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300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld (Bestand)
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Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Sammlungen >> Sammlungen
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben:
Form und Inhalt: Vorwort zum Bestand 300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld
Bestandsgeschichte
Die heute achtbändige städtische Kriegschronik setzt im September 1939 mit dem Überfall auf Polen ein und endet im Sommer 1944. Verfasser war Dr. Eduard Schoneweg (1886-1969), Leiter des Städtischen Museums, der diese Chronikführung bis April 1940 ehrenamtlich, danach mit offiziellem Auftrag der Stadt ausübte.
Die Kriegschronik vereinigt Zeitungsausschnitte vor allem der Lokalpresse, Fotos, Handzettel von Veranstaltungen, Erlebnisberichte und Feldpostbriefe von Bielefelder Soldaten, Schriften von Bielefelder Unternehmen, Berichte verschiedener städtischer Verwaltungszweige, Stimmungsberichte, die Schoneweg selbst eingefangen hatte, und seine - z. T. offen antisemitischen - Kommentierungen. Eine absolute Seltenheit stellt die 25 Fotos umfassende Serie von Aufnahmen der Juden-Deportation vom 13. Dezember 1941 nach Riga dar.
Die Arbeitsweise Schonewegs ist unklar, jedoch benennt ein Artikel "Spiegelbild des Krieges" in der "Ravensberger Feldpost" 1942 die von ihm angelegten "Sammelmappen":
- "Bielefelder Heldensöhne schmückt der Kriegslorbeer",
- "Verhältnis von Front und Heimat"
- "Die Partei und ihre Gliederungen im Kriegseinsatz"
- "Das städtische Gemeinwesen im Kriege"
- "Die Bielefelder Wirtschaft im Kriege"
- "Wie die Innere Front siegen half"
- "Die Pflege des kulturellen Lebens im Kriege" und
- "Die heilende Hand".
Diese Sammelmappen scheinen aufgelösten und mit ergänzten Fotos in eine halbwegs chronologische Form gebracht worden zu sein, die die Bände charakterisiert.
Dem Chronikverfasser und überzeugten Nationalsozialisten Schoneweg ist es nach dem Hauptangriff vom 30. September 1944 nicht mehr gelungen, die Sammlung und Kommentierung fortzusetzen. Die Kriegschronik bricht am 31. August 1944 unvermittelt ab, was darauf hinweisen kann, dass Schoneweg seine Berichterstattung monatsweise anlegte und einarbeitete. Die Führung der Kriegschronik wurde als nicht kriegswichtig eingestuft, Schoneweg in das Wohnungsamt versetzt.
Für den Folgezeitraum liegt bislang lediglich eine unzureichende Fortsetzung aus dem Hauptamt vor, das seine Berichte weiterhin an Schoneweg leitete und Abschriften zu den Akten nahm, wo sie aufgrund unzureichender Erschließung erst 2012 festgestellt wurden (Bestand 101,1/Geschäftsstelle I, Nr. 43: Veröffentlichung des Urkundenbuchs der Stadt Bielefeld, Enthält u.a.: Berichte des Hauptamts für die Kriegschronik bis 31.3.1945 (hds.)). Darüber hinaus sind im Bestand 101,1/Geschäftsstelle I, Nr. 464 f. weitere Abschriften früherer Berichte des Hauptamts vorhanden.
Die Bandeinteilung stellt sich nach einer offensichtlich ersten Bindung überhaupt aus den 1960er Jahren wie folgt dar:
- Bd. 1: 1939/40 - 320 Blatt - 507 Scans
- Bd. 2: 1940 - 234 Blatt - 355 Scans
- Bd. 3: 1941 - 255 Blatt - 341 Scans
- Bd. 4: 1941 - 359 Blatt - 456 Scans
- Bd. 5: 1942 - 229 Blatt - 329 Scans
- Bd. 6: 1942 - 333 Blatt - 342 Scans
- Bd. 7: 1943 - 399 Blatt - 575 Scans
- Bd. 8: 1944 - 336 Blatt - 432 Scans
Hinweise zur Benutzung
Die 2.465 Blatt zuzüglich eingelegten Dokumenten wurden 2015 mit 3.337 Bilddateien vollständig gescannt, die Bindung dafür aufgelöst. Die Originalblätter werden für die Benutzung im Lesesaal nicht mehr vorgelegt.
Die Chronik und ihre Inhalte haben eine klare ideologische Fundierung im Nationalsozialismus und weisen demnach rassenideologische, politisch extreme und militaristische Inhalte auf, die mit den Digitalisaten verfügbar gemacht werden. Die Digitalisate und deren Inhalte sind seitens des Stadtarchivs Bielefeld nicht im Einzelnen geschwärzt oder kommentiert worden.
Archivalienbestellungen: 300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld, Nr.
Zitation: Stadtarchiv Bielefeld oder StArchBI, Best. 300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld, Nr.
Literatur
- Minninger, Monika, Bilder einer Abschiebung. Eine Fotoserie zur Bielefelder Judendeportation, in: Westfälische Forschungen 58 (2008), S. 441-460
- Spiegelbild des Krieges, in: Ravensberger Feldpost - Heimatmeldungen für unsere Soldaten aus dem Kreise Bielefeld-Halle, herausgegeben von dem Kreisleiter der NSDAP. Bielefeld-Halle, Heft 7/1942, (S. 6)
- Sunderbrink, Bärbel/Frigga Tiletschke, Die Bielefelder Kriegschronik - eine Dokumentation über die "Heimatfront" im Zweiten Weltkrieg, in: Der Minden-Ravensberger 75 (2003), S. 93-98
Dr. Jochen Rath
Archivdirektor
Bielefeld, Oktober 2020/August 2021