Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
Ernteverein Stuttgart (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Überlieferungsgeschichte
Der am 24. Oktober 1855 gegründete 'Ernteverein' unterstützte verarmte Familien durch die Überlassung von Grundstücken, Vieh und Wohnungen - zur Nutznießung oder zu Eigentum -, teilweise auch durch Geldbeiträge. Zudem versuchte er das sittlich religiöse Leben dieser Familien durch örtliche Armenpfleger aus dem Kreis der Geistlichen und Kirchenältesten zu überwachen und zu fördern. Der Verein besaß um 1860 fast 40 Gebäude, knapp 200 Morgen Feldgüter sowie über 150 Ziegen, mit denen fast 300 Familien in den Oberämtern Backnang, Calw, Gaildorf, Nagold, Neuenbürg, Schorndorf, Waiblingen, Weinsberg und Welzheim unterstützt wurden. Nachdem die Zahl der Pfleglinge stetig abgenommen hatte, wurde der Verein 1891 aufgelöst.
Inhalt und Bewertung
Der vorliegende Bestand enthält neben Generalakten und Resten der Rechnungsüberlieferung zum größten Teil Akten über die Vereinstätigkeit in einzelnen Orten. In ihnen sind nicht zuletzt die An- und Verkäufe von Gütern durch den Verein dokumentiert; darüber hinaus haben sich Listen der Pfleglinge erhalten.
Vorbemerkung: Die am 24. Okt. 1855 unter dem Namen "Ernteverein" gegründete Gesellschaft zur Unterstützung armer Landleute stellte sich zur Aufgabe, hauptsächlich in verarmten Gemeinden zum Verkauf ausgesetzte Liegenschaften zu erwerben und "besitzlose arbeitsfähige Familien durch Überlassung von Grundstücken, Vieh und Wohnungen zur Nutznießung, und nach Umständen zu Eigentum, sowie in besonderen Notfällen durch Geldbeiträge zu unterstützen, und namentlich das sittlich religiöse Leben dieser Pfleglinge zu überwachen und zu fördern". Zu letzterem Zweck bestellte er in den betreffenden Orten Armenpfleger, welche aus Geistlichen und Kirchenältesten bestanden und sorgte außerdem für regelmäßige Besuche der Pfleglinge durch eigene Mitglieder oder sonstige Beauftragte. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Philipp Paulus auf dem Salon bei Ludwigsburg als Vorstand, Pfarrer Burk in Echterdingen, Reg. Assessor Clausnitzer in Stuttgart (später Präsident der Zentralleitung), Karl Fetzer, Direktor der Rentenanstalt in Stuttgart, Pfarrer Dr. Hahn in Heslach, Bäckermeister Christoph Mück in Stuttgart, Apotheker G. Scholl in Stuttgart und Dr. Oskar Wächter in Stuttgart (von der Württembergischen Sparkasse). Der Ernteverein, dem durch königliche Entschließung vom 12. Sept. 1861 (Reg. Blatt S. 193) die Rechte einer juristischen Person verliehen wurden, setzte sich satzungsgemäß aus wenigstens 7 Mitgliedern zusammen, aus deren Mitte alle drei Jahre ein Vorstand, ein Kassier und ein Protokollführer zu wählen waren. Die Oberaufsicht und die Rechnungsprüfung oblag der Zentralleitung des Wohltätigkeitvereins. Das Vereinsvermögen bestand aus freiwilligen Beiträgen und das aus dem hieraus angeschafften Eigentum, insoweit dieses nicht durch Vereinsbeschluß den Pfleglingen eigentümlich vermacht war. Ende 1859 befanden sich 38 ganze und Teil-Häuser, 198 Morgen Feldgüter und 159 Geißen (Ziegen) in schuldenfreiem Eigentum des Erntevereins. Mit diesem Besitz wurden 296 Familien in Fürsorge genommen, nämlich 150 ganze Familien, 18 Witwer und 128 Witwen mit Kindern, die sich, wie das Eigentum selbst, auf die Oberamtsbezirke Backnang, Calw, Gaildorf, Nagold, Neuenbürg, Schorndorf, Waiblingen, Weinsberg und Welzheim verteilten. Nachdem sich im Verlauf von drei Jahrzehnten die Verhältnisse im Allgemeinen wesentlich geändert hatten und die ursprünglichen Pfleglinge fast alle gestorben waren, wurde der Ernteverein auf eigenen Antrag durch Note des Ministeriums des Innern vom 4. April 1891 aufgelöst und das beträchtliche Vereinsvermögen den betreffenden evangelischen Kirchengemeinden als kirchliche Armenstiftungen ("Ernte-Vereins-Stiftung") sowie der Zentralleitung des Wohltätigkeitvereins als "Landesstiftung für Evangelische" zugewiesen. Die in diesem Bestand vereinigten Akten kamen mit den Ablieferungen des Landeswohlfahrtswerks für Baden-Württemberg 1967und 1971 an das Staatsarchiv Ludwigsburg, mit welchen sie 1978/1979 von dem wissenschaftlichen Angestellten Dr. Kessler verzeichnet wurden. Anläßlich der redaktionellen Bearbeitung des Bestandes E 191 wurden 1981 durch den Unterzeichneten Akten des Erntevereins als Fremdprovenienz ausgeschieden, neu formiert und als Bestand PL 419 verselbständigt. Der Bestand umfaßt 43 Bü auf 0,55 lfd. m. Ludwigsburg, Juli 1981 Hofer