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Kloster Frauenchiemsee Amtsbücher und Akten (Bestand)
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Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 1 Abteilung I: Ältere Bestände >> 1.7 Klöster >> Kloster Frauenchiemsee
1077-1811
Vorwort: 1. Geschichte und Besitzgeschichte des Klosters
Die Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth im Chiemsee führt sich auf eine Stiftung des bayerischen Herzogs Tassilo III. zurück, die für das Jahr 782 angenommen wird. Nach dem Sturz der Agilolfinger nur sechs Jahre später wurde das eng mit der Herzogsfamilie verbundene Damenstift durch Karl den Großen zur Reichsabtei erhoben, die im späten 10. Jahrhundert die Benediktinerregel einführte. Frauenchiemsee blieb mit einer episodischen Unterbrechung im 11. Jahrhundert bis 1201 Königskloster, als es König Philipp von Schwaben dem Salzburger Erzbischof als Schenkung übertrug. In der Folge konnte es sich gegenüber dem Metropoliten jedoch eine weitgehend unabhängige Stellung bewahren.
Neben der freien Wahl einer Äbtissin zählte hierzu auch die selbständige Verwaltung der umfangreichen Grundherrschaft. Kloster Frauenchiemsee hatte im Laufe des Hochmittelalters neben der historisch nicht mehr greifbaren Gründungsausstattung einen von Niederbayern bis nach Südtirol reichenden Streubesitz angehäuft. Schwerpunkt der nach ihrem Stiftstermin unterschiedenen zwei Dutzend Ämter, Propsteien und Hofmarken bildeten der Chiemgau sowie das Ötz-, Inn- und Leukental in Tirol.
Die Vogteirechte über die bayerischen Besitzungen des Klosters einschließlich des Leukentals gelangten im Laufe des 13. Jahrhunderts in die Hände der Wittelsbacher. Als Vögte in Südtirol, dem Inn- und Ötztal treten im frühen 14. Jahrhundert die Grafen von Tirol an die Stelle anderer Adelsfamilien. Etwa seit dieser Zeit übte das Kloster in den Hofmarken Frauenchiemsee, Seebruck, Gstadt, Buch am Erlbach und Axams in Tirol durch bestellte Richter die Niedergerichtsbarkeit aus. Gemäß landesfürstlichen Dekreten von 1555 und 1613 oblag der Abtei in Tirol zudem die ihre Urbargüter betreffende freiwillige Gerichtsbarkeit, die sich in den sogenannten "Verfachbüchern" niedergeschlagen hat. Außerdem konnte Frauenchiemsee neben der eigentlichen Klosterpfarrei bis um 1500 die Kirchen in Buch am Erlbach, Angath, Seebruck, Gstadt, Pfaffenhofen am Inn (bei Rosenheim) und Evenhausen inkorporieren.
1803 wird der Besitz der Benediktinerinnen-Abtei Frauenchiemsee säkularisiert, diese selbst jedoch zum Aussterbekloster bestimmt. Veranlasst durch ein Unterbringungsgesuch auswärtiger Nonnen wurde seit 1836 die wenig später durch König Ludwig I. erfolgte Wiedererrichtung des Frauenklosters betrieben, welches sich fortan der Mädchenerziehung zu widmen hatte und bis heute fortbesteht.
2. Überlieferung und Beständegeschichte
Der vorliegende Bestand umfasst die aus der Selbstverwaltung des Klosters hervorgegangenen Amtsbücher und Akten, soweit sich diese bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Eine das Kloster im Jahr 1491 verheerende Brandkatastrophe könnte den Ausfall eines großen Teils der mittelalterlichen Amtsbuchüberlieferung erklären. Thematische Schwerpunkte des neuzeitlichen Fonds bilden die umfangreiche Grund- und Gerichtsherrschaft, die Lehen- sowie die Finanzverwaltung. Soweit die in der Klosterregistratur aufgefundenen Unterlagen als historisch und/oder rechtlich bedeutsam erachtet wurden, verbrachte man sie nach der Aufhebung der Abtei unmittelbar in das Geheime Landesarchiv. Dort wurden die unter Zeitdruck und unsystematisch ausgewählten Schriftstücke überwiegend in den neugebildeten Bestand Klosterliteralien Frauenchiemsee (KL FRAUENCHIEMSEE) eingereiht und bis zuletzt so verwahrt.
Die für die Abwicklung des Klosters vor Ort, die Bewertung seines zu veräußernden Besitzes und die Ausübung der auf den bayerischen Staat übergegangenen Verpflichtungen noch benötigten Unterlagen zogen verschiedene damit befasste staatlichen Einrichtungen an sich. Da es sich dabei überwiegend um Aktenmaterial gehandelt haben müsste, dessen Anteil am vorliegenden Bestand jedoch vergleichsweise gering ausfällt, sind beträchtliche hierbei entstandene Überlieferungsverluste anzunehmen. Über spätere Abgaben der Lokalkommissionen, Landgerichte, Rentämter, Kreisregierungen usw. gelangte das verbliebene Schriftgut im Laufe des 19. Jahrhunderts an die Kreisarchive München und Landshut. Im Zuge der Beständebereinigung wurden diese Archivalien schließlich an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben, das für die Überlieferung aller altbayerischen Klöster zuständig ist.
3. Zum vorliegenden Findbuch
Die Formierung, Verzeichnung und inhaltliche Gliederung des Bestandes erfolgte 2015 im Rahmen des Abschlusspraktikums des Vorbereitungsdienstes für den Einstieg in der dritten Qualifikationsebene, Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft, Schwerpunkt Archivwesen. Die Anwärter Mario Felkl, Lukas Herbeck, Matthias Nicklaus, Christina Oikonomou, Verena Ott, Patrick Rieblinger und Ferdinand Wagner wurden bei ihren Arbeiten von Alexandra Scharmüller und Dr. Monika von Walter angeleitet. Abschließende Vereinheitlichungsarbeiten, die Erstellung von Konkordanzen und des Findbuchs nahmen Christina Oikonomou und Ferdinand Wagner vor.
Der Erschließung der Überlieferung des Klosters Frauenchiemsee liegt die Provenienzanalyse der einschlägigen Mischbestände in den Staatlichen Archiven Bayerns zu Grunde, aus denen die fraglichen Stücke entnommen wurden. Nur in wenigen Fällen musste bei der Verzeichnung diese Zuordnung korrigiert werden. Einige die Nachlässe bzw. Neuwahlen der Äbtissinnen betreffende Sammelakten wurden aufgeteilt und mit anderen Produkten vereint, um den ursprünglichen Aktenzusammenhang wiederherzustellen. Ebenso wurden Erst- und Zweitschriften einzelner "Verfachungsprotokolle" aus dem Leukental unter einer Bestellnummer zusammengefasst. Deshalb finden sich manche Altsignaturen nun auf mehrere Archivalien verteilt bzw. in einem Archivale vereint. Dieser Umstand ist beim Gebrauch der Konkordanzen im Anhang zu berücksichtigen, die eine Zuordnung der (z.B. in der Literatur wiedergegebenen) früheren Archivsignaturen auf die nunmehr gültigen Bestellnummern ermöglichen.
Aufgrund der bruchstückhaften Überlieferung wurde kein Versuch unternommen, den Ordnungszustand der Klosterregistratur vor 1803 zu rekonstruieren. Die Orientierung an modellhaften Verwaltungsstrukturen der Abtei Frauenchiemsee erschien ebenso wenig zweckmäßig. Stattdessen erfolgte die Gliederung entlang der durch das überlieferte Material wiedergegebenen Aufgabenbereiche der Klosteradministration. Dies gewährleistete die größtmögliche Übersichtlich- und Gleichmäßigkeit der Ordnung des Bestandes.
4. Ergänzende Bestände
Neben der Amtsbücher- und Aktenüberlieferung ist natürlich der umfangreiche Urkundenbestand (KLOSTER FRAUENCHIEMSEE URKUNDEN, Repertorium 1976) für die Geschichte des Klosters und seiner Besitzungen einschlägig. Die über 1500 Urkunden aus den Jahren 1141 bis 1793 finden sich vollständig digitalisiert auch im Internetportal www.monasterium.net wieder.
Darüberhinaus kann die Überlieferung der mit dem Kloster befassten landesherrlichen Zentralbehörden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv herangezogen werden: Im Bestand KURBAYERN GEISTLICHER RAT, AUFSICHT ÜBER DIE KLÖSTER (in Bearbeitung, Datenbankrecherche möglich) finden sich Archivalien vor allem zu Personal- und Finanzangelegenheiten der Abtei. Die Klosterfinanzen und nutzbringende Rechte stehen im Mittelpunkt der komplementären Aufzeichnungen der Hofkammer (KURBAYERN HK ARCHIVALIEN, Repertorium 205). Bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Unterlagen zu Frauenchiemsee finden sich zudem in den Bänden 4094 und 4094/1 des Äußeren Archivs (KURBAYERN ÄUßERES ARCHIV, Repertorium 90). Akten über die Klosteraufhebung, die Versorgung der Klosterinsassen, die Verwertung des Klosterbesitzes sowie die Verwaltung der inkorporierten Pfarreien ab 1803 finden sich im Bestand KURBAYERN LANDESDIREKTION VON BAYERN IN KLOSTERSACHEN (Repertorium 332c).
Darüberhinaus werden die Verhältnisse sowohl der Zentralbehörden, als auch der lokalen Amtsträger mit dem Kloster in den Pertinenzbeständen GL FASZIKEL, GR FASZIKEL und KL FASZIKEL dokumentiert. Dieser Ordnungszustand wird derzeit kontinuierlich aufgelöst, um das Schriftgut in die Überlieferung desjenigen Registraturbildners einzureihen, bei dem es entstanden ist. Zur Nachverfolgung wird auf bereits entnommene Stücke in betreffenden Findbüchern, Konkordanzen sowie der FAUST-Datenbank Provenienzanalyse hingewiesen. Zudem befinden sich im Selekt PLANSAMMLUNG einige Darstellungen der Fraueninsel und des umliegenden Klosterbesitzes.
Über die weitere Entwicklung der 1838 wiedereröffneten Benediktinerinnen-Abtei und insbesondere der mit ihr verbundenen pädagogischen Einrichtungen gibt die Überlieferung der Abteilung II, Neuere Bestände, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Aufschluss, hier vor allem die Akten des Kultusministeriums.
Die bei den kurbayerischen Mittel- und Unterbehörden entstandenen Unterlagen zum Kloster Frauenchiemsee und seinen Besitzungen in Ober- und Niederbayern werden den Zuständigkeiten entsprechend in den Staatsarchiven München und Landshut verwahrt. Bezüglich der tirolischen Besitzungen Frauenchiemsees wird zudem noch auf die Bestände des Tiroler Landesarchivs hingewiesen, das z.B. bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende "Verfachbücher" (siehe oben) der dortigen Klosterämter verwahrt.
5. Weiterführende Literatur (in Auswahl)
- Walter Brugger und Manfred Weitlauff (Hg.), Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer altbayerischen Benediktinerinnenabtei, Weißenhorn 2003.
- Tertulina Burkhard, Landgerichte Wasserburg und Kling (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 15), München 1965.
- Gertrud Diepolder u.a., Rosenheim. Die Landgerichte Rosenheim und Auerburg und die Herrschaften Hohenaschau und Wildenwart (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 38), München 1971.
- Richard von Dülmen, Traunstein (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 26), München 1970.
- Maria Magdalena Haidenbucher, Geschicht-Buech de Anno 1609 biß 1650. Das Tagebuch der Maria Magdalena Haidenbucher (1576 - 1650), Äbtissin von Frauenwörth, hg. von Gerhard Stalla, Amsterdam 1988.
- Susanne Margarethe Herleth-Krentz und Gottfried Mayr, Das Landgericht Erding (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 58), München 1997.
- Adolf Sandberger, Frauenchiemsee als bayerisches Herzogskloster, in: Ders., Altbayerische Studien zur Geschichte von Siedlung, Recht und Landwirtschaft, München 1985, S. 268-284.
- Otto Stolz, Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, Erster Teil: Nordtirol (Archiv für österreichische Geschichte 107), Wien und Leipzig 1923.
München, Januar 2016
F. Wagner
Bestellsignatur: Kloster Frauenchiemsee Amtsbücher und Akten [Nr. ]
251
Bestand
Amtsbücher, Register und Grundbücher
deutsch; lateinisch
Hinweise zum Ortsregister: Leukental (PB Kitzbühel, Tirol, A) siehe Erpfendorf und Kössen
Bayern, Herzogtum: Herzöge s. im Personenindex unter "Bayern"
Österreich, Erzherzogtum: Erzherzöge s. im Personenindex unter "Österreich"
Deutsches Reich: Kaiser und Könige s. im Personenindex unter den Vornamen
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.