In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Johann Philipp Rösler geb. 3. Mai 1770 Nürnberg
gest. 5. Mai [?] 1840 in Iwanczyce (heute Ukraine)
Vater: Johann Valentin Rösler, Kürschner
Mutter: Clara Sophia geb. Scheurl aus Fürth
aus seinem Tagebuch:
kam mit einer Missbildung auf die Welt (von ihm als "verdrehte Füße" bezeichnet)
Zeichenunterricht bei Johann Eberhard Ihle
Lehre bei dem Freskomaler Johann Philipp Bayer, angefangen Feb. 1785 und Sommer 1789 abgeschlossen
nach Abschluss der Lehre Rückkehr ins väterliche Haus an der Fleischbrücke
hier fängt er an Portraits zu malen
Ende des Jahres 1792 Entschluss sein Glück in der Fremde zu suchen und Elternhaus zu verlassen
am 11. Mai 1793 Abschied von seiner Familie und Abreise nach Dresden
in Dresden Auskommen v.a. durch Zeichenunterricht
1796 zusammen mit drei anderen jungen Leuten von der Malerakademie Abreise nach Wien
1797 durch die Kriegsereignisse gezwungen Wien wieder zu verlassen
zu Fuß wieder zurück nach Dresden
1798 Anstellung bei dem Fürsten Stanislaus Pavel Jablonowski [*15.2.1762 Annopol, 27.4.1822 auf dem Weg nach Wolin, verh. mit Theodora Walewska, in erster Ehe verheiratete Stecki, Abgesandter Polens in Berlin, Kastellan von Warschau] aus Wolhynien
am 6. Aug. 1798 Abreise von Dresden nach Warschau
Reisegesellschafter: ein römisch-katholischer Priester Namens Saar aus Frankreich und ein Kammermädchen der Fürstin Ursula Michalska
die erste Rast auf dem Rittergut Racot [zu Racot: Fürstin Dorota Jablonska geb. Bronisz und ihr Sohn Anton bauten das Schloss Ende des 18. Jh. zu einer prachtvollen Residenz aus, Fürst Anton Jablonowski verkaufte 1799 das Gut Racot an den Prinzen Wilhelm von Oranien], welches damals dem Vater seines Auftraggebers, dem Kastellan von Krakau, dem Fürsten Anton Jablonowski [Anton Barnaby Jablonowski, Vater von Stanislaus Pavel Jablonowski] gehörte (hier eine Woche Aufenthalt)
in Warschau bleiben sie drei Wochen (hier hat es ihm nicht gefallen)
Abreise von Warschau nach Pulawy [zu Pulawy: die Siedlung gehörte seit 1782 der Familie Czartoryski (die Schwester des Stanislaus Pawel Jablonowski, Barbara Dorota Jablonowska war verheiratet mit Josef Clemens Czartoryski, die Fürstin Izabella Czartoryska baute Pulawy zu einem wichtigen politischen und kulturellen Standort in Polen auf], hier drei Tage Aufenthalt
dann weiter Richtung russische Grenze
Halt in Horodok (heute Ukraine)
Ende August 1798 alle gesund und wohlbehalten in Tuczyn [zu Tuczyn: große jüdische, polnische und ukrainische Bevölkerungsgruppen, bedeutende deutsche Volksgruppe die der evang.-luth. Konfession angehörte, vom 18. Jhd. bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war es Stammsitz der Walewskis] angekommen
von hier nach Annopol [zu Annopol: der Ort entstand aus dem Dorf Rachów, 1761 erhielt der Ort das Stadtrecht und der Eigentümer Antoni Jablonowski benannte den Ort nach seiner verstorbenen Ehefrau Anna] wo sein zukünftiger Aufenthalt bei der Familie Jablonowski sein sollte
seine "Zeichenschule" bestand aus 3 jungem Fräulein von 10-11 Jahren: 1. Dorothea Stecka [verh. 21.11.1808 mit Fürst Joseph Lubomirski] (aus dem Tagebuch: Tochter der Fürstin aus ihrer ersten Ehe, sehr lebhaft und leichtsinnig, aber auch gefühlvoll und weichen Herzens), 2. Cecila Potocka (ein gutes stilles Kind) und 3. Monika Dutkiewicz (Tochter der Kinderfrau, mutwillig aber talentiert)
alle drei standen unter der Aufsicht einer vormaligen franz. Äbtissin, Madame de Hauteneour (aus Frankreich emigriert, eine sanfte, stille Matrone von etwa 50 Jahren)
seine Kollegen waren: der franz. Priester Saar, der Musikmeister Budziewicz (aus Mangel an Sprachkenntnis keinen näheren Umgang)
laut Vertrag sollte er 4 Stunden/Tag Zeichenunterricht erteilen
gleich nach seiner Ankunft in Annopol Bekanntschaft mit dem Hauptgärtner Franz Kaiser
der in Polen bekannte Architekt Merk stellt ihn dem Woiewoden Michael Walewski, dem Vater der Fürstin vor => Auftrag: er soll ein großes Familiengemälde für sein neues Palais in Tuczyn anfertigen
Herbst 1799 Reise noch Korzee oder Korzec [Lesung fraglich] 3 Meilen von Annopol entfernt, wo viele deutsche Kolonisten ansässig sind, hier Besuch des Pastors Rösner
Ende des Jahres 1800 läuft sein Vertrag mit dem Fürsten Jablonowski aus und Oktober 1800 Abreise von Annopol nach einem Aufenthalt von 3 Jahren
in Tuczyn arbeitet er an dem oben erwähnten Familienportrait für den Fürsten Walewski
im Juni 1801 reist der Fürst Jablonowski mit seiner gesamten Familie nach Paris ab
nach Abschluss des Gemäldes Abreise von Tuczyn (eigene Aussage: er habe dieses Gemälde mehr mit Tränen als mit Öl gemalt, von den Betrachtern wurden die dargestellten Personen als gleichaussehend empfunden)
am 12. Okt. 1802 Übersiedlung nach Korzec, hier Aufenthalt bei dem Kupferschmied Johann Arndt der auch Kirchenpfleger der evang. Gemeinde war
er versucht sich als Sonntagslehrer (eher erfolglos!)
nach zwei Monaten Entschluss nach Ostrog zu gehen
Vorher Besuch in Annopol wo er mehrere Wochen verbringt
am 23. Dez. 1802 Ankunft in Dubno
ab diesem Zeitpunkt keinen Kontakt mehr zu den Eltern
in Dubno mit Französisch- und Deutschunterricht Unterhalt
mehrere Krankheiten
u.a. ein Beingeschwülst Winter 1803 bis Frühling 1804 (konnte sein Zimmer nicht verlassen)
danach in größter Geldnot
Architekt Schlegel verschafft ihm eine kleine Auftragsarbeit als Maler bei der Gräfin Chodkiewicz auf dem Landgut Mlynow
er fährt aber nach 10 Tagen unverrichteter Dinge wieder ab
ohne Geld und mit Schulden bei dem Haus- und Gastwirt in Dubno
Aufnahme durch einen Deutschen Michael Daumer, dann bei dem ebenfalls deutschen Handschuhmacher Henning, der alleinstehend war
von hier schreibt er Briefe an Franz Kaiser und Fürst Jablonowski, Bitte um Unterstützung
Einladung nach Tuczyn durch Fräulein Dorothea Stecka und Monika Dutkiewicz
in Tuczyn wohnte die Fürstin Jablonowska welche sich von ihrem Gemahl getrennt hatte (laut Tagebuch wohnte sie dort sehr üppig, herrlich und in Freuden)
Fürstin verschafft ihm eine Anstellung in Stepan bei dem Gouvernement Marschall Graf Worcell [Stanislaw Gregor Worcell *1760, verh. mit Anna Margaretha geb. Tepper de Ferguson (*1775, 1824)]
hier [wohl um 1807 im Tagebuch keine Jahresangabe] Unterricht des Sohnes Stanislaw Gabriel Worcell [*1799 Stepan, 1857 London, polnischer Revolutionär]
des Weiteren befinden sich in Stepan: der Bruder der Gräfin, Philipp Tepper de Ferguson und Valentin Tepper de Ferguson [wohl Sohn von Philipp]
Sommer 1807 ereignet sich ein Unfall wobei die Gräfin Worcell ihr rechtes Auge verliert
Ostern 1808 kommt ein neuer Hofmeister Mons. de Galles
1809 stirbt der jüngste Sohn Alexander Worcell (ca. 6 Jahre alt)
1810 beendet Rösler sein Arbeitsverhältnis bei dem Grafen Worcell
am 6. Okt. 1810 kommt er in Luzk (polnisch Luck) an
Logis bei dem Juden Nissen Weinberger
in Luzk Bekanntschaft mit dem Apotheker Pfund
1811 Feuersbrunst in Luzk
1812 Einquartierungen und Durchmärsche von franz. und russ. Truppen durch Luzk
er trifft auch deutsche Gefangene, kann sich aber nicht mehr mit dem "deutschen" identifizieren
mit Zeichen-, Deutsch- und Französischunterricht mehr schlecht als recht über Wasser gehalten
1814 Anstellung als Zeichenlehrer in Iwanczyce bei der Familie Bystry [zu Iwanczyce: seit der zweiten Hälfte des 18. Jhd. Eigentum der Familie Bystry, Romuald Joachim Bystry und seine Ehefrau Anna geb. Rakowski bauen den Ort zu ihrem Stammsitz aus, in den Jahren 1801-1804 errichtet der bekannte Gärtner Dionizy Mikler (eigentl. Denis McClair, *1762 in Irland, Studium in Dublin und London, seit 1790 auf Einladung der Prinzessin Izabella Czartoyska in Polen tätig, einer der bekanntesten Landschaftsarchitekten, Park- und Gartenplaner in Polen) einen Garten, den die Zeitgenossen bewunderten (Baumgruppen, gewundene Kanäle und Brücken), das Gut ging an die Tochter Magdalena über (eine talentierte Amateurmalerin, von ihr stammen auch die einzigen zwei erhaltenen Ansichten die sich in den Sammlungen des Czartoryski-Museums in Krakau befinden), dann an ihre Tochter Cieciszewka, um dann an die Enkelin verheiratete Siemiatkowski zu gelangen, Ende des 19. Jhd. wurde Iwanczyce an die Russen verkauft, zu diesen Zeiten verfügte das Herrenhaus über eine wertvolle Ausstattung und eine Vielzahl von Kunstwerken, die später nach Kustyna gebracht wurden]
Unterricht der Tochter Magdalena Bystry
bis zu seinem Tod bleibt er in Iwanczyce
" oft allein, Familie unternimmt teilweise ausgedehnte Reisen im In- und Ausland
am 3. März 1833 heiratet Magdalena Bystry (30 Jahre alt) den Freiherrn Casimir von Cieciszewski (28 Jahre alt) in der Hofkapelle in Iwanczyce
am 4. März 1835 stirbt Herr von Bystry, 76 Jahre alt
1838 finden sich deutsche Auswanderer bei ihm ein, welche eine deutsche Kolonie gründen wollen
1839 erhält er Briefe von seiner Schwester Margaretha Göttling und seinem Vetter Johannes Scheurl, die er auch beantwortet
er erhält die Erlaubnis (aus Mangel an evang. Priestern) die Kinder der deutschen Kolonisten zu taufen
am 3. Mai 1840 feiert er seinen 70. Geburtstag
Umfang/Beschreibung: 1 Büchlein
Archivale
Indexbegriff Person: Arndt, Johann
Indexbegriff Person: Bayer, Johann Philipp
Indexbegriff Person: Bronisz, Dorota
Indexbegriff Person: Budziewicz, Musikmeister
Indexbegriff Person: Bystry, Anna
Indexbegriff Person: Bystry, Familie
Indexbegriff Person: Bystry, Magdalena
Indexbegriff Person: Bystry, Romuald Joachim
Indexbegriff Person: Chodkiewicz, N (Gräfin)
Indexbegriff Person: Cieciszewka, N (Frau)
Indexbegriff Person: Cieciszewski, Casimir von
Indexbegriff Person: Czartoryska, Izabella
Indexbegriff Person: Czartoryski, Familie
Indexbegriff Person: Czartoryski, Josef Clemens
Indexbegriff Person: Daumer, Michael
Indexbegriff Person: Dutkiewicz, Monika
Indexbegriff Person: Galles, N de
Indexbegriff Person: Göttling, Margaretha
Indexbegriff Person: Hauteneour, N de (Frau)
Indexbegriff Person: Henning, N
Indexbegriff Person: Ihle, Johann Eberhard
Indexbegriff Person: Jablonowska, Anna
Indexbegriff Person: Jablonowska, Barbara Dorota
Indexbegriff Person: Jablonowska, Dorota
Indexbegriff Person: Jablonowski, Antoni
Indexbegriff Person: Jablonowski, Antoni Barnaby
Indexbegriff Person: Jablonowski, Stanislaus Pavel
Indexbegriff Person: Kaiser, Franz
Indexbegriff Person: Lubomirski, Joseph
Indexbegriff Person: McClair, Denis
Indexbegriff Person: Merk, N (Architekt)
Indexbegriff Person: Michalska, Ursula
Indexbegriff Person: Mikler, Dionizy
Indexbegriff Person: Pfund, N (Apotheker)
Indexbegriff Person: Potocka, Cecila
Indexbegriff Person: Rakowski, Anna
Indexbegriff Person: Rösler, Clara Sophia
Indexbegriff Person: Rösler, Johann Philipp
Indexbegriff Person: Rösler, Johann Valentin
Indexbegriff Person: Rösner, N (Pastor)
Indexbegriff Person: Saar, N (franz. Priester)
Indexbegriff Person: Scheurl, Clara Sophia
Indexbegriff Person: Scheurl, Johannes
Indexbegriff Person: Schlegel, N (Architekt)
Indexbegriff Person: Siemiatkowski, Familie
Indexbegriff Person: Stecka, Dorothea
Indexbegriff Person: Stecka, Theodora
Indexbegriff Person: Tepper de Ferguson, Anna Margaretha
Indexbegriff Person: Tepper de Ferguson, Philipp
Indexbegriff Person: Tepper de Ferguson, Valentin
Indexbegriff Person: Walewska, Theodora
Indexbegriff Person: Walewski, Michael
Indexbegriff Person: Weinberger, Nissen
Indexbegriff Person: Wilhelm von Oranien
Indexbegriff Person: Worcell, Alexander
Indexbegriff Person: Worcell, Anna Margaretha
Indexbegriff Person: Worcell, Stanislaw Gabriel
Indexbegriff Person: Worcell, Stanislaw Gregor
Annopol
Berlin
Dresden
Dubno
Fleischbrücke
Frankreich
Fürth
Horodok
Iwanczyce
Korzec
Korzee
Krakau
Kustyna
London
Luck
Luzk
Mlynow
Nürnberg
Ostrog
Paris
Polen
Pulawy
Rachów
Racot
Stepan
Tuczyn
Ukraine
Warschau
Wien
Wolhynien
Wolin
Kürschner
Tagebuch
Missbildung
Zeichenunterricht
Lehre
Freskomaler
Portraitmaler
Kriegsereignisse
Reisegesellschafter
Kammermädchen
Familiengemälde
Kolonisten, deutsche
Sonntagslehrer
Französischunterricht
Deutschunterricht
Krankheiten
Geldnot
Auftragsarbeit
Handschuhmacher
Revolutionär, polnischer
Juden
Gefangene, deutsche
Zeichenlehrer
Landschaftsarchitekt
Gartenplaner
Czartoryski-Museums
Auswanderer, deutsche
Kolonie, deutsche
Kolonie, in Polen
Tagebuch, Johann Philipp Rösler
Information on confiscated assets
Further information
BZK no.
The Bundeszentralkartei (BZK) is the central register of the federal government and federal states for completed compensation proceedings. When a claim is entered into the BZK, a number is assigned for unique identification. This BZK number refers to a compensation claim, not to a person. If a person has made several claims (e.g. for themselves and for relatives), each claim generally has its own BZK number. Often, the file number of the respective compensation authority is used as the BZK number.
This number is important for making an inquiry to the relevant archive.
Delict according to Nazi judicial system
Conduct that was first criminalized under National Socialism (e.g. the Treachery Act, ‘Judenbegünstigung’) or which the Nazi judiciary prosecuted more severely (e.g. high treason).
Reason for persecution
The reasons provided here are based on the wording in the reasons for persecution stated in the sources.
Role in the proceeding
‘Verfolgt’ refers to a person who submitted a compensation claim for damage caused by Nazi persecution. If the application was submitted by a person other than the persecuted person, this other person is designated as ‘antragstellend’ and their relationship to the persecuted person, if there is one, is noted. In the sources, the persecuted person is sometimes referred to as ‘Geschädigter’ (aggrieved party) and the applicant as ‘Anspruchsberechtigter’(claimant).
Search in Archivportal-D
You may find additional archival material on this person not related to Wiedergutmachung in the Archivportal-D.
Additional information on reason for persecution
Additional or more specific information on membership and group affiliation which were the reason for the persecution.