Bevölkerungsstatistik: Bürgerliste aus der französischen Besatzungszeit im Jahre 1812. In den Beständen des Stadtarchivs Oldenburg (Staatsarchiv Oldenburg Best. 262-1) befindet sich eine kleine Aktensammlung, die in der Zeit zwischen dem 28. Februar 1811 und November 1813 als die Stadt die "Mairie d'Oldenbourg" war, unter dem Maire Johann Wiegand Christian Erdmann (1764-1842) im damaligen. Kaiserreich Frankreich entstanden ist. In diesem Aktenbestand, der unter der Nummer Best. 262-1 L rund 170 Jahre nach ihrem Entstehen erstmals archivmäßig verzeichnet wurde, befindet sich unter dem nicht besonders aussagekräftigen Aktentitel "Statistik" (Best. 262-1 L Nr. 65) eine vom Maire im Jahre 1812 auf Veranlassung der damaligen Besatzungsmacht verfaßte Bürgerliste sämtlicher männlicher Einwohner der Stadt etwa ab dem 13. Lebensjahr. Grund für die Anfertigung dieses Verzeichnisses dürfte ein Circulaire des in Bremen residierenden französischen Präfekten Reichsgraf Philipp Karl von Arberg vom 22. Januar 1812 gewesen sein, das er an Maire Erdmann mit einer kurzen Frist zur Erledigung richtete. Dann schwärmten vermutlich die. städtischen Rottmeister aus, und der Maire konnte am 25. Mai 1812 alle männlichen Bewohner über 13 Jahre in einer entsprechenden Bürgerliste melden. Sie ist lediglich nach Straßen und einigen Wohnplätzen geordnet und läßt evtl. bestehende Hausnummern nicht erkennen. Warum die Wohnungen am Stau nicht erfaßt wurden, läßt sich aus den Unterlagen nicht ermitteln. Dagegen nahm man den zum Kirchspiel Osternburg gehörenden, außerhalb der Stadt liegenden Äußersten Damm mit auf. Unter einer Nummer sind anscheinend nur die jeweiligen Wohnungen erfaßt. Berufe, Geburtsdaten (soweit sie wohl den Personen bekannt waren) und teilweise frühere Herkunft machen sie zu einem bedeutenden Dokument dieser Zeit. Vermutungen, die Liste könnte für rein steuerliche oder militärische Zwecke angefertigt worden sein, lassen sich aus dem dazu gehörigen Schriftverkehr nicht erhärten. Sie ist wahrscheinlich auch die bei der Mairie verbliebene Zweitschrift, da die Vorlage der Erstschrift bei der Präfektur aus dem Akteninhalt entnommen werden kann. Sie enthält die Namen von 1.794 Personen. In Anbetracht der neuen Egalité ist sie - als Nebenerfolg - ein vorzüglicher, der aber nicht besonders kenntlich gemachter Nachweis der Namen der damaligen jüdischen Bewohner in Oldenburg, die sich nur an Hand ihrer Namen oder Vornamen oder auf Grund bisheriger Forschungen nachweisen ließen.

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Stadtarchiv Oldenburg
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