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244 - Gemeindearchiv Westhofen (Bestand)
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Vorwort: Abt. 244 Gemeindearchiv Westhofen (Dep.)
Umfang: 264 Archivkartons + ca. 6,5 lfm Überformate = 1175 Verzeichnungseinheiten = 48 lfm
Laufzeit: 1565-1983
Geschichte und Verwaltungsgeschichte von Westhofen
Der ursprüngliche Siedlungskern des Ortes lag um die Seebachquelle. Das Quellgebiet der Seebach ist auch heute noch durch die vorhandene Straßenanordnung zu erkennen: fünf Straßen und Gassen laufen auf dem "Mühlberg" in der Seegasse zusammen. Andere Straßenund Platzbenennungen weisen auf weitere frühgeschichtliche Siedlungsplätze hin, wie beispielsweise "hinter der Kirche" oder an der "Benn". Unter fränkischer Herrschaft entstand die Siedlung Seehof, der später offenbar gleichzeitig mit dem unter den Merowingern errichteten Salhof "Westhofen" existierte. Die erste Kirche in Westhofen, die Jakobskirche, wurde 1284 anlässlich der Stiftung eines halben Pfundes Wachs erwähnt. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde dem Ort von Kaiser Ludwig IV. das Marktrecht verliehen. Mitte des Jahrhunderts gab es eine niedere, dörfliche Gerichtsbarkeit, der der Schultheiß und Schöffen vorstanden, die von der Gemeinde gewählt waren. Der Zuständigkeitsbereich dieses Gerichts erstreckte sich auf Eheauseinandersetzungen, die Festlegung von Weistümern und Renovationen sowie Verkäufe und dörfliche Verwaltungssachen. Als Reichsvogtei wurde Westhofen bereits im 12. Jahrhundert Werner II. von Bolanden verliehen. Dieser übte die hohe Gerichtsbarkeit aus. Der Galgen wurde an der Bechtheimer Gemarkungsgrenze, also an der Kreuzung des Bechtheimer Weges, des alten Monzernheimer Weges und des Pilgerpfades errichtet. Mit dem Tod des letzten Lehensherrn aus dem Hause Hohenfels-Reipoltskirchen fielen die landesherrlichen Rechte an den Dörfern Westhofen, Gimbsheim, Bornheim und in den "Vier Tälern" an Kurpfalz und damit unter die Verwaltung des Oberamtes Alzey. Die Besitzungen der Hohenfels-Reipoltskirchener, wie Schlösser, Mühlen und Feldgüter, fielen den Grafen Löwenhaupt, Johann Casimir Graf Falkenstein und Steno Löwenhaupt Graf Rasburg und Manderscheid zu. Im 30-jährigen Krieg wurde Westhofen zerstört, die Bevölkerung vertrieben. Aber bereits 1622 findet sich im sogenannten "Roten Buch" ein erster Eintrag über den Verkauf von Grundstücken.Bereits wenige Jahrzehnte nach dem Wiederaufbau des Dorfes wurde Westhofen im Pfälzischen Erbfolgekrieg erneut zerstört. Mit den Errungenschaften der Französischen Revolution und der damit verbunden Neugliederung der zu Frankreich gehörenden linksrheinischen Gebiete wurde 1798 auch die Lehensherrschaft über Westhofen aufgehoben. Zusammen mit 20 anderen Dörfern wurde Westhofen, das auch Sitz einer Mairie war, zum Kanton Bechtheim im Departement Donnersberg zusammengefasst, später wurde der Ort dem neugegründeten Kanton Osthofen eingegliedert. Aufgrund der Vereinbarungen auf dem Wiener Kongress wurde Westhofen und das gesamte rheinhessische Gebiet dem Großherzogtum Hessen zugewiesen. 1818 erhielt die Provinz Rheinhessen eine eigenständige Regierung, die als einzige staatliche Verwaltungsbehörde in Rheinhessen blieb und der alle Bürgermeistereien direkt unterstellt waren. Nach der Auflösung der rheinhessischen Kantone wurde Westhofen dem neuerrichteten Kreis Worms zugeteilt, dem es bis 1969 angehörte. 1972 erfolgte eine großzügige Verwaltungsreform: Westhofen wurde am 22. April zum Sitz der Verbandsgemeinde Westhofen, der auch die Ortschaften Bechtheim, Bermersheim, Dittelsheim-Heßloch, Frettenheim, Gundersheim, Gundheim, Hangen-Weisheim, Hochborn und Monzernheim angehören. Im Zuge einer weiteren Verwaltungsreform wurde zum 1. Juli 2014 aus der Verbandsgemeinde Westhofen und der bisher verbandsfreien Stadt Osthofen die neue Verbandsgemeinde Wonnegau gebildet.
Informationen zur Verzeichnung
Die Unterlagen der Gemeinde Westhofen wurden im Juli 2012 unter der Zugangsnummer 5468 in das Landesarchiv Speyer gebracht. 2014 erfolgte die Verzeichnung des Materials mit Hilfe des Dokumentenmanagementprogramms Dr. Doc. 2015 erfolgte eine Nachlieferung (Zugangsnummer 5727) von Rechnungsbänden, die auf einem Dachboden im Ort gefunden wurden. Das Material war offenbar unsachgemäß aufbewahrt worden, so dass sich an und in den Bänden Taubenmist, Federn, Staub und Sand befanden. Außerdem wiesen die Bücher auch Feuchteschäden und Schimmel auf. Die Rechnungsbände wurden in der Restaurierungswerkstatt des Landesarchivs trocken gereinigt, so dass eine Verzeichnung möglich war. Der inhaltliche Schwerpunkt der verzeichneten Akten liegt im 18. Jahrhundert. Auffällig ist das Fehlen einer geschlossenen Überlieferung des 19. Jahrhunderts, hier finden sich hauptsächlich die Gemeinderechnungen. Das Schriftgut des 20. Jahrhunderts fehlt im Großen und Ganzen. Der Bestand Westhofen, der im Landesarchiv Speyer die Bestandsnummer U 326 erhielt, umfasst eine Laufzeit von 1565-1983 (Datum der Ortssanierung). Der Umfang beträgt etwa 32 laufende Meter Schriftgut in 1175 Verzeichnungseinheiten.
15.08.2015, Dr. Ute Rasp (Landesarchiv Speyer)
Hinterlegung des Gemeindearchivs im Stadtarchiv Worms (ab 2020)
Ende Oktober 2019 fragte der Westhofener Ortsbürgermeister Ottfried Fehlinger beim Stadtarchiv Worms an, ob Bereitschaft bestünde, das im Landesarchiv Speyer verzeichnete und verpackte Gemeindearchiv (Best. U 326) im Rahmen eines Depositalvertrags künftig statt dort in Worms zu lagern und für die Benutzung vorzuhalten. Nach erfolgter Zustimmung durch den Gemeinderat Westhofen (Beschluss 11.11.2019) sowie durch Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek (Worms) wurde am 17.12.2019 zwischen der Gemeinde und der Landesarchivverwaltung ein Auflösungsvertrag über die Verwahrung und Verwaltung des Archivgutes der Ortsgemeinde (Juni 2012) geschlossen, der eine Übernahme der Unterlagen in Worms ab 01.07.2020 im Rahmen eines mit der Stadt zu schließenden Vertrags möglich machte.
Im Vorfeld der Abholung der Unterlagen nach Worms wurden die Archivdaten aus dem Archivsystem der Landesarchivverwaltung über eine Excel-Tabelle in die Software Augias-Archiv importiert (1378 Datensätze) und damit die Verzeichnungsleistung der Speyerer Kollegen auch hier nutzbar gemacht. Das Gemeindearchiv Westhofen erhält die Bezeichnung Abt. 244, ein Vertrag über die Hinterlegung wurde am Tag der Überführung nach Worms (16.06.2020) mit Ortsbürgermeister Fehlinger abgeschlossen. Eine Benutzung des Archivmaterials ist ab sofort im Stadtarchiv möglich.
Worms, im Juni 2020
Lit.
Grünewald, Julius: Bürger, Bauern und Rebellen. In: Heimat-Jahrbuch Alzey-Worms 1973, S. 395-406
Grünewald, Julius: Seeheim-Westhofen: Frankendorf und Königshof am Seebachquell. In: Heimat-Jahrbuch Alzey-Worms 1974, S. 549-552
Grünewald, Julius; Stroh, Heinrich: Chronik des Marktfleckens Westhofen: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Westhofen. Westhofen 1974
Grünewald, Julius: Aus der Geschichte von Westhofen. In: Heimat-Jahrbuch Alzey-Worms, 1982, S. 85-89
Weber, Richard: Die Verbandsgemeinde Westhofen. In: Heimat-Jahrbuch Alzey-Worms 1989, S. 137-144
Schneider, Klaus: Westhofen- ein Teil der Herrschaft Reipoltskirchen. In: Westricher Heimatblätter: Heimatkundliche Mitteilungen aus dem Kreis Kusel. Jg. 41, 09/2010, Nr. 3; S. 113-117
Zitierhinweis: Abt. 244
Erschließungszustand, Umfang: Augias-Datei (=Import aus System Landesarchiv Speyer, 05/2020)