Beschuldigter: Viellieber, Alois Bemerkung: Im vorliegenden Verfahren war der Angeklagte Viellieber der einzige Beschuldigte. Wie zur Person des Alois Viellieber im Hinweis der Akten Bü 228-244, zu Verfahren Robert Weißmann vermerkt, steht dieses Verfahren tatort-, tatzeit- und dieststellenmässig in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Verfahren über NS-Gewaltverbrechen im Distrikt Krakau. Gegen Viellieber war bereits im Jahre 1963 bei der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe ein Verfahren wegen Mordes (NS-Gewaltverbrechen) anhängig. Laut Urteil des Schwurgerichts bei Landgericht Karlsruhe, III Ks 4/63 vom 06.03.1964, wurde er wegen Beihife zum Mord in zwei Fällen zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Tatort war, wie im jetzt verzeichneten Verfahren Gorlice. Die Tatvorgänge, wie sie Gegenstand des nunmehrigen Verfahrens sind, waren damals noch nicht bekannt. Wie kaum in einem anderen Verfahren standen bei der Aufklärung der Einzeltaten des Beschuldigten Viellieber eine große Anzahl von Augenzeugen (68) zur Verfügung, denen Viellieber, wegen seines jahrelangen Aufenthaltes in Gorlice, sehr gut in Erinnerung war, zur Verfügung. Beweisschierigkeiten gab es deshalb keine. Obwohl chronisch herzleidend, arbeitete er noch bis zur Verhaftung am 24.10.1974 als Leiter des Bauhofes einer größeren Baufirma in Karlsruhe und machte einen mehr als vitalen Eindruck. Nach Verhängung der Untersuchungshaft beantragte er jedoch bald wegen seines "schweren Herzensleidens" über seinen Anwalt Entlassung wegen Haftunfähigkeit. Weitere ärztliche Gutachten bescheinigten ihm zunächst eine beschränkte und schließlich auch dauernde Verhandlungsunfähigkeit (hierüber s. Pressebericht "Badisches Tagblatt", Nr. 233 vom 09.10.1976, Film: 001415). Unabhängig von den Verfahren der Staatsanwaltschaften Karlsruhe und Mannheim gegen Viellieber waren folgende Personen wegen NS-Gewaltverbrechen im Raume Gorlice Verfahren anhängig: 1. Perschke, Karl-Leopold, * 03.09.1922, Biala, Kreis Bilitz/Polen Peschke war als Unterwachtmeister der Gendarmerie und Dolmetscher bei Gendarmerieposten Jaslo und Gorlice tätig, Dezember 1941-Januar 1943 Ihm wurde vorgeworfen, sich an der Erschießung von Polen und Juden beteiligt und insbes. am 03.07.1943 in Markoßowa (Kreis Gorlice) fünf polnische Bürger ermordet zu haben. Am 07.07.1972 nahm er sich während der Untersuchungshaft das Leben. Az.: LKA BW 616/1-46/72, ZSt LB II 206 AR-Z 827/63, StA Dortmund 45 Js 31/64 und StA Oldenburg 2 Js 128/67 (wegen Mord an den fünf polnischen Bürgern) 2. Baron, Paul, * 17.06.1910, Bolka/Oberschlesien Baron war SS-Scharführer und Kriminalassistent bei Sicherheitspolizei-Außenstelle Gorlice ab Mitte 1943 bis Ende 1944. Vorher Angestellter des Grenzpolizeikommissariat Jaslo. Az.: LKA BW 616/1-46/72, ZSt LB II 206 AR-Z 220/60 und 211/74, StA Nürnberg 1 a Js 435/62 Er wurde laut Urteil des Schwurgerichts bei Landgericht Nürnberg vom 09.08.1968 wegen acht vollendeter und vier versuchter Morde zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Baron ist am 31.08.1976 im Bezirkskrankenhaus Erlangen verstorben. 3. Piecha, Ernst, 02.12.1916, Bielschowitz/Oberschlesien Piecha war SS-Scharführer und Kriminalassistent sowie Dolmetscher bei Sicherheitspolizei-Außenstelle Gorlice von Anfang 1943 bis Ende 1944 Az.: LKA BW 616/1-46/72, ZSt LB II 206 AR-Z 220/60 und 211/74. Er wurde laut gleichem Urteil wie Baron wegen Mordes in sechs Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Piecha war 1981 noch in der Justizvollzugsanstalt Willich inhaftiert.