Gerhard Struckelmann, früherer Freigraf von Arnsberg, hatte sich gegen der Erzbischof Philipp1 (Philips) von Köln gestellt2 und war deshalb zuerst in Arnsberg (Arnsburch), danach in Brühl (Broill) inhaftiert worden. Da er sich einer Verhandlung nicht stellen konnte3, hat ihn der Erzbischof auf Bitten seiner Freunde begnadigt und ihn Urfehde schwören lassen. Er verpflichtet sich, an seinem Eigentum im Herzogtum Köln ohne Zustimmung des Erzbischofs keine Veränderungen vorzunehmen und auch nicht in Arnsberg zu wohnen. Bei einer nochmaligen Verfehlung wird die vorherige wieder aufleben und es wird ihn kein Geleit eines anderen Landes vor Strafen schützen. Auch auf Bitten seiner Frau bürgen für ihn Gerhard v. Ense gen. Schneidewind (Gerharten van Ennse, genant Snydewynt), Johann v. Ole, Johann Schüngel zu Neheim (Schungell zo Nyhem), Tillmann in dem Winkel (Tilman in dem Wynckell), Bürgermeister zu Attendorn (Attendarne), und Albert Brandis (Branders), Bürger zu Werl, sowie sein Sohn Gotthard (Godarten) Struckelmann. Falls Gerhard Struckelmann gegen die Vereinbarung verstößt, so sagen sie zu, ihn dem Erzbischof oder seinen Amtleuten zu überstellen. Da Gerhards Stiefsohn Mathias (This) Heyderick zur Zeit auswärts ist, werden sie ihn innerhalb von drei Monaten nach seiner Rückkehr zu einer gleichen Bürgschaft bewegen. Falls dies nicht geschieht, bürgen sie für ihn mit. Gerhard Struckelmann kündigt Unterschrift und Siegel an. Siegelankündigung der anderen Bürgen, wobei Sohn Gotthard Struckelmann Dietrich von der Recke zu Heessen (Dederich van der Recken, heren zo Heytzein) bittet, für ihn zu siegeln, der das auch bestätigt. Datum 27. Oktober 1513 (uff sent Symen und Jueden avent der heyliger apostolen). Ich Gerhart Struckelman, etwen frygreve zu Arnßburch, doin kunt und bekennen mit desem breve offentlich gegen allermeniglichen, so als ich umb myne begangene myßhandelong unnd uberfaronge in des hoichwirdichsten fursten und heren, heren Philips, ertzbischoffs zo Colne und curfursten, hertzoigen zu Westphalen und zu Engeren etc., myns genedichsten lieben herenn, hafftong und gefenckniß ehirstlich zu Arnsburch nachfolgens zomm Broill komen byn, und dan nu syne furstliche genade sulcher myner begangener myshandlong und uber- farong halber, mich, wie sich woll gebuyrt hette, rechtferdigen und zu recht stellen laissen, dat aver myr, so die rechtverdigonge geschien syn sulde zu swere gefallen were, dair vur ich und myne treffliche heren junckeren und frunde an obgenanten mynen gnedigsten heren vilfeltige gebeden, und nach menichfeltiger vlissiger bede so vill erlangt haven, dat syne furstliche genade mich deser zit begnadigt und weder umb uiß gefenckeniß uff die beyne hait genediglich laissen komen, des ich mich mytsampt mynen frunden gegen syner furstlicher genaden nummermehe vollendancken kan ader machg. Dair umb hain ich, Gerhart Struckelman vur mich, myne erven und alle die jhenen, so myr angewant syn ader sich myner ader myner handelonge annemen wullen, geloifft und zugesacht, auch mich verplicht und verbonden, geloven und zusaigen, verplichten unnd verbynden mich gegenwortiglich, in crafft dis brieffs, sulich myne gefenckeniß und weß derhalven geschiet ist, an dem obgenanten mynen genedichsten heren, syner furstlicher genaden nakomen, stifft, rethen, deneren und underthanen, auch alle den jhenen, die syne furstliche genade, ader syner genaden nakomenn, verdetyngen wullen, und dieser myner verhandelong, dair umb ich in hafftong komen byn, verwant syn ader syn moigen, nummermehe zu ewigen tagen nyet rechenen noch gerechent zu werden gestatten, heymlichen ader offenbaire, durch mich selbst ader yemandtz anders van myner wegen ader suyst, in keynewyse, auch solich ader der gelichen myßhandelong und uberfarong nummermehe zu doin. Dairzo so hain ich, Gerhard Struckelman, mich sunderlich verplicht, dat ich myn liff und guet, bewegelich unnd unbewegelich, so ich yetz hain ader gewynnen magh, uiß syner furstlicher genaden stifft Collen, ayn syner ader syner genaden nachkomenn wissen und willen nyet verbisseren noch veranderen, doch bynnen Arnsburch nyet woenen sall ader wille. Und ob ich mit eynichen geistlichen und werentlichen syner genaden underthanen, verwanten ader wen suyst syne genade verantworden wille, zu thun hette ader zu thun gewynnen wurde, es sy mit worten ader wercken, sall und wille ich dat nyet anders dan myt gebuyrlichen ordentlichen rechten in syner genaden furstendomp und landen, auch anders nyrgens furnemen. Und wo ich dieß alles in teyll oder zu maille in vergesse stellen und dairan bruchlich fonden wurde, dat wille Got nyet syn sall, so mach genanter myn genedichster her, syner genaden nakommen ader yrer genaden amptluyde, unangesien deser groisser genaden myr yetz geschiet ist, umb vorige myne uberfaronge und myßhandlonge, die auch als dan myr nyet vertzegen syn sall, mich an liff und guet sonder eynich wyder rechtferdigong, wie synen genaden ader syner genaden nakommen dat gefellich ist, straiffen, dair gegen myr keyne geleyde oder secherheit, in wilcher heren lande ich dat erlanget hette, noch erlangen ader myr suyst gegeben wurde, auch keynerleye vryheit noch begenadigong zu statten ader zo behelff komen sall und magh. Des alles ich gentzlichen vertzyen und mich vertzegen haven will, sulichs alles und yecklichs sampt und besonder, hain ich, Gerhart Struckelman wie vurg. geloifft, und willentlich dair nach mit mynen uffgereckten vyngeren gestaifftz eidtz lifflichen zo Gode und den heyligen geswoiren, vast stede und unverbruchlich zo halden und zo vollentzehen, dair weder mit worden ader wercken nummermehe zo doin noch schaffen gedain werde, in keynerleyewiß aen argelist. Unnd dae mit dese obgeschreven punct, die ich wilkoirlich angenomen, sampt und besonder van myr also gehalten und vollentzoigen werden, so hain ich des genanten mynen genedigsten heren und syner genaden stifft zo merrer secherheit, die erenvesten, ersamen und fromen junckeren Gerharten van Ennse, genant Snydewynt, Johann van Ole, Johann Schungell zo Nyhem, Tilman in dem Wynckell, burgermeister zo Attendarne, und Albert Branders, burger zo Werle, myne lieve juncheren und gunstigen frunde, dairzo Godarten Struckelman, mynen son, zo rechten burgen gesatz, die sich auch uff myne und myner huyßfrauwen vlissige bede zo handen obg. myns genedichsten heren vur mich nachfolgender maiß verbonden und burge worden syn. Also bekennen wir mit namen Gerhardt van Ense genant Snydewynt, Johan van Ole, Johan Schungell zo Hyhem, Tilman in dem Wynckell, burgermeister zo Attendarne und Albrecht Zelioll genant Branders, burger zo Werle, auch ich, Godart Struckelman, des gedachten Gerhartz Struckelmans son, sampt und yglicher besonder, nach dem unser genedichster her vurg. unser unnd ander gutter frunde, die dan trefflich an syne genade gesant underteniger vlissiger bede willen, Gerharden Struckelman die obgeroirte syne begangene myßhandelong und uberfarong dißmails genedentlich, des wir uns hoichlichen van synen genaden bedancken, in obgeschreben maiß genediglich verziegen, und uiß hafftonge weder umb hait komen laissen, dat wir dair umb semptlich und yglicher van uns in sonderheit, vur sich und syne erben zo hainden geachtz unsers genedichsten heren vur genanten Gerdarden Struckelman wissentlich und wilkoerlich burge worden syn, und uns vur yne vestlich verburget und verbonden haven, als wir uns auch hie mit verbynden. Also ob diß alles van benanten Gerharden Struckelman in deill ader zo maille wie obgeschreven steit, nyet gehalden, sonder in eynichen wech dair weder gethan wurde, heymlich ader offenbar, dae Got vur sy, so sullen und wollen wir den genanten Gerharden weder umb zo unsers genedigen heren ader syner genaden amptlude gesynnen, in syner genaden hafftonge und verwerniß, woe hyn syne furstlige genaden inen haven wollen, stellen, dae von dan inen nyet scheiden zo laissen, es sy dan, mit syner furstlicher genaden ader der selbigen ampt- luyde guten wissen und willen, dair vur wir sementlich und yecklicher besonder von uns eyner vur dem anderen stain und halden sullen und wullen. Unnd want Thieß Heyderick, des gedachten Gerhartz Struckelmans stieffson, deser zit uislendich und nyet by der hant ist, so geloven wir burgen sampt und yecklicher, van uns besonder vur uns und unser yecklichs erven, vur den selven This Heyderick, dat er bynnen dryen moenden sich zo unsemm genedichsten heren oder wem syne genade dat befelen wirdet, komen und alle verzucheniß wie obstet, dair zo eide und gelobde doin, und eynen genoichsamen bybrieff syns stieffaders verhandelong versegelt geben sall. Wo dat nyet geschege, so wullen wir burgen obgenant vur den selbigen This Heyderick stain und halden, in allermaissen, als wir uns vur den vader Gerhart Struckelmann verschreven und verbonden haven, als wir dat dan ouch gelofft zo Got und den heyligen gesworen hain, dem allen vestiglich und unverbruchlichen nae zo komen, dair weder nyet zo handelen noch zo doin ader schaffen, gehandelt ader gedain werde, sonder alle argelist und geferde. Des zo waren urkunde hain ich, Gerhart Struckelman, als principaill desen brieff mit eygener hant underschreben, und myn eygen segell an desen brieff gehangen, und furder wir burgen semptlich obgeroirt unser yecklicher syn segell vur uns und unser yglichs erven auch an desen brieff gehangen. Unnd ich Godart Struckelman, des vurß. Gerhardtz son, hain gebeden und bidden den ervesten und fromenn Junckeren Dederich van der Recken, heren zo Heytzein etc., mynen lieven junckheren, synen segell gebrech des mynen vur mich an desen brieff zo hangen. Des ich Dederich van der Recken, her zo Heytzen, bekennen wair zo syn und zo beden Godartz Struckelmans myn segell an desen brieff gehangen hain. Datum in dem jaire uns heren duysent vunffhondert und druytzehen, uff sent Symen und Jueden avent der heyliger apostolen. [Unterschrift:] Ich Gerhart Stuckelman bekenne alles vurs. puncte or__ ____ a m. p. hant. Rückseite: Gerart Strunkelman etwan Frygreven zo Arnsberg Urfridde. ao XIII. Original, Papier, mnd., ca. 57 × 38 cm, mit Plica und 7 anhängenden Siegeln. Das erste Siegel des Gerhard v. Ense gen. Schneidewind ist vollständig und so erhalten, dass Siegelbild und Umschrift erkennbar sind. Die anderen Siegel sind ebenfalls gut erhalten und erkennbar. Das 5. Siegel kann das des Albert Brandis sein und das 7. des Dietrich von der Recke. Die anderen sind hier nicht zugeordnet worden. 1Philipp II v. Daun, EB von Köln 1508 bis 1515. 3es wird nicht angegeben, in welcher Weise das geschehen war. 4wohl aus gesundheitlichen Gründen: ”zu swere gefallen were“