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Gewerberat Sigmaringen (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Hohenzollerische Bestände >> Preußischer Regierungsbezirk der Hohenzollerischen Lande >> Der preußischen Regierung nachgeordnete Behörden und Einrichtungen >> Gewerberat
1893-1945
Überlieferungsgeschichte
Behördengeschichte
Die Gewerbeaufsicht wurde in Hohenzollern 1879 eingeführt und "bis auf weiteres" dem Regierungs- und Baurat Laur vom Handelsministerium übertragen (Bekanntmachung der Regierung vom 06. April 1879 - Amtsblatt S. 126). Sie erstreckte sich auf die Beschäftigung jugendlicher und weiblicher Arbeiter und den Fortbildungsschulunterricht. Gemäß der vom Minister für Handel und Gewerbe erlassenen Dienstanweisung für Gewerberäte vom 24. Mai 1879 (Bekanntmachung der Regierung zu Sigmaringen vom 17. Juli 1879 - Amtsblatt S. 237) wurde sie auf die nach § 16 der Gewerbeordnung genehmigungspflichtigen Anlagen ausgedehnt. Der Gewerberat in Sigmaringen, der die Gewerbeaufsicht ausübte, war auf Grund des § 103 h G.O. zugleich Staatskommissar bei der im Jahre 1899 errichteten Handwerkskammer in Sigmaringen.
Als Gewerbeaufsichtsbeamte (Gewerberäte) waren bei der Regierung Sigmaringen von 1879 bis 1945 tätig:
1. Wilhelm Laur, Geheimer Regierungs- und Baurat, vom 06.04.1879 bis zur Pensionierung am 01.05.1893
2. Froebel, Geheimer Regierungs- und Baurat (von Aurich), vom 15.05.1893 bis zur Pensionierung am 01.06.1919
3. Holthöfer, Gewerbeassessor in Sigmaringen, ab 15.04.1921 Gewerberat, vom 24.05.1919 bis zur Versetzung nach Hannover am 01.04.1927
4. Buys, Gewerberat (von Berlin), vom 01.04.1927 bis zur Versetzung am 10.03.1928 nach Schneidemühl
5. Albert Glaser, Gewerbeassessor (von Bielefeld), ab 01.04.1929 Gewerberat, vom 15.03.1929 bis zur Versetzung nach Soest am 01.07.1937
6. Dr. Beyer, Gewerberat (von Allenstein) vom 01.07.1937 bis zum Tode am 26.01.1943
7. Stöfen, Gewerberat in Sigmaringen, vom 28.01.1943 bis zum 08.06.1943
8. Albert Glaser, Regierungs- und Gewerberat (von Soest) vom 08.06. 1943 bis 1945 (weiterhin Gewerbeaufsichtsbeamter in Sigmaringen von 1945 bis zum Tode am 14.11.1962, zuletzt als Leiter des Gewerbeaufsichtsamts Sigmaringen und als Oberregierungsgewerberat).
Das Arbeitsgebiet des Gewerbeaufsichtsbeamten in Hohenzollern hat sich in der Zeit von 1879 bis 1945 wesentlich erweitert. Von Regierungsgewerberat Glaser wurde es in einem Schreiben an den Kommandanten der Militärregierung in Sigmaringen vom 30. Mai 1945 wie folgt umrissen:
1. Unfallschutz, Gesundheitsschutz, Hygiene in sämtlichen Betrieben der Industrie, des Handwerks und des Handels
2. Arbeitszeitschutz, Jugendschutz, Frauenschutz, Sonntagsarbeit, Heimarbeit, Ladenschluss
3. Aufgaben gemäß technischen Gesetzen und Polizeiverordnungen: Dampfkessel, Azetylenanlagen, Aufzüge, Magnesiumverordnung, Röntgenverordnung, Sprengstoffwesen der gewerblichen Betriebe
4. Gewerbepolizeiliche Gutachten für Baugesuche und Genehmigungsgesuche
5. Gutachten technischer Art an Gerichte, Landratsämter, Arbeitsämter
6. Zuerkennung von Schwer- und Schwerstarbeiterzulagen, Milchzulagen für Giftarbeiter, Seifenzulage an verschmutzte Arbeiter, Arbeitsschutzkleidung, Arbeits- und Berufskleidung
Aus dem Aktenfaszikel, in dem sich das Schreiben vom 30. Mai 1945 befindet, geht auch hervor, dass die Akten und Bücher des Gewerbeaufsichtsbeamten den Einmarsch der Franzosen und die Besatzung im großen Mittelraum des 2. Obergeschosses der Regierung I (Gouvernement) überstanden haben.
Über die Organisation der Gewerbeaufsicht, die Anstellung und Ausbildung der Gewerbeaufsichtsbeamten in Preußen siehe Artikel "Gewerbeaufsicht" im "Handwörterbuch der Preußischen Verwaltung", 1928.
Bestandsgeschichte und Bearbeiterbericht
Am 03. Juli 1964 besichtigten Regierungsamtmann Guhl und Regierungsinspektor Kungl vom Staatsarchiv Sigmaringen zusammen mit dem Archivpfleger des Amtsgerichts Sigmaringen, Justizoberinspektor Stekeler, die Altregistratur des Amtsgerichts Sigmaringen. Bei dieser Gelegenheit wurde in einem durch ein gefährliches Bodenloch von den übrig en Räumen getrennten Dachbodenraum des im Umbau befindlichen Teils des ehemaligen Ständehauses in einem völlig mit Bauschutt und Staub bedeckten Regal die Altregistratur des preußischen Gewerberats aufgefunden. Da sich unter den aufgefundenen Akten auch bereits vom Staatsarchiv signierte Akten aus der früheren preußischen Regierungsregistratur Sektion VI (T 13-15) befanden und das Gewerbeaufsichtsamt schon einige Monate zuvor aus dem Ständehaus ausgezogen war, wurde die Bergung der Akten am 7. Juli 1964 mit Hilfe des Baukrans der Firma Steidle durchgeführt. Der um 360 Grad schwenkbare Förderkorb des Baukrans wurde von einem Giebelfenster der Westseite des Ständehauses aus beladen, in hohem Bogen über dasselbe hinweg auf einen auf dem Leopoldplatz abgestellten Lastwagen und mit diesem ins Staatsarchiv befördert.
Bei der anschließenden Verzeichnung wurden dem Bestand "Neuverzeichnete Akten II" des Staatsarchivs die Akten des preußischen Gewerberats Sigmaringen (Ho 178) entnommen und mit der neuen Akzession vereinigt, was zusammen einen Bestand von 162 Nummern ergab. Die alte Registraturordnung wurde nach dem "Aktenverzeichnis des Regierungsgewerberats in Sigmaringen", das sich bei den Akten befand und 17 Hauptgruppen und eine Gruppe Kriegsakten enthält, wiederhergestellt. Der Registraturplan von 1893 weist nur sechs Gruppen A-Akten und eine Gruppe B-Akten für Dampfkesselanlagen auf. Nach den Vorschriften für den inneren Dienst der Gewerbeinspektionen vom 3. Juli 1901 hatten die Gewerberäte einen Registraturplan mit acht Gruppen anzuwenden. Diese acht Gruppen sind auch im "Aktenverzeichnis des Regierungsgewerberats in Sigmaringen" enthalten.
Die Akten beginnen mit dem Jahr 1893 und enden mit dem Jahr 1945.
Der vorliegende Bestand umfasst 162 Nummern = 3,2 lfd.m.
Sigmaringen, den 29. Juli 1964
Inhalt und Bewertung
Enthält:
Organisation; Verwaltung; Jahresberichte; Verkehr mit Gerichten und Verbänden; Arbeitsordnung; Arbeitsschutz, u.a. Arbeitszeiten ausländischer (Zwangsarbeiter) und jüdischer Arbeiter; Tarifverträge; Betriebsbesichtigungen; Unfälle und deren Verhütung; Dampfkesselanlagen; genehmigungspflichtige und nicht genehmigungspflichtige gewerbliche Anlagen; Betriebe mit besonderer Gefahr; Berufsgenossenschaften und einzelne Betriebsarten (u.a. Verzeichnis der Ölmühlen im Landkreis Sigmaringen, 1939); Wohlfahrtseinrichtungen; Abwasserreinigung; Drucksachen; Heimarbeit; Kinderschutz; Jugendpflege; Luftschutz; Kriegsakten (Feuerschutz in gewerblichen Betrieben).
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.