Die Ulmer Bürgerin Lucia geb. Krafft, Witwe des Johann Ehinger in der Salzgasse [heute Schelergasse], trifft testamentarische Verfügungen über die Verteilung der 200 Pfund Heller, die ihr ihr verstorbener Ehemann zur freien Verfügung verschrieben hat: - 100 Pfund Heller erhält Ute ("V/e/del"), die Tochter ihres verstorbenen Bruders Ludwig, wenn sie in den geistlichen Stand eintritt. Tut sie dies nicht oder stirbt sie vor der Erblasserin, dann sollen deren Testamentsvollstrecker diese Summe zum Seelenheil der Lucia und ihres verstorbene Ehemannes anlegen wie es ihnen am besten erscheint. - Dann soll man einen jährlichen Zins in Höhe von 6 Pfund Heller Ulmer Stadtwährung kaufen. Davon erhält jedes Kind ihres Sohnes und ihrer Tochter, das in den geistlichen Stand tritt, 1 Pfund Heller. Werden mehr als sechs Kinder geistlich, dann erhalten die ersten sechs, die in den geistlichen Stand eintreten, jedes 1 Pfund Heller. Werden weniger Kinder geistlich, dann fällt der Rest des Zinses an den Kaplan, dem der von ihrem Schwiegervater gestiftete Altar verliehen ist. Reste des Zinses, die nicht ausbezahlt werden, weil noch nicht sechs Kinder ihres Sohnes und ihrer Tochter in den geistlichen Stand eingetreten sind, fallen ebenfalls solange an den Kaplan, bis mindestens sechs der Kinder geistlich geworden sind. Stirbt eines der Kinder, die in den geistlichen Stand eingetreten sind, dann fällt sein Anteil an dem Zins an das Kloster, in das es eingetreten ist. Dort soll man dann einen Jahrtag für die Erblasserin und ihren Ehemann halten. - Des weiteren soll man einen jährlichen Zins von 3 Pfund Heller kaufen. Davon gefallen 1 Pfund Heller an den Sohn ihres Bruders Hermann Krafft, Mönch im Zisterzienserkloster Salem ("Salmanswiler") [Bodenseekreis]. Nach seinem Tod gefällt der Zins an den Konvent des Klosters zu einem Jahrtag für die Erblasserin. Das andere Pfund Heller fällt auf Lebenszeit an ihren früheren Schreiber Heinrich Wolf von Kaisheim [Lkr. Donau-Ries] und nach seinem Tod an den Konvent des Zisterzienserklosters Kaisheim zu einem Jahrtag. Das dritte Pfund Heller fällt auf Lebenszeit an die Nonne Anna Laidolf, die zur Zeit bei ihr im ihrem Haus lebt. Nach ihrem Tod geht es an das Heiliggeistspital in Ulm [abgegangen, Bereich Neue Straße, Lagerbuch Nr. 261/2, 254] zur Vermehrung der Einkünfte, die bereits ihr verstorbener Ehemann dem Spital für einen Jahrtag gestiftet hat. - Ferner erhalten ihre Tochter den silbernen Paternoster, deren Ehemann Johann Langenmantel das silberne Häfelein, ihre Sohn Jodok ("Jos") den großen Fingerring mit dem roten Stein und den silbernen Gürtel, seine Ehefrau den besten Schleier oder ein Kopftuch ("stuche") und dazu einen Trauerschleier ("sturcz"), ihre Enkelin, die Riglerin, den korallenen Paternoster und Ulrich, der Sohn ihrer Tochter, den grossen Fingerring mit dem Saphir. Außerdem erhalten jeder ihrer Brüder einen Ring im Wert von 2 Gulden, die Frau ihres Bruders Otto Krafft den Perlenpaternoster, die Tochter ihres Bruders Ulrich Krafft einen Trauerschleier und ihre Schwiegermutter in Söflingen ("Seflingen") [Stadt Ulm] 2 Gulden. - Das noch verbleibende Silbergeschirr sollen ihre Kinder untereinander teilen, und es ihren Kindern, die in den geistlichen Stand eintreten, geben. - Von dem Erlös ihrer noch übrigen Fingerringe soll man für den Priester, der den von ihrem Schwiegervater gestifteten Altar versieht, ein Haus kaufen. - Reichen die zum Ankauf der 9 Pfund Heller Jahrzins vorgesehenen 100 Pfund Heller nicht aus, dann soll man dafür die übrige Hinterlassenschaft der Erblasserin verwenden. Das Vermächtnis für ihre Nichte soll dafür nicht angetastet werden. - Zu Testamentsvollstreckern bestellt sie ihre Brüder Ulrich und Otto Krafft, ihren Vetter Ludwig Krafft, ihren Schwiegersohn Johann Langenmantel und dessen Ehefrau Anna, ihre Tochter, sowie ihren Sohn Jodok Ehinger.