation authority is used as the BZK number.
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Delict according to Nazi judicial system
Conduct that was first criminalized under National Socialism (e.g. the Treachery Act, ‘Judenbegünstigung’) or which the Nazi judiciary prosecuted more severely (e.g. high treason).
Reason for persecution
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Role in the proceeding
‘Verfolgt’ refers to a person who submitted a compensation claim for damage caused by Nazi persecution. If the application was submitted by a person other than the persecuted person, this other person is designated as ‘antragstellend’ and their relationship to the persecuted person, if there is one, is noted. In the sources, the persecuted person is sometimes referred to as ‘Geschädigter’ (aggrieved party) and the applicant as ‘Anspruchsberechtigter’(claimant).
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