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Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V. ZADIK (Archivtektonik)
[1967-07-08/2001-06-30]
Inhalt: Das Archiv und die Kunstsammlung von Dorothee und Konrad Fischer wurden im Jahr 2015 von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erworben. Das ZADIK wurde im Mai 2015 mit der Systematisierung, Erschließung und Digitalisierung des Galeriearchivs beauftragt, die Mittel für die Kosten der Archivierung besorgte die Kunstsammlung NRW. Mit der Erschließung wurde unmittelbar nach Eingang des Bestandes am 22.5.2015 begonnen. Die Systematisierung erfolgte nach dem Provenienzprinzip, die bereits vorgefundene sorgfältige Ordnung und Sortierung des Bestandsbildners (Familie Fischer und GaleriemitarbeiterInnen) wurde beibehalten, die Dokumente wurden digitalisiert und einzeln in der Datenbank erschlossen. Es wurden keine Archivalien kassiert, da das Archiv nur kunsthistorische relevantes Material enthielt. Das Archiv der Konrad Fischer Galerie ist im ZADIK nur in digitaler Form im Intranet (und teilweise auf der ZADIK-Webseite) einsehbar.
Mit der Ausstellung "Wolke & Kristall" - Die Sammlung Dorothee und Konrad Fischer" (24.9.2016-8.1.2017), die auch wesentliche Dokumente aus dem Archiv präsentierte, feierte die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen den Erwerb der Kunstsammlung und des Archivs.
Geschichte: Orte:
(siehe auch Ausstellungschronologie)
1967 - 1980 Neubrückstr. 12, Düsseldorf (ab 1974 unregelmäßig)
1970 - 1976 Andreasstr. 25, Düsseldorf
1974 - heute Platanenstr. 7, Düsseldorf
1983 - 1992 Mutter-Ey-Str. 5, Düsseldorf
2007 - heute Lindenstraße 34-35, Berlin
Namen:
Ausstellungen bei Konrad Fischer (Oktober 1967-Januar 1998)
Konrad Fischers Raum (gelegentlich, siehe Ausstellungschronologie)
Konrad Fischer Galerie (Februar 1998 bis heute)
Konrad Fischer (11.4.1939-24.11.1996) wurde als ältestes Kind von Helmuth Fischer (1914–1978), Direktor des Stahlkonzerns Mannesmann und seiner Frau Ada Fischer, geb. Lueg (1909–1994) in Düsseldorf geboren. Er studierte von 1958 bis 1962 Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf zunächst bei Bruno Goller und ab 1960/61 zusammen mit seinen Mitstudenten Sigmar Polke, Gerhard Richter und Manfred Kuttner bei Karl Otto Götz und ab 1961 in der Bühnenbildklasse bei Teo Otto und nannte sich als Künstler nach dem Mädchennamen seiner Mutter Konrad Lueg.
Nach Abschluss des Studiums stellte er zusammen mit seinen Studienkollegen Gerhard Richter, Sigmar Polke und Manfred Kuttner erstmals in verschiedenen Ladenlokalen und Galerien aus: Ladenlokal Kaiserstr. 31 A, Düsseldorf (1963), Möbelhaus Berges, Düsseldorf (1963), Galerie Schmela, Düsseldorf (1964), Galerie Parnass, Wuppertal (1964), Galerie René Block (1964, 1966). Die erste Einzelausstellung bot ihm 1964 der namhafte Düsseldorfer Galerist Alfred Schmela an, dem Konrad Lueg auch beim Hängen von Ausstellungen half und auf Geschäftsreisen begleitete. Alfred Schmela war es auch, der maßgeblich an der Entscheidung Konrad Fischers beteiligt war, beruflich auf die Seite des Galeristen zu wechseln, als er ihm anbot, eine Dependance für junge Künstler seiner Galerie zu leiten. Als Schmela sein Angebot einige Tage später zurückzog, entschloss sich Fischer, allein eine Galerie in Düsseldorf zu gründen.
In der Neubrückstr. 12 fand er ein Domizil in einer ehemaligen Tordurchfahrt, günstig gelegen zwischen Städtischer Kunsthalle und Kunstakademie und neben der beliebten und legendären Künstlerkneipe Creamcheese. Die Stirnseiten des Torbogens ließ Fischer jeweils mit Glastüren verschließen, sodass ein elf Meter langer und drei Meter breiter Ausstellungsraum entstand.
Mit der Arbeit "5 x 20 Altstadt Rectangle" von Carl Andre, einer betretbaren, raumfüllenden aus 100 quadratischen, flachen Stahlplatten von je 50 x 50 cm bestehenden Bodenskulptur eröffnete Fischer am 21. Oktober 1967 seine Ausstellungen bei Konrad Fischer. Er entschied sich für einen neutralen Namen, indem er bewusst auf den merkantilen Begriff "Galerie" verzichtete. Carl Andres europäische Premiere mit dem Titel "Ontologische Plastik" (der in Bezug zu Constantin Brancusis "Endlose Säule" 1937/38 einen neuen Ansatz in der Skulptur entwickelte) wurde ein vielbeachteter Erfolg und etablierte das neu gegründete Unternehmen als richtungweisende, programmatische Avantgardegalerie. 1968 nahm Konrad Fischer noch als Künstler an der von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung "12 Environments" in der Kunsthalle Bern teil, kurz danach gab er seine Künstlertätigkeit und den Künstlernamen auf.
Von Anfang an widmete sich Konrad Fischer zusammen mit seiner Frau Dorothee Fischer, die damals noch als Lehrerin arbeitete, Künstlern der Konzeptkunst, der Minimal und Land Art, deren Bedeutung er früh erkannte und denen er die ersten Einzelausstellungen in Deutschland bzw. Europa ausrichtete. Für die Programmgestaltung der Anfangsjahre war der Kontakt zu Kaspar König entscheidend (er sollte ursprünglich stiller Teilhaber der Galerie werden). Von New York aus plante König gemeinsam mit Konrad Fischer die ersten "Ausstellungen bei Konrad Fischer" und gewann mit Carl Andre den ersten einer langen Reihe von bedeutenden amerikanischen Künstlern. Da die Transportkosten für die oft großformatigen, sperrigen Kunstwerke aus den USA sehr hoch waren, entwickelte Konrad Fischer vor allem mit den Künstlern jenseits des Atlantiks das Konzept der "site specific"-Ausstellungen. Fischer bezahlte die Flugtickets der Künstler, sorgte für deren Unterbringung, sodass die Arbeiten direkt vor Ort - in situ - und bezogen auf den Galerieraum konzipiert wurden. Die physische Bedingungen des Galerieraums waren wesentlich und bestimmend für die Produktion, Präsentation und Rezeption der Arbeiten. Konrad Fischer war nicht der erste Galerist, der Künstler "importierte", um ein Kunstwerk ortsbezogen herstellen zu lassen, aber er entwickelte und systematisierte diese Idee der "site-specific"-Praxis für seine Galeriearbeit. Bei dieser Arbeitsweise war die Präsenz des Künstlers vor Ort unabdingbar, die Produktion der Werke entstand oft in enger Kooperation zwischen Künstler und Galerie. So ließen z.B. Carl Andre und Sol LeWitt ihre Arbeiten durch die niederländische Fabrik "Het Spectrum" in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Möbeldesigner und Kunstsammler Martin Visser in Bergeijk herstellen. Neben der Ersparnis der Transport- und Versicherungskosten verfolgte Fischer die Intention, den persönlichen Kontakt zu den Künstlern zu intensivieren, sie durch Erstausstellungen an die Galerie zu binden und ein internationales Netzwerk aufzubauen.
Konrad Fischer agierte nicht nur als Künstler und Galerist, sondern auch als Vermittler und Kurator. Sein Selbstverständnis äußerte er in einem seiner seltenen Interviews: "(...) I see myself as an art agent." ("Konrad Fischer interviewed by Georg Jappe", in: Studio International, Februar 1971). Er initiierte als Kurator erste, wegweisende Ausstellungen zur damals noch unbekannten Konzeptkunst in Deutschland und vermittelte seine Künstler an Museen und Institutionen. Gemeinsam mit Hans Strelow gründete er 1968 mit "Prospect 68" eine fünfjährige Ausstellungsreihe in der Kunsthalle Düsseldorf als Parallelveranstaltung zum Kölner Kunstmarkt mit Kunstwerken internationaler Avantgardegalerien. 1969 organisierte er eine Europatournee für Gilbert & George und lud sie in die Ausstellung "Konzeption/Conception" im Städtischen Museum Morsbroich in Leverkusen ein, die er zusammen mit Rolf Wedewer arrangierte. Im selben Jahr nahmen einige Künstler von Konrad Fischer an Harald Szeemanns Ausstellung "Live in Your Head. When Attitudes Become Form" in der Berner Kunsthalle teil, ebenso 1969 an den auf Concept Art, Minimal Art, Land Art und Arte Povera spezialisierten Ausstellungen "Op losse schroeven" (Kurator: Wim Beeren, Stedelijk Museum Amsterdam) und 1971 an der Ausstellung "Sonsbeek 71. Sonsbeek buiten de perken" in Arnhem. Für das von Johannes Cladders geleitete Städtische Museum Mönchengladbach vermittelte er ab 1968 Ausstellungen von Carl Andre, Hanne Darboven und Stanley Brouwn, im Haus Lange in Krefeld unter Leitung von Paul Wember wurden Jan Dibbets, Richard Long, Sol LeWitt und Lawrence Weiner erstmals in Einzelausstellungen im musealen Kontext präsentiert. 1972 lud Harald Szeemann Fischer ein, auf der documenta 5 gemeinsam mit Klaus Honnef die Sektion "Idee+Idee/Licht" mit Schwerpunkt Konzeptkunst zu organisieren.
Zu den Sammlern, die von Beginn an Fischers Programm unterstützten, zählen das Sammlerehepaar Martin und Mia Visser aus Bergeijk (Niederlande), Giuseppe Panza di Biumo Milano/Varese, Egidio Marzona und Urs Raussmüller, der den Aufbau der Hallen für Neue Kunst Schaffhausen beförderte.
Fischer trug maßgeblich zur internationalen Präsenz seiner Künstler bei, indem er mit einer ebenfalls auf Konzeptkunst ausgerichteten neuen Generation von Avantgardegalerien wie Dwan Gallery (New York, L.A.), Heiner Friedrich (München/Köln), Art & Project (Amsterdam), Wide White Space (Antwerpen) kooperierte und ein Netzwerk aus Künstlern, Galeristen, Sammlern, Kuratoren und Kritikern in Europa aufbaute.
1977 gründete Konrad Fischer zusammen mit Gian Enzo Sperone und Angela Westwater eine gemeinsame Galerie in der 142 Greene Street in SoHo/New York unter dem Namen "Sperone Westwater Fischer". Das Galerieprogramm war geprägt von Europäischen Avantgardekünstlern und Vertretern der Minimal Art wie Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd und Sol Lewitt und Ausstellungen mit Arbeiten von Bruce Nauman, Richard Long oder Installationen von Mario Merz. Als zunehmend Künstler der italienischen Transavantguardia ausgestellt wurden, beendete Fischer die Zusammenarbeit.
Neben den regelmäßig ausgestellten Künstlern der Concept Art, Minimal Art und Land Art wie unter anderem Carl Andre, Daniel Buren, Hanne Darboven, Douglas Huebler, Hamish Fulton, On Kawara, Sol LeWitt, Richard Long, Bruce Nauman, Blinky Palermo, Reiner Ruthenbeck, Lawrence Weiner gehörten bald aber auch die Künstler der italienischen Arte Povera wie Jannis Kounellis, Mario Merz und Giuseppe Penone zum festen Programm der Galerie von Dorothee und Konrad Fischer. Nachdem die Galerie 1974 in neue Räumlichkeiten einer ehemaligen Porzellanfabrik in die Platanenstr. 7 in Düsseldorf-Flingern umgezogen war, erweiterte Fischer sein internationales Galerieprogramm ab Anfang der 1980er Jahre durch neue künstlerische Positionen, insbesondere von Künstlern und Künstlerinnnen, die in Düsseldorf und Umgebung lebten, arbeiteten oder mit der Kunstakademie Düsseldorf verbunden waren wie u.a. Bernd und Hilla Becher, Tony Cragg, Rebecca Horn, Harald Klingelhöller, Rita McBride, Juan Munoz, Thomas Ruff, Marian Schouten, Thomas Schütte und Jerry Zeniuk.
Mit vielen ihrer Künstler verband Konrad und Dorothee Fischer eine jahrzehntelange Freundschaft, eine Generation von Künstlern war eng mit dem Namen der Galerie verknüpft. Nach dem Tod von Konrad Fischer am 24. November 1996 widmeten einige Künstler ihm Arbeiten in Gedenken an den Galeristen und Freund wie Carl Andre "Wolke & Kristall / Blei Leib Leid Lied", 1996 und Richard Long "Circle for Konrad", 1997. Dorothee Fischer führte die Galerie in eigener Regie und unvermindertem Engagement fort mit neuen Entdeckungen u.a. wie Peter Buggenhout, Jim Lambie, Stephen Kaltenbach, Manfred Pernice oder Paloma Varga Weisz. Seit Februar 1998 firmiert die Galerie unter neuem Namen: Konrad Fischer Galerie.
Im Herbst 2007 eröffnete Dorothee Fischer eine Dependance in Berlin mit einer Ausstellung von Carl Andre. Neben jüngeren, internationalen Künstlern präsentierte sie ebenso das Programm aus fast 50 Jahren Galeriegeschichte. Nach dem Tod von Dorothee Fischer im Mai 2015 führt die Tochter Berta Fischer die Galerie fort. Mit der Ausstellung "Wolke & Kristall. Die Sammlung Dorothee und Konrad Fischer" (24.9.2016-8.1.2017) würdigte die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K20 den Erwerb der bedeutenden Sammlung und des Archivs von Dorothee und Konrad Fischer.
Das Galeriearchiv wurde ab Sommer 2015 bis Frühjahr 2017 vom ZADIK systematisiert, erschlossen und digitalisiert.
Zu zitieren als: Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Schenkung 2013, Archiv Dorothee und Konrad Fischer, ZADIK A 96, Signatur