In addition to the technically required cookies, our website also uses cookies for statistical evaluation. You can also use the website without these cookies. By clicking on "I agree" you agree that we may set cookies for analysis purposes. You can see and change your cookie settings here.
Contentwarnung: Deadnaming in der Bildunterschrift und Misgendering
Schwarz-Weiß-Fotografie eines auf einem Stuhl sitzenden Mannes, der vom Kopf bis etwa zu den Knien vor einem neutralen Hintergrund abgebildet ist. Er trägt einen dunklen Anzug, ein helles Hemd mit Schlips und einen Kneifer auf der Nase. Er wurde von der Seite fotografiert, sein Kopf ist jedoch Richtung Kamera gedreht, er blickt die Betrachtenden direkt an. Seine Hände liegen auf den Oberschenkeln, an zwei Fingern trägt er jeweils einen Ring.
Kontext:
Das Foto wurde im Kontext sog. „homosexueller Transvestiten“ in der Publikation „Sexualpathologie, Teil 2“ des Sexualwissenschaftlers und Sexualreformers Magnus Hirschfeld abgedruckt. Diese „Kategorie“ stellte eine Erweiterung des ursprünglichen Konzepts des „Transvestitismus“ von Hirschfeld dar, da „Transvestiten“ zunächst als „heterosexuell“ gedacht wurden. Zum Teil herrschte eine Feindschaft zwischen homosexuellen und heterosexuellen „Transvestiten“, die sich gegenseitig mieden und aus manchen „transvestitischen Vereinigungen“ ausschlossen wurden (vgl. Hirschfeld, Magnus (1918): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Zweiter Teil. Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann, A. Marcus & E. Webers, S. 142).
Bei Rainer Herrn, Medizinhistoriker, der das Foto neben einem zweiten in seiner Publikation „Schnittmuster des Geschlechts“ abdruckte, ist zu lesen, dass es sich hier um „[e]rste von Hirschfeld veröffentlichte Fotos unbekannter Herkunft von ihm persönlich bekannten Transvestitinnen [handele], für die er entsprechende Gutachten ausgefertigt hatte“ (siehe Herrn, Rainer (2005): Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft, Gießen, S. 102).
Karl Giese und Richard Linsert schrieben in ihrem Artikel „Hauptmann Barker, ihre Vorgänger und Kollegen“ in der AIZ, dass es sich bei der Person um „eine Hamburgerin“ handelte; „sie wurde als abenteuerliche Nachterscheinung in den dunklen Vierteln Hamburgs in Männerkleidern ermordet. Ihr war der Spitz-Name ‚der Leutnant‘, unter dem sie allgemein bekannt war, ein Trost dafür, daß sie nie wirklich Offizier werden konnte.“ (Giese, Karl und Linsert, Richard (1929): „Hauptmann Barker, ihre Vorgänger und Kollegen“ in: Arbeiter-Illustrierte Zeitung, S. 4–5, hier S. 4)
Bildunterschrift in Hirschfeld: Sexualpathologie, Teil 2: Virilismus beim Weibe (vgl. S. 171)
Verbindung von Transvestitismus mit Androgynie und Homosexualität beim Weibe. Bild 16 stellt die seit mehreren Jahrzehnten völlig als Mann lebende Anna P. dar; Bild 17 die Seite 171 erwähnte Hedwig alias Herbert W.; daneben eine von mir begutachtete Transvestitin mit starkem androgynen Drang; sie fühlt sich in jeder Hinsicht männlich.
Bildunterschrift in Giese/Linsert: Hauptmann Barker, ihre Vorgänger und Kollegen: Eine Hamburgerin, die als abenteuerliche Nachterscheinung in den dunklen Vierteln Hamburgs bekannt war. Sie trug den Spitznamen „der Leutnant“ und wurde schließlich in Männerkleidern ermordet aufgefunden
Herrn, Rainer, 2005: Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft, Gießen, Seite 100ff.
Hirschfeld, Magnus, 1918: Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Zweiter Teil. Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann., Bonn, Seite 171
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Berlin
FSIFS-075_a
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin
Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft