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Berliner Stelle des Diakonischen Werkes der EKD (Bestand)
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Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Diakonisches Werk der EKD
1957-1991
Die Berliner Stelle diente als Dienststelle der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD zur Koordination und Abwicklung der Hilfen für die kirchlichen Mitarbeiter und Stellen in der DDR.
Nachfolgebestand von CA/O ab 1957 und ZBB ab 1961.
Kassation unerfassten Schriftguts aus dem Magazin:
- Unterlagen von Pfr. Wallmann zu intern. Kongressen (Nyborg IV, V, VI), 1964-71
- Auszüge aus Dankschreiben, 1961
- Beschaffung med. Geräte für ev. Krankenhäuser in Berlin (Ost) 1963-67
- allg. Darstellungen zum DW/HGSt & zur freien Wohlfahrtspflege, HA Wallmann, 1961-63
- Standard-Schein zu abgegebenen Lebensmittelpaketen Nr. 1-600, 1964
- aufgrund von Todesfällen nicht erfolgte Kuren für DDR-Bürger, 1967-68
- Instrumente & Geräte für Krankenhäuser Bln.-Brdbg. 1960-62
- Instrumente & Geräte für Krankenhäuser Mecklenb., Pommern, Schlesien, Sa.-Anhalt, 1963-67
- Agrarfilm-Wettbewerbe Berlin, Tagungsunterlagen 1968-70
- Bereitstellung von Büchern (Märkische Schriftenmission) & Wege zum Wort für die DDR, 1964
- Nationales Zivilverteidigungsrecht (sogn. Notstandsgesetzgebung) (nur Kopien amtl. Schriftgutes), 1967
- Sitzungsorganisation Diakon. Rat Berlin, 1969-71
- Übernachtungsheim Zehlendorf, 1957
- Neugestaltung des Hofes und neuer Brunnen (R 24), 1966-67
- Stadt des kirchl. Wiederaufbaus Neubrandenburg 1962
- Ev.-ref. Gemeinde Leipzig & Gemeinde Norwood / Massachusetts 1957-59 (nur ein Brief)
- drei Brieftagebücher der Abt. Gefangenendienst, 1962-64
- Fondslisten Pf. Wallmann, 1962-72
- Gefangenendienst: Versandlisten von Paketen (ohne Namen), 1963-67
- Prüfberichte der Hilfswerkssiedlung GmbH 1961-63, 69, 70
- lose Unterlagen zur Vermietung und Instandhaltung Wichernstr. 5, 1959-75
- Unterlagen zur EKU-Synode, 1970
- Dankschreiben für Paketsendungen, 1971
- Provinzialsynodenunterlagen von Chr. Berg, 1962
- Beschaffung von Istrumenten & Geräten (Mecklbg., Pommern, Schles., Anh., Prov. Sach.), 1968-73
- Beschaffung med.-tech. Geräte für Krankenh., Heilanst. & Einzelpatienten in der DDR, Verwendungsnachweis für 1971-72
- Kartei Partnerbegegnungen, 1984
- Philharmonikerspende (nur Lieferscheine von med.-techn. Gerät), 1990
- 1 Karton loser Unterlagen von Pf. Martin Reuer, ca. 1973-75
Hinweis: Dr. Marie-Luise Schikarski (vgl. Uwe Holmer: Der Mann, bei dem Honecker wohnte. Sign.: 2010-423, S. 116 f.).
Vorwort: Die Notsituation nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und die zunächst liberale Kirchenpolitik der sowjetischen Besatzungsmacht gaben dem im August 1945 gegründeten Hilfswerk der EKD die Möglichkeit, seine Arbeit über die Zonengrenzen hinweg zu entfalten. Von den evangelischen Kirchen, die in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) lagen, wurden Bevollmächtigte für das landeskirchlich gegliederte Hilfswerk eingesetzt. Zunächst standen die Abwicklung und Verteilung von Hilfssendungen für die allgemeine Nothilfe und den kirchlichen Wiederaufbau im Vordergrund. Ab 1947 verstärkten sich Behinderungen im Warentransfer. Ein Monopolanspruch auch für die Verteilung kirchlicher Hilfsgüter wurde von der durch die SED gegründeten Volkssolidarität erhoben. Der immer stärker hervortretende Ost-West-Konflikt engte die Möglichkeiten der diakonischen Arbeit ein.
Das zunächst als Abteilung des Stuttgarter Zentralbüros des Hilfswerks konzipierte Zentralbüro Ost entwickelte als "Berliner Stelle" eine überregionale Bedeutung. Nach der Währungsreform in der SBZ wurde eine Ostberliner Filiale eingerichtet. Das Hilfswerk war als gesamtdeutsche Organisation, ähnlich wie die EKD, in der Zeit der wachsenden politischen Spannungen eine wichtige Verbindung und vermittelte zusammen mit den Hilfen das Gefühl, in den drängendsten Fragen nicht allein zu stehen. Als 1950, nach der Gründung der DDR und als Betonung der eigenen Souveränität, ein Einfuhrverbot für ausländische Spenden verfügt wurde, ging das Hilfswerk verstärkt dazu über, Patenschaften zu vermitteln und Unterstützungen über den Postweg zu organisieren. All diese Hilfsmaßen liefen über die "Berliner Stelle".
Auf zentraler Ebene wurde 1957 die Abteilung Ost der Berliner Stelle von Innerer Mission und Hilfswerk in Berlin-Prenzlauer Berg eingerichtet. Angesichts der sich herausbildenden zentralistischen politischen Strukturen der DDR war eine koordinierende Stelle der diakonischen Arbeit notwendig geworden. Das Ostberliner Büro der Berliner Stelle des Diakonischen Werkes entwickelte sich vor dem Hintergrund der Behinderungen in der Zusammenarbeit östlicher und westlicher Abteilungen. Die Abstimmung der Hilfswerksspenden, die Verhandlungen um Einfuhrgenehmigungen oder die Beschaffung von Baumaterialien und anderen Bedarfsgütern diakonischer Einrichtungen gehörte zu den Aufgaben. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 war eine eigenständig arbeitende Dienststelle gebildet worden. Zu den Aufgabenbereichen, die nur in Auseinandersetzung mit zentralen Stellen der DDR zu entwickeln waren, gehörten vor allem:
- Hilfen für diakonische und kirchliche Einrichtungen in der DDR v.a. in Form von:
o Medikamentenhilfe
o Medizinisch-technische Geräte
o Papier- und Literaturhilfen
o Industriewaren- und Verkehrshilfen
o Orgeln- und Läuteanlagen
- Hilfen für kirchliche Mitarbeiter und Notleidende (darunter auch Sozialhilfeempfänger und Strafgefangene) u.a. in Form von:
o Paketpatenschaften
o PKWs
o Erholungsaufenthalte (Müttererholung, Rentner, Kinderverschickung)
" Verwaltung und Verwendung der Mittel "Kirchlicher Bruderdienst":
o persönliche Spenden westdeutscher Pfarrer zur Unterstützung ostdeutscher Brüder und Schwestern
- Koordination und Fahrtkostenerstattung von Ost-West-Partnerbegegnungen
- Verhandlungen und Koordination der 1966 begonnenen valutafinanzierten Bauprogramme der Kirchen und der Diakonie in der DDR (Kirchlicher Wiederaufbau/kirchlich-diakonischer Wiederaufbau)
- Berlin-Reisen und Tagungen für ökumenische Stipendiaten
Die endgültige Zusammenführung von Innerer Mission und Hilfswerk wurde 1969 vorgenommen. Parallel zur Vorbereitung der Gründung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR wurde eine Ordnung erarbeitet und verabschiedet. Mit dieser Ordnung wurden diakonische Leitungsgremien für den Bereich der DDR geschaffen. Dabei wurde zugleich die Eigenständigkeit gegenüber dem Kirchenbund behauptet, dessen Gremien 1970 das Werk "Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR" anerkannten.
Weitere Erleichterungen bei den Randbedingungen diakonischer Arbeit ergaben sich im Nachgang zum Gespräch vom 6. März 1978 zwischen der Regierungsspitze und dem Vorstand der Konferenz der Kirchenleitungen. Trotzdem bestand gegenüber diakonischen Handlungsfeldern teilweise erhebliches Misstrauen. Das erfuhren verantwortliche diakonische Mitarbeiter, wenn sie in Gesprächen mit Vertretern des Staates beziehungsweise der SED zusammentrafen. Obwohl einige Fragen der diakonischen Arbeit durch vertragliche Vereinbarungen geregelt waren, blieben viele Bereiche ohne rechtliche Klärung.
Insgesamt hatte die SED mit ihrer Verhältnisbestimmung gegenüber der Diakonie widersprüchliche Ziele verfolgt. Einerseits wurde die Diakonie mit der Kirche identifiziert und galt wie diese als überkommene und überholte gesellschaftliche Strukturform. Andererseits, und diese Sicht überwog in den 80er Jahren, wurde die soziale Arbeit der Diakonie benötigt. Dieser Zielkonflikt sollte durch eine Instrumentalisierung der Diakonie gelöst werden. Indem der Diakonie verstärkt die Förderung und Betreuung behinderter Menschen überlassen wurde, sollten kirchliche und diakonische Kräfte gebunden und zugleich staatliche Aufwendungen vermindert werden.
Dass die Diakonie in der DDR sich trotzdem zu einem beachtlichen kirchlichen Arbeitsfeld mit 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt hatte, hat mehrere Ursachen. Zum einen traf in der DDR die atheistische Gesellschaftskonzeption der SED auf eine lange Tradition diakonischen Engagements, der gegenüber einfache religionsfeindliche Positionen nicht zutrafen. Zum anderen wurde die Diakonie in der DDR durch die bundesdeutsche Diakonie und Kirche finanziell und institutionell unterstützt. Nicht zuletzt sahen viele ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in ihrem Engagement in den verschiedenen diakonischen Bereichen eine Bewährung ihres Glaubens angesichts des ideologischen Druckes in der DDR.
Gerhard Bosinski (Hg.), gemeinsam mit Herbert Berger, Hans-Dietrich Schneider, Paul Toaspern, Reinhard Winkelmann: "... und tue desgleichen": Informationen, Berichte und Bilder aus der Arbeit der Diakonie in den evangelischen Landes- und Freikirchen in der DDR, Berlin 1975.
Gerhard Bosinski (Hg.): Zur Antwort bereit. Missionarisch-diakonische Arbeit der Evangelischen Landes- und Freikirchen in der DDR, Berlin 1978.
Heinz-Georg Binder: Die Bedeutung des finanziellen Transfers und der humanitären Hilfe zwischen den Kirchen im geteilten Deutschland, in: Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), Deutscher Bundestag (Hg.), Bd. VI, Kirchen in der SED-Diktatur, Frankfurt am Main 1995, 559-582.
Ingolf Hübner/Jochen-Christoph Kaiser (Hg.): Diakonie im geteilten Deutschland. Zur diakonischen Arbeit unter den Bedingungen der DDR und der Teilung Deutschlands, Stuttgart/Berlin/Köln 1999.
Martin Reuer: Diakonie als Faktor in Kirche und Gesellschaft, in: R. Henkys (Hg.): Die Evangelische Kirche in der DDR: Beiträge zu einer Bestandsaufnahme, München 1982, 213-242.
Gekürzte und leicht veränderte Fassung von: Ingolf Hübner: Diakonie in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR, in: http://www.diakonie.de/diakonie-in-der-sowjetischen-besatzungszone-und-der-ddr-9220.html.
Der Bestand wurde von Johannes Röhm (um 2010) und Kristina Ruppel (2014) verzeichnet.