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Central-Ausschuss, Wirtschaftsabteilung (Bestand)
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Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Central-Ausschuss für Innere Mission
1921-1933
Der Wirtschaftsabteilung des Central-Ausschusses oblag in erster Linie die Beratung von Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission in wirtschaftlichen Fragen.
Vorwort: Zur Geschichte der Wirtschaftsabteilung
Die Not der Anstalten und Vereine der Inneren Mission zwang den Central-Ausschuß nach dem Ende des I. Weltkrieges zu wirtschaftlichen Selbsthilfemaßnahmen (vgl. dazu Martin Gerhardt, Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, 1948, S. 320 ff.). In diesem Zusammenhang wählte er in seiner Sitzung am 11. Oktober 1921 eine Wirtschaftskommission, um auch finanzschwächeren Anstalten den Beitritt zum Wirtschaftsbund gemeinnütziger Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands zu ermöglichen, zu dem der Wirtschaftsbund des Reichsverbandes der privaten gemeinnützigen Kranken- und Pflegeanstalten erweitert werden sollte. Die Anstalten mußten beim Beitritt einen Anteil von RM 1.000,00 einzahlen und bis zum Fünffachen dieser Summe haften (siehe Sitzungsbericht VII, 11.07.1922, in: ADE, CA 94). Die Mitgliederversammlung des Centralverbandes für Innere Mission stimmte am 09. November 1921 dem Anschluß an den Wirtschaftsbund zu. Im Protokoll heißt es dazu "... eine eigene kaufmännische Kraft für den Wirtschaftsbund wird alsbald angestellt werden müssen" (siehe Sitzungsbericht VIII, 08./09.11.1921, in: ADE, CA 94).
Die Wirtschaftskommisssion des Central-Ausschusses wählte den Kaufmann Walter Schlunk (1880 - 1955) aus Berlin zum Wirtschaftsdirektor und verpflichtete ihn ab 01. Januar 1922 zunächst für ein Jahr. Neben dem Ausbau des Wirtschaftsbundes, der sowohl die kontinuierliche, vom Handel unabhängige Versorgung der Anstalten mit Bedarfsartikeln als auch deren Verbilligung sicherstellen sollte, wurde ihm auch die Beratung und Prüfung der Rechnungs- und Buchführung der Anstalten zur Aufgabe gemacht (siehe Sitzungsbericht IX, 13.12.1921, in: ADE, CA 94). Hinzu kam im Sommer 1922 die Einrichtung einer heiztechnischen Beratungsstelle bei der Wirtschaftabteilung (siehe Sitzungsbericht VII, 11.07.1922, in: ADE, CA 94). In einem Schreiben vom 02.07.1925 an Dünner vom Reichsarbeitsministerium legte Schlunk die wirtschaftlichen Aufgaben der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege dar (ADE, CA / WI 21).
Ende 1922 stellte Schlunk für die Wirtschaftskommission beim Central-Ausschuß den Antrag auf Verselbständigung der Wirtschaftsabteilung. Dieser Antrag war vom Reichstagsabgeordneten und Mitglied des Central-Ausschusses Reinhard Mumm angeregt worden (siehe Einladung zur Sitzung der Wirtschaftskommission am 05.10.1922, in: ADE, CA 952 A). Die Wirtschaftsabteilung sollte demnach aus Fachleuten teils inner-, teils außerhalb der Inneren Mission gebildet werden, die vom Central-Ausschuß gewählt werden sollten. Die Abteilung sollte selbständig über Einnahmen aus dem Wirtschaftsbund oder sonstige aus ihrer Tätigkeit erwachsende Einnahmen verfügen. Der Direktor sollte nunmehr als Geschäftsführer der Abteilung fungieren, die für die Abwicklung ihrer Geschäfte ein eigenes Konto erhalten sollte. Der Central-Ausschuß beschloß dementsprechend (siehe Sitzungsbericht X, 14.11.1922, in: ADE, CA 94).
Um den Central-Ausschuß finanziell auf eine bessere Grundlage zu stellen, sollte der Ertrag der Jubiläumssammlung von 1923 als Grundstock für ein eigenes Unternehmen verwendet werden, von dem dauernd feste Einnahmen erwartet wurden (siehe Sitzungsbericht VI, 10.07.1923, in: ADE, CA 94). Zu diesem Zweck wurde die Gründung einer Textilgroßhandlung, der "Webwaren-Gesellschaft", beschlossen und die Wirtschaftsabteilung mit der Durchführung des Unternehmens beauftragt (siehe Sitzungsbericht III, 18./19.03.1924, in: ADE, CA 94). Die "Webwaren-Gesellschaft" erwirtschaftete jedoch keine Überschüsse und mußte ihrerseits bezuschußt werden (siehe Bericht über die Arbeit der Wirtschaftsabteilung 1924, in: ADE, CA 952 A).
Die Aufgaben der Wirtschaftsabteilung vermehrten sich ab 1924 um die Beratung der Anstalten bei der Beantragung von Mitteln aus der produktiven Erwerbslosenfürsorge und von Darlehen der Kreditgemeinschaft gemeinnütziger Selbsthilfeorganisationen Deutschlands (siehe Sitzungsbericht VII, 14.10.1924, in: ADE, CA 94). Hinzu kam die Beratung in Fragen der Geldaufwertung und - damit zusammenhängend - der Wohlfahrtsrente sowie die Vermittlung langfristiger Kredite für die Anstalten in Form von Hypothekendarlehen. Letztere wurden vor allem durch die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte vergeben, kamen jedoch prinzipiell nur Krankenanstalten zugute. Für alle Kreditvermittlungen behielt die Wirtschaftsabteilung eine Vermittlungsgebühr von 1 Prozent der Abschlußsumme ein (siehe Sitzungsprotokoll der Wirtschaftsabteilung, 24.08.1925, in: ADE, CA 952 A). Der Etat der Wirtschaftsabteilung basierte sonst überwiegend auf Zuschüssen des Wirtschaftsbundes sowie Zuschüssen der Wohlfahrtsabteilung zu den allgemeinen Verwaltungskosten (siehe Sitzungsprotokoll der Wirtschaftsabteilung, 10.12.1926, in: ADE, CA 952 A).
Die Wirtschaftsabteilung wurde von den Anstalten auch zunehmend beim Erwerb von Grundstücken und Gebäuden zu Rate gezogen. Schlunk nahm die günstige Entwicklung am Immobilienmarkt zum Anlaß, an den Central-Ausschuß den Antrag auf Gründung einer Gesellschaft zu stellen, die "den Ankauf und Betrieb von Hospizen, Erholungsheimen und ähnlichen Einrichtungen zu übernehmen hätte" (Sitzungsbericht VII, 12.10.1926, in: ADE, CA 94). Die Wohlfahrtsabteilung wurde autorisiert, dafür Mittel der Auslandsanleihe in Anspruch zu nehmen und die "Hospiz-Gesellschaft m.b.H." zu gründen.
Schließlich engagierte sich Schlunk für eine evangelische Selbstvorsorgeversicherung, mit deren Gründung der Central-Auschuß 1927 die Wohlfahrtsabteilung beauftragte. Als Organ für die Durchführung des Plans wurde die "Evangelische Versicherungszentrale e.V." am 24.02.1927 mit Schlunk als Geschäftsführer gegründet (siehe Sitzungsbericht III, 08.03.1927, in: ADE, CA 94). Die Ev. Versicherungszentrale fungierte jedoch nur als Werber und nicht als Risikoträger für die Sterbeversicherung. Risikoträger war die Gesellschaft "Neuer Atlas" in Ludwigshafen, der die Ev. Versicherungszentrale angeschlossen war. Erst 1929 wurde aufgrund der guten Geschäftsentwicklung von der Ev. Versicherungszentrale die "Evangelische Vorsorge, gemeinnützige Versicherungsaktiengesellschaft" gegründet, deren Aktien im Besitz der Ev. Versicherungszentrale blieben. Die "Ev. Vorsorge AG" wurde 1930 vom Reichsaufsichtsamt für Privatversicherung zum Geschäftsbetrieb zugelassen (siehe Schlunk, Das Versicherungswerk der Inneren Mission, in: Die Innere Mission, Jg. 26 (1931), S. 129 ff.). Im Jahr 1930 wurden die Gehälter der Wirtschaftsabteilung von der Ev. Versicherungszentrale übernomen (siehe Verwaltungsausschuß Sitzungsbericht VI, 09.12.1930, in: ADE, CA 94).
Im Rahmen der Sanierung des Central-Ausschusses, die seinem Ruin durch das dilettantisch aufgezogene Bausparkassen-Geschäft und der wegen sinkender Zinsen nicht vollständig unterzubringenen Auslandsanleihe folgte und infolge des Abkommens zwischen der Dt. Ev. Kirche und dem Central-Ausschuß von 1933 kam es zu organisatorischen Zusammenlegungen. Den Hintergrund bildeten die Bürgschaft, die der Central-Ausschuß für die Dt. Ev. Heimstättengesellschaft in Höhe von RM 5 Millionen übernommen und von den Banken mit 2,3, Millionen in Anspruch genommen wurde. Dazu kamen 2 Millionen aus der Auslandsanleihe und 1 Million aus mißglückten Konsortialgeschäften der Devaheim (siehe Hauptausschuß Sitzungsprotokoll, 22.09.1931, in: ADE, CA 94). Zwar bestand im Central-Ausschuß zunächst noch ein Referat Wirtschafts- und Organisationsfragen, Rechts- und Steuerberatung. Es wurde Ende 1933 aufgeteilt. Organisations-, Rechts- und die Anstalten betreffende Wirtschaftsfragen kamen in den Zuständigkeitsbereich des Sonderbevollmächtigten Dr. Johannes Heinrich, während Schlunk nur noch für die Versicherungs- und allgemeinen Wirttschaftsfragen zuständig war (siehe Anlage Arbeitsplan zum Protokoll der Vorstandssitzung, 03.11.1933, in: ADE, CA 67 B). In der Übersicht über die Arbeits- und Referatsverteilung im Central-Ausschuß, die den Vorstandsmitgliedern zu Beginn des Jahres 1935 zugestellt wurde, ist auch dieses Referat nicht mehr erhalten (ADE, CA 67 B).
Umfang und Ordnung der Akten
Der Aktenbestand der Wirtschaftsabteilung des Central-Ausschusses umfaßt 277 Akteneinheiten. Er ist damit, bezogen auf das Aktenverzeichnis der Wirtschaftsabteilung in der Registratur des Central-Ausschusses, nur unvollständig erhalten geblieben.
Es wurden 6 Akteneinheiten kassiert. In einigen Fällen wurden Akteneinheiten zusammengefaßt, in anderen Fällen aufgeteilt. Dies ist im Aktenverzeichnis der Central-Ausschuß-Registratur kenntlich gemacht worden. Auch ist in einigen Fällen der Aktentitel verändet worden. Auf jedem Verzeichnungszettel ist die laufende Nummer und die systematische Signatur, die die Akte in der Registratur des Central-Ausschusses hatte, angegeben. Die Archivsignaturen ergeben sich aus der angegebenen Bezeichnung des Teilbestandes und der roten laufenden Nummer.
Eine die Wirtschaftsabteilung betreffende Akte befindet sich im Bestand Central-Ausschuß (ADE, CA 952 A), eine zweite im Bestand Propagandadienst des Central-Ausschusses (ADE, CA / PD 70). Die Akten der Hospizgesellschaft bilden einen eigenen Bestand (ADE, HG).
Die Akten wurden 1991 von Frau Hanna Kröger geordnet und verzeichnet. Das Findbuch schrieb Frau Köppen im Januar 1995. Im Zuge der Retrokonvertierung wurde das Findbuch im Jahr 2006 in die Archivdatenbank Augias eingegeben.
Literatur
Fritsch, Eduard: Die wirtschaftlichen Unternehmungen im Rahmen der Inneren Mission. Schriftenreihezur Jugendwarte, (1930) Heft 2.
Gerhardt, Martin: Ein Jahrhundert Innere Mission, Bd. 2, 1948, S. 320 ff.
Schlunk, Walter: Der Wirtschaftsbund und seine Bedeutung für die Anstalten der Inneren Mission. in: Die Innere Mission Jg. 17 (1922) , S. 129-132.
Schlunk, Walter: Das Versicherungswerk der Inneren Mission. in: Die Innere Mission Jg. 26 (1931) , S. 129-136.
Abkürzungen
a.D. außer Dienst
AG Aktiengesellschaft
Bd. Band
CA Central-Ausschuß für die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche
Deuzag Deutsche Entschuldungs- und Zweckspar-Aktiengesellschaft
Devaheim Deutsche Evangelische Heimstättengesellschaft
dt. deutsch
Espada Evangelische Spar- und Darlehensgenossenschaft mbH
EVZ Evangelische Versicherungszentrale
Fa. Firma
KSB Kirchlich-Sozialer Bund
o.D. ohne Datum
o.J. ohne Jahr
P. Pastor
RM Reichsmark
RVA Reichsversicherungsanstalt für Angestellte
S. Seite
u.a. unter anderem
US United States
v.a. vor allem
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.