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Landherrnamt (Bestand)
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Geschichte des Bestandsbildners: 1817 kam es erstmals zur Einsetzung von Landherren, je ein Senator wurde zum Landherrn für das rechte und das linke Weserufer bestimmt. Ihre Aufgabe war die Verwaltung des Landgebiets, wie das die Stadt umgebende Territorium der Freien Hansestadt Bremens mit Ausnahme der Hafenstädte Vegesack und ab 1827 Bremerhaven bezeichnet wurde. Nachdem die Verhältnisse der Landgemeinden seit der Franzosenzeit zunehmend einheitlicher gestaltet worden waren, wurden 1874 die beiden Landherrschaften vereinigt und durch die Landgemeinde-Ordnung (Bremische Gesetz-Sammlung 1878, S. 245 f.) 1879 als Landkreis Bremen konstituiert. Bereits vor 1874 kam die Bezeichnung Landherrnamt auf, insbesondere angewandt auf die sich entwickelnde ausführende Dienststelle, die ab 1860 in einem eigenen Dienstgebäude an der Dechanatstraße ansässig war.
Zu den Aufgaben der Landherrn gehörten die Polizeiverwaltung im Landgebiet, außerdem die Aufsicht über die Gemeinden und die Wasser- und Bodenverbände. Die zunehmende Ausdehnung der Stadt Bremen, vor allem aber die enorme bauliche und topographische Veränderung des städtischen Umlandes wurde durch das Landherrnamt begleitet. Die Gemeindegrenzen veränderten sich durch die Eingemeindungen von Gemeinden und ihren Teilen, außerdem durch Grenzänderungen aufgrund des Ausbaus der Bahnanlagen, der Unterweserkorrektion, des Baus der Häfen und der Abgrenzung des Zoll-Freihafen. Die Wasser- und Bodenverbände waren von diesen Veränderungen noch stärker betroffen, im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden viele derartige Genossenschaften neu, wurden umgegliedert oder aufgelöst.
Geschichte des Bestandsbildners: Im Laufe der Zeit veränderten sich die Zuständigkeiten des Landherrn durch Verkleinerung des Landgebiets und die zunehmende Selbstverwaltung des Landgebiets und der Landgemeinden, außerdem wurden polizeiliche Zuständigkeiten einschließlich der Baupolizei und des Medizinalwesens an die Polizeidirektion 1912/13 abgegeben. In der NS-Zeit trat eine Vermehrung der Kompetenzen ein, da Selbstverwaltungsorgane wieder beseitigt wurden und sich der Landkreis durch die Übernahme einiger benachbarter, bis dahin preußischer Gebiete vergrößerte. Nach dem Kriegsende 1945 wurden die noch vorhandenen Landgemeinden in die Stadt Bremen aufgenommen, der Landkreis und das Landherrnamt wurden aufgelöst. Die Aufsicht über die Wasser- und Bodenverbände ging auf den Senator für Inneres über.
Bestandsgeschichte: Akten des Landherrnamts wurden erstmals 1929 an das Staatsarchiv abgegeben. Die Unterlagen betrafen Gemeinden, die 1902 bzw. 1928 in die Stadt Bremen eingemeindet worden waren, im Staatsarchiv wurden sie ins Ratsarchiv aufgenommen und entsprechend ihrem Betreff in den Bestand eingeordnet. Eine Liste dieser Akten mit Angabe ihrer Signatur im Ratsarchiv findet sich im Anhang 1 zu diesem Verzeichnis.
Ab 1935 gelangten weitere Akten des Landherrnamtes an das Staatsarchiv. Sie wurden als eigene Aktengruppe abgelegt, 1939 und 1941 erhielt sie weiteren Zuwachs. Wie aus den Aktenverzeichnissen (4,17-50.Z.1. und 50.Z.2.) ersichtlich, erfolgte zu diesem Zeitpunkt ein Registraturschnitt: Die vorhandenen Akten wurden entweder dem Staatsarchiv übergeben oder in die neu gebildete Aktenschicht übernommen. Mit dem Beginn der Luftangriffe wurden Archivalien des Staatsarchivs Bremen an auswärtige Lagerungsorte gebracht, auch die Akten des Landherrnamtes wurden ausgelagert. Es kann vermutet werden, dass in diesem Zusammenhang ca. 1942 einige weitere Akten sowie die Aktenverzeichnisse an das Archiv gelangten.
Bestandsgeschichte: Die Akten des Landherrnamtes sind von Beginn an unabhängig von den Akten des Senats geführt worden, vermutlich zunächst von den Landherrn selbst in ihren Wohnungen. Eine besondere Kanzlei für das Landherrnamt ist ab 1879 nachgewiesen, zu diesem Zeitpunkt dürften auch die Aktenverzeichnisse angelegt worden sein. Ältere Unterlagen wurden in die damals angelegten Akten eingearbeitet, besonders die Akten zu den einzelnen Gemeinden und den übrigen im Landgebiet tätigen Genossenschaften reichen manchmal sehr weit in die Vergangenheit zurück.
Eine weitere Ablieferung von Akten des Landherrnamts ging dem Staatsarchiv 1969 vom Senator für Inneres zu. Darin fanden sich auch einige Akten aus der Gemeindeverwaltung von Büren bzw. Mittels- und Niederbüren.
Bearbeitung des Bestands
Nach der Rückführung der ausgelagerten Archivalien, vermutlich bereits in den frühen 1950er Jahren, wurde eine Liste der Aktentitel angefertigt, der die überlieferten Aktenverzeichnisse und die Titelbeschriftungen der Akten zu Grunde lagen. Die Reihenfolge richtete man nach dem damals vorgefundenen Zustand, in dem die Akten in Konvoluten verschnürt gelagert waren. Die Ablieferung von 1935 hatte zunächst 53 Konvolute umfasst, von denen 48 in den Bestand aufgenommen wurden. Die übrigen fünf Konvolute wurden aufgelöst und teils in die Bibliothek und die Kartensammlung übernommen, andere Unterlagen als unbedeutend vernichtet.
Bestandsgeschichte: In den Konvoluten 54 bis 84 lagen die 1939 übernommenen Generalakten vor, es folgten in den Konvoluten 85 bis 89 Schriftgut, das nicht in den Bestand gelangte, vor allem Rechnungsbelege. In den Konvoluten 90 bis 121 befanden sich die Landgemeinde-Akten, die beim Landherrnamt nach den einzelnen Gemeinden geführt worden waren. Es folgte in Konvolut Nr. 122 eine Sammlung von älteren Deichrollen. Auch manche der - nach Ausweis der alten Aktenverzeichnisse - 1913 vom Landherrnamt an die Polizeidirektion abgegebenen Akten waren aufgeführt, soweit sie ins Staatsarchiv gelangt waren. Lediglich die in den Konvoluten Nr. 48 und Nr. 84 an das Staatsarchiv gelangten Akten betreffend den Buntentorsteinweg bzw. die Wetterung sind im Aktenverzeichnis des Landherramts nicht aufzufinden, vermutlich waren sie bereits nicht mehr aktuell, als um 1880 die Aktenverzeichnisse angelegt worden waren.
Auch die Ablieferung des Senators für Inneres von 1969 wurde in 58 Konvoluten vorläufig eingelagert. Außerdem wurden einige außerhalb von bestehenden Registraturzusammenhängen an das Staatsarchiv gelangte Akten dem Bestand zugefügt, wenn sich ein inhaltlicher Bezug ergab: Dies waren neben einigen wenigen Handakten aus dem Landherrnamt Unterlagen, die beim Senator für Inneres im Zusammenhang mit Deich- und Wegeangelegenheiten angefallen waren. Diese Ablieferung wurde 2009 erstmals verzeichnet.
Bestandsgeschichte: Registraturkennzeichen oder Signaturen im engeren Sinne hatte es im Landherrnamt nicht gegeben. Dort waren die Akten seit etwa 1877 in Betreff-Gruppen angelegt und verwaltet worden. In Aktenverzeichnissen - eines für Generalakten, eines für die nach Gemeinden geführten Akten - waren die Gruppen alphabetisch nach bestimmten Kennwörtern - z.B. Burger Abwässerungsverband, Eisenbahnwesen - nachgewiesen. Zur Unterscheidung von Gruppen, deren Kennwort mit dem gleichen Anfangsbuchstaben begann, erhielten die Gruppen zusätzlich einen Kennbuchstaben, der nach der alphabetischen Folge der Kennwörter vergeben war. Den Kennbuchstaben A erhielten so 17 Aktengruppen, darunter viele besonders gewichtige, wie z.B. Polizeisachen, Wegesachen oder Armenwesen. Die Liste der Gruppen, in denen die Akten in der Registratur des Landherrnamtes verwaltet worden waren, findet sich im Anhang 2.
Um die Akten bei Benutzungen, die vermutlich bald nach der Wiedereröffnung des Staatsarchivs nach dem Zweiten Weltkrieg begannen, auffinden, ausheben und reponieren zu können, wurden sie seitdem anhand der auf den Konvoluten angebrachten und in die Liste der Aktentitel aufgenommenen Konvolut-Nummern zusätzlich identifiziert. So ergaben sich eindeutige Signaturen, die am Anfang die Nummer des Konvoluts und danach das überlieferte Kennzeichen aus dem Landherrnamt umfassen. Diese Signaturen sind bei der Neuverzeichnung übernommen worden, da der Bestand unter diesen Kennzeichen bereits häufig benutzt und zitiert worden ist.
2005 begann eine Neubearbeitung des Bestand, nicht zuletzt, um ihn in der archivischen Datenbank nachweisen zu können. Die unklaren und komplizierten Signaturen hatten bei Benutzungen immer Schwierigkeiten gemacht, im alten Verzeichnis waren die Akten nicht datiert und über den Titel hinaus war über den Akteninhalt wenig bekannt. Die Lagerung in Konvoluten war weder der Benutzung noch der Erhaltung der Akten zuträglich.
Bestandsgeschichte: Für die Neubearbeitung wurden die Aktentitel aus der vorhandenen Liste in die Datenbank übernommen, Datierung und Verpackung der Akten übernahmen zunächst ab 2005 Heiko Schlemm, später - 2008 und 2009 - die Projektmitarbeiter Ebenhahn und Weyer. An einigen Stellen wurden Unterlagen über Einzelfälle vernichtet, da sie ohne Belang waren, Hinweise darauf finden sich im vorliegenden Verzeichnis ebenso wie Informationen über den Verlust einzelner Akten oder deren Vernichtung in der Behörde. In der Regel wurden jedoch auch die Einzelfall-Unterlagen, die an vielen Stellen des Bestands auftreten, beibehalten: Selbst einzelne Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten sind vorhanden. Im Landherrnamt waren häufig Verzeichnisse zu den einzelnen nach Nummern chronologisch abgelegten Vorgängen einer Akte geführt worden, die im vorliegenden Verzeichnis nachgewiesen sind und zur Orientierung über den Akteninhalt genutzt werden können.
Die in den Aktenverzeichnissen des Landherrnamts genannten Aktengruppen sind bei der Neubearbeitung in ihrer Abgrenzung nicht verändert worden, doch nach sachlichen Gesichtspunkten neu gruppiert worden, so dass sich eine Gliederung entsprechend den Aufgaben des Landherrnamts ergibt. Die alte Gliederung ist an den Signaturen ablesbar.
Dr. Bettina Schleier, September 2010
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Bestand
Literatur: Buchenau, Franz, Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet. Ein Beitrag zur Geographie und Topographie Deutschlands, Bremen 1862 (Gliederung nach Landgebiet am rechten und am linken Weserufer, nach Gohen, nach Feldmarken) Buchenau, Franz, Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet. Ein Beitrag zur Geographie und Topographie Deutschlands, Bremen 1882 (Gliederung nach Landgebiet, nach Gohen, nach Feldmarken bzw. Gemeinden) Buchenau, Franz, Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet. Ein Beitrag zur Geographie und Topographie Deutschlands, Bremen 1900 (Gliederung nach Landkreis, nach Gohen, nach Dörfern und Feldmarken) Buchenau, Franz, Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet. Eine Heimatkunde, hrsg. von Diedrich Steilen unter Mitarb. von Georg Bessell u.a., Bremen 1934 (Gliederung nach Gohen, nach Gemeinden)