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Nachlass Blankenhorn, Erich (Bestand)
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Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1975/0001)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe
Überlieferungsgeschichte
Geb. 14. März 1878 in Karlsruhe, gest. 15. Januar 1963 in Badenweiler. Berufssoldat, Teilnahme am Ersten Weltkrieg, zuletzt Major und Chef des Generalstabs beim Landeskommandanten Baden in Karlsruhe. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Oberst Leiter der badischen Polizei, 1933 entlassen, ab dann ehrenamtlicher Leiter des Badischen Armeemuseums in Karlsruhe (später verlegt nach Baden-Baden und Rastatt; Begründer des Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt).
Der Bestand wurde dem Staatsarchiv Freiburg 1975 von der Landespolizeischule Baden-Württemberg, Freiburg, übergeben.
Inhalt und Bewertung
Unterlagen (Handakten, Fotos, Flugschriften, Plakate, Druckgut) zur Geschichte der badischen Polizei vor 1933
Biografischer Abriss: Erich Blankenhorn wurde am 14. März 1878 als Sohn des Önologen, Besitzers des Weinguts Blankenhornsberg und Vorsitzenden des Deutschen Weinbauvereins Adolph Blankenhorn (1843-1906) in Karlsruhe geboren. Nach Besuch des Gymnasiums begann er 1896 seine Offizierslaufbahn beim Leibdragoner-Regiment. Im Laufe seiner militärischen Karriere war er verschiedenen Stäben zugeteilt, u.a. dem 3. Badischen Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22. Ende des Krieges war er Major und Chef des Generalstabes beim Landeskommandanten Baden in Karlsruhe. Nach der Demobilisierung der Armee und nach der Einrichtung einer entmilitarisierte Zone in Baden, beauftragte ihn das badische Staatsministerium mit dem Aufbau einer kasernierten Sicherheitspolizei im Lande. Innerhalb kurzer Zeit stellte Blankenhorn, der zum Oberst und Chef der Badischen Polizei befördert worden war, in vielen Städten Badens Hundertschaften auf, deren Stärke sich anfänglich auf insgesamt 2.200 Mann belief. In dieser Eigenschaft war er direkt der Polizeiabteilung des Ministeriums des Innern unterstellt. In den unruhigen Anfangsjahren der Weimarer Republik und des Freistaats Baden kam diesen, sich überwiegend aus entlassenen Soldaten rekrutierenden militärähnlichen Einheiten eine besondere Bedeutung zu. Neben seinem dienstlichen Alltagsgeschäft befasste sich Blankenhorn sehr intensiv mit Ausbildungsfragen, darunter besonders mit dem Polizeisport, dem er eine wesentliche Bedeutung für die Schlagkraft und damit Effizienz der Polizeieinheiten zuwies. Unter seiner expliziten Förderung entstanden eines Reihe von Polizeisportvereinen und der Badische Polizeisportverband, zu dessen Vorsitzenden er wurde. Er bekannte sich zur neuen Staatsform und galt als loyaler Diener der Demokratie. Im März 1933 versuchte er, das Hissen von NS-Flaggen auf Karlsruher Dienstgebäuden zu unterbinden. Im April des Jahres wurde er in den einstweiligen, im Juli 1933 schließlich in den Ruhestand versetzt. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass in Karlsruhe eine Sammlung wehrgeschichtlicher Zeugnisse zustandekam, die er ehrenamtlich betreute, wissenschaftlich ordnete und aufbereitete. Im Mai 1934 konnte diese Sammlung als Badisches Armeemuseum im ehemaligen Marstall des Karlsruher Schlosses eröffnet werden. Sein ehrenamtlicher Leiter blieb Erich Blankenhorn. Nach Kriegsende führte er die ausgelagerten Exponate im Neuen Schloss Baden-Baden zusammen. 1949 wurde dort das "Badische Historische Museum" eröffnet, das allerdings schon 1956 nach Rastatt in das dortige Schloss verlegt wurde. Hier bildete es den grundstock für das Wehrgeschichtliche Museum Rastatt, das 1969 in die Zuständigkeit der Bundeswehr kam und seit einigen Jahren in privater Trägerschaft geführt wird. Erich Blankenhorn verstarb am 15. Januar 1963 in Badenweiler.
Bestandsgeschichte: Die von Erich Blankenhorn hinterlassenen Unterlagen vereinigen sowohl Dokumente aus seiner dienstlichen Tätigkeit wie aus Tätigkeiten, die im unmittelbaren Zusammenhang mit seiner dienstlichen Tätigkeit erwachsen sind. Die Unterlagen wurden, nach seinen eigenen Angaben, "im Büro meiner Dienststelle von 1919 bis 1933 fortlaufend gesammelt"; sie sind ihrem Charakter nach Handakten. Nach seiner Entlassung aus dem Dienst nahm Blankenhorn diese Sammlung mit, wodurch sie den Säuberungsaktionen der "neuen Herren" entging. Dies steigert den Wert der Überlieferung, die als wesentliche Quelle nicht nur für die Organisationsgeschichte der badischen Polizei zwischen 1919 und 1933 einen besonderen Wert hat, sondern auch für andere gesellschaftliche Bereiche, v.a. den Polizeisport und die Sportbewegung in der Weimarer Republik im allgemeinen, fast ein Alleinstellungsmerkmal aufweist. Blankenhorn selbst war jahrelang Präsident des Badischen Polizeisportverbandes. Des Wertes seiners Überlieferung war sich auch Blankenhorn bewusst, der das Einzigarte seiner Sammlung auch darauf begründete, dass diese den Aktensäuberungen nach 1933 entgangen sei: "Dass der Polizei-Oberst im Besitz von Polizeiakten war, dürfte wohl behördlicherseits nicht unbekannt gewesen sein. Nach den Akten wurde geforscht. Es gelang aber nicht, ihrer habhaft zu werden" (Schreiben vom 19.6.1956, Registraturakten des Staatsarchivs Freiburg). Die von ihm über den Krieg gerettete Sammlung übergab Blankenhorn im Juni 1956 dem Landespolizeidirektor Dr. Schäfer in Freiburg "zu treuen Händen", der die Unterlagen der Landspolizeischule Baden-Württemberg in Freiburg übergab. Erst Anfang der 70er Jahre erhielt das Staatsarchiv Freiburg Kenntnis von der Existenz dieses Nachlasses, der nach langwierigen Verhandlungen mit der Landespolizeischule und mit der Familie Blankenhorn 1975 schließlich an das Staatsarchiv Freiburg zu Eigentum abgegeben wurde. Bemühungen des Archivs, gleichzeitig den Nachlass des Sohnes Herbert Blankenhorn (1904-1991), 1949 persönlicher Referent Adenauers, 1951 Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, danach Botschafter in Paris und London, zu übernehmen, scheiterten allerdings. Dieser befindet sich heute im Bundesarchiv.
Erschließungsgeschichte: Der weitgehend aus Serienakten bestehende Nachlass war schon von Blankenhorn in Form einer Archivliste grob erschlossen worden. Der Versuch, die Serienakten inhaltlich zu erschließen, blieb nach hoffnungsvollem Beginn allerdings schon nach der zweiten Serienakte stecken. Dies war ein unbefriedigender Zustand, zumal bei einem Nachlass, der doch häufig nachgefragt und benutzt wurde. Vor allem die Fotos, die das Alltagsleben der badischen Polizei aber auch die politische und soziale Wirklichkeit der Weimarer Republik wiedergeben (.u.a. Fotos von der Beerdigung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, 1925, in Heidelberg), waren einer zielgenauen Nutzung weitgehend entzogen. Der Nachlass wurde daher in 2010 durch Kurt Hochstuhl einer Neuverzeichnung unterzogen, die Fotos durch Ewald Krüger-Vaz digitalisiert und - soweit möglich - erschlossen, sodass beide Bestandteile nun online im Internet präsentiert werden können. Seinen besondern Wert gewinnt der "Handaktennachlass" von Erich Blankenhorn zweifelsohne durch die zahlreichen Dokumente zum Sport in der Weimarer Republik (Einladungen zu Sportveranstaltungen, Programme, Ergebnislisten usw.), die weit über die Grenzen Badens hinausreichen. Das von ihm hinterlassene Nachrichtenblatt des Badischen Polzei-Sport-Verbandes ist neben einer Ausgabe in der Universitätsbibliothek Leipzig die einzig nachgewiesene Gesamtausgabe des Verbandsorgans. Der Bestand umfasst 89 Bestellnummern (mit Leernummern), darunter Aktennummern und Fotobestellnummern mit 1855 Digitailsaten in einem Gesamtunfang von 3 lfd.m; er unterliegt keinerlei Nutzungsbeschränkungen. Freiburg im September 2010 Kurt Hochstuhl
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.