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Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 201-250
1880-1976
NL 216/11 und NL 216/12 gesperrt bis 2030
Zum Bestand
Der Nachlass Wilhelm Danz gelangte in Form von zwei Schenkungen ins Stadtarchiv. Der erste und größte Teil wurde 2006 von Frau Gertrud Mitschke, einer Tochter von Wilhelm Danz, an das Stadtarchiv abgegeben. Eine weitere Mappe mit Dokumenten wurde 2016 von Herr Johannes Peter, einem Enkel Danz', dem Archiv übergeben.
Bisher existierte nur für den Zugang 2006/13 ein unvollständiges Ablieferungsverzeichnis von Frau Mitschke selbst. Zusätzlich dazu befanden sich in dem Nachlass noch Notizen und Kopien von Frau Mitschke mit Transkriptionen von ein paar Briefen und Tagebucheinträgen (Signatur NL 216 / 42). Der Zugang 2016/18 war unverzeichnet.
Wilhelm Danz' Nachlass besteht zu einem großen Teil aus Briefen und Abschriften. Zudem findet man auch eine größere Menge an Drucksachen aus seinem Besitz vor.
Da der Nachlass nicht dem Ablieferungsverzeichnis entsprechend in Archivkartons sortiert und verstaut war, musste zuerst eine Sichtung und Sortierung des vorhandenen Materials erfolgen.
Dabei stellte sich heraus, dass ein paar Stücke fehlen. Es fehlen ein Gutachten zum Vertrieb des Graphologischen Wörterbuchs der Reichsschrifttumskammer (06.08.1937) und ein im Verzeichnis erwähnter Aschenbecher.
Im Anschluss an die Sichtung wurden zuerst Dokumente und Briefe chronologisch sortiert und erhielten Signaturen. Danach wurden die Drucksachen, thematisch zusammenhängend, geordnet und erhielten ebenfalls eine Signatur.
Sämtliche Stücke des Zugangs 2016/18 wurden mit Bleistift markiert und gemeinsam mit den anderen Stücken in den entsprechenden Mappen verpackt.
Für die anschließende Klassifikation wurden insgesamt 8 Klassifikationspunkte gebildet. Danach wurden die Signaturen den, jeweils passenden, Punkten zugeordnet. Sowohl die Signaturen, als auch die Klassifikationspunkte, orientieren sich an dem Ablieferungsverzeichnis und bilden so, zumindest teilweise, einzelne Abschnitte von Danz' Leben ab.
Mainz im Oktober 2020,
Silas Berlit
Zur Person
Franz Wilhelm Danz, meist nur Wilhelm Danz genannt, wurde am 07.09.1892, als Sohn des Schutzpolizisten Mathias Danz und der Köchin Anna Hartmann, in Mainz geboren. Er besuchte ab 1898 die Volksschule und schloss sie 1906 mit sehr guten Noten ab. Danach arbeitete er von Oktober 1906 bis zum April 1912 als Büro-Anwärter für das städtische Armen-Amt.
Ungefähr zu dieser Zeit trat er auch dem Mainzer Schachverein bei. Er bestritt mehrere Vereinsturniere und belegte dabei oft vordere Plätze. Spätestens 1913 kam Danz zum Großherzöglich Hessischen Militär und wurde ab 1914, als Teil des 118. Reserve Infanterie Regiments, im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Nachdem sein Regiment zunächst an der Westfront zum Einsatz kam, wurde es im späteren Kriegsverlauf an die Ostfront verlegt, wo Danz 1916 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Einen Großteil seiner Gefangenschaft verbrachte er vermutlich im Lager Skobelew in Turkestan, bis er 1920 wieder nach Mainz zurückkehren konnte.
1921 legte er dort erfolgreich seine Assistenten-Prüfung für Städtebeamte ab und arbeitete danach bei der Stadtkasse Mainz.
Am 22.12.1923 heiratete er die Bankangestellte Elisabeth Hügel, gemeinsam hatten sie insgesamt 10 Kinder.
1935 wurde Danz schließlich in das Mainzer Stadtarchiv versetzt, wo er bis zu seinem Ruhestand 1957 tätig war. Trotz seines langjährigen Dienstes im Stadtarchiv und der Stadtbibliothek erwarb er offiziell nie die entsprechenden Qualifikationen für diese Tätigkeiten.
Wie aus Akten und Unterlagen hervorgeht, gestaltete sich der persönliche Umgang mit Danz wohl oft kompliziert. Die ihm zugeteilten Arbeiten erfüllte er gewissenhaft und ordentlich. Des Weiteren war er überzeugter Anhänger des Zentrums und gläubiger Katholik, seine Tochter attestierte ihm sogar einen gewissen Hang zum Mystizismus.
Er lehnte die Nationalsozialisten persönlich und politisch ab, wodurch es ab 1933 immer wieder zu Konflikten zwischen ihnen und Danz kam. Zum Beispiel weigerte er sich dem "Reichsbund deutscher Beamten" beizutreten oder seine Kinder der Hitlerjugend oder dem BDM beitreten zu lassen. Wegen seiner persönlichen und politischen Haltung wurde Danz von den Nationalsozialisten benachteiligt.
Eine ihm zustehende Beförderung und Beihilfezahlungen wurden ihm verwehrt. Er war den Nationalsozialisten anscheinend so verhasst, dass der Kreisleiter sogar forderte an ihm ein Exempel zu statuieren.
Dennoch überstand Danz die Zeit des Nationalsozialismus, wurde nach dem Krieg entschädigt und arbeitete weiterhin beim Stadtarchiv. Er beschäftigte sich fortan mit dem Ordnen von Verwaltungsakten aus dem sogenannten Hessischen Archiv.
Außerhalb seines Berufs arbeitete er ab 1946 an der Zulassung der Zentrumspartei in der Französischen Besatzungszone. Für das Zentrum war er, laut seiner Familie, bereits seit seiner Jugend tätig gewesen. Da er sich, nach der Zulassung, von der Zentrumspartei zunehmend ungerecht behandelt fühlte, insbesondere, weil sie seine Position als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz nicht anerkannte, kam es immer wieder zu Diskussionen zwischen Vertretern des Zentrums und Danz. Dieser Konflikt endete 1950 in seinem Parteiausschluss. Daraufhin gründete er 1950 seine eigene Partei, das "Windthorst Zentrum für Wahrheit, Freiheit und Recht" und saß, von 1946 bis 1954, als Einmann-Fraktion im ersten und zweiten Stadtrat nach Kriegsende.
Danz schrieb Manuskripte zur Lösung der Sozialen Frage und zu einer Sammlung philosophischer Weisheiten. 1935 erschien sogar sein "Graphologisches Wörterbuch", ein Buch in dem Danz beschreibt, an welchen Merkmalen einer Handschrift man angeblich Charakterzüge und Handlungen des Schreibers erkennen könne, beim Carl-Gerber Verlag.
Nachdem er in den Ruhestand versetzt worden war, verließ Danz, wie seine Familie berichtet hat, sein Haus in der Bastion Martin so gut wie nicht mehr. Seine Frau Elisabeth Hügel starb am 25.07.1972. Danz überlebte sie um 4 Jahre und starb am 15.12.1976 in Mainz.
verzeichnet September 2020 bis Oktober 2020
Personalakten im Stadtarchiv Mainz: 90 / 1980/15 Danz, Wilhelm, 90 / 1984/33 Danz, Wilhelm
Form und Inhalt: Zum Bestand
Der Nachlass Wilhelm Danz gelangte in Form von zwei Schenkungen ins Stadtarchiv. Der erste und größte Teil wurde 2006 von Frau Gertrud Mitschke, einer Tochter von Wilhelm Danz, an das Stadtarchiv abgegeben. Eine weitere Mappe mit Dokumenten wurde 2016 von Herr Johannes Peter, einem Enkel Danz', dem Archiv übergeben.
Bisher existierte nur für den Zugang 2006/13 ein unvollständiges Ablieferungsverzeichnis von Frau Mitschke selbst. Zusätzlich dazu befanden sich in dem Nachlass noch Notizen und Kopien von Frau Mitschke mit Transkriptionen von ein paar Briefen und Tagebucheinträgen (Signatur NL 216 / 42). Der Zugang 2016/18 war unverzeichnet.
Wilhelm Danz' Nachlass besteht zu einem großen Teil aus Briefen und Abschriften. Zudem findet man auch eine größere Menge an Drucksachen aus seinem Besitz vor.
Da der Nachlass nicht dem Ablieferungsverzeichnis entsprechend in Archivkartons sortiert und verstaut war, musste zuerst eine Sichtung und Sortierung des vorhandenen Materials erfolgen.
Dabei stellte sich heraus, dass ein paar Stücke fehlen. Es fehlen ein Gutachten zum Vertrieb des Graphologischen Wörterbuchs der Reichsschrifttumskammer (06.08.1937) und ein im Verzeichnis erwähnter Aschenbecher.
Im Anschluss an die Sichtung wurden zuerst Dokumente und Briefe chronologisch sortiert und erhielten Signaturen. Danach wurden die Drucksachen, thematisch zusammenhängend, geordnet und erhielten ebenfalls eine Signatur.
Sämtliche Stücke des Zugangs 2016/18 wurden mit Bleistift markiert und gemeinsam mit den anderen Stücken in den entsprechenden Mappen verpackt.
Für die anschließende Klassifikation wurden insgesamt 8 Klassifikationspunkte gebildet. Danach wurden die Signaturen den, jeweils passenden, Punkten zugeordnet. Sowohl die Signaturen, als auch die Klassifikationspunkte, orientieren sich an dem Ablieferungsverzeichnis und bilden so, zumindest teilweise, einzelne Abschnitte von Danz' Leben ab.
Mainz im Oktober 2020,
Silas Berlit
Zur Person
Franz Wilhelm Danz, meist nur Wilhelm Danz genannt, wurde am 07.09.1892, als Sohn des Schutzpolizisten Mathias Danz und der Köchin Anna Hartmann, in Mainz geboren. Er besuchte ab 1898 die Volksschule und schloss sie 1906 mit sehr guten Noten ab. Danach arbeitete er von Oktober 1906 bis zum April 1912 als Büro-Anwärter für das städtische Armen-Amt.
Ungefähr zu dieser Zeit trat er auch dem Mainzer Schachverein bei. Er bestritt mehrere Vereinsturniere und belegte dabei oft vordere Plätze. Spätestens 1913 kam Danz zum Großherzöglich Hessischen Militär und wurde ab 1914, als Teil des 118. Reserve Infanterie Regiments, im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Nachdem sein Regiment zunächst an der Westfront zum Einsatz kam, wurde es im späteren Kriegsverlauf an die Ostfront verlegt, wo Danz 1916 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Einen Großteil seiner Gefangenschaft verbrachte er vermutlich im Lager Skobelew in Turkestan, bis er 1920 wieder nach Mainz zurückkehren konnte.
1921 legte er dort erfolgreich seine Assistenten-Prüfung für Städtebeamte ab und arbeitete danach bei der Stadtkasse Mainz.
Am 22.12.1923 heiratete er die Bankangestellte Elisabeth Hügel, gemeinsam hatten sie insgesamt 10 Kinder.
1935 wurde Danz schließlich in das Mainzer Stadtarchiv versetzt, wo er bis zu seinem Ruhestand 1957 tätig war. Trotz seines langjährigen Dienstes im Stadtarchiv und der Stadtbibliothek erwarb er offiziell nie die entsprechenden Qualifikationen für diese Tätigkeiten.
Wie aus Akten und Unterlagen hervorgeht, gestaltete sich der persönliche Umgang mit Danz wohl oft kompliziert. Die ihm zugeteilten Arbeiten erfüllte er gewissenhaft und ordentlich. Des Weiteren war er überzeugter Anhänger des Zentrums und gläubiger Katholik, seine Tochter attestierte ihm sogar einen gewissen Hang zum Mystizismus.
Er lehnte die Nationalsozialisten persönlich und politisch ab, wodurch es ab 1933 immer wieder zu Konflikten zwischen ihnen und Danz kam. Zum Beispiel weigerte er sich dem "Reichsbund deutscher Beamten" beizutreten oder seine Kinder der Hitlerjugend oder dem BDM beitreten zu lassen. Wegen seiner persönlichen und politischen Haltung wurde Danz von den Nationalsozialisten benachteiligt.
Eine ihm zustehende Beförderung und Beihilfezahlungen wurden ihm verwehrt. Er war den Nationalsozialisten anscheinend so verhasst, dass der Kreisleiter sogar forderte an ihm ein Exempel zu statuieren.
Dennoch überstand Danz die Zeit des Nationalsozialismus, wurde nach dem Krieg entschädigt und arbeitete weiterhin beim Stadtarchiv. Er beschäftigte sich fortan mit dem Ordnen von Verwaltungsakten aus dem sogenannten Hessischen Archiv.
Außerhalb seines Berufs arbeitete er ab 1946 an der Zulassung der Zentrumspartei in der Französischen Besatzungszone. Für das Zentrum war er, laut seiner Familie, bereits seit seiner Jugend tätig gewesen. Da er sich, nach der Zulassung, von der Zentrumspartei zunehmend ungerecht behandelt fühlte, insbesondere, weil sie seine Position als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz nicht anerkannte, kam es immer wieder zu Diskussionen zwischen Vertretern des Zentrums und Danz. Dieser Konflikt endete 1950 in seinem Parteiausschluss. Daraufhin gründete er 1950 seine eigene Partei, das "Windthorst Zentrum für Wahrheit, Freiheit und Recht" und saß, von 1946 bis 1954, als Einmann-Fraktion im ersten und zweiten Stadtrat nach Kriegsende.
Danz schrieb Manuskripte zur Lösung der Sozialen Frage und zu einer Sammlung philosophischer Weisheiten. 1935 erschien sogar sein "Graphologisches Wörterbuch", ein Buch in dem Danz beschreibt, an welchen Merkmalen einer Handschrift man angeblich Charakterzüge und Handlungen des Schreibers erkennen könne, beim Carl-Gerber Verlag.
Nachdem er in den Ruhestand versetzt worden war, verließ Danz, wie seine Familie berichtet hat, sein Haus in der Bastion Martin so gut wie nicht mehr. Seine Frau Elisabeth Hügel starb am 25.07.1972. Danz überlebte sie um 4 Jahre und starb am 15.12.1976 in Mainz.
Personalakten im Stadtarchiv Mainz: 90 / 1980/15 Danz, Wilhelm, 90 / 1984/33 Danz, Wilhelm
1 lfm.
Bestand
Zugangsbeschränkungen: NL 216/11 und NL 216/12 gesperrt bis 2030