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Fotosammlung Karl Kienzle: 35. Infanterie-Division, *1918 (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/319
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe
1941-1944
Überlieferungsgeschichte
Die Fotosammlung wurde von Karl Kienzle (Leinfelden-Echterdingen), der von 1942 bis 1944 als Fotograf der 35. Infanterie-Division an der Ostfront tätig war, angelegt. Er schenkte das Bildmaterial im Jahr 2003 dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Inhalt und Bewertung
Die Fotos, die im Einsatzgebiet der 35. Infanterie-Division entstanden sind, zeigen v. a. den soldatischen Alltag, militärisches Gerät und Kampfszenen, aber auch Land und Leute. Die ursprüngliche Gliederung des Bestandes, die bei der Erschließung beibehalten wurde, sah sechs chronologische bzw. thematische Bereiche vor: 1. Vormarsch, 1941; 2. Rückmarsch, Dezember 1941 bis März 1942; 3. Gshatsk, März 1942 bis 1943; 4. Rückmarsch auf Dorogobush bis Dnjepr, März 1944; 5. Land und Leute in Russland; 6. Truppenbetreuung.
1 Bestandsgeschichte: Durch Vermittlung von Minister Dr. Christoph-E. Palmer MdL wurde der heutige Bestand M 660/319 von Herrn Karl Kienzle aus Leinfelden-Echterdingen-Musberg am 12. Februar 2003 dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben. Am 5./7. März 2003 wurde der Schenkungsvertrag unterzeichnet. Die übereignete Fotosammlung umfasst insgesamt 651 s/w-Fotos über die 35. Infanterie-Division und ihren Einsatz in der Sowjetunion von 1941 bis 1944. Nach ihrem Erkennungssymbol wurde sie auch als "Fischdivision" bezeichnet. Bei der von Karl Kienzle angelegten Sammlung handelt es sich um eine persönliche Auswahl von Fotos, die er während seiner Zeit in der Ia Mess-Kartenstelle der 35. Ifanterie-Division zusammengestellt hat. Dieser war eine Fotoabteilung angegliedert, die auf Initiative des Divisionskommandeurs Rudolf Freiherr von Roman den Auftrag hatte, Fotos für eine spätere Divisionsgeschichte nach dem erwarteten siegreichen Kriegsende aufzunehmen. Die Fotografen sollten vor allem Kampfszenen, Land und Leute und den soldatischen Alltag im Bild festhalten. Für eine spätere Auswahl wurden die Negative und Fotos nach Karlsruhe, dem Heimatstandort der Division, geschickt; die geplante Divisionsgeschichte erschien allerdings nie. Karl Kienzle, geb. 27. Mai 1918 in Stuttgart-Obertürkheim, erlernte den Beruf des Augenoptikers und war zugleich als Fotolaborant tätig. Im Zweiten Weltkrieg kam er zunächst beim Grenadier-Regiment 109 (Sitz: Karlsruhe), ab 1941 in Russland zum Einsatz. Ab Januar/Februar 1942 wurde er als Fotograf zum Stab der 35. InfanterieDivision abkommandiert, die bei der Ia Mess-Kartenstelle auch eine Bildstelle unterhielt. Dort blieb er bis zum Sommer 1944, als er zur Stabskompanie des Grenadier-Regiments 109 zurückversetzt wurde. Er erlangte den militärischen Rang eines Obergefreiten. Von 1945 bis September 1947 war Kienzle in russischer Kriegsgefangenschaft. In der vorliegenden Fotosammlung beginnen ab Frühjahr 1942 die Bilder, an deren Aufnahme oder Entwicklung Karl Kienzle persönlich beteiligt war. Mit dem Einverständnis des Leiters der Ia Mess-Kartenstelle, Oberleutnant Wettling, durfte er von Fotos, die ihm persönlich interessant erschienen, zusätzliche Abzüge anfertigen, die er dann mit der Feldpost an seine Eltern in Stuttgart-Obertürkheim schickte, wo sie trotz der Kriegswirren erhalten blieben. Als Fotograf war Karl Kienzle vom soldatischen Dienst freigestellt; er fotografierte mit einem Dienstapparat der Marke Leica. Nicht alle Fotos stammen von ihm selbst, sondern auch von anderen Fotografen der Ia Mess-Kartenstelle, die vor ihm oder mit ihm eingesetzt waren. Die Sammlung Karl Kienzle enthält nur einen kleinen Teil des tatsächlich im Einsatzgebiet entstandenen Bildmaterials, das ursprünglich mehrere 1000 Fotos umfasste. Angesichts des Verlusts der nach Karlsruhe übersandten Bilder besitzt diese Privatsammlung eine wohl einzigartige Bedeutung für die Geschichte der 35. Infanterie-Division, gehen ihre Bildmotive doch auch weit über die Abbildungen der nach Kriegsende erschienenen Divisionsgeschichten des Kameradendienstes hinaus. Nach Absprache mit dem Bundesarchiv - Militärarchiv, das die Aktenüberlieferung der 35. Infanterie-Division verwahrt (RH 26-35), wurde der Wunsch des Schenkungsgebers respektiert, seine Fotosammlung in Stuttgart zu belassen.
2 Ordnung und Verzeichnung: Die dem Hauptstaatsarchiv im Frühjahr 2003 zunächst übergebenen 640 Fotos im Format 6 x 9 cm (Bild 1.1 bis 6.68) befanden sich in sechs zeitgenössischen Fotoschachteln der Firma Agfa, die von Karl Kienzle mit kurzen "Titeln" beschriftet waren: 1. Vormarsch, 1941; 2. Rückmarsch, Dezember 1941 bis März 1942; 3. Gshatsk, März 1942 bis 1943; 4. Rückmarsch auf Dorogobush bis Dnjepr, März 1944; 5. Land und Leute in Russland; 6. Truppenbetreuung. Das verwendete Fotomaterial wurde von der bis heute bestehenden Firma Foto Hirrlinger in Stuttgart bezogen, von der sich auch Aufkleber auf den Schachteln finden. Zusätzlich wurden vier Fotos im Format 11,5 x 8,5 bis 12,5 x 8,5 cm (Bild 7.1 bis 7.4) ins Archiv übernommen. Eine erste Vorordnung durch die Praktikantin Antje Heusel wurde bei der endgültigen Verzeichnung überarbeitet: Die Schachtelgliederung von Karl Kienzle blieb unverändert, allerdings wurden einzelne Fotos aufgrund seiner Angaben oder der Literaturhinweise zu kleineren Themenbereichen zusammengezogen. Innerhalb der Schachteln, deren Gliederung sich in den Bestellsignaturen niederschlägt, wurden die Fotos fortlaufend durchnummeriert. Ergänzend wurden im Dezember 2003 fünf weitere Fotos in den Formaten 6,5 x 5 cm und 6 x 9 cm (Bild 8.1 bis 8.6) reproduziert, deren Vorlagen sich noch beim Schenkungsgeber befinden. Ein weiteres Foto, auf dem Karl Kienzle selbst im Jahr 1944 zu sehen ist, schenkte er abschließend dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Bild 8.7). Sowohl das originale als auch die duplizierten Bilder wurden der Fotosammlung angegliedert. Am 4. und 9. Dezember 2003 besuchten die Referendare Claudia Oertel und Carsten Kohlmann den Schenkungsgeber in Leinfelden-Echterdingen und befragten ihn nach der Entstehung und den Motiven der Fotos. Während Karl Kienzle zu den Fotos, die vor seiner Zeit als Divisionsfotograf entstanden sind, nur wenige Angaben machen konnte, konnte er zu vielen Fotos aus seiner Zeit mit beachtlichem Erinnerungsvermögen Daten und Fakten über Orte und Zeitumstände weitergeben. Ergänzende Informationen waren der vorliegenden Literatur zur Geschichte der 35. Infanterie-Division zu entnehmen, in der 40 Fotos, die sich auch in der Sammlung Karl Kienzle finden, bereits veröffentlicht wurden. Die publizierten Bilder wurden in den Enthält-Vermerken mit einem Sternchen*) kenntlich gemacht. Eine Konkordanz am Ende des Findbuches weist die genauen Fundstellen nach. Bei der Verzeichnung stützten sich die Bearbeiter sowohl auf die Angaben von Karl Kienzle als auch auf die Informationen aus den Publikationen. Dennoch wurden im Enthält-Vermerk nur diejenigen Fotos genauer beschrieben, zu denen Angaben vorlagen. Die übrigen Fotos wurden allgemein im Titel beschrieben und zusammengefasst. Die mit Sternchen gekennzeichneten Beschreibungen beruhen im Kern auf der vorhandenen Literatur, die übrigen auf den Angaben von Karl Kienzle.
3 Literaturhinweise: Wehrkreiskommando V (Hrsg.), Wir tragen den Sieg. Erlebnisberichte und Soldatenlieder württembergischer und badischer Divisionen aus dem Kampfjahr 1941 im Osten, Stuttgart 1942 (Kurztitel: Sieg). Die 35. Infanterie-Division im 2. Weltkrieg 1939-1945. Die Geschichte einer einsatzbereiten, standfesten und anspruchslosen bad.-württ. Infanterie-Division. Zusammengestellt und bearbeitet von Hans Baumann, Karlsruhe 1964 (Kurztitel: 35. I. D./1). Die 35. Infanterie-Division. Einsatz 1939-1945 in Frankreich-Rußland, Friedberg o. J. (Kurztitel 35. I. D./2). Stuttgart, im Januar 2004 Dr. Albrecht Ernst