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Tektonik >> STAATSOBERHAUPT UND OBERSTE STAATSBEHÖRDEN, MINISTERIEN UND ANDERE ZENTRALBEHÖRDEN PREUSSENS AB 1808 >> Auswärtige und Bundes-Angelegenheiten >> Auswärtige Angelegenheiten
Laufzeit: 1846-1853
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Behördengeschichte
Konsularbehörden sind diplomatischen Vertretungen nachgeordnete Einrichtungen; ihre gesetzliche Grundlage bildet das Konsularrecht. Nach der Wichtigkeit der Orte wird unterschieden zwischen Generalkonsulaten, Konsulaten und Vizekonsulaten, die jeweils für einen bestimmten Bezirk tätig sind.
Zu den spezifischen Aufgaben eines Konsulats gehören die Wahrung und Förderung der jeweiligen wirtschaftlichen Interessen des Entsendestaates in Bezug auf Handel, Verkehr und Schifffahrt sowie der Schutz der eigenen Staatsangehörigen in Form von Unterstützungen und der Ausübung polizeilicher Befugnisse. Dazu kommen verschiedene Einzelaufgaben wie Kontrolle der Schifffahrt, Überprüfung der Seetüchtig-keit und der Ladung sowie die Schlichtung von Streitigkeiten auf Schiffen. Da Jassy (heute: Ia?i) jedoch nur an dem kleinen Fluss Bahlui liegt, war dieser Aufgabenbe-reich für das Konsulat nicht von Bedeutung. Den Konsuln im Dienste Preußens oblag die Führung des Verzeichnisses der in ihrem Einflussbereich wohnenden Angehöri-gen ihres Staates (Konsularmatrikel).
Konsuln bedürfen bei Amtsantritt keines Kreditivs (Beglaubigungsschreiben), sondern nehmen ihre Tätigkeit auf, sobald das Exequatur von der Regierung des Emp-fangsstaats vorliegt.
Im Nordosten Rumäniens gelegen war Jassy von 1565 bis 1859 die Hauptstadt des Fürstentums Moldau. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geriet das Fürstentum in die Interessenssphären von Russland und Österreich. 1774/1775 musste der Suzerän daher einige nördliche Teile seines Fürstentums an Österreich und 1812 sogar die gesamte Osthälfte an Russland abtreten. 1859 wurde das Restgebiet des Fürstentums, das ungefähr der heutigen rumänischen Region Moldau entspricht, mit dem Fürstentum Walachei zum Staat Rumänien vereinigt. Jassy war bis 1861 die gemeinsame Hauptstadt der "Vereinigten Fürstentümer der Walachei und Moldau". Bukarest war das Zentrum der "Walachei-Revolution" und wurde zwischen 1853 bis 1856 nacheinander von russischen, türkischen und österreichischen Truppen be-setzt. Im Jahr 1861 wurde Bukarest zur Hauptstadt des neu gegründeten Fürsten-tums Rumänien. Der Staatsgründer Alexandru Ioan Cuza (1820-1873) wurde 1866 durch einen Militärputsch zur Abdankung gezwungen und Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1839-1914) zum Fürsten von Rumänien gewählt. Er zog als Carol I. am 10. Mai 1866 in Bukarest ein. (Vgl. Hillgruber, Andreas: Karl I., Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen. In: Neue Deutsche Biographie, Band 11, Berlin 1977, S. 260 f. Edda Binder-Iijima / Heinz-Dietrich Löwe / Gerhard Volkmer (Hgg.): Die Hohenzollern in Rumänien 1866-1947. Eine monarchische Herrschaftsordnung im europäischen Kontext, Köln / Weimar / Wien 2010.) Auf dem Berliner Kongress von 1878 erhielt Rumänien endgültig die volle Anerkennung seiner staatlichen Sou-veränität vom Osmanischen Reich.
Bereits im 18. Jahrhundert hatte es diplomatische Verbindungen zwischen Preußen und den Donaufürstentümern gegeben. Erstmals wurde im Jahr 1784 eine Vertre-tung in Jassy eingerichtet. Friedrich der Große ernannte Professor Ernst Friedrich König zum Preußischen Konsul "überhaupt in der Moldau und Wallachey".( Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Erlass vom 5. Oktober 1784. III. HA MdA, II Nr. 373: KO Fried-richs von Preußen, Potsdam 19. September 1784. V?idean, Amelia-Liana: Preu-ßisch-moldauische Beziehungen und Wahrnehmungen im späten 18. Jahrhundert mit besonderen Hinblick auf preußische Publikationen, in: Transylvanian Review 23,4 (2014), S. 119-130. Holban, Maria: E. F. König (?-1788), Biografie, in: C?l?tori str?ini despre ??rile române, Bd. 10, Teil II-a (2001), S. 800-810, online http://de.calameo.com/read/000827433ea1d621674e7 [20.04.2016].)
Professor König starb wahrscheinlich 1788. (In III. HA MdA, II Nr. Nr. 373 zahlreiche Suppliken seiner (angeblichen) Witwe um finanzielle Hilfe. König war während des russisch-osmanischen Krieges im Jahr 1788 verschollen. Vgl. ebd.: Bericht des Ge-heimen Finanzrats Heinrich Ludwig von Buchholz, Berlin 26. März 1792.) Aus einer Eingabe der Griechischen Gemeinde Wien geht hervor, dass 1792 angeblich der Grieche Kyriak Dominik Poliso (gest. 1811) zum Preußischen Generalkonsul in der Moldau ernannt worden, woraufhin er 1793 preußischer Untertan geworden sei.( Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Eingabe der Griechischen Gemeinde Wien, Am alten Fleischmarkt Nr. 749 ohne Datum (mit Siegel und eigenhändigen Unterschriften); Erlass an den Preußischen Gesandten in Wien vom 14. Januar 1817 (Konzept).) In der Überlieferung des Preußischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten fehlten bereits 1817 jegliche Unterlagen über diese Ernennung. Um den Posten des Generalkonsuls bewarben sich bis 1805 mehrere Interessenten, deren Bewerbungen jedoch ausnahmslos abschlägig beantwortet wurden. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Suppliken des Gideon van der Altenhoff, Nemyriw (Ukraine) 6. Dezember 1791; des G. van der Schroeff, Konstantinopel 25. Februar 1792; der Österreichische Drago-man Duldner, Berlin 6. Dezember 1804; des Mathias Authorith aus Ungarn, Suceava 15. März 1805.)
Nach dem Wiener Kongress kam es erneut zu Überlegungen über die Errichtung einer konsularischen Vertretung in Jassy. (Vgl. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 81 und ebd., VI Nr. 160. III. MdA , II Nr. 380: Bericht des Regierungsas-sessors von Loos vom 6. Februar 1846 über das Konsulatsgebäude.) Im März 1816 wiederholte der Remonte-Händler Marcus Lipmann seine Bitte um Errichtung eines Konsulats mit dem Hinweis darauf, dass er bereits vor über zehn Jahren die Notwen-digkeit einer Preußischen Handelsvertretung angezeigt habe, und dass inzwischen Russland, Österreich, Frankreich und England in Jassy eigene Konsulate unterhiel-ten. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Eingabe des Marcus Lipmann, Berlin 25. März 1816.) Spätestens ab den 1840er Jahren nahm die Region für die Handelsbeziehun-gen sehr stark an Bedeutung zu. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373: Berichte des Konsu-laragenten Harte, Jassy 26. Oktober und 26. November 1821 sowie vom 27. Mai 1822; I. HA Rep. 120 MfHuG, C XIII 15 Nr. 24 Bd. 1 und Bd. 2. Mauter, Horst: Zur ökonomischen Expansion der Berliner Bourgeoisie in Rumänien und Spanien vor 1871, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1980 III, S. 43-52. Chescu, Ana-Maria: European Consular Representatives in Gala?i, in the first half of the 19th Century, Diss. Ia?i 2015.)
Das Preußische Generalkonsulat Jassy war zuständig für das Preußische Vize-Konsulat in Br?ila (auch: Ibraila; deutsch: Braila), einer im Südosten Rumäniens ge-legenen Stadt, die bis 1829 unter türkischer Herrschaft gestanden hatte, sowie für das Preußische Vize-Konsulat (ab 1845 Konsulat) in Gala?i (deutsch: Galatz), der zweitwichtigsten Stadt im Fürstentum Moldau, und für das Preußische Konsulat in Bukarest. (Vgl. Chescu, Ana-Maria: European Consular Representatives in Gala?i, in the first half of the 19th Century, Diss. Ia?i 2015. III. HA MdA, II Nr. 384: Bericht des Generalkonsuls, Bukarest 20. Dezember 1850.) Ebenso wie die evangelische Ge-meinde in Bukarest standen die evangelischen Christen in Jassy bis 1918 unter Preußischem Protektorat. (Vgl. III. HA MdA, I Nr. 12442 bis III. HA MdA, I Nr. 12455, Zeitraum 1834 bis 1869.) Der Preußische Generalkonsul pflegte enge Beziehungen zu den Gemeindemitgliedern und setzte sich u.a. dafür ein, dass sie ihre Kirchen in Stand halten und Friedhöfe anlegen konnten. (Vgl. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 182; I. HA Rep. 76 III, III Sekt. 1 Abt. XVII Nr. 74 Bd. 1 - Bd. 6, 1833-1889. Teutschlaender, Wilibald Stefan: Geschichte der evangelischen Gemein-den in Rumänien mit besonderer Berücksichtigung des Deutschtums, Bukarest 1891. Petri, Hans: Die Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Jassy in Rumänien bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Kirche im Osten. Studien zur osteuropäi-schen Kirchengeschichte und Kirchenkunde 19 (1976), S. 101-151. Klein, Karl Kurt: Geschichte der Jassyer deutsch-evangelischen Gemeinde mit einem Überblick über den Protestantismus in der Moldau im XVI und XVII Jahrhundert (= Beiträge zur Ge-schichte des Protestantismus in der Moldau I), Bukarest 1924. )
Der erste Handelsagent in Jassy nach dem Wiener Kongress, von 1820 bis 1825 war der evangelische Pastor Wilhelm Harte. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 373; ebd. Nr. 374. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 168. Petri, Hans: Wilhelm Harte aus Rathenow, in: Jahrbuch für (Berlin-)Brandenburgische Kirchengeschichte 24 (1929), S. 255-269.) Seit 1822 nahm der wohl aus San Remo stammende Jean B. J. de Margotti, der zugleich Vizekonsul des Königreichs Sardinien war, (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 374. Ardizzone, Pietro: Formazione del regno di Romania. La posizione italiana. Digital Library Intratext, 2008, online http://www.intratext.com/IXT/ITA3149/_P2.HTM [14.04.2016]) die Geschäfte des Konsulats wahr. Durch seine Entlassung im Oktober 1831 wurde die Wiederbesetzung des Konsulats virulent. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Eingabe des Margotti um Wiedereinstellung vom 21. Januar 1841. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 178.) Zunächst blieb es jedoch 1832 und 1833 unbesetzt.
Dann folgte Leutnant a. D. Karl (auch: Carl) A. Kuch (Vgl. I. HA Rep. 81 Konstantino-pel nach 1807, VI Nr. 177-Nr. 179. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht Kuchs vom 22. Juli 1839 (Abschrift) über finanzielle Situation des Konsulats sowie Kuchs Bericht über den "Zustand des Handels in der Moldau" vom 31. August 1840. Vgl. online https://www.researchgate.net/publication/286418834_Din_activitatea_lui_C_A_Kuch_consul_al_Prusiei_in_Moldova_1833-1842 [17.03.2016]) als Vizekonsul. Da er im November 1835 von der Hohen Pforte jedoch als Preußischer Konsul tituliert worden war, wurde er auch von Seiten des Königreichs Preußen nun als solcher ernannt. Kuch, der aufgrund der fehlenden Besoldung 1840 um seine Entlassung bat, ersuch-te zwar bald darauf um Wiedereinstellung, dieser wurde aber nicht stattgegeben. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht des Legationsrats Wagner aus Konstantinopel vom 8. Dezember 1841; Eingabe des Kuch vom 25. November 1841 (Abschrift).) Vier Jahre später publizierte er das Buch "Moldauisch-Walachische Zustände in den Jahren 1828-1843". Da er den "persönlichen Charakter des Fürsten Stourdza auf das Äußerste verunglimpft" (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Erlass des Preußischen Außenministers vom 5. Juni 1847 sowie Schreiben des Preußischen Außenministers an Staatsminister Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode vom 8. Juni 1847. Kuch, Carl A.: Moldauisch-Walachische Zustände in den Jahren 1828-1843, Michelsen Leipzig 1844) hatte, sah sich die Regierung des Fürstentums sogar zu einer gerichtlichen Untersuchung veranlasst. Kuchs Eingabe um Einstellung als besoldeter Konsul im Jahr 1847 wurde zum einen aus diesem Grund, zum anderen aber wegen mehrfa-cher Beschwerden von Seiten der Kaufleute in der Moldau abschlägig beschieden. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 377: Bericht des Legationsrats Wagner aus Konstantinopel vom 16. Januar 1842. ebd., Nr. 376: Beschwerden gegen Kuch; ebd., Nr. 375: Be-schwerden gegen Kuch; ebd., Nr. 383: Einstellung des Kuch in den inneren Staats-dienst, KO vom 4. März 1848 (Abschrift) und Angebot der Stelle als Sekretär beim Generalkonsulat Antwerpen, Berlin 28. März 1848.)
Obwohl die preußischen Untertanen in Botochan (heute: Boto?ani) sich für den aus Livorno stammenden Konsularagenten César Scotto (auch: Caesar Skotto) verwand-ten, wurde dessen Bewerbung um den Posten in Jassy nicht berücksichtigt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Sammeleingabe der Preußischen Untertanen in Botochan vom 5. Oktober 1840 (12 Unterschriften in deutscher Schrift, 16 Unterschriften in arabi-scher (?) Schrift); ebd.: Bericht des Preußischen Gesandten in Konstantinopel vom 1. März 1841.) Im Winter 1840 bat der seit zwei Jahren bei der Gemeinde angestellte Pastor [Christian] Holzschuher (Vgl. Ulmann, Carl Christian: Mittheilungen und Nachrichten für die evangelische Geistlichkeit Russlands, Bd. 5, Riga 1844, S. 501. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Staatsministerium Abteilung Gotha Departement II Loc. 63 Nr. 11) um die Verknüpfung des Konsulats mit dem Patronat über die Evangelischen Gemeinden, jedoch wurde auch seine Eingabe abschlägig beschieden. (Vgl. III. MdA, II Nr. 376: Protokoll der Besprechung der Minister des Auswärtigen und der geistlichen etc. Angelegenheiten vom 24. Dezember 1840 (Abschrift); ebd.: Erlass an den Gesandten in Konstantinopel vom 20. Februar 1841.) Wenige Tage später traf im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die Eingabe des ehemaligen Konsuls Margotti um Wiedereinstellung ein. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Eingabe des Margotti um Wiedereinstellung vom 21. Januar 1841.) Gregor Botzan, der Dolmetscher des Konsulats, unterstützte seine Bewerbung. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Erlass an den Gesandten in Konstantinopel vom 20. Februar 1841; I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 172.) Jedoch waren in den Jahren zuvor mehrere gesandtschaftliche Berichte zuungunsten von Margotti ausgefallen, der als "ein unzuverlässiges, zu Intriguen u. Umtrieben geneigtes Individuum" (III. HA MdA, II Nr. 376: Erlass an den Gesandten in Konstantinopel vom 20. Februar 1841) charakterisiert wurde. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Kuch, der nach seiner Entlassung interimistisch die Aufgaben weiterhin versah, gestaltete sich schwierig. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien, Friedrich von Merckel, vom 23. April 1844.) Im Mai 1841 verließ Kuch Jassy und übertrug die Amtsgeschäfte ohne Rücksprache mit dem Ministerium auf den wahrscheinlich aus Brieg stammenden Dr. med. Bernhard Kallmann. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 376: Bericht des Preußischen Gesandten in Konstantinopel vom 4. Juni 1841. Kuch nahm an, der Chirurg stamme aus Berlin, vgl. aber den Bericht des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien vom 24. August 1841. Kallmann wurde 1834 in Breslau promoviert.)
Mitte Oktober 1842 wurde Justizrat Johann Daniel Ferdinand Neigebaur (1783-1866) zum unbesoldeten Generalkonsul für die Fürstentümer Moldau und Walachei beru-fen. (Vgl. III MdA, II Nr. 377: Eingabe des Neigebaur vom 22. August 1842, Bestal-lungsurkunde vom 12. Oktober 1842 (Konzept und Ausfertigung), Instruktion vom 6. Februar 1843 (Konzept), Reisepass für Neigebaur vom 17. Mai 1842. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 181 und VI Nr. 184; I. HA Rep. 89, Nr. 12967. Mei-er, Uwe: Neigebaur, Johann Daniel Ferdinand, in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 47 f.) Bald nach seinem Eintreffen in Jassy im Frühjahr 1843 kam es zwi-schen ihm und dem Konsulatsverweser, dem Chirurgen Kallmann, allerdings zu Dif-ferenzen. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 378: Bericht des Dr. Kallmann, Jassy 4. Dezember 1843. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 183.) Kallmann übersiedelte anscheinend Ende des Jahres 1844 nach Bukarest, später nach Belgrad und begab sich in den Schutz des Britischen Konsuls. (Vgl. III HA MdA, II Nr. 383: Eingabe vom 8. März 1848.) Nach fast drei Jahren als Konsul wurde Neigebaur im September 1845 wegen mehrfacher Beschwerden preußischer und anderer Kaufleute sowie wegen vielfacher Betrugsvorwürfe entlassen. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 378: Erlass an den Preußischen Gesandten in Konstantinopel, Berlin 18. Januar 1844; ebd., Nr. 380: Allerhöchster Erlass vom 15. September 1845 (Abschrift). I. HA Rep. 81 Kon-stantinopel nach 1807, VI Nr. 185. I. HA Rep. 89, Nr. 12967: Immediatberichte des Außenministers, Berlin 5. September und 19. November 1845.) Wie Kuch war auch er publizistisch tätig und veröffentlichte zwischen 1854 und 1856 "Die Donau-Fürstenthümer. Gesammelte Skizzen geschichtlich-statistisch-politischen Inhalts".
Nach Neigebaurs Entlassung wurde das Konsulat interimsweise von dem Russischen Konsul Karl von Kotzebue (1805-1896) verwaltet; ihm stand ab November 1845 bis zum Eintreffen des neuen Konsuls Regierungsassessor Gustav Alexander von Loos aus Arnsberg zur Seite. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 380: Bewerbung des Re-gierungsassessors von Loos aus Arnsberg um einen Posten im diplomatischen Dienst vom 14. September 1845; Erlass vom 6. Oktober 1845; Bericht des von Loos vom 26. Februar 1846 mit Begründung seiner Ablehnung. Jahrbuch des deutschen Adels, Bd. 1 (1896), S. 946.) Der Regierungsassessor übernahm ab 1846 die Aufga-ben des bisherigen Sekretärs und Kanzlers, Napoleon Irzykiewicz (auch: Ierzykie-wicz; geb. 1810), der auch als Dragoman tätig war.( Vgl. III. MdA, II Nr. 380: Erlass vom 9. Februar 1846; ebd., II Nr. 383: Eingaben des Irzykiewicz, Jassy 18. und 29. Oktober sowie vom 19. November 1848 und die Anklage des Staatsanwalts wegen revolutionärer Reden, Berlin 15. November 1848; ebd., II Nr. 384)
Gegen die Bewerbung des Preußischen Konsuls in Galatz, Geheimer Hofrat Eusebi-us Wedeke (auch: Wedecke) (Vgl. VI. HA, Nl Wedeke, Eusebius. I. HA Rep. 81 Kon-stantinopel nach 1807, VI Nr. 156. I. HA Rep. 89, Nr. 12150 und 12151), um die Po-sition des Generalkonsuls im Fürstentum sprach seine fehlende richterliche Qualifika-tion. Die Verwaltung des Generalkonsulats Jassy wurde ihm daher nur interimsweise übertragen. (Vgl. III. MdA, II Nr. 380: Erlass vom 2. November 1845; ebd.: Konzept der Bestallungsurkunde, 1845; ebd.: Erlass vom 9. Februar 1846 mit exakten Instruktionen u.a. zur Anstellung von Konsulatskanzler und weiteren Unterbeamten.) Wedeke zog es entsprechend vor, sich so lange in Berlin aufzuhalten, bis er ganz aus dem Dienst schied. (Vgl. III. MdA, II Nr. 380: Erlass vom 27. März 1846.) Konsulatsverwalter von Loos hatte während seiner Abwesenheit fast 15 Monate lang die Verantwortung in Jassy. (Vgl. III. MdA, II. Nr. 380: Bericht des von Loos vom 8. Dezember 1845; vgl. ebd.: Eingabe des Wedeke vom 12. Februar 1946. Wedeke reichte sogar ein ärztliches Attest ein, um seine Abwesenheit von Jassy weiterhin zu begründen; vgl. ebd.: Bericht des von Loos vom 24. Februar 1846 mit der Bitte um Entlassung des Dragomans Irzykiewicz, dem er Aktenfälschung vorwarf; ebd., II Nr. 383: Eingabe des von Loos, Berlin 18. April 1848.)
1843 zum Geheimen Kriegsrat ernannt, wurde Dr. h.c. Emil Karl Heinrich von Richt-hofen (1810-1895) 1846 in den Freiherrn-Stand erhoben und auf eigenen Wunsch als Generalkonsul für die Walachei und Moldau am 28. August 1846 bestallt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 381: Eingabe des Freiherrn von Richthofen vom 12. Mai 1846; Bestallungsurkunde vom 28. August 1846.) Aber nicht nur die militärische Situation erschwerte die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs. (Vgl. I. HA Rep. 81 Konstantinopel nach 1807, II Nr. 90.) Da im Sommer 1847 außerdem der Dragoman Irzykiewicz schwer erkrankte, sah sich Generalkonsul von Richthofen schließlich gezwungen, persönlich die alltäglichen Kanzleitätigkeiten zu übernehmen. Im September 1847 erkrankte Freiherr von Richthofen seinerseits aber so schwer, dass seine Ehefrau Marie Augustin (1814-1891) die Geschäfte des Generalkonsulats übernahm. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Bericht Maries von Richthofen vom 10. September 1847; ebd., II Nr. 383: Ärztliches Attest vom 8. August 1848.) Jetzt erst wurde der Kammergerichtsassessor König als neuer Kanzler bestallt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 382: Bericht des Generalkonsuls vom 22. Oktober 1847.) Etwa seit 1848 war dann der Halbinvalide Georg Wilhelm Schurich Kanzler, ab 1855 Dragoman in Jassy. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 384: Bericht des Konsulatsverwalters von Loos, Jassy 16. Januar 1849; ebd., II Nr. 397: Bericht des Konsuls von Loos, Jassy 22. Februar 1850, Bericht des Konsuls König, Galatz 11. Juni 1855.) Im Spätsommer 1848 wurde der gesundheitlich angeschlagene Freiherr von seinem Posten als Generalkonsul in Jassy abberufen und im Frühjahr 1849 zum Generalkonsul der Iberischen Halbinsel ernannt. (Vgl. I. HA Rep. 89, Nr. 12969: Immediatberichte vom 25. und 25. August 1851 über ausstehende Gelder. III. HA MdA, II Nr. 383: Sammeleingabe von 199 preußischen Untertanen aus Jassy um Wiederbesetzung des Konsulatspostens, 9. August 1848 (eigenhändige Unterschriften); ebd., II Nr. 384: Bericht des von Richthofen, Berlin 19. April 1849: Rückgabe des Dienstsiegels des Generalkonsulats.)
Wegen der revolutionären Aufstände, der russischen Besetzung der Stadt und aus strategischen Überlegungen wurde das Generalkonsulat von Jassy 1850 endgültig nach Bukarest verlegt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 383: Bericht des Generalkonsuls über einen Exzess Polizei gegen preußische Untertanen, Jassy 1. Januar 1847 und vom 1. August 1848; Artikel in der "Deutschen Zeitung" vom 17. Januar 1848 über Aus-peitschung einer jungen Frau aus Hannover, die als Erzieherin der Kinder des Hos-podaren in Bukarest gearbeitet hatte; ebd., II Nr. 384: Berichte des Konsulatskanz-lers König, Bukarest 29. Februar und 23. Juni 1849 (Abschriften).)
Anfang 1850 entschied der Außenminister, von Loos weiterhin mit der Verwaltung des Konsulats Jassy zu beauftragen; Mitte April 1852 wurde der Regierungsassessor dann als Konsul bestallt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Behördenschreiben des Au-ßenministers an den Staatsminister von der Heydt, Berlin 29. Januar 1850 und Be-stallungsurkunde vom 13. April 1852 (Konzept).) Seit Mai 1852 wurde er von Kanzler Ebert unterstützt. (Vgl. III. HA MdA, II Nr. 397: Bericht des Konsulatsverwalters von Loos, Jassy 24. Mai 1850.) 1856 wurde Leo Theremin, der zuvor Kanzler beim Generalkonsulat in Bukarest gewesen war, zum Konsul in Jassy ernannt. (Vgl. Vgl. III HA MdA, II Nr. 397: Erlass vom 9. Juni 1856.) Ihm folgte 1861 Dr. Göhring (auch: Göring). Jassy war ab 1869 ein Vizekonsulat des Norddeutschen Bundes, das dem auch für das Konsulat Galatz zuständigen Generalkonsulat Bukarest unterstellt war. (Vgl. Preussisches Staatshandbuch, Berlin 1870, S. 76.)
Die Überlieferung im Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist für die Geschichte des Konsulats Jassy ebenso heranzuziehen wie die Überlieferung des Preußischen Konsulats Bukarest und einzelne Akten, die in der Überlieferung der Preußischen Gesandtschaft Konstantinopel verwahrt sind.
Handelsagenten und (General-)Konsuln in Jassy
1820-1825 Wilhelm Harte (Pastor)
1831-1833 Margotti
1833-1841 Kuch
1841-1842 Dr. Kallmann (interimsweise)
1843-1845 Neigebaur
1846-1847 Russischer Konsul Kotzebue und von Loos (interimsweise)
1847-1848 von Richthofen
1851-1855 von Loos
1856-1859 Theremin
1861-1869 Göhring
Bestandsgeschichte
Aus dem Abgabeprotokoll des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten von 1929 geht hervor, dass Archivalien des Konsulats in Bukarest in 1929 an das Ge-heime Staatsarchiv abgegeben wurden (Acc. 38/1929; Vgl. I. HA Rep. 178 B, Nr. 110, fol. 144v.)
In der Beständeübersicht des GStA von 1934 ist der Bestand eines (Gene-ral)Konsulats in Jassy noch nicht erwähnt. (Vgl. Übersicht über die Bestände des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin-Dahlem, I. Hauptabteilung, hg. von Ernst Müller und Ernst Posner, Leipzig 1934, S. 82-85.) 1943 wurde der Bestand als Teil der I. Hauptabteilung, Repositur 81 Gesandtschaften und Konsulate in die Salzbergwerke Staßfurt und Schönebeck ausgelagert.
Nach Kriegsende beschlagnahmten sowjetische Truppen die Bestände und überführ-ten sie nach Moskau. Erst 1955 erfolgte die Rückgabe an das Deutsche Zentralarchiv, Abteilung Merseburg. Dort erfolgte eine Revision (1962). Im Februar 1962 wurde das zu Beginn des 20. Jahrhunderts handschriftlich erstellte Findbuch verfilmt.
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erfolgte gemäß Einigungsvertrag die Rückführung der Bestände der I. HA Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) und (General-)Konsulate als Teil der Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz nach Berlin.
Bei der Eingabe der Aktentitel in die Augias-Datenbank wurden die Titel modifiziert und mit Enthält-Vermerken versehen.
Quellen und Literatur:
GStA PK, III. HA MdA, I. HA Rep 89, I. HA Rep. 81 Gesandtschaft Konstantinopel nach 1807.
Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat (Preußischer Staatskalender)
Bringmann, Tobias C.: Handbuch der Diplomatie 1815-1963. Auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, Berlin 2001.
Chescu, Ana-Maria: European Consular Representatives in Gala?i in the first half of the 19th Century, Diss. Ia?i 2015.
Hue de Grais, Robert A. F. H.: Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche, 19. Aufl., Berlin 1908, S. 134-135.
Klein, Karl Kurt: Geschichte der Jassyer deutsch-evangelischen Gemeinde mit einem Überblick über den Protestantismus in der Moldau im XVI und XVII Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte des Protestantismus in der Moldau I), Bukarest 1924.
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Zitierweise: GStA PK, I. HA Rep. 81 Jassy nach 1807
The Bundeszentralkartei (BZK) is the central register of the federal government and federal states for completed compensation proceedings. When a claim is entered into the BZK, a number is assigned for unique identification. This BZK number refers to a compensation claim, not to a person. If a person has made several claims (e.g. for themselves and for relatives), each claim generally has its own BZK number. Often, the file number of the respective compensation authority is used as the BZK number.
This number is important for making an inquiry to the relevant archive.
Delict according to Nazi judicial system
Conduct that was first criminalized under National Socialism (e.g. the Treachery Act, ‘Judenbegünstigung’) or which the Nazi judiciary prosecuted more severely (e.g. high treason).
Reason for persecution
The reasons provided here are based on the wording in the reasons for persecution stated in the sources.
Role in the proceeding
‘Verfolgt’ refers to a person who submitted a compensation claim for damage caused by Nazi persecution. If the application was submitted by a person other than the persecuted person, this other person is designated as ‘antragstellend’ and their relationship to the persecuted person, if there is one, is noted. In the sources, the persecuted person is sometimes referred to as ‘Geschädigter’ (aggrieved party) and the applicant as ‘Anspruchsberechtigter’(claimant).
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Additional information on reason for persecution
Additional or more specific information on membership and group affiliation which were the reason for the persecution.