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Schöffengericht Kerpen >> 4 Kriminalfälle der Niedergerichtsbarkeit >> 4.2 Körperverletzung
1694
Enthält: Johann Strauß, Schlossmacher in Kerpen, ist angeklagt, Peter Wirths Tochter auf offener Straße geschlagen zu haben. Ob er dem Befehl des Schultheißen Weyerstraß vom 17.8., sich innerhalb 24 Stunden zu verantworten, Folge geleistet hat, oder nicht, wird nicht klar. Jedenfalls kommt es ab dem 7.9. zur Gerichtsverhandlung (Statthalter Schieffer, Schöffen Mausbach, Sieger, Kraux und Jaixen). Der Beklagte rechtfertigt sich damit, dass das Mädchen in seinem Garten vielfältige Zerstörungen angerichtet und Früchte (an anderer Stelle heißt es: Bohnen) gestohlen und allerhand Schmähungen gegen ihn ausgestoßen hätte. So habe er ihr eine "Maultasch geben wollen", sie aber nur mit den äußersten Fingerspitzen getroffen. Die Köchin des Obristwachtmeisters könne dies bezeugen. Peter Wirth behauptet aber, seine Tochter Sophie Margarethe sei von dem Schlag zu Boden und in den Koth und Dreck gefallen. Das Gericht befiehlt den Parteien, falls sie sich nicht bis zum nächsten Termin vergleichen könnten, Beweise beizubringen. Peter Wirth benennt daraufhin Zeugen: neben dem Koch des Obristleutnants (N. N.) Adam Laroß und Reinardt Dorlew, die gehört haben wollen, dass der Koch den Schlag mit "rotunde" (= abgerundete Sache) kommentiert hätte, außerdem Johann Boruß Frau, die auch bei dem Vorfall zugegen war. Zur gleich Zeit, 14.9.1694, muss sich Johann Strauß auch gegen das Stiftskapitel zu Kerpen (? nicht namentlich genannt) vor Gericht verantworten, dass er bereits zum vierten Mahl versucht habe, von den "Metternichs Kämpgen" die für den Zehnten bestimmten Garben wegzufahren. Das Gericht solle nicht nur die Wiedergutmachung (Restitution) verlangen, sondern ihn auch "andern zum Exempel in eine nahmhaffte Brüchte" bestrafen.
Schriftstücke: 3 (+1)
Archivale
Adam Laroß
Boruß, Johann
Dorlew, Reinardt
Jaixen - , Schöffe 1694
Kraux - Schöffe 1694
Mausbach - Schöffe 1694
Schieffer, Statthalter
Sieger, Schöffe 1694
Strauß, Johann, Schlossmacher
Weyerstraß, Schultheiß
Wirth - Peter
Wirth - Sophie Margarethe, Tochter von Peter
Kerpen - Stift St. Martinus
Tätlichkeiten
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.
