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Weimarische Zeitung, Nr. 83, 16.10.1852, S. 827: „Am 10. October. Helene von Seiglière, Intriguenstück in 4 Acten nach dem Französischen des Jules Sandeau von Friedrich. – Die Wiege des Intriguenstückes ist freilich Spanien. Aber wer kann uns zumuthen spanische Intriguenstücke anzusehen? Und da denn die deutsche Industrie in diesem Artikel so gering ist, daß wir immer einer beträchtlichen Einfuhr bedürfen, so nehmen wir von den transrhenanischen Nachbarn, was kömmt, - ja wohl: was kömmt, denn wir sind oft wähliger gegen die Stücke unserer eigenen Scribenten, als gegen die der französischen. Wir zielen damit nicht gegen die französischen Stücke vom Repertoire des letzten Monats, welche so gut oder besser waren, als ihrer Gattung deutsche. Auch die „Helene v. S.“ ist eine ganz erträgliche Neuigkeit, nicht lang und ziemlich unterhaltend, wenn man in jener Verfassung ist, wo man seinen Geisteskräften auf unbestimmte Zeit Ferien giebt, und mit Ausnahme der Ohren und Augen den Complex der übrigen Organe für den „Bruder des Todes“ präludiren läßt. Der Stoff des Stückes ist eine bloße Schachparthie zwischen einem erbosten Advokaten ohne Prätension makelloser Moralität und einer ränkesüchtigen Restaurationsbaronin, von deren beider Händen die übrigen Personen als Figuren hin und her gerückt werden. In der That, sie handeln nicht, die übrigen Personen, sondern begnügen sich, Charactere zu sein. Aber mit Characteren macht meine keine Dramen, sondern mit Handlungen; vollends im Intriguenstück werden blose Charaktere sehr langweilig, und das sind auch Helene, Raoul und Bernard, das wäre selbst der Marquis, wenn nicht der Autor einen Zeittypus aus ihm geschnitzt hätte, der als ein kleines Genrebildchen für sich figuriren kann, in welcher Weise ihn auch H. Marr richtig aufgefaßt und trefflich ausgeführt hat. – Wie alle seine Landsleute hat auch Sandeau nicht Anstand [Abstand?] genommen, seine Fabel auf diverse Unwahrscheinlichkeiten zu basiren, die sich in der Exposition schon breit machen und im Verlaufe der Handlung hübsch anwachsen. Wir würden davon gar nichts sagen, wenn wir nicht zu bemerken hätten, daß diese Unwahrscheinlichkeiten größtentheils vermieden werden könnten, und daher als ein rügenswerther Fehler anzusehen sind. Uebrigens wurde das Stück brav gespielt (Hr. Marr insbesondere, der den Marquis als 3. Antrittsrolle gab, war sehr amüsant), beifällig aufgenommen, und kann recht wohl so lange angesehen werden, - bis etwas Besseres da ist, was wir pflichtschuldig zu wünschen nicht verfehlen.“