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Kloster Formbach Amtsbücher und Akten (Bestand)
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Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 1 Abteilung I: Ältere Bestände >> 1.7 Klöster >> Kloster Formbach
1040-1806
Vorwort zum Findbuch: Kloster Formbach(1) Amtsbücher und Akten 1. Gründungsgeschichte des Klosters Formbach Das Kloster Formbach wurde vor 1050 von Himiltrudis, der Tochter des Formbacher Grafen Heinrich I., gegründet. Sie übertrug dem Kloster von Anfang an die Betreuung der Wallfahrtskirche Maria am Sand, wo sich vor der Fertigstellung des Klosterbaus und der Abteikirche ein Friedhof befand. Knapp 50 Jahre später sorgte Graf Eckbert I. von Formbach für die Reorganisation des Klosters, mit der er die Benediktiner betraute. Im Zuge dieser Neugründung wurde Berengar, vermutlich ein Benediktiner aus Schwarzach am Main (Münsterschwarzach), vom Passauer Bischof 1094 zum ersten Abt des Klosters Formbach geweiht. Die Gründungsausstattung des Erstklosters wurde bei der Neugründung übernommen und durch Stiftungen Graf Eckberts I. erheblich erweitert. Das Kloster erhielt umfangreiche Besitzungen in Vornbach selbst sowie in Niederschärding, Hartham, Holzham, Reding, im heutigen Gemeindebereich Neuhaus, Eholfing, Sicking (Gde. Ruhstorf), Amsham (Gde. Bad Griesbach), Ausham und Kemating (Gde. Fürstenzell), Machham und Wienertsham (Gde. Haarbach), Oberschwärzenbach (Gde. Tettenweis), Niederreisching (Gde. Neuburg a. Inn), Kallham (Gde. Egglham), des Weiteren in Aschach (OÖ), Kenading (Gde. Enzenkirchen, OÖ), Vielassing, im Bezirk Schärding und in und um Antiesenhofen (OÖ). Seit Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgten darüber hinaus Erwerbungen von Obereigentumsrechten an einschichtigen Höfen im Innviertel, das bis 1779 noch zu Altbayern gehörte. Damit wurde das Kloster Formbach zum größten geistlichen Grundherrn in den späteren Landgerichten Griesbach und Schärding. Neben diesen Besitzungen im Nahbereich des Klosters hatte das Kloster Formbach auch ausgedehnte Besitzungen in der Steiermark und in Niederösterreich, darunter in Neunkirchen und Gloggnitz, Grafendorf, das Pittner Land und das Obere Gut in Baumgarten (Wien). Der Ort Herzogenburg stellte durch seine Zweiteilung eine Besonderheit dar: Der Untere Markt gehörte zum Kloster Formbach, wohingegen der Obere Markt zum Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg gehörte. Damit lag der größere Teil der Formbacher Besitzungen auf heute österreichischem Boden. 1163 erhielt Abt Bernhard vom Salzburger Erzbischof die Bestätigung der Pfarreirechte in Mönichwald und der Kirche St. Peter im Walde. Es folgte die Inkorporation der Pfarrei St. Stefan in Sulzbach mit ihren vier Filialkirchen Weihmörting, Rottersham, Rotthof und Ruhstorf, darüber hinaus auch die St. Veits-Kirche in Kleinengersdorf an der Donau. Des Weiteren erhielt das Kloster Formbach die Pfarrrechte über Neukirchen a. Inn (früher "Schonawe", "Schönau" genannt). Diese Ausdehnung des Formbacher Seelsorgegebiets wurde bis zum 17. Jahrhundert jedoch wieder eingeschränkt. Die zu Gloggnitz gehörige Filialkirche St. Jakob in Payerbach wurde 1740 zur selbständigen Pfarrei erhoben, sie blieb aber weiterhin dem Kloster Formbach unterstellt. 2. Bestandsgeschichte Im vorliegenden Findbuch werden die Amtsbücher und Akten des Klosters Formbach erstmals als provenienzreiner Bestand für die Benützung zur Verfügung gestellt. Die Archivalien wurden hierfür den Beständen KL Formbach, KL Faszikel, Landshuter Abgabe 1979, Landshuter Abgabe 1982 und Landshuter Abgabe 1988 sowie KL Frauenzell entnommen. In einigen seltenen Fällen sind in den Akten Vorprovenienzen anderer Registraturbildner enthalten (z. B. Kloster Formbach Amtsbücher und Akten 221-226 und 282). Dabei handelte es sich um Rechtsstreitigkeiten, die vor bayerischen oder österreichischen Gerichten ausgetragen wurden. Die Akten wurden dann offenbar nach dem Urteil oder bereits im Laufe des Prozesses an das Kloster zurückgesandt und dort mit den eigenen Akten vermischt. Zudem wurden die Akten der bayerischen Klosteradministration, die nach der Säkularisation die ehemaligen Klostergüter verwaltete, dem Bestand hinzugefügt. Ihre Archivalien finden sich in der Gliederung unter 1.2.2.4 Bayerische Klosteradministration (1803ff.). Der Teilbestand der Formbacher Amtsbücher umfasst eine Laufzeit vom 12. Jahrhundert bis 1803 und weist die für ein landsässiges Kloster spezifischen Amtsbuchtypen auf. Der ältesten Schicht gehören die Traditionsbücher, Urbare und Kopialbücher an. Ab dem 17. Jahrhundert sind Amtsbuchtypen überliefert, die die zunehmende Ausdifferenzierung der klösterlichen Verwaltung widerspiegeln, wie z.B. Gült-, Stifts- und Zehntregister oder Rechnungen. Der gelehrten Tätigkeit des Formbacher Abtes Angelus Rumpler ist es zu verdanken, dass in den Amtsbüchern einige historische, literarische und theologische Werke überliefert sind. Eine bemerkenswerte Sammlung humanistischer Gedichte, die unter anderem auch Arbeiten Rumplers beinhaltet, findet sich im Bestand des Klosters Aldersbach unter der Signatur Kloster Aldersbach Amtsbücher und Akten 44. Besonders hervorzuheben sind innerhalb der Amtsbuchüberlieferung die Briefprotokolle. Deren Strukturierung wurde dadurch erschwert, dass die vormals geschlossenen Serien im Zuge der Säkularisation des Klosters auf das Reichsarchiv und das Kreisarchiv Landshut verteilt wurden. Durch den Brand auf der Burg Trausnitz 1961 sind große Teile der nach Landshut gegangenen Briefprotokolle verbrannt (im Findbuch gekennzeichnet mit * hinter der Bestellnummer) oder stark brandgeschädigt. Dabei sind insgesamt fünf Serien zumindest in Rudimenten erhalten: Die erste und umfangreichste Serie setzt 1615 ein und läuft bis 1780. Sie betrifft sämtliche grundherrlichen Untertanen des Klosters Formbach. Nachdem das Innviertel 1779 an Österreich gefallen war, kam es zu einer Aufspaltung in zwei Serien, von denen die eine die klösterlichen Grundherrschaften unter bayerischer Landeshoheit und die andere diejenigen unter österreichischer Landeshoheit beinhaltet. Zur erstgenannten Serie existiert eine Serie mit Zweitschriften. Beide Serien zu sämtlichen grundherrlichen Untertanen des Klosters Formbach sind zwar durch den Brand nur lückenhaft überliefert, doch haben in der einen Serie vereinzelte Einträge den Brand überdauert, die in der anderen Serie verloren gegangen sind und umgekehrt. Bei der Benützung sind daher immer beide Serien heranzuziehen. Daneben wurde eine eigene Serie für die Klosterhofmark Formbach geführt. Inhaltlich entsprechen die Briefprotokolle des Klosters Formbach nicht der aus dem Kurfürstentum Bayern bekannten Form. Wurden dort nämlich die Protokolle von der Gerichtsherrschaft zur Beurkundung von Rechtsgeschäften der freiwilligen Gerichtsbarkeit geführt, so protokollierte das Kloster Formbach Gerichtsvorfälle seiner Grunduntertanen. Die Beurkundungen sind daher immer auf die Grundrealitäten bezogen. Der Teilbestand der Formbacher Akten umfasst den Zeitraum vom beginnenden 16. Jahrhundert bis nach der Aufhebung des Klosters 1806, wobei der Schwerpunkt im 18. Jahrhundert liegt. In noch stärkerem Maß als die Amtsbücher dokumentieren die Akten die Verwaltung der im heutigen Österreich liegenden auswärtigen Besitzungen des Klosters, wobei wiederum nur Herzogenburg, Gloggnitz, Baumgarten und einige Pfarreien überliefert sind. Akten zur inneren Verwaltung des Klosters selbst sind im vorliegenden Bestand nicht erhalten. 3. Ordnung der Klosterregistratur Im ausgehenden 18. Jahrhundert erfolgten offensichtlich Ordnungsarbeiten in der Registratur, wobei anhand der Registratursignaturen zwei Bearbeitungsstadien unterschieden werden können. Eine Signatur, bestehend aus Buchstabe, arabischer und römischer Zahl (z.B. A 12 XVI), bildet die ältere Schicht, die zusammen mit dem Aktenbetreff auf einem separatem Blatt vermerkt wurde. Sie lässt auf eine Verwahrung der Akten in Schränken mit durchnummerierten Schubladen schließen. Die unmittelbar vor der Säkularisation gültige Ordnung der Registratur spiegelt eine "sprechende Signatur", bestehend aus Buchstabe und arabischer Zahl, wider. Der Buchstabe bezeichnet dabei entweder einen Ort oder eine Sachthematik: L = Lehensachen P = Prozesse H = Herzogenburg K = Kahlenberg (bei Herzogenburg) B = Baumgarten G = Gloggnitz R = Ruhstorf M = Mönichwald A = Antiesenhofen Diese jüngeren Registratursignaturen wurden entweder direkt auf dem ersten Dokument eines Vorgangs angebracht oder sie wurden auf dem Deckblatt mit dem Aktenbetreff vermerkt; die ältere Registratursignatur wurde dabei in der Regel gestrichen. Eine fortlaufende Nummerierung der Produkte eines Aktes konnte nur bei einigen Prozessakten festgestellt werden. Eine ähnliche Kennzeichnung tragen auch einige Amtsbücher: So wurde auf den Rücken der Briefprotokollbände ein Buchstabe mit einer fortlaufenden römischen Nummer angebracht, wobei "B" die im Herzogtum Bayern gelegenen Güter, "O" die in Österreich gelegenen Güter bezeichnet. 4. Verwaltung des Klosters Formbach und seiner Besitzungen Die Verwaltungsstruktur des Klosters bildet sich in den Amtsbüchern und Akten nur unvollständig ab, da nahezu keine Archivalien mehr vorhanden sind, die die Verwaltung der auf bayerischem Territorium gelegenen Güter dokumentieren. Bereits das erste Urbar des Klosters aus dem 14. Jahrhundert lässt eine verwaltungsmäßige Unterteilung des Gesamtbesitzes vermuten, wobei die Inngrenze ein wesentliches Gliederungskriterium darstellt, die auch spätere Urbare ansetzen. Die Urbare des ausgehenden Mittelalters zeigen überdies, dass innerhalb des Klosters Formbach vermögensrechtlich unabhängige Ämter bestanden (etwa ein Oblayamt oder die Infirmarie). In der Frühen Neuzeit hatten sich zur Verwaltung des Besitzes in Österreich in Orten mit Formbacher Besitzschwerpunkten Verwaltersitze etabliert, die sich in den Registraturzeichen widerspiegeln. In der Aktenüberlieferung sind Herzogenburg, Gloggnitz und Baumgarten dokumentiert. Die dortigen Verwalter waren oft Formbacher Klosterbrüder. Im 18. Jahrhundert wurden zumindest Gloggnitz und Baumgarten in Personalunion verwaltet. In Gloggnitz ist zudem für das 17. Jahrhundert eine vom Formbacher Kloster abhängige Mönchsgemeinschaft nachweisbar (vgl. Kloster Formbach Amtsbücher und Akten 287). Neben diesen als Propsteien bezeichneten Verwaltungseinheiten waren auch die Pfarrherren der dem Kloster Formbach inkorporierten Pfarreien in der Verwaltung des Grundbesitzes involviert. Neben Gloggnitz fanden hierbei Ruhstorf, Mönichwald und Antiesenhofen Niederschlag in der Aktenüberlieferung. 5. Ergänzende Bestände Ergänzend können folgende Signaturen hinzugezogen werden: Kurbayern Äußeres Archiv 4093. Kurbayern Geistlicher Rat, Aufsicht über die Klöster Formbach 01 - Formbach 013. Kurbayern Landesdirektion von Bayern in Klostersachen Nr. 8866 - 8921. KL Fasz. 778 Nr. 1-3, KL Fasz. 779 Nr. 3-4, KL Fasz. 780 Nr. 5-6, KL Fasz. 781 Nr. 7-8, KL Fasz. 782 Nr. 9-17 und KL Fasz. 783 Nr. 18-28. Plansammlung Nr. 5534 - 5539. 6. Weiterführende Literatur Herrmann, Rüdiger: Vornbach, in: Germania Benediktina, Bd. II: Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Bayern, hg. von Maria Hildebrand, Helmut Kaufmann, Helmut Flachenecker, Wolfgang Wüst und Manfred Heim, St. Ottilien 2014, S. 2437-2453. Chrambach, Eva: Die Traditionen des Klosters Formbach. Altendorf 1987. Oblinger, Ludwig: Angelus Rumpler, Abt von Formbach, und die ihm zugeschriebenen historischen Kollektaneen, in: Archivalische Zeitschrift 11 (1904), S. 1-99. Dorrer, Erika S.: Angelus Rumpler. Abt von Formbach (1501-1513) als Geschichtsschreiber. Kallmünz Opf. 1965 (= Münchener Universitätsschriften, Philosophische Fakultät / Münchener Historischer Studien, Abteilung bayerische Geschichte 1). Worstbrock, Franz J.: Aus Gedichtsammlungen des Wolfgang Marius, in: ZBLG 44 (1981), S. 491-504. Eckl, Josef / Duschl, Josef (Hg.): Das Kloster Vornbach. 900 Jahre Benediktinische Kultur im Unteren Inntal. Hengersberg 1994. Zu bestellen als: Kloster Formbach Amtsbücher und Akten [Nr.] (1) Die Bestandsbezeichnung "Kloster Formbach" lehnt sich an die historische Namensform an. Für den Ortsindex wird die moderne amtliche Schreibweise "Vornbach" verwendet.