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Der Übersetzer des Stückes, Ludwig Schemann, fasst in dem schmalen Heftchen "Gobineaus Alexander in Weimar", das noch im Jahr der Aufführung erscheint (Bayreuth 1903), die unterschiedlichen Reaktionen zum Stück und zur Aufführung zusammen: Infolge einer sehr negativen Rezension der Weimarer Zeitung "Deutschland" (Ausgabe nicht auffindbar), die laut Schemann aus "einem acht Spalten langen Artikel des Herrn Dr. Erich Meyer aus Weimar" (vgl. "Gobineaus Alexander in Weimar", S. 5) bestand und die er als "gegnerische Kritik radikalster Art" (Ebd.) bezeichnet, kam es in Weimar zu einem "Zeitungskampf" (Ebd., S. 9), den Schemann mit einem offenen Brief an die Generalintendanz des Hoftheaters, erschienen in der Weimarischen Zeitung am 12. Juni 1903, beschließt. Schemann selbst gibt sich in seinem Bändchen optimistisch bezüglich des Stückes: "Auf den Gehalt des "Alexander", auch als darzustellenden Dramas, dürfen wir nach den Weimarer Erfahrungen reichlich so sehr bauen wie zuvor. Ich selbst will gern diejenigen Nachbesserungen an meinem deutschen Texte vornehmen, die auch eine wohlwollende Kritik im Interesse der Bühnenwirkung für diesen empfohlen hat." (Ebd., S. 13)
Beilage zur Weimarischen Zeitung, Nr. 110, 12.05.1903, S. 1: „Im hiesigen Hoftheater fand heute die Uraufführung von Gobineaus Jugendwerk „Alexander“, übersetzt von Schemann, statt. Das Stück hinterließ einen bedeutenden Eindruck. Das Publikum spendete am Schluß starken Beifall. Die Vorstellung selbst war prächtig und farbenreich. Herr Grube als Alexander und Frau Schiffel als Roxane zeichneten sich durch schöne Leistungen aus.“ Weimarische Zeitung, Nr. 112, 14.05.1903, S. 1f.: „Das Weimarische Hoftheater fand das Drama, das vor 1847 als Erzeugnis des kaum Dreißigjährigen [Gobineau] entstanden, seinerzeit am Théâtre français durch widrige Umstände nicht aufgeführt ward, anziehend genug, um es zur Darstellung zu bringen; und man wird ihm für dies ehrenvolle Vorgehen nur Dank sagen können. […]. Das Stück, von Regisseur Weiser liebevoll einstudiert, war prächtig, stimmungsvoll und farbenreich ausgestattet. Die Darsteller bemühten sich aufs beste; am wenigsten befriedigten die Feldherren, von denen die Rolle des Philotas mit Herrn Berger wohl nicht glücklich besetzt war. Herr Gruber, der für einen Alexander die vorteilhafteste Erscheinung mitbringt, führte die Rolle edel und mit Geschmack durch, in einer wirklich königlichen Haltung; vielleicht wäre bei tiefer Erregung und im Schmerz seine Stimme einer noch seelenvolleren Färbung fähig. Fräulein Schiffel gab als Roxane eine glänzende Leistung. Von den übrigen Darstellern wären noch die Herren Muratori (Hephästion), Wilhelmi (Oxhartes) usw. zu nennen. Das Publikum zollte freundlichen Beifall.“ Ernst Wachler Weimarische Zeitung Nr. 117, 20.05.1903, S. 1f.: "Das Großherzogliche Hoftheater zu Weimar war am 9. Mai ds. Jrs. der Schauplatz eines künstlerischen Ereignisses, das eine mehr als bloss örtliche Bedeutung beanspruchen kann. Zum überhaupt ersten Male ging ein Werk des Grafen Gobineau über die Bretter. [...]. Die weimarische Generalintendanz hat sich durch den muthigen Versuch, dem "Alexander" die Bühne zu erobern, zweifellos ein schönes Verdienst erworben, schon deshalb, weil die lebendige Darstellung eine Anzahl von Schönheiten, die dem Leser leicht entgehen, in helleres Licht gerückt hat und es deutlich zutage trat, dass der rhetorische Stil des Werkes seiner Wirkung sehr viel weniger im Wege steht, als man annehmen sollte; im Gegenteil wirkt es erquickend, nach langer Entbehrung endlich einmal wieder auf dem Theater reden zu hören und dieser Eindruck würde noch viel stärker sein, wenn unsere Schauspieler in dieser Kunst geübt wären. [...] Die Aufführung des Dramas war, wenn auch nicht vollendet, so doch würdig zu nennen, es zeigte sich überall ein wirklich ernstes Streben. Die Ausstattung war glücklich und lebendig, die Prunkkostüme [...], nach Entwürfen des Hofschauspielers Wilhelmi angefertigt, sogar geradezu von künstlerischem Werth. Fast jeder Einzelne - ich nenne besonders Frl. Schiffel als Roxane, Herrn Grube als Alexander, Herrn Bauer als Perdikkas - hatte sich in seine Rolle hineingelebt und suchte sie nach besten Kräften zu gestalten [...]. Die Regie des Herrn Weiser wusste auch die äusseren Vorgänge kräftig hervorzuheben, im Zusammenspiel stachen allerdings die Gestalten hin und wieder etwas zu scharf voneinander ab [...]. Der Beweis für die Wirkungsfähigkeit des "Alexander" ist jedenfalls erbracht worden. Zwar zeigte sich ein beträchtlicher Theil des Publikums durch den neuen und ungewohnten Eindruck des Werkes befremdet, aber wohl kaum in eigentlich feindseligem Sinne [...]. Uebrigens fand das Drama genug willige und freudige Hörer, um an den einzelnen Aktschlüssen wie am Ende warmen und lebendigen Beifall zu erzielen.