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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 8SL Sammlungen >> 8SL 078 Fotosammlung Sonntagsgruß Saar
Bestandsbeschreibung: Fotosammlung Sonntagsgruß Saar Die erste Ausgabe des „Evangelischen Wochenblatts an der Saar“ erschien am 5. Juli 1874. 1921 erhielt es den Titel „Sonntagsgruß“, den es bis zur Einstellung im Jahr 2006 beibehielt. Erklärtes Ziel des Wochenblatts war die Förderung und Verbreitung evangelischer Interessen. Es war nicht nur ein evangelisches Sprachrohr, sondern berührte die Lebenswirklichkeit der Menschen. Es nahm Partei für die wachsende Arbeiterschaft. Und später engagierte es sich mit Berichten zur Apartheid in Südafrika, zur Besetzung des Heckel-Geländes und zu vielen anderen sozialpolitischen Themen. Der „Sonntagsgruß“ war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte. Von 1874 bis 1896 stieg die Auflagenhöhe um 5.500 auf 7.500 Exemplare, und 1968 wurden 22.000 Exemplare gedruckt. Am Ende jedoch fehlten dem evangelischen Wochenblatt die Leser. Mit ihm endet 2006 ein Stück evangelischen Lebens an der Saar. Literatur: Hans-Dieter Osenberg, Fehde mit dem Freiherrn. Das "Evangelische Wochenblatt" an der Saar, später "Sonntagsgruß", hatte trotz Preußen- und Kirchentreue immer etwas Aufmüpfiges. Ein Rückblick angesichts seines Endes, in: Sonntagsgruß. Saarbrücken 2006, S. 10; Hans-Dieter Osenberg, Brav war diese Zeitung nie - der "Sonntagsgruß" setzt nach dem 2. Weltkrieg seine Tradition einer unabhängigen protestantischen Stimme an der Saar fort, in: Sonntagsgruß. Saarbrücken 2006, S. 10. Ergänzende Archivbestände: Sonntagsgruß, Archivbibliothek ZK 053 Vorwort Im Sommer 2014 übergab der Öffentlichkeitsbeauftragte der Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West, Helmut Paulus, der einer der letzten Redakteure des „Sonntagsgrußes“ war, einen umfangreichen, großenteils ungeordneten und unbeschrifteten Fotobestand aus dem Nachlass des „Sonntagsgrußes“ an den unterzeichnenden Synodalarchivpfleger. Dieser Bestand wurde geordnet und verzeichnet, um ihn dem Archiv der Ev. Kirche im Rheinland zu übergeben. Das Gros der Bilder stammt von Hans Lachmann, dessen Fotonachlass sich bereits im Besitz des Landeskirchlichen Archivs befindet; ein namhafter Anteil der Bilder gehört zur Arbeit des Saarbrücker Fotografen Reiner Oettinger. Die größte Mühe machte die Identifizierung von Personen und Orten; dies ist bis auf einen kleinen Restbestand gelungen. Im Register sind die Personen nach Möglichkeit mit den vollständigen Namen und Lebensjahren ausgewiesen. Besonders ist zu danken dem Synodalarchivpfleger des Kirchenkreises Saar-Ost, Pfarrer Hartmut Thömmes, Pfarrer i.R. Hans-Dieter Osenberg, Alt-Superintendent Hartmut Richter und vielen anderen, die den ein oder anderen Hinweis lieferten. Die Systematik des Bildbestandes ergab sich aus der Thematik der vorgelegten Bilder und orientiert sich am Registraturplan der Ev. Kirche im Rheinland. Sofern der Fotograf oder die Fotografin genannt sind, stehen die Namen im Verzeichnis, ggf. auch die vom Fotografen oder der Fotografin vergebene Bildnummer. Die Jahreszahl ergab sich aus dem Kontext, etwa bei Kirchentagen, oder gelegentlichen Notizen auf der Rückseite. Zumeist musste „ohne Angabe“ vermerkt werden. Der Unterzeichnende dankt besonders Frau cand. theol. Christine Schoen, z.Zt. Prag, die sich während ihres Gemeindepraktikums in der Kirchengemeinde Kölln, Kirchenkreis Saar-West, bei der Identifizierung zahlreicher Bilddokumente sehr engagiert hat. Püttlingen, auf den Sonntag Okuli 2015 Prof. Dr. J. Conrad, Pfarrer und Synodalarchivpfleger Nachtrag 2022: Ergänzende Fotoserie, Abgabe 2011, ist Klassifikationsast Nr. 9 untergeordnet. Alphabetisch geordnet. 87 Fotos sind digitalisiert (Scans siehe Bildarchiv, Canto cumulus, 80069). Verzeichnis der Fotografen Alfermann: Armin Alfermann (Düsseldorf) Andreae: Prof. Dr. H. Andreae (Weil der Stadt) Andreas: Erich Andreas (Altona) Associated Press: Associated Press Photo Barbian: Walter Barbian (Saarbrücken) Bauer: Kurt Bauer (Neuweiler) Bettinger: Dieter Robert Bettinger (Ottweiler) Bilderdienst: Bilderdienst Brot für die Welt BMVert.: Bundesminster d. Verteidigung Classen: Volker Classen (Dudweiler) Danz: Walter Danz Dickmann: Richard Dickmann (Urexweiler) Engel: Andreas Engel (Heusweiler) EPD: Evangelischer Pressedienst Ev. Lit.: Ev. Literatur (Schallstadt) Falk: Foto Falk (NeunKirchen) Falkenstörfer: Ilse Falkenstörfer (Stuttgart) Federmann: W. Federmann (Felsberg) Fegert: Leonie Fegert (Duweiler) Feldmann: W. Feldmann (Felsberg) Fritsch: Fritz Fritsch (Kastelauen) G. Reinart: G. Reinart Georgi: Günter Georgi (Heusweiler) Gordon: Hildegard Gordon (Hannover) Grittmann: Eugen Grittmann Groß G.: Günther Groß (Bexbach) Hahn: Hans Hahn (Saarbrücken) Haller: Haller Hartmann (Leipzig) Hamann: Hamann Hartung: Ferdi Hartung (Saarbrücken) Hauser: Hans Jürgen Hauser (Brotdorf) Hein: Hein-Foto Heipp: Günther Heipp (Homburg) Hiegel: Willi Hiegel (Neunkirchen) Holder: Robert Holder (Urach) Hunsicker: Wolfgang Hunsicker (Ottweiler) Irmer: Herbert Irmer (Saarbrücken) Jäger: Sepp Jäger (Frankfurt/ Main) Jochim: Peter Jochim (Saarbrücken) Keystone: Keystone Bildartikel Klahm: Günther Klahm (St. Ingbert) Kluge: Edgar Kluge (Hamburg) KNA: KNA Frankfurt/ Main Knott: Wolfgang Knott (Gütersloh) Kortner: Bernd Kortner (Coburg) Kraft: Tom Kraft Kreutschmann: Kreutschmann-Anthony Krüger: Fritz Krüger (Steglitz) Kruse: Rainer Kruse (Stuttgart) Kuhn: Hans-Dieter Kuhn (Frankfurt/ Main) Kupfer: Werner Kupfer (Wolfstein) Küpper: Jürgen Küpper (Mülheim/ Ruhr) Lachmann: Hans Lachmann (Düsseldorf) Lambach: Ottmar Lambach (Saarbrücken) LLT: Bruchsal Luftlandetruppe Bruchsal Lockemann: Ingrid Lockemann (München) Löffler: Löffler Lücke: Martin Lücke (Leipzig) Ludwig: Helmut Ludwig (Randsbach) Ludwig: Helmut Ludwig (Kassel) Lüpsen: Dr. Focke Lüpsen LWF: Lutheran World Federation Manz: J. Manz; Schwalbach Menzel: Fritz Menzel (Kassel) Meyer E.: Eberhard Meyer (Saarbrücken) Nannninga: Bernd Nannninga (Neuß) Oehrlein: J. Oehrlein Oettinger: Reiner Oettinger (Saarbrücken) Ohse: Bernhard Ohse Photo Actuelle: Presse Photo Actuelle (Saarbrücken) Pietsch: Felix Pietsch (Mettlach) Plösser: A. Plösser (Nürnberg) Prior: Gerda Prior (Saarbrücken) prs: prs-Bilderdienst Reichert: Reiner von Reichert (Gautung) Rhein. Mission: Rheinische Missionsgesellschaft Röchling: Werkfoto Röchling-Burbach Roßbert: Alois M. Roßbert (Eppelborn-Bubach) Rug: Karl Rug (Köllerbach) Ruppenthal: Rolf Ruppenthal (Wadgassen) Schabert: Gottfried Schabert (Dudweiler) Schmidt J.: Julius Schmidt (Saarbrücken) Schmied: Schmied-Anthony (Starnberg) Smit: Greth Smit (Hamburg) Spang: Armin Spang (Spiesen) Steinmetz: Mia Steinmetz (Ottweiler) Stöckermann: Paul-Gerd Stöckermann Tietzen: Josef Tietzen (Trier) Tölle: Alwin Tölle United Press: United Press International Photos VEM: VEM Wuppertal Wagner P.: Peter Wagner (Saarlouis) Winkel Wolfgang Winkel (Bielefeld) Winkler: Klaus Winkler (Saarbrücken) Wunderlich: Werner Wunderlich (Saarbrücken) Zeiger: Kurt Zeiger (Wiebelskirchen) Zentralbild: Zentralbild Leipzig Zimmermann: Karl Zimmermann (Lindlar) Zwahlen: Peter Zwahlen (Lenk) Hinweis: Wenn nähere Angaben fehlen, waren sie auf den Bildern nicht zu ermitteln. Im Findbuch sind die Autoren dann nur mit den hier aufgelisteten Namen zu finden. Der „Sonntagsgruß“ Anmerkungen zur Geschichte des Evangelischen Wochenblattes an der Saar von Joachim Conrad In der Einführung zu ihrer dreibändigen Analyse der Medienlandschaft im Saarland seit 1945 kommen die beiden Historiker Clemens Zimmermann und Rainer Hudemann sowie der Journalist Michael Kuderna zu der Einsicht, dass „die Medienszene an der Saar in den letzten Jahren einen eher ruhigen Eindruck“ hinterlässt, und halten fest: „Mit dem evangelischen ‚Sonntagsgruß‘ verschwand Ende 2006 die letzte Wochenzeitung mit gesellschaftspolitischem Anspruch, ohne dass es zu einem echten Aufschrei gekommen wäre.“ (1) Dem ist nichts hinzuzufügen. Während der Medienverband im Rheinland nach Einstellung der dem „Sonntagsgruß“ entsprechenden rheinischen Zeitschrift „Der Weg“ die Monatszeitschrift „chrismon plus rheinland“ propagierte, hatte man im Süden der Rheinischen Kirche die Hoffnung, durch den Zusammenschluss von „Sonntagsgruß“ und der Zeitschrift „Glaube und Heimat“ für die Hunsrück-Nahe-Region die Zahl der Abonnenten so hoch zu treiben, dass das Überleben der gemeinsamen Zeitschrift gesichert sein sollte. Die damals verantwortliche Redakteurin Gabi Hartmann schrieb in der so genannten Nullnummer im Januar 2004, in der Region Saar, Mosel und Nahe solle mit dem neuen, gemeinsamen „Sonntagsgruß“ die Tradition der Wochenpresse fortbestehen und mit neuem Leben gefüllt werden. Dass der Süden die Wochenzeitung fortführen könne, sei „dem tapferen Widerstand der saarländischen Kirchenkreise ebenso zu verdanken wie dem trotzigen Beharren derer auf dem Hunsrück, an Mosel, Nahe und Glan“ (2) Der Widerstand war da, aber die Hoffnung auf ein Fortbestehen war leider eine Fehleinschätzung. Am 5. Juli 1874 erschien zum ersten Mal das „Evangelische Wochenblatt an der Saar“, das im Jahre 1921 den bis zuletzt bestehenden Titel „Sonntagsgruß“ bekam. In seinem Geschäftsbericht trug Superintendent Johann Gottfried Schirmer der Kreissynode am 17. Juni 1874 vor: „Während der Saarbrücker kirchliche Anzeiger, welcher in beiden Städten 400 Abonnenten zählte, vor Kurzem eingegangen ist, so wird dagegen eben jetzt ein evangelisches Wochenblatt für die Kreise Saarbrücken, Ottweiler und St. Wendel angekündigt unter der Redaktion des Pfarrers Hermann von Friedrichsthal und Mitwirkung der Pfarrer von Scheven in Neunkirchen und Lentze in St. Wendel - ein Blatt, dessen erste Nummer uns vorliegt und dem wir möglichste Verbreitung wünschen.“ (3) Erklärtes Ziel des Wochenblattes war die Förderung und Verbreitung evangelischer Interessen, - und der sprunghafte Anstieg der Auflagenhöhe von 2.200 im Erscheinungsjahr 1874 auf 7.500 im Jahre 1896 bestätigte dem Blatt richtig zu liegen. Der „Sonntagsgruß“ wurde zur Erfolgsgeschichte, weil er nicht nur ein evangelisches Sprachrohr war, sondern auch die Lebenswirklichkeit der Menschen berührte. Das lässt sich am besten an der Diskussion um die „Soziale Frage“ ablesen: Inzwischen hatte der Herausgeber gewechselt: Pfarrer Otto von Scheven leitete das Blatt zwei Jahrzehnte, nachdem Pfarrer Konrad Hermann als Divisionspfarrer im März 1876 nach Osnabrück gegangen war. (4) Seit 1880 gehörte Pfarrer Max Lentze zum Redaktionskreis. Er sollte ab 1898 - später gemeinsam mit den Pfarrern Adolf Ludwig Fauth aus Gersweiler und August Hermann Trommershausen aus Dudweiler - die Geschicke des Blattes lenken. Anfangs zeigte sich Carl Ferdinand Freiherr von Stumm, der "Scheich von Saarabien", wohlwollend gegenüber dem "Evangelischen Wochenblatt". Aber seit der Niederwerfung des Rechtsschutzvereins 1893 und mit dem steigenden Einfluss Stumms bei Hofe drängte der Industrielle darauf, die Sozialistengesetze in ganzer Härte zur Anwendung zu bringen, was zu einer unerwartet scharfen Konfrontation führte. Die Synode Saarbrücken konstatierte 1896 daher etwas kopflos: „Fast scheint es, als ob die alten Gegner der Mittelparteie (Ultramontane, Freisinnige, Sozialdemokraten) ausgestorben seien, so ausschließlich werden wir angegriffen und bekämpft.“ (5) Als dann Friedrich Naumann im Oktober 1895 vor dem Saarbrücker Handwerkertag einen Vortrag hielt, brach Freiherr von Stumm den "Patriotenkrieg" vom Zaun. (6) Gustav Adolf Zillessen, der greise Superintendent der Saarbrücker Synode, sah sich sogar genötigt zu erklären, dass er „kein persönlicher Feind des Freiherrn von Stumm [sei], allerdings ein Feind seines Systems, das sich mir je länger je mehr als ein System der brutalen Gewalt unter völliger Nichtbeachtung des unveräußerlichen Rechts jeder anderen Persönlichkeit enthüllt hat.“(7) Kaiser Wilhelm II. hielt es in dieser Auseinandersetzung für angemessen, die Position des Freiherrn von Stumm zu stärken. Im Februar 1896 ließ er ein Telegramm an den Freiherrn von Stumm veröffentlichen: "Die Herren Pastoren sollen sich um die Seelen ihrer Gemeinden kümmern, die Nächstenliebe pflegen, aber die Politik aus dem Spiele lassen, dieweil sie das gar nichts angeht." (8) Es ist bezeichnend - und wohl das Ergebnis einer Initiative des Freiherrn von Stumm -, dass der 1887 für das Ev. Wochenblatt verfasste Artikel „Notschrei aus der Tiefe“, worin der Gersweiler Pfarrer Adolf Ludwig Fauth Missstände im Untertagebau anprangerte, kurz vor der Drucklegung der Zensur zum Opfer fiel. Pfarrer Max Lentze erwähnte diesen unerhörten Vorgang auf der Saarbrücker Pfarrkonferenz am 12. März 1896: "Selbst als die Ueberzeugung eine ziemlich allgemeine geworden war, daß große Mißstände in den Verhältnissen der Grubenarbeiter eingerissen seien, wurde ein vom Herrn Kollegen Fauth verfaßter Artikel aus dem Jahre 1887 [...] noch einmal im letzten Augenblick zurückgehalten." (9) Als dann in der Ausgabe vom 22. Dezember 1889 Pfarrer Lentze in einem unliebsamen Artikel über den Rechtsschutzverein den entscheidenden Satz schrieb, „Wir stehen in einer großen Krisis; wie der sog. dritte Stand sich vor 100 Jahren die Gleichberechtigung erwarb und errang, so ringt gegenwärtig der vierte Stand nach demselben Ziele,“ (10) drohte Freiherr von Stumm der Druckerei C. A. Ohle in Neunkirchen mit einer Klage wegen „Staatsgefährlichkeit“ und verbot die Verteilung des Ev. Wochenblattes in seinen Einrichtungen. Das alles fand erst ein Ende, als sich die Redaktion 1895 entschloss, die Drucklegung des Wochenblattes durch die Druckerei Gebr. Hofer in Saarbrücken erledigen zu lassen. (11) Das "Evangelische Wochenblatt" - anfangs seinen Gründungszielen treu verpflichtet und zunächst gemäßigt konservativ und deutschnational - wurde mit Gründung der Evangelischen Arbeitervereine zunehmend Forum der Arbeiterinteressen, was sich nicht zuletzt dadurch erklärt, dass die im Wochenblatt schreibenden Pfarrer zumeist Vorsitzende ihrer örtlichen Vereine waren. Der Dudweiler Pfarrer August Hermann Trommershausen, Mitherausgeber des "Evangelischen Wochenblattes", war seit 1898 sogar erster Vorsitzender des Verbandes evangelischer Arbeitervereine an der Saar. Auch Adolf Fauths „Beiträge zur sozialen Fragen“ fanden die Zustimmung des Freiherrn von Stumm nicht. Als das "Evangelische Wochenblatt" im Zusammenhang mit den Arbeiterstreiks des Jahres 1889 durch den Rechtsschutzverein angegriffen wurde, verwahrte sich Fauth dagegen: „Wir nehmen keinen Anstand zu erklären, daß in den letzten Jahren die Lage der Arbeiter eine gedrückte war, daß die Schichtdauer eine zu lange, die Gesundheit gefährdende gewesen, daß der Lohn nicht immer der schweren und gefährlichen Arbeit entsprach, daß die Behandlung vonseiten der Beamten oft viel zu wünschen ließ, daß die Strafen über das Maß der Billigkeit hinausgingen u.a. Wer nun bei der gegenwärtigen Lage der Dinge, nachdem den berechtigten Wünschen der Arbeiter Rechnung getragen, durch Hetzen und Schüren die Unzufriedenheit nährt, und die Rückkehr des Vertrauens in die erregten Gemüter hindert, der ist unseres Erachtens der größte Feind der Arbeiter, ja ein Feind des Vaterlandes.“ (12) In seiner langen Geschichte zeigte sich der „Sonntagsgruß“ immer wieder engagiert und bezog Position. Das war auch im 20. Jahrhundert nicht anders. In einer harschen Kritik am saarländischen Journalismus stellt der „Spiegel“ in seiner ersten Ausgabe im Jahre 1968 fest: „Kritische Tageszeitungen gibt es nicht: Die ‚Saarbrücker Zeitung‘ (Auflage: 163 000) gehört dem Land, die ‚Saarbrücker Landeszeitung‘ (Auflage: 38 000) wird vom Bischöflichen Ordinariat zu Trier verlegt. Der ‚Rhein-Saar-Spiegel‘, ein Provinz-Pressedienst, ist der Regierung für einen monatlichen Zuschuß von 2000 Mark dankbar. [...] Wenn einmal Kritisches und Kurioses von der zu 74 Prozent katholischen Saar nach draußen dringt, wurde es von zwei Nicht-Katholiken gemeldet: dem Moslem Muhammad Abdullah, 37. Saar-Korrespondent der US-Agentur United Press International (UPI) und dem Protestanten Wolfgang Rahner, 40, Saar-Korrespondent der US-Agentur Associated Press (AP) und des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie Mitarbeiter des evangelischen Saar-Wochenblattes ‚Sonntagsgruß‘ (Auflage: 22.000).“ (13) Gerade die Auseinandersetzungen zwischen Wolfgang Rahner und Kultusminister Werner Scherer zeigten den „Sonntagsgruß“ inmitten der Debatten. Rahner versuchte, durch eine Kette von Negativmeldungen den Eindruck zu erwecken, die CDU-Landesregierung wolle den evangelischen Bevölkerungsanteil benachteiligen. „Schließlich unterstellte Hermann Kresse vom ‚Rhein-Saar-Spiegel‘ dem Sonntagsgruß, er verbreite immer wieder bewusst Unfrieden, besitze einen starken ‚Linksdrall‘ und hebe sich in Stil und Wortschatz‚ nur millimeterbreit von SED-Publikationen ab‘, woraufhin Wolfgang Rahner und Walter Schneider von der Redaktion des Sonntagsgruß Strafanzeige wegen Verleumdung stellten.“ (14) Die Auseinandersetzungen der Zeit ließen an Schärfe nichts vermissen. Wolfgang Rahner verstand sich als Oppositioneller in einer im Grunde schwachen, ja fast gleichgeschalteten Medienlandschaft. Auch die folgenden Mitarbeitenden - Edel Mihm, Gabi Hartmann u.a. - versuchten dem „Sonntagsgruß“ ein eigenes Profil zu erhalten. So engagiert war die Berichterstattung zur Apartheid in Südafrika, zur Besetzung des Heckel-Geländes, aber auch zu vielen anderen Themen der Zeit. Am Ende fehlten dem „Sonntagsgruß“ die Leser, und 2006 endete ein wesentliches Stück evangelischen Lebens an der Saar. ____________________________ (1) Clemens Zimmermann/ Rainer Hudemann/ Michael Kuderna, Einführung in das Gesamtprojekt, in: Medienlandschaft Saar von 1945 bis in die Gegenwart, hg. von Clemens Zimmermann, Rainer Hudemann und Michael Kuderna unter Mitarbeit von Susanne Dengel, Bernard Bernarding und Norbert Klein, Bd. 1 Medien zwischen Demokratisierung und Kontrolle (1945-1955), München 2010, S. 1-18, hier S. 4. (2) Sonntagsgruß vom 4. Januar 2004. (3) Protokoll der 37. Versammlung der Kreissynode Saarbrücken am 17. Juni 1874, in: Joachim Conrad (Hg.), Die Protokolle der alten Kreissynode Saarbrücken 1835-1897 (= Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Bd. 160,2), Bonn 2002, S. 1013. (4) Vgl. Rudolf Saam, Die evangelische Kirche an der Saar in den Jahrzehnten sozialer Veränderungen nach 1850, in: Die Evangelische Kirche an der Saar gestern und heute, hrsg. von den Kirchenkreisen Ottweiler, Saarbrücken und Völklingen, Saarbrücken 1975, S. 236. (5) Freiherr von Stumm-Halberg und die evangelischen Geistlichen im Saargebiet. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte, hrsg. im Auftrag der Saarbrücker evangelischen Pfarrkonferenz, Göttingen 1896, S. 28. (6) Vgl. Fritz Hellwig, Carl Ferdinand von Stumm-Halberg 1836-1901, Heidelberg/ Saarbrücken 1936, S. 539- 552. (7) Zitiert nach: Freiherr von Stumm-Halberg [wie Anm. 5], S. 49. (8) Zitiert nach Fritz Fischer, Der deutsche Protestantismus und die Politik im 19. Jahrhundert, in: HZ 171 (1951), S. 509. (9) Zitiert nach Mallmann, K. M.: Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der Saar (1848-1904), Saarbrücken 1981, S. 95. (10) Adolf Fauth, Arbeiterfreundlich oder arbeiterfeindlich, in: EW 16 (1889), S. 349-350. (11) Vgl. Saam, Die evangelische Kirche [wie Anm. 4], S. 237. (12) Fauth, Arbeiterfreundlich [wie Anm. 10], S. 350. (13) Zitiert nach: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45522447.html (Zugriff 8. März 2015, 19.00 Uhr). (14) Peter Wettmann-Jungblut, Soziale Kommunikation und politische Organisation im saarländischen Journalismus 1947-2008, in: Medienlandschaft Saar von 1945 bis in die Gegenwart, hg. von Clemens Zimmermann, Rainer Hudemann und Michael Kuderna unter Mitarbeit von Susanne Dengel, Bernard Bernarding und Norbert Klein, Bd. 2 Medienpolitik und mediale Strukturen (1955-2005), München 2010, S. 391-436, hier S. 416.