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Rosemaria Jahnkaln (Bestand)
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Bestandsbeschreibung: Manuskripte (Lyrik, Roman, Prosa, Drama), Manuskripte anderer Autoren, eigene Veröffentlichungen und anderer Autoren, Übersetzungen, Zeitungsartikel, Korrespondenz, Fotos, Diverses (u. a. Lebensdokumente)
Form und Inhalt: Der literarische Nachlass von Rosemaria Jahnkaln wurde am 01.01.2009 durch Vermittlung des Verbandes Deutscher Schriftsteller in NRW in das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen übernommen. Der Nachlass umfasst 30 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit von 1939 bis 2007. Der Bestand ist benutzbar entsprechend der aktuell gültigen Benutzungsordnung für das Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe; er ist zu bestellen bzw. zu zitieren als: Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen (WLA), Bestand 1028/Nr. [...].
1. Biographie und Werk
Rosemaria Jahnkaln wurde am 01.02.1939 in Riga, Lettland, als Tochter der Vija Frieda (geborene Rotze) und Peter Paul Jahnkaln (Lette/Pole) geboren. Großeltern waren Marussinka (geborene Maria von Adams) und Janis Rotze. Die Großmutter lebte vor ihrer Heirat in St. Petersburg als Sproß einer wohlhabenden Familie, die jüdischer, deutscher und russischer Abstammung war. Der Großvater Janis Rotze war der erste Lette, der kein Leibeigener mehr war. Durch den Krieg wurde die weitverzweigte Familie über Europa verstreut oder getötet. Von 1939 bis 1945 erlebte Rosemaria Jahnkaln als älteste von drei Geschwistern (Ilse Amalie und Peter Paul Jahnkaln, die im Erwachsenenalter Suizid begangen) Krieg und Vertreibung, als sie u.a. vor der drohenden Deportation nach Sibirien fliehen musste. 1947 kam die Familie in das Durchgangslager Friedland und etwa 1948 erfolgte die deutsche Einbürgerung. Die Familie zog 1948 nach Münster, Westfalen.
Der Vater, Peter Paul Jahnkaln, ist im zweiten Weltkrieg höchstwahrscheinlich bei Sewastopol gefallen. Er wurde 1944 für vermisst und 1948 gezwungenermaßen für tot erklärt.
Es ergab sich für die Familie ein Angebot nach Kanada auszuwandern, das konnte aber aufgrund von TBC-Herden in den Lungen aller Familienmitglieder, fehlender Bürgen und fehlenden Geldes nicht wahrgenommen werden. Eine Schwester der Vija Jahnkaln war über England und 1973 über die Schweiz in die U.S.A. emigriert, konnte aber nicht für die Familie bürgen.
Rosemaria Jahnkaln war ihren eigenen Worten nach ein verschlossenes, introvertiertes Kind, das aber oft den Kindergarten wechseln musste, weil sie sich gegen die vorherrschenden Erziehungsmethoden zur Wehr setzte. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war ein schwieriges, das durch die Gewaltanwendungen der Mutter gegenüber dem Kind und dem Misstrauen des Kindes gegenüber der Mutter geprägt war. Als sie in die Volksschule kam, wurde sie zur Schulverweigerin und holte erst bei mehrmaligen, längeren Aufenthalten in Zürich bei Verwandten ihre Lerndefizite nach, so dass sie die Realschule besuchen konnte. 1957 erwarb sie die mittlere Reife und begann 1960 in Bonn/Bad Godesberg in der Universitätsklinik eine Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin. Ihrer eigenen Aussage nach sorgte die Mutter ihrer Kindheitsfreundin Ursula Treulieb dafür, dass sie die Ausbildung begann. 1963 bestand sie das Examen und arbeitete anschließend drei Jahre in Lausanne/Genf. Rosemaria Jahnkaln lebte und arbeitete seit 1948 mit Unterbrechungen in Münster, Westfalen. Sie arbeitete 32 Jahre am Universitätsklinikum Münster, u. a. auch in Berlin und Bonn.
Seit 1963 lebte Rosemaria Jahnkaln mit dem Maler und Grafiker Günther Krewerth bis zu seinem Tod (1988) in einer Lebenspartnerschaft zusammen. Eine genaue Datierung, wann Rosemaria Jahnkaln mit dem Schreiben begonnen hat, ist nicht möglich, es ist aber anzunehmen, dass sie bereits vor der Datierung ihres frühesten im Nachlass verzeichneten Gedichtes 1967 (vgl. WLA 1028/1) schriftstellerisch tätig war.
Die Autorin setzte sich literarisch stark mit ihrer multinationalen Herkunft, ihrer frühen Fluchterfahrung, dem Jüdischen, dem Holocaust sowie der Flüchtigkeit/Vergänglichkeit des Lebens und dem Thema Tod/Sterben auseinander. Rosemaria Jahnkaln selbst schreibt dazu: "Meine Texte sind um Verlust und Tod gelagert; ich habe ständig 2 Länder im Auge."
1973 gab Rosemaria Jahnkaln ihre erste und einzige selbständige Veröffentlichung in Form eines Gedichtbandes (WLA 1028/30) heraus. 1978 erfolgte eine unselbständige Veröffentlichung in "Leben im Münsterland", herausgegeben von Jo Pestum (WLA 1028/6); 1980 erfolgte eine zweite, unselbstständige Veröffentlichung im "Jahrbuch der Lyrik 2", herausgegeben von Carl Otto Conrady (WLA 1028/30). Neben ihrer zahlreichen nicht veröffentlichten Lyrik und ihrer Prosa, die kurze, gelegentlich abstrakte Erzählungen umfasst, die vor allem im Alltäglich-Westfälischen angesiedelt sind, aber auch Reiseessays beinhalten, sind auch im Bestand zwei Romane enthalten (vgl. WLA 1028/14, WLA 1028/15), wovon der Roman "Sarah" (WLA 1028/15) Autobiographisches thematisiert.
Rosemaria Jahnkaln war ab dem 04.09.1975 Mitglied im VS-NRW. Außerdem war sie Mitglied in der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft.
2005 erkrankte Rosemaria Jahnkaln schwer und verstarb am 18.03.2008 in Münster, Westfalen.
2. Vorordnung, Bearbeitung, inhaltliche Schwerpunkte des Bestandes
Der Nachlass von Rosemaria Jahnkaln war zu Beginn der Bearbeitung kaum vorsortiert. Es wurde in Lyrik, Prosa, Ego-Dokumenten und Publikationen unterschieden, wobei eine Orientierung an diesen Ordnungskriterien nur lose erfolgte und diese wahrscheinlich nicht von Rosemaria Jahnkaln selbst vorgenommen wurde. Das durch den Geschäftsführer des VS-NRW Dietmar Damwerth zur Verfügung gestellte Material war in Heftern und Sammelmappen lose geordnet und durch eigenhändige Beschriftung betitelt. Lediglich bei der Lyrik war eine Sortierung durch Rosemaria Jahnkaln selbst erkennbar. Sie unterteilte durch Beschriftung ihre Lyrik in die Bände zwei bis sieben (WLA 1028/1-7). Es ist anzunehmen, dass Band eins ihr Gedichtband bildete, der im Bläschke Verlag erschienen ist. Diese Vorordnung ging in eine Verzeichnung nach Entstehungsdatum auf. Im Bemerkungsfeld ist aber weiterhin die ursprüngliche Sortierung nach Rosemaria Jahnkaln vermerkt.
Für die Verzeichnung wurden vier Klassifizierungsgruppen gebildet: 01. Werke, 02. Lebensdokumente, 03. Korrespondenzen und 04. Sammlung.
Die der Klassifikation vorangestellten Werke Jahnkalns wurden untergliedert in: 01.01 Lyrik, 01.02 Prosa und 01.03 Dramatische Texte. Insgesamt umfasst die erste Hauptgruppe Manu- und Typoskripte, Druckvorlagen sowie Notizen. Eine letzte Untergruppe, 01.04. Arbeitsmaterialien, umschließt Russischübersetzungen, Entwürfe sowie Notizen der Autorin zu Lyrik, Prosa und einem Drama. Erschlossene Datierungen bei den Werken, wie auch den anderen Klassifizierungsgruppen, wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet.
Die Lebensdokumente (Klassifizierungsgruppe 02) enthalten u. a. einen nicht digitalisierten Tonträger, das Westfälische Autorenlexikon vom VS-NRW und Lebensläufe. Die Korrespondenz umfasst schriftstellerisch-geschäftliche Briefe, die hauptsächlich Anfragen an Verlage enthält und Privatkorrespondenz an Familie und Freunde sowie Monika Walther, mit der Rosemaria Jahnkaln eine enge Freundschaft pflegte.
Zu den Sammlungen (Klassifizierungsgruppe 04.) zählt Material zur Kunst/Kunstausstellungen, Lyrik und Prosatexte anderer Autoren und Zeitungsartikel sowie Belegexemplare.
Im Rahmen eines studiumbegleitenden Praktikums im LWL-Archivamt für Westfalen wurde der Bestand von Anna-Elisabeth Tripp im März 2015 erstverzeichnet.
3. Literaturhinweis
Verwiesen sei auf den Eintrag im Online-Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren (www.autorenlexikon-westfalen.lwl.org) mit bio-bibliographischen Angaben zu Rosemaria Jahnkaln, sowie: C. L. Gottzmann, P. Hörner, Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. Bd. 2, 2007, S.629. Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Bd. 22, Berlin 2014, S. 454 f.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.