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Überfall auf Reiter der Leibgarde des Grafen Anholt
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Enthält: Die Bauern Wacheloe, Bockholt und Schwering aus Detten, Eigenhörige des Grafen von Bentheim-Steinfurt, wollten dem Johan Detten in Münster Gerste bringen. Am Santruperbaum wurden sie von 5 oder 6 Reitern der Leibgarde des Grafen Anholt überfallen, die ihnen 3 Pferde raubten. Am Karsamstag (15. April) 1623 kommen die Reiter nach Münster. Die Bauern verfolgen sie bis auf den Fischmarkt und rufen die münsterischen Soldaten und Bürger um Hilfe an. Es kommt zu einem großen Auflauf auf dem Fischmarkt vor dem Wirtshaus "Zum roten Hirsch". Die Reiter werden verprügelt, 2 Pistolen und 1 Ring werden ihnen abgenommen. Die Bürger sind offenbar sehr erbittert, da sie von kaiserlichen Sol-daten des öfteren vor den Toren der Stadt misshandelt sind. Der Rat stellt eine Untersuchung an und vernimmt folgende Personen: Kramer Jörgen Klute, Schornsteinfeger Bernd Angsel, Bernd Pagendarm Schneider Johan Menslage, Lic. Johan Bischoping, Bernd Loisman, Goldschmied Henrich Picker, Jobst Rost, Schuhma-cher Bernd Froning, Kannengießer Johan zum Schlade, Schneider Johan Hensing, Schmied Herman Roling, Stadtbote Henrich Hüning. Am 18.4.1623 richtet der Generalfeldmarschall Graf Johan Jakob von Brunckorst zu Anholt vom Hauptquartier in Ahlen aus ein Schreiben an den Rat. Er verlangt Bestrafung der Leute, die seine Reiter misshandelt haben, und Schadensersatz und droht mit Vergeltungsmaßnahmen. Er schickt seinen Ge-neralauditor Johan Tidt nach Münster, mit dem der Rat verhandelt. Tidt vernimmt die Reiter, nämlich die Kroaten (Krabaten) Fürditz Forckas, Korporal, Markus Matthias, Schmelian Janns und Peter Ikoitz, sowie den Quartiermeister-Leutnant Adrian Stoerbrandt. Der Reiter Laurenz Scheibeler kann wegen seiner schweren Verwundung nicht vernommen werden. Die Reiter erklären: Sie hätten die Pferde nur geliehen, da ihre eigenen Tiere abgetrieben gewesen seien. Das war offenbar gelogen; denn nach den Ermittlungen, die der Rat anstellte, hatten sie 2 Pferde schon vertauscht und die eingetauschten den Bauern zurückgegeben. Am 21.4.1623 antwortet der Rat dem Grafen von Anholt. (kulturhistorisch interessantes Schreiben, von Stadtsekretär Henrich Hollandt verfasst). Er teilt mit, dass der Stadtkapitän Hans Gerhard von Lieskirchen die schuldigen münsterischen Soldaten in Haft genommen habe; ebenso habe der Rat mehrere Bürger verhaftet. Der Rat klagt dann weiter über die Übergriffe der kaiserlichen Soldateska. Der Graf erwidert am 24. 4. 1623. Er droht nochmals Vergeltung an, falls die Schuldigen nicht streng bestraft werden, und nimmt seine Soldaten in Schutz, die von den Städten im Münsterland als Feinde behandelt würden. Der Ratsfiskus erhebt Anklage gegen Klute, Angsel, Rost, Pagendarm und den Bäcker Steffen Berve. Der Auditor Tidt und der Stadtsekretär Hollandt legen dann die Sache bei. Die Bürger erklären sich zur Zahlung des Schadens in Höhe von 92 1/2 Thalern bereit. Hollandt weist den Stadtsekretär Zacharias Hillebrandt in Ahlen an, das Geld zu zahlen; eine Übersendung des Geldes ist wegen der Unsicherheit nicht ratsam. Die den Reitern abgenommenen Pistolen und der Ring werden zurückgegeben. Tidt erhält vom Rat ein Geschenk von 2 Rosenoblen. Erwähnt werden Christoffer Hesse; Herman Ralle; Tönies Lindeman in Ahlen; Johan As-beck Torck zu Vorhelm; Friedrich Stoltenkamp.
Archivale
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.
