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Vertrag zwischen Bischof, Bernard von Raesfeld, Domkapitel und der Stadt betr. Jurisdiktion der Geistlichen. Pgt. Siegel des Bischofs, Domkapitels, der Kollegiatkapitel und der Stadt (Nebst Abschrift).
Vertrag zwischen Bischof, Bernard von Raesfeld, Domkapitel und der Stadt betr. Jurisdiktion der Geistlichen. Pgt. Siegel des Bischofs, Domkapitels, der Kollegiatkapitel und der Stadt (Nebst Abschrift).
Ratsarchiv (bis 1802) >> 05 Jurisdiktion (A V) >> 05.04 Jurisdiktion über die Geistlichkeit (A V d)
13. August 1588
Enthält: Der erwählte Bischof von M. Bernhard [von Raesfeld], der Dechant und die Kapitel der Dom- und anderen Kollegiatkirchen (Neuer Dom, Alter Dom, Martini, Mauritz und Überwasser) und die gemeine Klerisei von Stadt und Stift Münster vergleichen sich mit Bürgermeister und Rat der Stadt M. über die [seit 10 Jahren] strittige Strafverfolgung von solchen lasterhaften oder verbrecherischen Geistlichen durch den Rat, die nach weltlichem Recht wegen ihrer Übeltaten oder Ehebruch Todesstrafe verdienen, oder die anderer Vergehen schuldig sind. Darüber erfolgen eingehende Bestimmungen. A: Original, Pergament, mit Siegeln des Bischofs, der beiden Domstifte, der drei Kollegiatstifte und der Stadt. Rückvermerk: Vertrag van der Geistlichen Anfangs und Apprehension, anno 1558 B: Konzept, mit Nachtrag des Datums, aber ohne die Zusätze der späteren Abschrift D; Rückvermerke: Copia des Originalbriefs belangend den Vertrag mit der Klerisey zu Munster. Der Geistlichen Angriff betreffend C: Einfügung in die Kaiserliche Bestätigung vom 2. Dezember 1562 (siehe Nr. 16), ebenfalls ohne die späteren Zusätze in D D: Abschrift aus Ende des 16. Jahrhunderts im Stadtbuch A ll Nr. 0, Bl. 18-21; mit 2 Zusätzen und mit der Formel der Urfehde E: Nach einer leicht abweichenden Kopie aufgenommen vom Domkantor Melchior Röchell (gest. 1606) in seine Münstersche Chronik, 1856 herausgegeben von Johannes Janssen in: Die Geschichtsquellen des Bisthums Münster, Bd. III S. 13-18 Druck A Ausführungen in Utsch: Den Anlaß zu diesem Vertrage und den ihm vorangegangenen, zehnjährigen Zuständigkeitsstreiten gab 1518 die Verhaftung des Dompredigers und erwählten Weihbischofs Johann v. Achen, vom münsterischen Rat wegen Ehebruchs angeordnet. Diese Angelegenheit behandeln Münstersche Chroniken (Geschichtsquellen des Bistums Münster Bd. I S.345 u. Bd. II S. 6, 12-18; Münster 1851 u. 1856), ohne den Verhaftungsgrund in Zweifel zu ziehen; auch die zeitgenössischen Akten ergeben eindeutig die Schuld des Bruders Johann, nachgewiesen mit mehreren Ehefrauen. Erst 250 Jahre nach der Inhaftierung erhob der Domvikar Johann Hermann Kock ohne Beweisantritt den Vorwurf, Johann von Achen sei fälschlich des Ehebruchs bezichtigt worden (Series episcoporum Monasteriensium, Teil III S. 101; Münster 1816). Dieselbe Behauptung wiederholte ebenfalls ohne Beleg, der (spätere) Domkapitular Adolf Tibus (Geschichtliche Nachrichten über die Weihbischöfe von Münster, S. 61 u. 63; Münster 1862). Dazu äußerte Univ-Bibliothekar Dr. Klemens Löffler: "Die Frage, ob Johann schuldig war, wird durch die Akten, da sich der Prozeß [Klerisei gegen Stadt] lediglich um die Kompetenz dreht" nicht entschieden und muß offen bleiben. Es ist deshalb nichts darauf zu geben wenn Kock und ihm folgend Tibus kurzweg behaupten, Johann sei fälschlich angeschuldigt worden" (Hermann Hamelmanns Geschichtliche Werke, Bd. II S. 517; Münster 1913). Löffler fußt auf der irreführenden Auskunft eines Fachmannes, der in Rücksicht auf seinen Konfrater Johann v. Achen dessen selbstgeschriebenes Schuldbekenntnis aus den amtlichen Strafakten entfernt hatte. Das Schriftstück kam 1913 an seine Ursprungsstelle zurück. Kurz vorher hatte in einer Versammlung einer heimatgeschichtlichen Vereinigung in Münster ein Mitglied des Domkapitels denselben Vorwurf, wie Kock und Tibus,gegen den münsterschen Rat erhoben. - Uber die Persönlichkeit Johanns vgl. Löfflers Zitate aus älteren Quellen auch darüber, dass er "als Mathematiker und Tausendkünstler und Wiederhersteller der Domuhr bekannt" sei. (Schulte) Nachdem sich hiebevor allerhant hoichbeschwerliche Missell und Irthumb, den Angreif der geistlichen Personen bynnen der Stadt Munster belangent, zwischen den hoichwerdigen hoichvermugenden Fürsten und Herrn, Herrn Frantzen, Bischöfen zu M. und Oßnabrugk ste., Administratoren zu Minden etc. hochloblicher Gedechtnuß, und den erwirdigen, werdigen und erentvesten und erberen Herrn Dechant und Capitel! der Tumb- und anderer Collegiatenkirchen und gemeiner Clerisei der Stadt und Stifft M. an einem und den vorsichtigen und weisen Hern Bürgermeister und Raid berorter Stadt M. andern Teil zugetragen, derhalben allerhand gerichtliche Process geübt und sunst vilfeltige guitlige Handlung bei Zeiten hoichernantes meins genedigen Hern Bischof Frantzen, desselbigen Nachfolger Wilhelms, Erwelten und Confirmerten zum Bischoven zu M., und sunst geplecht, und doch über allen angewendten Fleiß, Muhe und Arbeid die begerte und gesuchte Einigung uf damals furgeschlagene Mittel entstanden, derwegen weitere guitliche Underhandlung dieser Spen und Gebrechen halber durch etliche fridliebende Personen heute àto in berurter Stadt M. myt ermelten Dechant und Capittel der Tumb- und anderer Collegiaten Kirchen und Bolmechtigen gemeiner Clerisei der Stadt und Stifft M-, desgleichen Bürgermeister, Rat und Gemeine gerorter Stadt M. furgenommen, auch so weit mit itzgenanten streitigen Parteien, (jedoch mit Furwisse des hoichwirdigen in Got hoichvermugenden Fürsten und Hern Hern Bernhartz, Erwelten zum Vischoven zu M.) verhandlet, das sie den geliebten Friden, auch Pflantzung und Erhaltung christlicher und erbarlicher Sitten zu Guten, zu allen Teilen in nachfolgendem Vertrag gewilligt und denselbigen angenommen. Anfenglich und damit der Rat zu M. oder nemantz möcht gemeinen, als das man der geistlichen Personen Laster und Übeltäter gerne wolle ungestrafet sehen oder derselbigen im diesem Fall verschonen, ist bewilligt und ingerumbt, das Bürgermeister und Rat der Stadt M. die geistliche Personen allein in sollichen Fellen, so solliche Übeltaten, damit die Weltliche die Leibstraf verdient, oder sonst kentlichen Eebruch begangen, sollen mugen angreifen und sollicher Anfanck hinfurter zu tuen behalten. Jedoch das sie sollichen Gefangenen auf Sanct Mauritius Portz, ungestockt und ungeblockt hinsetzen, meins genedigen Heren von M. Offitial oder Siegeler zur Zeit bynnen gerurter Stadt M. oder gemeltz Offitial Substituten, im Falle er nit vorhanden, alsbald die Gelegenheit davon durch eine Raitzpersoen oder bemeltes Raitz Döerwechter anzeigen, und folgentz uf Erfurderen hoichernantes meins gnedigen Heren oder derselbigen Bevelchaber, für eine Portz, so innen durch ire Fürstliche Gnaden, derselbigen nachkommen oder gerorte Vefelchaber soll benumbt werden, alles one einiche Lesion und Beraubung liebem, umb densslbigen in seiner Fürstlichen Gnaden Custodien uf des Stiftzhauser eins, da es seiner Fürstlichen Genaden gefellich, verwaren zu lassen. Im Fall aber ire Fürstliche Gnad oder derselbigen Vefelchaber alsolchem Gefangenen inrvendich achte Dagen na ctato des Angriffs und bescheener Antzeignung nit wurden vurdern, mach bemelter Rait denselbigen in eine andere Custodien hinsetzen, daselbst er one große Veswer und Gefaer möge verwart und innen nichtz zu weiniger auf Erfurdern des Landfursten oder seiner Fürstlichen Gnaden Befelchhaber folgen lassen. Und da hoichgemelter mein fürstliche genediger Her derselbigen nachkommen, den geistligen ubergeleberten Gefangen, so den Leib, wie obengemelt, verwirkt oder kentlichen Eebruch begangen, am Leib nit strafen wurde, soll dannoch der Gefangener seiner Gefencknuss nit erledigt werden, er hette dan Caution und Urphede getaen, sollichen Angriff und Gefenknuß nit zu wrechen, wie man sich dan des Effects sollicher Caution verglichet, auch in gedachte Stadt M. one Consent des Raitz nit wider gestattet werden. So aber jemand von den Geistligen einige ander Ubeltaet wider Bürgermeister und Rait der Stadt M., derselbigen Bürgeren, Hausfrauwen und Gesinde beginge, die zu Recht keine Leibstraf auf sich hette, und derselbiger von seiner Obrigkeit nit gestrafft wurde, den fall ein Rait bemelter seiner Oberigkeit zu strafen angeben, und so er straffbar befunden und die Straff daruf nit folgen wurde, soll der Rait denselbigen alsdan angreifen und unsern genedigen Hern zur Zeit inmassen, wie obstehet, mit Übergebung der Ursachen seiner Anhaltung lieferen, damit er na Gelegenheit und Befindung gestrafft, und dannoch nit anders dan ubermitz geburlicher Cautien der Behafftung verlaessen werden. Jedoch so auch jemand von den Geistligen one begrundte Ursachen oder genugsam iniUtia von dem Rait angefangen wurde, denselbigen soll der Rait he Erstattung zu tun schuldig sein. sZusatz im Stadtbuch: dem Schuldigen sol uff des Klegers Klage Recht wedderfharen, und sder Schuldige sollj de Unkost betzailen.j Und da letzlich die Geweldemeister oder Nachtwechter jemand von geistlichen Personen bei Nachtzeiten durch Rumor, Waffengeschrei oder sunst ander Übeltat auserhalb der vorigen, so die Leibstraff uf sich haben und kentlichen Ehebruch, ungeferlich betretten und angegriffen wurde, soll derselbiger die Nacht oben uf der Schreiberei nit durch die Boetmeister, sunder andere des Raits beklebte Diener bis an den Morgen verwart und vom Rait alsdan zeitlich, unverletzt und unbeschedigt, nach empfangener Gelubte, auf seinen Eid, alsollichen Angriff nit zu rechen, verlassen und seiner Oberigkeit die Orsachen seins Anhalten angezeigt, und, so dieselbige straffbar befunden, nach Gelegenheit von derselbiger seiner Obrigkeit gestrafft werden, und so die Straff nit folgen wurde, dem Landfursten, inmassen wie oben in gleichen straffbaren Fellen angetzogen, geliebert werden. [Zusatz im Stadtbuch: Jedoch soll ein jeder Privatkleger, so dem gefangnen Geistlichen met Rechte anzuklagen bedacht sein woll, zu Rechte gehört und Rechts gestattet werden.] Quellen und Forschungen. IX. 2 Und sollen also hiemit beide vorgeschriebene streitige Partien dieser irer Gebrechen gar und zumal guitlich vergleichen sein und pleiben. Wiewol man sich auch gentzlich will versehen, es soll hinfürter gute Einigkeit zwischen beiden Partien erhalten und alle Ursachen des Mißverstands vermiten werden, so ist demnach zu allen Teilen bewilligt und angenommen, auch uf Treuwen und Glauben versprochen und zugesagt, da sich hienegst einicher Mißverstand klen oder groß, zwischen inen zutragen wurde, und sich dessen bei sich in der Gute nit vergleichen kunten, das alsdan hoichgenanter mein gnediger Her, desselbigen Nachkamen, als beider Teil Landfurste, beide Partien uf Ersochen der Kleger soll fur sich bescheden, sie nach Noturft verhoeren und sovill mogelich nach der meister Pilligkeit vergleichen. Und im Fall iren Fürstlichen Gnaden, derselbigen Nachkamen sollichs entstünde, etliche Unparteische aus dieses Stiftz Stenden bei sich forderen und mit derselbiger Zutun nochmals understan, solliche Geprechen in der Freuntschafst zu vertragen. Dan da sollichs alles kein Platz bey inen haben wurde, das alsdan derselbiger Mißverstand oder Mangel nit anders als dorch ordentlich und geburlich Recht soll ausgefurt werden, und das ein jeder Teil damit ersettigt soll sein und pleiben, auch nemand den anderen darüber mit der Tat bemühen, beschweren oder sunst in Unguten ichtwas zufugen, und sunst neben dem des gemeinen Landz Beste und Wolfart, wie von Alters Herkommen, auf gewontlig Verpflegung, mugelichs Fleiß helfen befurderen, alles one Geferde und Argelist. In Urkund der Warheit, und das diese vorschrieben Puncten stede, vast und unverbrochen sollen gehalten werden, haben wir Bernhart, Erwelter zum Bischoven zu M., wir Dechant und Capittel der Tumb- und anderer Collegiatenkirchen fur uns und mit von wegen der gemeiner Clerisien des Stifts und Stadt M., desgleichen wir Bürgermeister und Rait berurter Stadt M. unser Sigel fur uns und unsere Nachkomelingen unden an diesen Bref wissentlich tuen hangen, im Jahr unsers Hern ein tausent funf hundert funftzig acht, am dreitzenten Augusti
Archivale
Edition: Karl Utsch: Kultusabteilung des Stadtarchivs Münster, Münster 1937, S. 15 ff.