Gabbrief Herzog Ludwigs, Graf zu Mortani, Bruder der gestorbenen Königin Elisabeth von Frankreich, unter Hinweis auf verschiedenen Bibelsprüche auf Eingebung des Heiligen Geistes und nach Rat seines Beichtvaters Johannes Halbritter erlassen und bestimmt zum Seelenheil seiner selbst, seiner Eltern, seiner Schwester, seiner beiden Frauen, insonderheit seines Kammermeisters Wieland von Freiberg, dann aller, die ihm, dem Herzog, je Gutes erwiesen und aller, die er ¿zu Sünden gebracht¿ hat. Die neue Stiftung dient als Grundkapital zu täglichen Präsenzen und Almosen für jedermann, der für des Herzogs Seelenheil betet und je 206 Paternoster und 206 Ave Maria andächtig spricht, worüber der Herzog demnächst noch eine besondere Urkunde geben wird, ferner zur Aufbesserung der 17 Jahresschenden, welche für die die gleichen Gebete Verrichtenden ebenfalls im hinteren verscherrten Chor der Frauenkirche vertritt. Zu solchem Behufe stiftet der Fürst nachstehende Kleinodien, Wertsachen, Früchte und Kapitalien: 1) eine umständlich beschriebene goldene sitzende Statuette der Mutter Gottes mit dem Jesuskind in einem Garten, reich mit Edelsteinen und Perlen geschmückt; vor ihr die Heiligen Katharina, Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, des Königs Karl VI. von Frankreich, Bild auf einem Kissen kniend, ein gewappneter Ritter mit weißen Pferde. Schätzungswert 1.500 Gulden ungarisch (= 1.950 Gulden rheinisch), dazu 688 1/2 Gulden ungarisch (= 895 Gulden rheinisch) die man etlichen Ingolstädtern für ihre abgebrannten Häuser schuldig ist ¿ zusammen 2.188 1/2 Gulden ungarisch. 2) an goldenen, zu Wasserburg liegenden Geräten (mit genauer Gewichtsangaben): 2 ¿Goblat¿ und eine Grießkanne; 3) Silbergeschirr ebenda: zwei große und zwei kleine Kannen, 12 Schalen, 3 Gießbecken, 1 Gießkanne, 23 kleine Schüsseln, 12 große Platten, 12 ¿glatellet¿, 12 ¿Talir¿, 1 Schiff (¿scheff¿ auf Rädern), ein anderes Schiff, zwei Salzfäßchen, vier Leuchter, 1 ¿Träsenmaß¿, zwei Flaschen, zwei Weihkessel, zwei Weihwedel, 2 ¿Cagethes¿ ¿ miteinander 298 Mark 12 1/2 Lot wiegend. Das Gold, die Mark zu 64 Gulden ungarisch gerechnet, ist 524 Gulden ungarisch wert; das Silber, jede Mark auf 9 Gulden ungarisch angesetzt, 2.689. 4) von dem ihm gehörigen Habern zu Wasserburg 441 Mutt 5 1/2 Schäffel (das Mutt zu 3 Pfund, das Schäffel zu 4 Schilling Pfennig angesetzt) 1.325 Pfund 6 Schilling 12 1/2 Pfennig; desgleichen zu Rattenberg (Ratenpurg) 609 Mutt 4 Schäffel ¿ beide Posten zusammen 1.989 Gulden rheinisch 3 Schilling. 5) 3.357 Gulden ungarisch, die der Herzog auf dem Deutschordenshaus zu Regensburg liegen hat, und die er ursprünglich, laut Urkunde vom 10. März (Mittwoch nach Judica) 1434 zu Neuburg für die 15 Pfründen im neuen Pfründhaus zu Ingolstadt bestimmt hatte. Der Gesamtwert gegenwärtiger Stiftung, 5 Schilling 10 Pfennig auf 1 rheinisch Gulden gerechnet, beträgt 15.893 Gulden. Alles das sollen die Konservatoren und Beschirmer der Frauenkirche und des besagten Pfründhauses, dann des Herzogs Beichtvater, die beiden Pfarrer an der Frauen- und Moritzkirche, die zwei Kirchenpröpste sowie die zwei des innern Stadtrats, oder zum mindesten aus diesen allen drei Personen verkaufen und dem Erlös einschließlich des unter 5) genannten Kapitals, stifrungsgemäß verwenden. Sollten Nachkommen des Herzogs dem entgengen sein, so ist ihnen mit der Rache der Heiligen Dreifaltigkeit zu drohen, während jedem Förderer der Stiftung zeitliches und ewiges Heil verliehen wird.

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Landesarchiv Baden-Württemberg
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