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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 449 h
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Bestände vor 1803 bzw. vor 1806/10 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien
1614-1802 (Va ab 1572, Na bis 1812)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält die Akten des um die Mitte des 16. Jahrhunderts gegründeten, 1856/57 aufgelösten Eisenwerks Unterkochen aus ellwangischer Zeit (bis 1802) und gliedert sich wie folgt: Verwaltungs- und Kanzleiorganisation (um 1670-1805); - Personalsachen (1645-1806), darin: Anzeigen über Personalveränderungen bei den ellwangischen Zentral- und Lokalbehörden (1719-1802); - Zunftwesen (1683-1807); - Ordnung und Sicherheit des Werks (1645-1807); - Strafsachen (1641-1805); - Bausachen (1678-1810); - Gütersachen (1640-1812); - Kassen- und Rechnungswesen (1650-1805); - Rohstoffe: Erz- und Masseleisen (1752-1805), Kohlholz und Kohl (1628-1807); - Werkseinrichtung und -erweiterung (1638-1805); - Produktion und Betriebsresultate (1682-1804), darin: Bericht über das Hammer- und Bergwerk Kleinmohrau/Sachsen, 1682; - Absatz und Preise (1669-1806).
Vorbemerkung: Die Anfänge der Eisenindustrie am oberen Kocher liegen im frühen 16. Jahrhundert: 1518 verleiht Propst Heinrich von Ellwangen dem württembergischen Erbmarschall Konrad Thumb von Neuburg und dem Stuttgarter Bürger Burckhard Fürderer einen Grasplatz an sog. Bolrain in Unterkochen zur Errichtung eines Schmelzwerks, mit dem Recht, dort nach Erz zu graben. Doch war diesem Projekt kein Erfolg beschieden, ebensowenig wie der späteren Belehnung der Ulmer Patrizier Jörg Besserer und Hans Walter Ehinger (1539). Erst als eine größere Gründung, das gemeine Gewerk des Eisenhandels in der Herrschaft Heidenheim, mit Herzog Christoph von Württemberg an die Spitze sowie den Teilhabern Martin Eysengrein, Bürger zu Stuttgart, Balthasar Moser, Bürger zu Göppingen, und Michael Dauer, Bürger zu Heidenheim, Erzsuche und -verarbeitung im Kocher- und Brenztal in die Hand nahm, gelang der Durchbruch. 1558 wurde das Gewerk mit Erzregal und Hüttenmonopol am Bolrain belehnt und im gleichen Jahr erkaufte es von Peter von Pragenhofen das 1551 begründete und der Propstei Ellwangen lehenbare Schmelz-, Schmied- und Hüttenwerk zu Oberkochen. Durch Auskauf seiner Teilhaber brachte Herzog Friedrich von Württemberg 1598 die Werke Unter- und Oberkochen in seinen alleinigen Besitz; sein Nachfolger Johann Friedrich verkaufte sie aber bereits 1614 wieder an die Propstei Ellwangen für 55.000 Gulden, nicht zuletzt wohl wegen der immer schwierigeren Kohlholzbeschaffung im nichtwürttembergischen Territorium. Wenige Jahre zuvor hatten die Fürstpröpste mit der Erzgewinnung und -verhüttung in eigener Regie begonnen. Den Anstoß dazu gab die Ablehnung eines an Hans Sigmund von Wöllwart gerichteten Kaufvorschlags, der auf seinem Gebiet bei Attenhofen auf einen ertragreichen Flöz gestoßen war. Als der Erzgräber Konrad Hofele die Fortsetzung des Attenhofer Flözes bei Wasseralfingen entdeckte, wurde 1611 ein eigener Schmelzofen in Abtsgmünd erbaut. Das Werk Oberkochen mit Schmelzofen, Eisenschmiede, Schlackenpoche und Laborantenhaus fiel dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer: 1644 wurde der Ofen abgebrochen, dafür aber in Unterkochen 1645-1650 ein neuer Ofen erbaut. Da die aus der Hirschklinge bei Wasseralfingen geförderten Erze unter Entrichtung von Zoll durch öttingisches Gebiet geführt werden mussten, begann man 1668 mit dem Bau eines Hochofens in der Nähe von der Grube bei Wasseralfingen. Die Öfen in Unterkochen und Abtsgmünd wurden aufgegeben, hier blieben fortan nur die Hammerwerke bzw. Schmieden. Wasseralfingen wurde der alleinige Hersteller des gesamten Eisens in der Fürstenpropstei. 1802/1803 kam mit dem ellwangischen Territorium auch das Eisenwerk Unterkochen (wieder) in württembergischen Besitz. In den Jahren 1856-1857 wurde es aufgelöst; Personal, Produktionseinrichtungen und Materialien gingen größtenteils auf das Hüttenwerk Wasseralfingen über. Verwaltet wurden die ellwangischen Eisenwerke von je einem fürstlichen Kameralbeamten, in Unterkochen und Abtsgmünd "Faktor", in Wasseralfingen "Schmelzverwalter" genannt. Ihnen oblag das ganze Rechnungswesen, die Anstellung der Taglöhner und die indirekte Überwachung des Werkbetriebs. "In all demjenigen, was ihre Eisenarbeit, Handel und dahin eingeschlagene Geschäften anbelanget" vertraten sie den Werksangehörigen gegenüber die Stelle des Oberamtmanns. Vor der Errichtung der Hofkammer (1734) unterstand der Faktor dem Hofrat. Da eine eigene Aufsichtsbehörde für alle drei Werke fehlte, mussten immer wieder andere Beamte mit ihrer Beaufsichtigung betraut werden: die Hofratsordnung von 1694 übertrug diese Aufgabe dem Kanzler unter Mitwirkung des zuständigen Oberamts, 1718 war sie dem Kastellan unter Zuziehung des Kastners anvertraut. 1733 ging die Inspektion auf die Forst- und Jagdkommission über, aber mit der Errichtung der Kammerbehörde im darauffolgenden Jahr wurden dieser die Schmelz- und Faktoreiverwalter unmittelbar unterstellt. Innerhalb der Kammer wurde 1784 ein eigenes Department für die Eisenwerke errichtet und mit dessen Leitung der Hofkammerrat und Schmelzverwalter von Wasseralfingen Johann Gottfried Högg beauftragt. In württembergischer Zeit unterstand das Werk zunächst (seit 1803) dem Salinen- und Bergwerksdepartement (1806: Bergwerk-, Salinen- und Münzdirektion; 1807: Departement des Bergwerk-, Salinen-, Hütten- und Münzwesens; 1811: Sektion des Bergwerk-, Salinen-, Hütten- und Münzwesens), seit 1817 dem Bergrat. Liste der Faktoreiverwalter zu Unterkochen (nach H. Pfeifer, S. 226, s. Literaturhinweis): 1614-1621 Albrecht Hoffmaier 1621-1628 Hans Jebelin (Jehlin) 1628-1635 Melchior Linder 1650-1669 Philipp Schöberl 1669 Friedrich Croneysen 1669 Johann Philipp Gerber 1669-1687 Ferdinand Ernst Tonsor 1687-1696 Johann Ludwig Handschuech 1696-1715 Wolfgang Servil. Schöberl 1716-1736 Johann Anton Thanner 1737-1738 Johann Leonhard Raith 1738-1746 Joseph Ignaz Wöhr 1746-1754 Wilhelm Babo 1758-1762 Johann Joseph Leonhard Graf 1762-1771 Johann Fidel Walter 1772-1787 Johann Constantin Bröm 1788-1802 Jakob Schulz Nach Aufhebung der staatlichen Hüttenverwaltung im Jahre 1921 und der Umwandlung in die "Schwäbischen Hüttenwerke G.m.b.H.", an der das Land Württemberg und die Gute-Hoffnungs-Hütte in Oberhausen sich mit je 50 % der Aktien beteiligten, betrieb die Bauabteilung des Finanzministeriums als Nachfolgebehörde des Bergrats bzw. der Bau- und Bergdirektion seit 1926 die Ablieferung der älteren Akten der Hüttenwerke an die staatliche Archivverwaltung. Die Archivalien des Werkes Unterkochen wurden im November 1931 und Januar 1933 von den Schwäbischen Hüttenwerken G.m.b.H. dem Staatsarchiv Ludwigsburg zugestellt. Hier verzeichnete unter Leitung von Staatsarchivrat Dr. Stemmler der Archivangestellte Tremel im Jahre 1955 die Akten nach 1802 (Repertorium F 143). Die ab 1614 vorliegenden Rechnungen wurden dem Bestand B 384 (Stift Ellwangen, Neuere Rechnungen) zugeteilt. Der vorliegende Aktenbestand aus ellwangischer Zeit (1614-1802) wurde im Herbst 1963 von dem Unterzeichneten bearbeitet, wobei ihn der Archivangestellte Röhrich bei Feststellung von Umfang und Laufzeit der Einzelfaszikel unterstützte. 51 Büschel aus der Zeit zwischen 1803-1805 mußten dem von Tremel verzeichneten jüngeren Bestand (F 143) zugewiesen werden. Büschel mit Akten vor und nach 1802 wurden im vorliegenden Bestand belassen. Klassifikation und Gliederung konnten nicht an die 1808 von Faktor Hefele vorgenommene Neuordnung der Werksregistratur anknüpfen. Die Rekonstruktion dieses Rubrikenschemas (Fach I - LV mit jeweiliger Durchzählung der Faszikel) auf Grund der noch vorhandenen Signaturen ergab zwar ein gewisses systematisches Ordnungsprinzip, das jedoch wegen seiner Unübersichtlichkeit und der Unvollständigkeit des Materials nicht herangezogen wurde. Soweit sich diese Signaturen noch erhalten haben, sind sie bei dem jeweiligen Büschel angegeben. Literatur: Beschreibung des Oberamts Aalen. Stuttgart 1854 G.M. Pazaurek, Das fürstpröpstlich Ellwangische Hüttenwerk Wasseralfingen 1670-1801; in: Ellwangen Jahrbuch 1926-1628 S. 58-110 H. Pfeifer, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen: Veröff. d. Kom. f gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, 7. Band, Stuttgart 1959 Der Bestand umfasst 364 Büschel auf 2,5 lfd. m. Ludwigsburg, Dezember 1963 Dr. A. Seiler