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Weimarische Zeitung, Nr. 281, 29.11.1872, S. 2: „Das Ensemble rundete sich trefflich ab und die einzelnen Rollen waren sehr lebendig dargestellt, wenn auch manche Züge noch feinere Ausarbeitung vertragen hätten. Vor allem dürfte der Professor Laurentius um einige Linien höher in der Auffassung gegriffen sein, wie denn überhaupt Herr Brock in seinen Lustspielcharakteren, die er sonst mit viel natürlicher Empfindung und Laune zeichnet, doch hie und da allzu absichtlich auf momentane Wirkung hinarbeitet. Ganz vorzüglich war Herr Lehmann als Geheimer Kommerzienrath Werren; kein Zug blieb da, der nicht zu voller Wirkung gekommen wäre und doch nirgends eine Uebertreibung, ein Abweichen von der köstlichen Naturwahrheit, welche den Lustspielfiguren des trefflichen Künstlers eine so wohlthuende und unwiderstehliche Wirkung verleiht. Auch Fräul. Schulz wurde ihrer liebenswürdigen Rolle in der anmuthigsten Auffassung vollständig gerecht. Merkwürdiger Weise schien uns Fräul. Lüdt nicht in gewohnter Weise ihre Aufgabe zu erschöpfen – wir könnten uns den Charakter der Maria vielleicht nicht verständnißvoller, aber hie und da etwas wärmer und poetischer dargestellt denken. Frau Hettstedt hingegen brachte die Magdalena zu voller, ergreifender Wirkung. Herr Savits ist ein so seltnes Gestaltungstalent, daß wir gemeint hätten, er würde dem etwas blassen Kolorit seines Fürsten zu Rothenthurn einige kräftigere Töne beimischen können; nach einmaligem Anhören ist es indeß voreilig, den Antheil des Schauspielers gegen den des Dichters allzu scharf abwägen zu wollen. Unter den Nebenrollen ist keine Ausnahme von der allgemeinen Anerkennung zu machen; wohl aber muß Herr Knopp als Theateragent Schelmann besonders hervorgehoben werden für die echt künstlerische Weise, in welcher er die Rolle fern von jeder Uebertreibung hielt. Fräul. Siegl und Fräul. Semmler, sowie die Herren Hettstedt, Cabus, Borchers und Edgar theilen sich in das Verdienst, das Ensemble vorzüglich abgerundet zu haben. Die beiden letztgenannten Herren waren in Maske und Haltung höchst ergötzlich und um so verdienstlicher, als sie die drastische Wirkung ihrer Darstellung in allen Grenzen hielten. Das Stück fand lebhaften Beifall, der Autor wurde gerufen und es hat bereits die zweite Aufführung in dieser Stimmung des Publikums erlebt, welche man bei uns, mehr als die erste, eine bestandene Feuerprobe nennen darf.“