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Strafanstalt zu Mewe (Bestand)
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Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Westpreußen >> Die preußische Provinz bis 1920 >> Justizverwaltung und -ausübung
Laufzeit: 1857 - 1919
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Vorbemerkung
Behördengeschichte:
Im Zuge der Ersten Polnischen Teilung 1772 erlangte Preußen durch den Teilungsvertrag von Petersburg das Ermland, Pogesanien, Pommerellen und den Netzedistrikt. Während das Ermland dem bisherigen Preußen zugeschlagen und das Territorium insgesamt als Provinz Ostpreußen benannt wurde, erhielt das restliche Verwaltungsgebiet die Bezeichnung Provinz Westpreußen mit einer eigenen Kriegs- und Domänenkammer in Marienwerder und der Kriegs- und Domänenkammerkommission bzw. später -deputation zu Bromberg, letztere für den Netzedistrikt zuständig.
Die Stein-Hardenbergschen Verwaltungsreformen führten zur Auflösung der Kriegs- und Domänenkammer in Marienwerder und Einrichtung der Westpreußischen Regierung mit Sitz in Marienwerder.[1]
In den Zuständigkeitsbereich des Regierungspräsidenten von Marienwerder fielen u. a. die Strafanstalten in Graudenz und Mewe.[2]
Die Überfüllung der Strafanstalt in Graudenz sowie die beabsichtigte Trennung von Gefangenen katholischer bzw. evangelischer Konfession erforderte die Einrichtung einer weiteren Strafanstalt. Diesbezüglich wurde die frühere Ordensburg des Deutschen Ordens in Mewe - die zwischenzeitlich als Kaserne und Getreidemagazin genutzt wurde - für 60.000 Taler durch das Innenministerium vom Militärfiskus im Jahre 1856 angekauft. Die erforderlichen Aus- und Umbauten erledigten bis 1862 insbesondere Strafgefangene aus Berlin-Moabit, die somit zu den ersten Strafgefangenen in Mewe zählten.[3] Im späteren Verlauf wurden der Strafanstalt in Mewe Gefangene evangelischer Konfession durch das Appellationsgericht in Marienwerder sowie der Militärgerichte der Division Nr. 2 des Armeekorps Nr. 1 zugewiesen.[4]
Die Strafanstalt in Mewe bestand bis 1914 und beherbergte während des Ersten Weltkrieges Soldaten sowie russische Kriegsgefangene. Das Schlossgebäude wurde durch einen Großbrand im Jahre 1921 größtenteils zerstört.[5]
Bestandsgeschichte:
Die wechselnde staatliche Zugehörigkeit des Gebietes der Provinz Westpreußen spiegelt sich auch in der Geschichte des Schriftguts der dortigen Behörden und seiner archivalischen Quellen wider. Die sich bereits 1918 anbahnende und im Versailler Vertrag ein Jahr später beschlossene Eingliederung des Territoriums in den wiedererstandenen polnischen Staat bzw. die neubegründete Freie Stadt Danzig führte zu einer Verlagerung sowohl von archivischen (Teil-) Beständen als auch laufenden Behördenschriftgut auf preußisches Gebiet vor allem nach Königsberg und Berlin; ein Prozess, der sich zum Ende der erneuten Zugehörigkeit des Territoriums zum Deutschen Reich 1939 - 1944 wiederholen sollte.
Die originäre Überlieferung Abteilung 214 "Strafanstalten: Graudenz (früher Armen-, Besserungs- und Strafanstalt), Mewe" umfasste 57 Verzeichnungseinheiten der Strafanstalt in Graudenz aus dem Zeitraum von 1802 bis 1900, 26 Verzeichnungseinheiten der Strafanstalt Mewe ohne Datierung sowie eine Personalakte der Erziehungsanstalt Konradshammer, 1888 - 1917.[6]
Die vorliegenden zwei Aktenbände der Strafanstalt Mewe wurden im Jahre 1931[7] an das Staatsarchiv Danzig abgegeben und gelangten später in das Grenzmarkarchiv der Provinz Posen-Westpreußen, das im selben Gebäude wie das Geheime Staatsarchiv untergebracht war. Dort wurden die Akten der Abteilung "A - Aktenbestände der früheren Provinz Westpreußen" zugeordnet. Nach Auflösung des Grenzmarkarchivs im Jahre 1938 wurde das Archivgut in die neu eingerichtete Ostabteilung überführt.[8]
Wie insgesamt bei den ursprünglich aus dem Staatsarchiv Danzig bzw. aus dem Registraturgut der Behörden der Provinz Westpreußen stammenden Unterlagen wurde auch die Überlieferung der Strafanstalt Mewe im Geheimen Staatsarchiv später als XIV. Hauptabteilung unter Übernahme der Danziger Repositurnummer aufgestellt.
Zwei Aktenbände mit dem Titel "Beschäftigung der Häftlinge bei der Unterhaltung und Pflege der Dünen auf der Halbinsel Hela, 1904 - 1914" werden heute im Staatsarchiv in Gdansk verwahrt.[9] Über das Schicksal der restlichen Archivalien ist nichts bekannt.
Für das vorliegende Findbuch wurde die bestehende Verzeichnung im Hinblick auf die Onlinestellung im Rahmen eines Studierendenpraktikums überarbeitet. Gleichzeitig zu den Erschließungsarbeiten erfolgte eine bestandserhaltende und magazintechnische Bearbeitung. Die Akten wurden gereinigt, mit Mappen und neuen Signaturschildern versehen sowie in Archivkartons verpackt.
Verweis auf weitere Bestände des GStA PK:
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 181 Regierung zu Marienwerder
- I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern
- I. HA Rep. 84 a Justizministerium
- XI. HA, PKM Plankammer der Regierung zu Marienwerder.
Weiterführende Literatur:
- Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62). Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989.
- Bär, Max: Das Königliche Staatsarchiv zu Danzig, seine Begründung, seine Einrichtungen und seine Bestände. Leipzig 1912.
- Biernat, Czeslaw: Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 16). München 2000.
- Letkemann, Peter: Archivalien zur Geschichte Westpreußens im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens. Zeitschrift der Copernicus-Vereinigung zur Pflege der Heimatkunde und Geschichte Westpreußens e. V. Nr. 3, 1970, Seite 138 - Seite 147.
- Plew, Patrick: Personenstandsfälle der Strafanstalt Mewe im Zeitraum 1862 - 1874, in: Ortsfamilienbuch Mewe. [Dresden] 2021; Internet: http://www.plew.info/index.htm bzw. http://www.plew.info/ofb_mewe.pdf; abgerufen am 01.11.2022.
- Schultz, Werner: 675 Jahre Stadt Mewe an der Weichsel 1297 - 1972. Düsseldorf 1972.
- Stojanowski, Jozef: Das Schicksal der ehemaligen preußischen Provinz "Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen". Warszawa1957.
- Toeppen, Max: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Nach den Quellen, namentlich auch archivalischen dargestellt. Gotha 1858.
- Toeppen, Max: Zur Baugeschichte der Ordens- und Bischofs-Schlösser in Preussen. Erster Artikel, in: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft I, Danzig 1880, Seite 15 - Seite 44.
Formalangaben:
Letzte vergebene Nummer*: 2
(* bei Signierung nach nc)
Umfang (in laufenden Metern): 0,1
Lagerungsort: Dahlem
Die Akten sind auf rosafarbenen/weißen Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XIV. HA, Rep. 214 Nr. #
Zitierweise:
XIV. HA Westpreußen, Rep. 214 Strafanstalt zu Mewe, Nr. #
Berlin, 24. November 2022 (Constanze Krause M.A.; Archivamtsrätin)
[1] Vgl. Toeppen, Max: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Nach den Quellen, namentlich auch archivalischen dargestellt. Gotha 1858, Seite 308 ff.
[2] Vgl. Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62). Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989, Seite 260.
[3] Vgl. "Beschreibung der Strafanstalt Mewe, 1886, 1895" (Signatur: GStA PK, XIV. HA, Rep. 181, Nr. 32978, Seite 12 ff.).
[4] Vgl. ebenda, Seite 15 f.
1885 waren in der Strafanstalt Mewe 499 Strafgefangene und 58 Militärpersonen untergebracht. Vgl. ebenda, Seite 30.
[5] Vgl. Schultz, Werner: 675 Jahre Stadt Mewe an der Weichsel 1297 - 1972. Düsseldorf 1972, Seite 40 ff.
[6] Vgl. Bestandsverzeichnis des Staatsarchivs Danzig aus der Zeit vor 1945: Abt. 210 - 215 (Signatur: GStA PK, Altfindmittel, Varia, Nr. 59). Die Überlieferung "Erziehungsanstalt Konradshammer" trug die Bestandsbezeichnung "Rep. 214 A".
[7] Akzessionsnummer 119/1931.
[8] Vgl. Stojanowski, Jozef: Das Schicksal der ehemaligen preußischen Provinz "Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen". Warszawa1957, Seite 9 ff.
[9] Vgl. Biernat, Czeslaw: Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 16). München 2000, Seite 556.