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Eine Auto-Fahrt durch Thüringen. Spätsommer 1907 / 16.08.1907
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Enthält (Blatt 60 recto - 65 recto):
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"Warte Berg, du sollst mir eine Burg werden!", sagte Heinrich der Springer u. so entstand die "Wartburg!"
Lange schon war es mein Wunsch diese Sagenburg einmal zu sehen.- Stolz erhebt Sie sich auf bewaldetem Berge, doch ist die in steilen Serpentinen gebaute Straße so gut, daß wir den Wagen erst kurz vor der Burg verlassen müssen.- Wie reizend schön ist dieser alte Burghof mit seinem umwachsenen Mauerwerk und welch' hübsche Aussicht hat man von dort aus auf Eisenach mit seiner hübschen Umgebung. - - Allerdings wurde mir viel von der Stimmung genommen, da man all' dies u. die interessanten In-
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nenräume nur mit einem Trupp Menschen u. dem "Bärenführer["] ansehen kann.- - die bekannte Lutherstube wird man überhaupt nächstens nur noch unter Glas zeigen können, da das "kunstliebende" Publikum ein Stückchen um's andere der Bettstatt als "Andenken" wegschnitzt.- - -
Am Fuße des Berges steht in schöner Lage die Reuter Villa u. vis a vis davon das Reuterdenkmal.- Nun fahren wir noch zum Frauen-Plan, sehen uns das Haus des großen Componisten Bach u. sein Denkmal an u. um unseren Wissensdrang vollauf Genüge zu leisten, besichtigen wir noch das Lutherhaus u. kehren wohlbefriedigt ins Hôtel zurück, um gegen 1/2 11 Uhr die
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Foto [Lutherhaus in Eisenach]
Weiterreise anzutreten.-
Links von unserer Straße sehen wir in zarten Umrissen den Hörschelberg zu uns herüber schauen.- ["] Auto Heil!" ["] Frau Venus."
. . . . . . . . . Schon nach einer Stunde erreichen wir Gotha.- Nach dem Essen im Restaurant "Stadt Coburg" machen wir einen Spaziergang im Schloßgarten, aber bald zwingt uns strömender Regen in einem Café Schutz zu suchen.-
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zum Glück hält dieser nicht lange an u. wir können um 1/2 3 Uhr wieder weiterfahren.-
Wetter u. Straße sind günstig, so daß wir in einem weiteren Stündchen in Erfurt anlangen.- - Wir besichtigen uns vom Wagen aus die Stadt und den alten Dom u. da schon wieder ein Gewitter heraufzieht, entschließen wir uns nochmals eine Kaffeepause zu machen. In fliegendem Tempo geht es dann gen Weimar zu. - - - -
Nicht lange halten wir uns im Russischen-Hof auf, denn es drängt uns all das Interessante dieser kleinen Stadt zu sehen u. so fahren wir gleich zum Göthe-Haus.-
Wenn mir auf der Wartburg das Publikum viel von der Weihe nahm, so ist es hier das zum Gothe Museum gestempelte
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Foto: Göthe-Haus [Wohnhaus in Weimar]
Wohnhaus.- - Einem solchen wenigstens gleicht der I. Stock. "Etwas weniger wäre mehr" ließe sich hier sagen.-
Anders verhält es sich mit dem oberen Stockwerk, der das Arbeits-, Schlaf- u. Sterbezimmer enthält. Hier hat man alles im ur-
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sprünglichen Zustande erhalten.- In diesem nüchternen Arbeitszimmer also entstanden Werke von solcher Unvergänglichkeit. - -
Am Fenster steht der schmale Schreibtisch mit dem einfachen Bücherregale, doch hat Göthe in späteren Jahren zumeist an dem großen Tische in der Mitte des Zimmers gearbeitet.- Schreibzeug u. Feder, alles steht noch so, als ob es eben erst verlassen worden wäre . . . . . . . . . . man könnte glauben, der große Dichter hat sich nur vom Rauschen der Bäume, das vom Garten herein dringt, verleiten lassen, unter ihrem Schatten ein Ruhestündchen zu halten.-
Auch der Platz an der anderen Seite des Tisches ist wie vor vielen Jahren; hier saß der treue Sekretär Eckermann.- Göthe war bekannt als liebender Großvater, so
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steht auch im Schreibzimmer am Fenster noch ein kleines Arbeitstischchen, an welchem seine beiden Enkelkinder arbeiteten.- Von diesem Zimmer aus führt eine schmale Thür in das Schlaf u. Sterbezimmer.- Wie ergreifend in seiner Armseligkeit; ich glaube den Atem anhalten zu müssen vor Ehrfurcht!
Daß hier Alles so getreu erhalten blieb, ist Göthe's pietätvoller Schwiegertochter zu verdanken, denn sie bezog nach seinem Tode die Parterre Räume u. ließ alles andere unberührt.-
Neben dem Bette steht der Lesestuhl, in welchem der große Dichter sein reiches Leben aushauchte, auf dem Nachttischchen die weiß mit goldgeränderte Tasse u. da-
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neben das Arzneiglas.- Eines aber ist mir unverständlich, wie konnte ein Mann, der so viel Sinn für's Schöne hatte, ein solches Kämmerchen bewohnen?- Hohe Bäume des Gartens schmiegen sich direkt an das schmale Fensterchen, dem Lichte den Eintritt wehrend.-
"Mehr Licht" sagte Göthe bevor er starb! Wer dieses Stübchen gesehen hat, kann dies wohl begreifen. Auch der Garten, den man vom Souterrain aus betritt, ist noch ganz im alten Stile erhalten.- Haben wir uns hier im Garten u. besonders in den beiden Ziummern, Göthe lebhaft als alternden Mann vorstellen können, so ist es später, bei einem Besuch im "Gartenhaus", der
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Foto: Weimar [Ortsansicht mit Allee und Hotel]
der lebenslustige, jugendliche Dichter, der uns entgegentritt.- - Die kleinen freundlichen Zimmer mit dem Blick auf den Park, dessen schattige Plätzchen u. Lauben wie zu Stelldichein's ge-
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schaffen scheinen, könten wohl manches aus dem Liebesleben Göthes erzählen.
Inzwischen aber ist die Dämmerung hereingebrochen u. wir müssen zurückkehren. Meine Gedanken aber weilen noch bei Göthe u. seiner Zeit, ganz Weimar mit seiner spießbürgerlichen Art läßt uns leicht um ein Jahrhundert zurückversetzen.-
Besonders empfinden wir dies Abends im Café - Alles erinnert hier an die gute alte Zeit! In einer Ecke sitzen zwei weißköpfige Alte, Schach spielend, einige flüsternde Herren beim "Schwarzen" u. drei alte Jungfern mit ihren vorsündflutlichen Toiletten passen vollständig in diese Umgebung.- Unwillkürlich unterhalten
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auch wir uns mit gedämpfter Stimme, bald aber reizt uns diese Ruhe zum Widerspruch u. wir werden trotz der vernichtenden Blicke mancher Gäste, immer lebhafter u. lustiger. Unsere Heiterkeit hält sogar noch an, als wir bereits in's Hôtel zurückgekehrt waren, selbst die sonst so ruhige Olga war ganz aus dem Häuschen.-
Umfang/Beschreibung: 6 Blatt
Archivale
Bemerkungen: In braunem Leder gebundene Kladde mit 136 handbeschriebenen Seiten und 47 teilweise zugeschnittenen eingeklebten Fotografien. Auf den Innenseiten des Buchdeckels Wappenmuster und zwei eingeklebte Verkaufsmarken: "C. Müller S.18 Nürnberg" sowie des Herstellers "Edler und Krische Hannover"
Indexbegriff Sache: Klassifikation E 10-Bestände: Tagebücher und Notizen
Sperrgründe: Schutzmedium vorhanden: Digitalisat
Eisenach
Eisenach, Bachdenkmal
Eisenach, Bachhaus
Eisenach, Frauenplan
Eisenach, Lutherhaus
Eisenach, Reuterdenkmal
Eisenach, Villa Reuter
Eisenach, Wartburg
Erfurt
Erfurt, Dom
Gotha
Gotha, Restaurant "Stadt Coburg"
Gotha, Schloßgarten
Weimar
Weimar, Goethehaus
Weimar, Goethes Gartenhaus
Weimar, Hotel Russischer Hof
Weimar, Ortsansicht mit Allee und Hotel
Tagebuch
Reisetagebuch
Urlaubsreise
Kurzurlaub
Reiseeindrücke
Eindrücke, Urlaub
Reisebeschreibung
Beschreibung, Reise
Autoreise, frühe
Autofahrt
Automobil
Zitat: Warte Berg, du sollst mir eine Burg werden!
Wartburg, Eisenach
Wunsch
Sagenburg, Anblick
Stolz erhebt Sie sich
Berge, bewaldete
Serpentinen, steile
Serpentinen, gebaute Straßen
Wagen
Burg
Burghof, reizend schön
Burghof, alter
Mauerwerk, umwachsen
Aussicht, welch' hübsche
Umgebung, Eisenach
Stimmung
Eindrücke
Innenräume, interessanten
Trupp Menschen
Bärenführer
Lutherstube, Wartburg
Publikum, kunstliebendes
Vandalismus
Stückchen der Bettstatt als "Andenken"
Berges, am Fuß des
Lage, schöne
Villa Reuter, Eisenach
Reuterdenkmal, Eisenach
Frauenplan, Eisenach
Bachhaus, Eisenach
Komponist, großer
Bachdenkmal, Eisenach
Wissensdrang
Besichtigung
Lutherhaus, Eisenach
Hôtel
Weiterreise
Straße
Umrisse, zarte
Berg
Hörschelberg, Blick zum
Auto Heil
Frau Venus
Mittagessen
Restaurant "Stadt Coburg", Gotha
Spaziergang
Schloßgarten, Gotha
Regen, strömender
Café
Kaffeetrinken
Schutz suchen
Weiterfahrt
Wetter u. Straße sind günstig
Straßenverhältnisse, günstige
Stündchen, weiteres
Rundfahrt
Stadtrundfahrt
Dom, Erfurt
Gewitter
Kaffeepause
Tempo, fliegendes
Hotel Russischer Hof, Weimar
Stadtbesichtigung
Stadtbummel
Stadt, kleine
Fahrt
Goethehaus, Weimar
Publikum, nahm viel von der Weihe
Goethemuseum
Wohnhaus, Goethe, I. Stock
Spruch: Etwas weniger wäre mehr
Wohnhaus, Goethe, Stockwerk, oberes
Wohnhaus, Goethe, Arbeits-, Schlaf- u. Sterbezimmer
Zustand, ursprünglicher
Arbeitszimmer, nüchternes
Werke, Goethe
Unvergänglichkeit
Fenster
Schreibtisch, schmaler
Bücherregal, einfaches
Goethe, spätere Jahre
Tisch, großer
Tische in der Mitte des Zimmers
Arbeitstisch, Goethe
Schreibzeug u. Feder, Goethe
Dichter, große
Rauschen der Bäume
Garten
Schatten der Bäume
Ruhestündchen
Tischseite, andere
Sekretär, Eckermann
Eckermann, treuer Sekretär
Großvater, liebender
Schreibzimmer, Goethe
Fenster
Arbeitstischchen, ein kleines
Enkelkinder, Goethe
Zimmer
Tür, schmale
Schlaf u. Sterbezimmer, Goethe
Armseligkeit, ergreifende
Atem anhalten zu müssen vor Ehrfurcht
Goetheverehrung
Schwiegertochter, Goethes pietätvoller
Tode, nach seinem
Parterre-Räume
ließ alles andere unberührt
Bette
Lesestuhl
Dichter, große
Leben, reiches
Leben aushauchte
Nachttischchen
Tasse, weiß mit gold,gerändert
Arzneiglas
Mann
Sinn für's Schöne
Schönheitssinn
Kämmerchen bewohnen
Bäume, hohe
Garten
Fensterchen, schmale
Lichte den Eintritt wehrend
Mehr Licht sagte Goethe bevor er starb
Stübchen
Garten, den man vom Souterrain aus betritt
Stil, im alten
Zimmer, beiden
Goethe lebhaft als alternder Mann
Goethes Gartenhaus, Weimar
Ortsansicht mit Allee und Hotel, Weimar
Dichter, lebenslustige, jugendliche
Zimmer, kleine freundlichen
Blick auf den Park
Parkblick
Plätzchen u. Lauben, schattige
Stelldichein
Liebesleben Goethes
Goethes Liebesleben
Dämmerung, Rückkehr
Gedanken, meine
Goethe u. seine Zeit
Weimar mit seiner spießbürgerlichen Art
Ein Jahrhundert zurückversetzen
Abends im Café
Erinnerung
Gute alte Zeit
Ecke, in einer
Alte, weißköpfige
Schach spielend
Herren, flüsternde
Jungfern, drei alte
Toiletten, vorsündflutliche
Umgebung
Unterhaltung
Stimme, gedämpfte
Ruhe
Widerspruch
Blicke, vernichtende
Gäste
Heiterkeit
Olga war ganz aus dem Häuschen
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.