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Nachlass Ludwig Timotheus von Spittler, Staatsminister (* 1752, + 1810) (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe
1770-1822, Nachakten bis 1858
Überlieferungsgeschichte
Die Spittlerischen Archivalien wurden im September 1942 von Freiin Pia von Wächter-Spittler, Stuttgart, Gaisburgstraße 12 b II mit Eigentumsvorbehalt im Hauptstaatsarchiv Stuttgart deponiert, mit der Absicht, die Stücke nach Zustimmung eines weiteren Nachkommen von Spittler bzw. Wächter, dem Archiv zu schenken oder zu verkaufen. Nach dem Tod von Pia von Wächter-Spittler gingen die Unterlagen in Besitz des Landes über.
Inhalt und Bewertung
Biografien
Ludwig Timotheus Freiherr von Spittler, evangelischer Theologe, Historiker, Staatsmann, wurde am 11.11.1752 in Stuttgart als Sohn eines evangelischen Landpfarrers geboren, gestorben ist er am 14.3.1810 in Stuttgart. Er studierte seit 1771 Theologie in Tübingen, unternahm 1775 eine Studienreise nach Norddeutschland und wurde 1777 Repetent am Tübinger Stift. Im Jahr 1782 heiratete er die intelligente und in Göttingen und Stuttgart sehr beliebte Christiane Friderica geb. Eisenbach, eine Schwester der Ehefrau seines älteren Bruders Christian. Spittler erhielt wegen seiner hervorragenden "Geschichte des kanonischen Rechts" schon 1778 den Ruf als ordentlicher Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte an die Universität Göttingen, wo er dann seit 1784 den Lehrstuhl für Geschichte einnahm. Der ausgezeichnete Hochschullehrer, dessen "Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche" (1782) wegen seines vermittelnden Standpunkts großes Aufsehen erregte, scharte bald einen großen Schülerkreis um sich. Er ging dann von der vergleichenden Dogmengeschichte zur quellenfundierten Landesgeschichte über, die er für Württemberg 1783 und Hannover 1786 veröffentlichte, um später zur "Entwicklung der Geschichte der europäischen Staaten" (1796) zu kommen. Parallel zu dem auf praktisch-publizistisches Wirken ausgerichteten Schlözer wurde er so bahnbrechend für die vergleichende staats- und verfassungsgeschichtliche Betrachtung und beeinflußte damit nachhaltig die Bildung eines historisch-politischen Bewußtseins der Reformergeneration. Der auch in seinen kirchengeschichtlichen Arbeiten quellennahe, durch sicheres politisches Urteil und klare Darstellung auffallende Historiker erhielt nach einem anonymen Votum im heimischen Ständekonflikt 1797 durch Herzog Ludwig Eugen von Württemberg die Berufung in den württembergischen Staatsdienst, wo ihn dann Friedrich I. zum Präsidenten der Oberstudiendirektion und 1806 unter Erhebung in den Freiherrenstand zum Staatsminister und Kurator der Universität Tübingen ernannte. Als der verantwortliche Chef des Bildungssektors ist der irenische Wissenschaftler neben dem despotischen König freilich nicht recht glücklich geworden. Er gilt als einer der Begründer der deutschen Landesgeschichtsschreibung.
Seine Ehefrau Christiane Elisabetha Friderica, zweite Tochter des Archivars Heinrich Christian Eisenbach, tritt uns im Nachlass als zentrale Gestalt der Korrespondenzen auf. Sie war anscheinend der Kristallisationspunkt der Gelehrtengesellschaft in der Universitätsstadt Göttingen, nicht nur als Gastgeberin für die sieben Schwaben oder den Schwäbischen Bund mit Gmelin, Osiander, Reuß, Seyffer und Planck, sondern auch und vor allem die Freundschaft mit der Familie Meiners und dem aus Südbaden stammenden Juraprofessor Gustav Hugo, mit denen die Familie Spittler einen engen und freundschaftlichen Umgang pflegte. Vor allem Louise Meiners war über Jahrzehnte die treue Freundin und vertraute Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen. Sie hielt auch über den Tod von Ludwig Timotheus Spittler hinweg. Auch der Kontakt mit der im Jahr 1801 geborenen Tochter Louise Christiane Friederike von Spittler (Lilly) wurde bis zum Tod Louise Meiners aufrecht erhalten. Nachdem frühen Tod von Ludwig Spittler musste sich Christiane Elisabetha alleine um die Tochter kümmern. Mit dem Tod der Mutter im Jahr 1819 kam Lilly in den Haushalt von Finanzminister Christian Friedrich von Otto, mit dessen Sohn sie kurzzeitig verlobt war. Bereits in Stuttgart lernte sie den jungen Juristen Karl Georg Wächter im Jahr 1821 kennen und lieben, deren Beziehung sich dann bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Göttingen noch vertiefte, so dass sie kaum ein Jahr, nachdem sie sich kennengelernt hatten, mit Zustimmung der Tante Louise Meiners am 22.9.1822 heirateten. Er galt als einer der ausgezeichnetsten deutschen Juristen seiner Zeit. Geboren wurde er am 24. Dez. 1797 zu Marbach am Neckar, studierte 1815-18 in Tübingen und Heidelberg, wurde 1819 Oberjustizassessor bei dem Appellationsgericht zu Eßlingen und noch in demselben Jahr Professor der Rechte in Tübingen. 1833 folgte er einer Berufung nach Leipzig, kehrte aber schon 1836 nach Tübingen zurück, um hier neben seinem Lehrstuhl zugleich das Kanzleramt der Universität zu übernehmen. Letztere vertrat er auch in der Ständeversammlung, zu deren Präsidenten er 1839 auf sechs Jahre und 1845 auf weitere sechs Jahre gewählt wurde. Infolge einer Veränderung der Verfassung (1849) hörte er auf, Mitglied der Kammer zu sein, legte 1851 wegen eines Konflikts mit der Regierung auch das Amt eines Kanzlers der Universität nieder und ging als Präsident des Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte nach Lübeck, folgte jedoch schon im Spätjahr 1852 einem wiederholten Ruf als Professor des Pandektenrechts und Geheimer Hofrat nach Leipzig, wo er später ebenfalls Kanzler der Universität und zum Mitglied des Staatsrats, 1872 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt wurde. Er starb daselbst 15. Jan. 1880. In Verehrung seines verstorbenen Schwiegervaters änderte er seinen Familiennamen in Wächter-Spittler. In den 1830er Jahren gab er die gesammelten Werke von Ludwig Timotheus Spittler heraus.
Inhalt
Der Bestand enthält vor allem umfangreiche Korrespondenzen von Verwandten und Freunden der Familie, die sich nicht nur mit familiären Angelegenheiten befassen, sondern auch das wissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Leben am Ende des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts reflektieren und einen tiefen Einblick in die Geisteshaltung der Beteiligten, in den Umgang miteinander und in den Wissenschaftsbetrieb gewähren, vor allem die Göttinger Universitätsgesellschaft ist häufig Thema der Briefe. Daneben finden sich Unterlagen zur Geschichte der Familie Spittler, persönliche Papiere, wissenschaftliche Arbeiten, Reisetagebücher, angereichert durch Literatur über Spittler und Erinnerungen an ihn.
79 Nummern
Bestand
Gesammelte Werke, hg. von Karl von Wächter-Spittler, 15 Bde. (1827-37).
ADB 35; G. F. Planck (1811);
H. Haering (Zs. für württ. Landesgesch. 44, 1940);
ders. (Schwäbische Lebensbilder 1, 1940)
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.