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Nachlass Held, Heinrich (Bestand)
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Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.1 Nachlässe und Familienarchive >> 5.1.2 Nachlässe >> Nachlässe F - K
1882-1959
Vorwort: I. Biographie Heinrich Held wurde am 6. Juni 1868 in Erbach im Taunus (Kreis Limburg a.d. Lahn) als sechstes Kind des Landwirts, Kaufmanns und Kapellmeisters Johann Held (1825-1892) und dessen Frau Susanna, geb. Müller (1827-1902) geboren. Er wurde katholisch und antipreußisch (Hessen-Nassau war erst 1866 preußische Provinz geworden) erzogen. Die Volksschule besuchte er in Erbach von 1873 bis 1882, woran sich ein Studium der Musik am Konservatorium in Wiesbaden anschloss. Sein eigentliches Ziel war aber, wie seine beiden älteren Brüder an einer Universität zu studieren. Auf dem – wie man heute sagen würde – zweiten Bildungsweg erreichte er zunächst 1886 die Zulassung zum humanistischen Gymnasium in Straßburg (Elsaß), wo einer seiner Brüder als Lehrer tätig war. Nach dem Abitur (1890) studierte er an den Universitäten Straßburg (1892-1895) und Marburg (1895-1896) Rechtswissenschaften, Volkswirtschaft und Geschichte. Die Frage, ob Held sein Studium mit dem ersten juristischen Staatsexamen abschloss, lässt sich nicht eindeutig klären [vgl. Richard Keßler, Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie 1868-1924 (=Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter, Band 6), Berlin 1971, S. 17]. Schon zu Beginn seines Studiums in Straßburg hat sich Held dem „Volksverein für das katholische Deutschland“ angeschlossen. 1893 trat er dem Zentrum bei und orientierte sich an den sozialreformerischen und demokratischen Ideen des linken Parteiflügels unter Ernst Lieber, den er 1902 in einem biographischen Aufsatz würdigte. Wegen seiner politischen Tätigkeit konnte Held nach dem Staatsexamen nicht mit einer Anstellung im Dienst der Reichslande Elsaß-Lothringen rechnen. Er zog deshalb von vornherein eine journalistische Beschäftigung vor, so beim „Pfälzer Boten“ in Heidelberg, und veröffentlichte verschiedene historische Biographien. Seit 1899 war Held Chefredakteur beim „Regensburger Morgenblatt“, das 1910 mit dem „Regensburger Anzeiger“ vereint wurde. Die Zeitung gehörte dem Buchdruckereibesitzer Josef Habbel (1846-1916), dessen Tochter Marie (1880-1941) er am 21.4.1901 heiratete. Am 31.7.1902 erlangte der das Bürgerrecht der Stadt Regensburg, 1906 wurde er Mitinhaber von Druckerei und Zeitung. Nachdem Held sein 1903 errungenes Reichstagsmandat dem Freiherrn von Pfetten-Ramspau überlassen hatte, konzentrierte er sich zunächst auf katholische Verbandaktivitäten und Regensburger Kommunalpolitik. Seit 1902 war er Mitglied der sozialen Kommission des Verbandes katholischer kaufmännischer Vereinigungen, 1906 wurde er 1. Präsident der Generalversammlung dieses Verbandes in Barmen. In staats- und sozialpolitischen Kursen im Verein „Arbeiterschutz“ plädierte er für das Koalitions- und Streikrecht der Arbeiter und gehörte so zu den Mitbegründern der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Regensburg. 1904 und 1906 war Held 1. Schriftführer der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Regensburg und Essen. Seit 1908 saß er als Gemeindebevollmächtigter im Gemeindekollegium der Stadt Regensburg und kämpfte dort gegen den „Rathausliberalismus“ und für die politische und soziale Emanzipation der Arbeiter und der wirtschaftlich Benachteiligten. Ein großer Erfolg war die Durchsetzung des Verhältniswahlrechts zumindest auf dieser untersten politischen Ebene im Jahr 1908. In diesem – seit 1919 Stadtrat genannten – Gremium blieb Held bis 1924 vertreten, obwohl er seit 1907 auch Landtagsabgeordneter war. 1926 wurde er Ehrenbürger von Regensburg. Als Landtagsabgeordneter vertrat Held den Wahlkreis Burglengenfeld-Schwandorf-Parsberg, seit 1919 den Wahlkreis Waldmünchen-Oberviechtach-Vohenstrauß und dazu zeitweise auch den Wahlkreis Kemnath bzw. Regensburg-Stadt. Parteipolitisch zählte Held beim Bayerischen Zentrum zum demokratischen Flügel Georg Heims, des Führers des mitgliederstarken Christlichen Bauernvereins. 1914 wurde er Fraktionsvorsitzender im Landtag, kurz danach Landesvorsitzender des bayerischen Zentrums und 2. Vorsitzender im Reichsausschuss der Deutschen Zentrumspartei. Seit 1908 war er Referent seiner Partei für die Beamtenbesoldung und das neue Beamtengesetz, 1909 für das Kommunalsteuergesetz. Jahrelang führte er das Referat für den Etat der Zölle, des Bergwerks, Hütten- und Salinenwesens, der Post und in Vertretung auch für den Eisenbahn- und Kultusetat. Bei den Debatten über das bayerische Budget wie bei allen wichtigen Anlässen war der Finanzexperte und Sozialpolitiker Held der Hauptredner seiner Fraktion. Er war Mitglied im Finanzausschuss (1. Vorsitzender 1919-1924), im Steuerreform-Ausschuss, im Ständigen Landtagsausschuss, im Ausschuss zur Beamtengesetzgebung, im Ausschuss für Heimat- und Armengesetzgebung (1912 Vorsitzender). Seit 1914 war er Landtagskommissär bei der Staatsschuldenverwaltung. Ein weiterer Schwerpunkt in Helds politischem Leben war sein Engagement in der Verkehrspolitik, speziell die Realisierung der Idee einer europäischen Großschiffahrtsverbindung vom Rhein zum Schwarzen Meer. Das theoretische Forum für diese Idee bildete die von ihm 1916 gegründete hauseigene Zeitschrift „Die freie Donau“. Held knüpfte Kontakte zu südosteuropäischen Handels- und Schiffahrtsgesellschaften (z.B. Bulgarischer Lloyd), war Aufsichtsratsmitglied u.a. im Bayerischen Lloyd und in der „Bavaria-Schiffahrts-GmbH“, der späteren „Rhein-Main-Donau AG“ (dort zeitweilig 2. Vorsitzender und 1. Vorsitzender des Finanz- und Verwaltungsausschusses). Wegen seiner Verdienste um die Förderung des Rhein-Main-Donau-Kanals und der Donaudampfschiffahrt wurde er bereits am 30.3.1917 mit dem Titel eines königlichen Geheimen Hofrats geehrt (1914 Michaelsorden 4. Klasse, 1918 Michaelsorden 3. Klasse). Neben seinen privatwirtschaftlichen Initiativen sind noch Helds verkehrspolitische Aktivitäten in staatlichen Gremien zu nennen: 1908 Mitglied im bayerischen Eisenbahnrat, 1917 Strombeirat, 1920 Reichseisenbahnrat und Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost, 1921 Reichswasserstraßenbeirat. Während des Ersten Weltkriegs entfaltete Lori eine rege Tätigkeit auf allen Gebieten der öffentlichen Fürsorge, für die er mit dem König-Ludwig-Kreuz für Kriegsverdienste in Silber und Bronze sowie mit dem preußischen Verdienstorden für Kriegsverdienste ausgezeichnet wurde. Bei der Anfang November 1918 beschlossenen Regierungsumbildung unter Berufung von Ministern aus den drei großen Landtagsfraktionen war Held als Minister ohne Portefeuille vorgesehen, was aber durch die Ausrufung der Republik durch Kurt Eisner am 8. November vereitelt wurde. Eine der Folgen war auch die Gründung der Bayerischen Volkspartei (BVP) am 12. November in Regensburg durch die bisherigen Zentrumsparlamentarier Georg Heim und Sebastian Schlittenbauer. Bei der Gründungsversammlung am 15. November in München war auch Held maßgeblich beteiligt, der sich – wohl auch unter dem Eindruck der Revolution – in der Folgezeit ein eher staatskonservatives Weltbild zu eigen machte. Für die BVP übernahm er auch wieder den Fraktionsvorsitz im Landtag, dem er bis 1933 angehörte. Bei den Beratungen über eine neue bayerische Verfassung in Bamberg und – nach dem Ende der Rätezeit – in München spielte Held eine herausragende Rolle. Er war Mitglied der 27köpfigen Verfassungsausschusses und neben dem sozialdemokratischen Berichterstatter Friedrich Ackermann Mitberichterstatter (zusammen mit Robert Piloty). In seinem Verlag gab Held eine kommentierte und mit einer historischen Einleitung versehene Ausgabe heraus. 1921 war Held Präsident des Deutschen Katholikentags in Frankfurt am Main. Der Höhepunkt seiner politischen Karriere war die Wahl zum Bayerischen Ministerpräsidenten am 28.6.1924 mit den Stimmen der BVP, der deutsch-national gesinnten „Bayerischen Mittelpartei“ und des Bayerischen Bauern- und Mittelstandsbundes. Um seine Unabhängigkeit zu wahren, legte Held sofort seine zahlreichen Mitgliedschaften in verschiedenen Aufsichtsräten von Industrie und Wirtschaft nieder. mit dem Amt des Ministerpräsidenten war das Staatsministerium des Äußern gekoppelt. Im Zuge der Staatsvereinfachung übernahm Held am 31.7.1927 auch das Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe. Nach dem Austritt des Bauernbundes aus der Koalition regierte Held seit dem 20.8.1930 geschäftsführend weiter ohne parlamentarische Mehrheit im Landtag. In seine Amtszeit fällt der Abschluss des bayerischen Konkordats mit dem Heiligen Stuhl und der evangelischen Kirchenverträge im Jahr 1925. Von Papst Pius XI. wurde er dafür mit dem Großkreuz des päpstlichen Piusordens mit Stern ausgezeichnet und erhielt die erbliche Würde eines „comes Romanus“ (bereits 1921 Verleihung des päpstlichen Silvesterordens, 1929 Goldener Jubiläumsorden Bene merenti durch Papst Pius XI., 1930 Verleihung der päpstlichen Goldmünze). Ebenfalls im Jahr 1925 gehörte Held zu den Mitbegründern des Deutschen Museums (1926 Goldener Ehrenring, Ehrenvorsitzender) und der Deutschen Akademie (1928 Senator). Wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft erhielt er zahlreiche Auszeichnungen: Ehrenpromotionen der Universitäten Innsbruck (1922: Dr. phil. h.c.; 1928: Dr. rer. pol. h.c.), München (1926: Dr. oec. publ. h.c.; 1928 Dr. med. h.c.) und Würzburg (1932: Dr. jur. h.c.) sowie Ehrungen der TH München (1926: Dr. Ing. Eh.h.) und der Universität Erlangen (Ehrensenator). Nach dem Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert wurde Held als Kandidat der BVP für die Wahl am 19.3.1925 aufgestellt, die dann der Generalfeldmarschall von Hindenburg im zweiten Wahlgang für sich entscheiden konnte. Auf der Länderkonferenz in Berlin (1928-1930), auf der verschiedene Modelle der Reichsreform diskutiert wurden, vertrat Held einen dezidiert föderalistischen Standpunkt, ohne seine absolut reichsdeutsche nationale Gesinnung zu verleugnen, und konnte so auch die Befürworter eines vermeintlich kostengünstigeren Einheitsstaates überzeugen. Schärfsten Protest legte Held gegen die Ernennung Papens zum Reichskommissar in Preußen am 20.7.1932 ein, die noch vor Hitlers Machtergreifung ein erster Schritt zur unitaristischen Gleichschaltung der Länder bedeutete. In Bayern versuchten einige Kreise, denen sich Held nicht anschließen wollte, dieser Tendenz noch in den Anfangsmonaten des Jahren 1933 mit monarchistischen Restaurationsplänen entgegenzusteuern. Jedoch am 9.3.1933 wurde General a.D. Franz von Epp gegen den Widerstand des Kabinetts Held zum Reichskommissar ernannt. Am 15.3.1933 war Held gezwungen, sein Amt als Ministerpräsident niederzulegen. Einer Flucht ins sichere Ausland verweigerte sich Held stets. Er widmete sich wieder ganz seiner Verlegertätigkeit und schrieb heimatverbundene Erzählungen (z.B. „Der Schäferkönig“ oder „Die Kirmes von Herold“). Eine geregelte journalistische Tätigkeit in Regensburg wurde aber von den Nationalsozialisten durch mehrmaliges Verbot des „Regensburger Anzeigers“ und durch Entziehung der Verlagsrechte unterbunden, um nur die materiellen Repressionen zu nennen. Am 4.8.1938 starb Heinrich Held und wurde auf dem Unteren Katholischen Friedhof in Regensburg begraben. Er hinterließ zwei Töchter (Margarete, Elisabeth) und drei Söhne: der älteste Sohn, Dr. Dr. Josef Held (1902-1964), setzte die historische, journalistische (Schriftleiter von „Die freie Donau“ nach 1948) und verkehrspolitische Tätigkeit im Sinne seines Vaters fort; der zweite Sohn Heinrich fiel 1945 in Russland; der dritte Sohn Philipp (1911-1993) war von 1966 bis 1974 bayerischer Justizminister. II. Überlieferung, inhaltliche Bewertung und archivische Bearbeitung des Nachlasses Am 4.12.1968 wurde der Nachlass Heinrich Helds von seinem Sohn, dem damaligen bayerischen Justizminister Dr. Philipp Held, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv übergeben. Der Nachlass bestand – thematisch vorgeordnet – aus 44 geschlossenen Kästen, 5 Akten, 19 Paketen und 26 Leitzordnern. Dazu kamen 10 einzelne persönliche Dokumente, die durch Frau Margarete Feichtmayr, eine der Töchter Helds, übergeben wurden. Die Verzeichnung des ca. 12 Regalmeter umfassenden Bestandes wurde immer wieder von verschiedenen Archivaren und Archivreferendaren in Angriff genommen, konnte aber erst durch Archivoberrat Korn zum Abschluss gebracht werden. Die dadurch etwas disparate Verzeichnung konnte auch in einem zweiten Bearbeitungsdurchgang, der der Sachaktenbildung in behördlichen Registraturen vergleichbar ist, nicht immer ausgeglichen werden. Das Hauptaugenmerk wurde deshalb auf eine differenzierte Strukturierung des Bestandes gelegt. Inhaltlich sind nicht alle in der voranstehenden Biographie Helds genannten Aufgabenbereiche und Ereignisse im Nachlass dokumentiert. Gerade das persönlich-private Moment kommt verhältnismäßig zu kurz, wie auch der Nachlass kaum eigenhändige Briefentwürfe, Reden oder tagebuchartige Notizen enthält. Es ist zu vermuten, dass sich ein gewichtiger Teil des Nachlasses noch im Familienbesitz befindet. Ein Großteil der Dokumente im Nachlass spiegelt vielmehr die verschiedenen Aktivitäten Helds als Politiker wieder, vor allem als Landtagsabgeordneter und Mitglied zahlreicher Ausschüsse. Die zahllosen Petitionen, Denkschriften und Druckerzeugnisse weisen den Nachlass als eine immense Materialsammlung zu allen politischen Fragen der damaligen Zeit aus. Archivische Hauptaufgabe war deshalb eine sinnvolle Sachaktenbildung, die im Repertorium durch Enthält-Vermerke präzisiert wird. Auch die Strukturierung des Nachlasses orientierte sich in erster Linie an Sachbetreffen. Dabei waren zeitliche und inhaltliche Überschneidungen mit den wenigen chronologisch festgelegten Abschnitten (Erster Weltkrieg, Revolution und Rätezeit, Innenpolitische Krisen, Amtszeit als Ministerpräsiden) nicht zu vermeiden. Auf Querverweise wurde aber generell verzichtet. Aus diesem Rahmen fällt der Großteil der Briefe an Held, die nicht einem bestimmten Sachbetreff zugewiesen sind. Bei der allgemeinen Korrespondenz, in der Mehrzahl Bittgesuche aus der Bevölkerung an Held, konnten die alphabetisch nach Ausstellern und jahrgangsweise von Held selbst angelegten Aktenordner übernommen werden. Ebenfalls nur chronologisch geordnet wurden die sogenannte „politische“ und die „private“ Korrespondenz und die Briefe aus seiner Amtszeit als Ministerpräsident. Einige umfangreichere Briefwechsel mit bestimmten Korrespondenzpartnern wurden bereits von Held selbst gesondert aufbewahrt, denen aufgrund neuer Aktenbildung noch einiges hinzugefügt werden konnten. Getrennt vom Nachlass Heinrich Helds wurden alle Dokumente, die sich eindeutig seinem Sohn Josef zuweisen ließen. Dort findet sich auch viel biographisches Material über den Vater. Die Materialsammlung Josef Helds über den Rhein-Main-Donau-Kanal (er promovierte mit diesem Thema) ergänzt die entsprechenden Unterlagen im Nachlass des Vaters. 08.12.1987 Dr. Michael Stephan, Archivrat z.A. Neben dem Nachlass Heinrich Held verwahrt das Bayerische Hauptstaatsarchiv auch (Teil-)Nachlässe seiner beiden Söhne: NL Held, Josef NL Held, Philipp